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Berliner Papiermesse des Zentralverbandes der Schulbuchhändler, Papier- und Schreibwarendetaillisten in Berlin Der Zentralverband hat wie im vorigen so auch in diesem Jahr in Berlin eine Ausstellung der Herbstneuheiten in Papier- und Schulwaren veranstaltet. Die Ausstellung fand im Lehrer vereinshaus am Alexanderplatz statt und war in dem zwei Stock werke hoch gelegenen großen Festsaal dieses Hauses sowie in dem Vorraum des Festsaales untergebracht. Die Ausstellung war so gut beschickt, daß beide Säle voll besetzt waren und Anmeldungen in den letzten Tagen wegen Raummangels zurückgewiesen werden mußten. Die Berliner Papiermesse hat den Zweck, denjenigen Berliner Papierhändlern, welche die Leipziger Herbstmesse nicht besuchen, Gelegenheit zur Besichtigung der Herbstneuheiten zu geben. Die Mehrzahl der Vereinsmitglieder dürfte in der Haupt sache Schulwaren vertreiben, und dementsprechend überwogen auch auf der Ausstellung diejenigen Fabrikanten, welche Schul waren herstellen und vertreiben. So zeigten die Firmen Ferd. Asheim in Berlin und Union Lernmittel-Gesellschaft m. b. H. in Berlin Lernmittel verschiedenster Art, wie Zeichenblöcke, Schulmappen, Schreibgeräte in großer Anzahl. Bleistifte, Federn und Federhalter wurden vorgeführt von den Firmen Joh. Faber in Berlin und Heintze & Blanckertz in Berlin. E. W. Leo Nach folger in Leipzig, Ed. Moster & Co. in Berlin, Mumm & Zaum in Berlin, Sonnenfeld & Co. in Charlottenburg zeigten ihre hübsch ausgestatteten Farbstifte und Malkästen. Tinte, Farben und Farbbänder wurden in reicher Auswahl vorgelegt von Günther Wagner in Hannover, Eduard Beyer in Chemnitz, Reinhold Tetzer in Berlin und Wilh. Haber in Berlin. Notizbücher und Schulhefte wurden gezeigt von der Brieger Geschäftsbücherfabrik W. Löwen thal in Brieg, Heinrich Gartenberg als Vertreter der Firma Carl Berberich in Berlin, Emil Romann als Vertreter der Firma T. T. Heinze in Brieg, Weber & Eichenberg in Hagen und Ernst Wolfgramm in Berlin. Kartonnagen und Formularschränke wurden vorgeführt durch Aug. Finkenrath Söhne in Elberfeld, Emil Grunow sen. in Berlin, 1. Borchard in Berlin und anderen. Briefordner waren zu sehen von Herm. Herdegen in Stuttgart, von der Kismet-Registratur G. m. b. H. in Berlin, von William Löwenthal in Berlin und Tranitz & Sauer in Sebnitz. Außerdem waren eine Anzahl Firmen mit Papier und Papierwaren aller Art, Postkarten, Kopiermaschinen, Photographierahmen, Schreib zeugen, Gesangbüchern usw. vertreten. Die neuen, in diesem Blatt bereits beschriebenen Spielwaren von Raphael Tuck’s Verlag in Berlin wurden viel beachtet. Die Smith Premier Schreib maschinen G. m. b. H. in Berlin W führte ihre Systemotyp- Maschine, die sich sehr gut zum Einträgen in Geschäftsbüchern eignet, vor. Karl Krause in Leipzig zeigte eine Anzahl von Hand betriebener Papierverarbeitungsmaschinen, die nicht nur in klei neren Buchbindereien, sondern auch in vielen Papiergeschäften Anwendung finden. Die Ausstellung war von Anfang an gut be sucht und dürfte den Ausstellern guten Nutzen gebracht haben. Ihr Zeitpunkt war güns.ig gewählt, denn viele Aussteller konnten ihre hier vorgeführten Muster nach Beendigung der Ausstellung sofort nach der Leipziger Herbstmesse senden. Briefzeichen Ueberall im täglichen Leben macht sich infolge des ständig wachsenden Wohlstandes der Wunsch und das Bestreben geltend, bei allem, was das äußere Leben schön und angenehm macht, in höherem Maße als bisher die Kunst sich dienstbar zu machen. Vieles gewinnt ja durch sie erst Leben und Farbe und Sinn. Bei der hohen Bedeutung des schriftlichen Verkehrs, der mit der Vermehrung und Vervollkommnung unserer Verkehrsmittel eine ungeahnte Höhe erreicht hat und weiterhin noch mächtig im Steigen begriffen ist, nimmt es deshalb einigermaßen Wunder, daß von den tausenderlei Reformen in unseren Einrichtungen durch das moderne Kunst gewerbe das Briefpapier bisher ausgeschlossen blieb. Schon ein flüchtiger Blick in die alten Handschriften unserer Museen zeigt uns, wie gedankenarm und phantasielos unsere sonst so anspruchsvoll und formenfreudig sich gebärdende Zeit gerade auf diesem Gebiete ist — angesichts des lebhaften Ausdrucks von Prachtliebe und Kunstsinn unserer Altvordern (natürlich nur inso weit sie überhaupt des Lesens und Schreibens mächtig waren) in den alten Handschriften. Sowohl Material wie Ausstattung über treffen weit alles, was unser heutiger Briefschmuck aufweist. Ich erinnere nur an das oft wochenlange Arbeit beanspruchende Zieren der in den mittelalterlichen Handschriften enthaltenen Initialen mit prächtigen Malereien in Farben und Gold. Dazu kam der Auf druck eines Siegels gleichsam zur Bekräftigung und Echterklärung des schriftlich Niedergelegten. Die Anwendung des Siegels in Privat briefen ist heutigen Tages wegen der allgemeinen Nichtbeachtung ungekrönter Siegel fast ganz weggefallen, und ein Ersatz dafür war bis in die letzte Zeit nicht gefunden. Deshalb hat die erst kürzlich erfolgte Einführung eines neuen Briefschmuckes, der an Stelle eines Wappens oder in Verbindung mit einem solchen bleibendes Abzeichen der Briefe einer bestimmten Person ist, des „Ex epistulis", in verhältnismäßig kurzer Zeit vielen Anklang gefunden hat (Ex epistulis = Aus den Briefen). Die Sitte des „Ex epistulis“ ist eine Uebertragung der „Ex libris" in den Briefverkehr. Die „Ex epistulis“ sollen einen dreifachen Zweck erfüllen. In erster Linie soll das „Ex epistulis“ behilflich sein, den Namen des Briefschreibers zu enträtseln —- eine oft recht schätzens werte Hilfe, wenn man an die fast allgemein zur Mode gewordene Unsitte denkt, so unleserlich wie möglich zu unterschreiben. Das „Ex epistulis“ soll zweitens den Schreiber nicht nur durch die nüchternen Buchstaben des Namens sondern auch durch ein hübsches Bild kennzeichnen. Wer schon ein „Ex libris" besitzt, kann dessen Verkleinerung nach Abänderung der Worte „Ex libris“ als „Ex epistulis“ benützen. Dies gilt besonders von „Ex libris" heraldischer, symbolischer oder allegorischer Art (ähnlich den redenden Wappen). Daneben dürften auch ornamentale „Ex epistulis“ sowie solche mit landschaftlichen Darstellungen Lieb haber finden. Auf diese Weise kann ein fruchtbarer und sinniger Austausch von Millionen kleiner Kunstwerke erfolgen, da die „Ex epistulis“ in allen Kulturstaaten Eingang gefunden haben. Durch den in der Zeichnung enthaltenen Hinweis auf den Beruf, den Namen, auf Charaktereigenschaften und Liebhabereien des Briefschreibers wird der Brief künstlerisch wertvoller, persönlicher, redender. Wie anregend verspricht es zu werden, den Beziehungen nachzuspüren, die zwischen dem „Ex epistulis“ und seinem Inhaber bestehen, namentlich wenn es sich um das „Ex epistulis" eines Freundes, eines lieben Bekannten oder einer hervorragenden Per sönlichkeit des öffentlichen Lebens handelt! Man wird da umso eher bezeichnende Züge finden, als in den meisten Fällen der Brief schreiber selbst dem Künstler seine Wünsche hinsichtlich der Aus führung seines „Ex epistulis“ vorgeschrieben oder ein ihm nahe stehender zeichnerisch begabter Freund ihn auf dem kleinen Kunst blatt gekennzeichnet hat. Die wenigsten von den Gebildeten besitzen eine derartige Bücherei, daß sich ihretwegen die Anschaffung eines „Ex libris" lohnen würde. Die Verwendung der „Ex epistulis" aber kann all gemein werden, zumal nach Herstellung des Klischees die Druck- und jeweiligen Nachschaffungskosten verhältnismäßig gering sind und das Briefpapier nicht allzusehr verteuern. Jeder Gebildete sollte sich daher eines mit seinem „Ex epistulis" versehenen Brief papiers bedienen. Wer ein Wappen besitzt, möge das „Ex epistulis“ in unaufdringlicher Weise darin anbringen lassen. Macht die schon beginnende Vorliebe für diesen Brief schmuck weiter Fortschritte, so dürften die „Ex epistulis“ aus den angegebenen Gründen bald zur Anlage großer „Ex epistulis“-Sammlungen führen, in viel ausgedehnterem Maße als es mit den „Ex libris" der Fall war und ist. Zu diesem Zwecke haben schon jetzt, ähnlich den Briefmarken- und Ansichtspostkarten-Alben — die „Ex epistulis“ können übrigens auch auf den Postkartenverkehr sinngemäße An wendung finden —, auch „Ex epistulis"-Alben Eingang gefunden. Auch der Beliebtheit und allgemeinen Einführung der Siegel marken würde es nur förderlich sein, wenn ihre Bezeichnung „Reklame-Siegelmarken“ in „Ex epistulis-Marken" abgeändert würde, da unter diesem Namen nicht allein die Geschäftswelt sondern auch die Allgemeinheit solche Marken verwenden könnte entweder an Stelle eines Aufdruckes zum Aufkleben am linken oberen Rand des Briefpapiers oder als Siegelmarken. Dadurch würde der Sammel wert dieser Marken wesentlich gesteigert. Mayer, Hohenaschau Wir schlagen für das lateinische, den meisten Deutschen fremde Wort „Ex epistulis” das deutsche Wort Briefzeichen vor. Im Vorschlag ist übrigens nur der lateinische Name neu, denn viele Leute von Geschmack und Kunstsinn haben auch bisher ihr Briefpapier künstlerisch schmücken lassen. Daß diese Ausschmückung die Worte „Ex epistulis” oder „Brief zeichen” enthalte, erscheint uns überflüssig, der Name mit entsprechender Zeichnung genügt.