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2412 PAPIER-ZEITUNG Nr. 67/1912 nicht geeignet, deshalb gebrauchte man hier ein aus Schilfrohr spitz zugeschnittenes, an der Spitze mit einem feinen Spalt versehenes Schreibgerät nach Art der späteren Schreibfedern. Dieses Schreibgerät wurde in der späteren römischen Zeit das allgemeine Mittel der Schriftkunst. Außerdem stellten die Römer, allerdings nur zu sehr beschränktem Gebrauch, solche Schreib- federn bereits aus Metall her. Aus gerolltem Kupferblech wurde Bild 3. Die Schreibgeräte der Römer Oben; Der Stilus. Mitte: Schreibrohr. Unten: Metallfeder aus gerolltem Kupferblech (etwa 300 n. Chr.) bezahlen, der Flugspende überwiesen werde, sehr oft mehr. Der Glaube, daß das ganze Geld der Flugspende zugute komme, wird dadurch unterstützt, daß die Verkäuferinnen Sammelbüchsen um- gehängt tragen, in die sie selbst das Geld hineinlegen oder durch die Käufer hineinstecken lassen. Tatsächlich erhält aber die Nationale Flugspende nur 3 Pf. für jede Karte, und der Mehrerlös wird zwischen dem Unternehmer und den Verkäuferinnen geteilt. Um wegen dieser Art des Kartenvertriebs gegen die Verkäuferinnen strafrechtlich vorgehen zu können, bittet die Berliner Kriminalpolizei alle Per sonen, die solche Karten für 20 Pf. und mehr gekauft haben und sich betrügerisch geschädigt fühlen, sich schriftlich oder mündlich bei der Kriminalpolizei auf Zimmer 100 zu melden. (Berl. Börs.-Cour.) Hmerikanische Schreibwaren Löschwiege von Johann Stockinger in Holzhäuser bei Ruhs- torf a. Rott, Deutschland. Amerik. Patent 990463. Diese Löschwiege kann bei Nichtgebrauch flach zusammen gelegt werden, so daß sie bei der Versendung wenig Raum ein nimmt. Bild 1 zeigt die Löschwiege von der Seite gesehen im gebrauchsfertigen Zustande, Bild 2 flach zusammengelegt, Bild 3 in letzterem Zustande von unten gesehen. An ein Brett 1, welches an den Längsseiten zur Erleichterung des Anfassens ausgebuchtet die Feder in der Form der Rohrfeder geschnitten und mit Spitze und breitem, jedoch nicht durchgehendem Spalt versehen. Solche römischen Metallfedern, die Vorgänger unserer heutigen Stahlfeder, sind bei den Ausgrabungen von Herkulanum, ferner bei Mainz und auch in Ungarn gefunden worden. Die Metall feder war und blieb jedoch lediglich eine Seltenheit, das all gemeinere Schreibgerät war die Rohrfeder, die später bei den islamitischen Völkerschaften das vorherrschende Schreibgerät wurde und blieb. (Schluß folgt.) Bekämpfung der Schundliteratur Alle Freunde einer gesunden Entwicklung unseres Volkes sind sich darüber einig, daß die wirkliche Schundliteratur mit allen mög lichen Mitteln bekämpft werden muß. Die Buch- und Papierhändler werden mir darin beipflichten, daß das Unwesen der „Kientöppe" dem Absatz der Schundliteratur weniger Abbruch getan hat als dem der besseren Bücher; um so bedauerlicher ist es, daß man diese besseren Bücher unter Umgehung der Buch- und Papierhändler in die Massen bringen will. In der „Kreuzztg." ist kürzlich ganz zutreffend dar gelegt worden, daß die Methode der Bibliotheken und Vereinigungen, unmittelbar vom Verleger einzukaufen, die Gewerbetreibenden zwingt, für den entstehenden Ausfall Ersatz zu suchen; sie sind dann eben weniger engherzig in der Auswahl der feilzuhaltenden Bücher, Hefte und Zeitschriften. Noch ärger will es die Gesellschaft zur Ver breitung von Volksbildung treiben. Sie hat gefunden, daß eine große Zahl von Geschäften (Konfektionsgeschäfte, Spiel- Galanterie-, Zigarren- und Material Warengeschäfte!) bereit sind, gute und billige Volks- und Jugendschriften zu führen. In der Umgegend von Frank furt a. M. und in Oberschlesien soll das bereits erprobt sein. Jetzt will man weitere Versuche anstellen. Ich vermißte jeden Hinweis auf die Buch- und Papierhandlungen. Sollen diese etwa ausgeschaltet werden? Die ,,Volkstümliche Bücherei", Berlin SW 11, dagegen will vorzugsweise Papierläden mit dem Verkauf guter Bücher beauf tragen. Wer in der Praxis steht, weiß aber, wie schwer es fällt, die Käufer (es sind meist Jugendliche) so weit zu bringen, daß sie bessere Bücher kaufen. Daher möchte ich vorschlagen, daß Schulen, Fort bildungsschulen, Jugend Vereinigungen bei jeder Gelegenheit bekannt geben, gute und billige Bücher seien in allen Buch- und Papierhand lungen des Ortes zu haben. Die Inhaber dieser Geschäfte werden gern alles tun, den Absatz in guten Erzeugnissen zu steigern und sie werden, so weit sie überhaupt Bücher und Hefte einer weniger guten Art führen, diese zurückziehen und nicht mehr ergänzen. Finden die Buch- und Papierhändler die notwendige Unterstützung, so sind sie am ehesten geeignet, den Absatz der Schundliteratur zu verringern und guten Büchern den Weg zu bahnen. Wir wollen uns jedoch dar über klar sein, daß es nicht leicht ist, den verdorbenen Geschmack des Publikums zu veredeln. Wir Buch- und Papierhändler bedürfen in dem Kampfe gegen die Schundliteratur der tatkräftigen Unter stützung aller Wohlmeinenden. —f— (Nachdruck mit Quellen angabe gestattet.) Ausbeutung der Vaterlandsliebe. Seit einiger Zeit werden in besseren Berliner Restaurants durch Frauen und Mädchen An sichtskarten verkauft, die außer der Wiedergabe eines Aufrufs des Prinzen Heinrich an das Deutsche Volk zur Schaffung einer National flugspende den Aufdruck tragen: „Der Reingewinn dieser Post karte wird der Flugspendc überwiesen." Die Verkäuferinnen ver langen für jede Karte 20 Pf., erhalten jedoch von den Käufern, die der Meinung sind, daß der ganze Betrag, den sie für die Karte ist, ist eine biegsame und federnde Metallplatte 3 an einer Stirn seite durch ein Scharnier befestigt. Diese Metallplatte 3 trägt das Löschpapier 5. Zu dem Zweck besitzt sie an einem Ende einen Schlitz 4 (Bild 3), durch welchen das eine Ende des Lösch papiers geschoben wird, während das andere Ende des Lösch papiers durch den Schlitz 7 eines schmalen Blechstreifens 8 geführt ist, der mittels Gummibänder 9 an dem Brett 1 befestigt ist und deshalb das Bestreben hat, das Löschpapier glatt zu ziehen. Soll die Löschwiege benutzt werden, so biegt man, wie aus Bild 1 zu ersehen, die Metallplatte 3 so weit, bis ihre freie Schmalseite in eine Nut 2 des Brettes 1 einschnappt. Durch ihre Federkraft wird sie dann so lange in dieser Lage erhalten, bis man sie durch einen Zug nach unten aus der Nut 2 herauszieht. Probenschau Herbst-Neuheiten in Bromsilberkarten der Neuen Photo graphischen Gesellschaft in Steglitz-Berlin. Für die Leipziger Herbstmesse hat die N. P. G. eine ungemein große Zahl neuer Muster herausgebracht. Wir schätzen sie fast auf 500. Am be merkenswertesten erscheinen uns von dieser Sammlung die 22 Karten, welche photographische Abbildungen von Mitgliedern des Kaiserhauses tragen. Es sind teils Brust- und Knie-Bilder nach Aufnahmen Berliner und Potsdamer Hof-Photographen, teils Augenblicksaufnahmen von Ausfahrten der kaiserlichen Familie oder Bilder vom Exerzierfelde, wobei der Kaiser und seine Söhne im Mittelpunkte stehen. Auch von der Zusammen kunft des Kaisers mit dem Zaren auf der Yacht „Hohenzollern" und von dem Aufenthalt des Kaisers und des Reichskanzlers auf der Kieler Woche liegen gelungene Aufnahmen vor. Die überwiegende Zahl der anderen Muster bringt Bilder hübscher Frauen und Kinder, die zum großen Teil durch entsprechenden Aufdruck als Glückwunschkarten anläßlich des Osterfestes, der Pfingsten, zum Geburtstage od. dergl. ausgestaltet sind. Es fehlt auch nicht an den offenbar in manchen Volkskreisen immer noch beliebten Liebesserien. Die technische Ausführung aller dieser Karten verdient volles Lob.