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Gegengeschäfte Der letzten Nummer der „Deutschen Industrie“, der Zeit schrift des Bundes der Industriellen, entnehmen wir folgendes: In der letzten Vorstandssitzung des Bundes der Industriellen am 7. Juni in Eisenach ist unter anderem auch die Frage der Gegen geschäfte lebhaft erörtert worden. Bei diesen Geschäften wird ver einbart, daß der Verkäufer den Auftrag nur unter der Bedingung erhalten soll, daß er seinem Käufer einen entsprechenden Gegen auftrag erteilt. Diese Handelssitte scheint in letzter Zeit in der Industrie immer mehr um sich zu greifen und droht namentlich kleineren Firmen gefährlich zu werden, da diese bei ihrem geringeren und weniger mannigfaltigen Bedarf nicht leicht in der Lage sind, sich zu Gegenbestellungen zu verpflichten. Allerdings ist nicht jedes Gegengeschäft zu verwerfen, denn es ist sehr begreiflich, daß ein Kaufmann bei Erteilung seiner Aufträge zunächst seine Kunden berücksichtigt. Bekämpft werden sollen nur die Auswüchse dieser Geschäfte. Dahinzielende Bestrebungen sind seit Jahren im Gange, insbesondere haben größere wirtschaftliche Verbände, wie der Verband der Werkzeugmaschinenfabriken, der Verein Deutscher Maschinenbauanstalten in der Presse die schädlichen Wirkungen der Gegengeschäfte- zu bekämpfen gesucht. Neuerdings hat auch der Deutsche Handelstag auf eine Anregung, die ihm vom Mittel- rheinischen Fabrikantenverein zuging, in einer Umfrage bei den Handelskammern dm Mitteilung von Klagen über jene Unsitte gebeten. Aus den Berichten, die darauf eingingen, geht hervor, daß besonders in der Maschinen- und Eisenindustrie die „Bestellung nur bei Gegenbestellung" fast zur Regel geworden ist. Aber auch die Tuch-, Zement-, Ziegel-, Möbel- und Schmuckwarenindustrieh scheinen in manchen Teilen Deutschlands, schwer unter dem Zwange der Gegenbestellungen zu leiden. So wurde dem Bund der In dustriellen erst kürzlich von einer Mitgliedsfirma berichtet, daß sie sich für Erteilung einer Lieferung von Zeichnungs- und Akten schränken im Werte von etwa 14 000 M. ihrer Auftraggeberin, einer großindustriellen Essener Firma, gegenüber verpflichten sollte, Werkzeugstahl im Betrage von 7000 M., also für die Hälfte ihrr Forderung, in Kauf zu nehmen. U. a. berichtet die Handelskammer zu München-Gladbach, daß einer Werkzeugmaschinenfabrik zu- gemutet wurde, einen Auftrag von 5000 M. auf einige Maschinen anzunehmen gegen Aufgabe von Anzeigen für eine Fachzeitschrift im vollen Werte der Maschinenbestellung. Ja, einige große Firmen sollen sogar eigens zu diesem Zwecke eingerichtete Büros unter halten, die zu überwachen haben, welche Lieferung jede einzelne Firma erhält, um dann die Firmen zu bestimmen, im entsprechenden Maße Waren von der Auftraggeberin zu beziehen. Wie ferner in einem Aufsatz in Grafs Finanz-Chronik erwähnt wird, übernah eine große Berliner Elektrizitätsfirma einen Auftrag aus Rußland gegen Lieferung eines großen Postens Zigaretten, die sie zu guten Preisen an ihre Angestellten verkaufte. Auch große Konfektions- häuser vergeben an Firmen anderer Geschäftszweige Aufträge mir unter der Bedingung, daß jene ihre Angestellten dazu anhalten, ihren Bedarf an Kleidern und Wäsche nur bei der Auftraggeberin zu decken. Oft werden auch Firmen gezwungen, Waren einzutauschen, für die sie im eigenen Betriebe keine Verwendung finden. Sie müssen dann sehen, die Waren anderweitig abzusetzen, wenn sie den über flüssigen Vorrat nicht nutzlos liegen lassen wollen. Aus Besorgnis, ihren Auftrag zu verlieren, werden auch viele Firmen gezwungen, Bestellungen bei Firmen zu machen, die sie sonst kaum berück sichtigt hätten. Dies muß aber zu einer lästigen Abhängigkeit führen, die von den mittleren und kleinen Betrieben besonders schwer empfunden wird. Anderseits nutzen schwache Firmen diese Ge schäftssitte zu ihren Gunsten aus, indem sie von großen Firmen, von denen sie wissen, daß sie große Aufträge zu vergeben haben, so viel kaufen, daß diese teils moralisch verpflichtet, teils um zu ihrem Gelde zu kommen, gezwungen sind, ihre Aufträge dieser Firma zu erteilen. Vielfach ist angeregt worden, die Staatshilfe zur Bekämpfung dieser Mißstände anzurufen. Mit Recht ist jedoch dieser Vorschlag von der Industrie zurückgewiesen worden, da dies nur eine Ver stärkung der so wie so oft sehr drückend empfundenen bürokratischen Bevormundung bedeuten würde und ein entsprechendes gesetz liches Verbot auch solche Gegengeschäfte treffen würde, die dem schon eingangs erwähnten gesunden Grundsätze eines wechsel seitigen Geschäftsverkehrs zwischen Verkäufer und Käufer ent springen. Das einzig wirksame und geeignete Mittel ist vielmehr die Selbsthilfe. Klaren Ausdruck fand diese Ansicht in folgender Entschließung, welche der Landesverband Württembergischer In dustrieller in seiner Ausschußsitzung vom 15. März 1912 annahm: „Der Verband Württembergischer Industrieller erblickt in dem zurzeit von manchen Firmen gepflogenen prinzipiellen Verlangen der Erteilung von Gegenaufträgen bei der Vergebung von Lieferungen einen schweren Mißstand und einen Verstoß gegen gute geschäft liche Sitten. Der oberste kaufmännische und gerechtfertigte Grund satz, die Bestellung nach Qualität und Preis aufzugeben, wird bei solchem Verhalten verletzt. Die Industrie hat alles Interesse, sich gegen die Unsitte des systematischen Gegengeschäfts nachdrücklich zu wenden, und der Verband Württembergischer Industrieller richtet daher an die Industriellen die Bitte, daß sie jede Forderupg der Erteilung von Gegenaufträgen mit aller Entschiedenheit zurück weisen." Es wäre zu wünschen, daß diese Mahnung immer mehr in industriellen Kreisen beherzigt würde, damit die verderblichen Auswüchse der Gegengeschäfte bald aus dem Geschäftsleben schwinden. Der Bund der Industriellen fordert daher seine Mitglieder auf, sich zu der Verbreitung der Gegengeschäfte sowohl, wie zur Be kämpfung der Auswüchse der Bestellungen bei Gegenbestellungen zu äußern. Unsere ganzautomat. Falzmaschine [50187 „Auto-Triumph“ Ä5T? Übertrifft Jedes Konhurrenzsgsteml A. Gutberlet & Co. ♦ Mölkau- Leipzig nur echt, wenn mit dem Namen „WEBSTER“ und der Schutzmarke, dem 50194] Stern versehen. Allein-Vertrieb für Deutschland und Schweiz A. & H. Dürselen BERLIN w 8, Friedrichstr. 59/60 oi2 -/ Ehsganckygi empfehlen feinste Karten U. Bogen für gesellschaftlichen und geschäftlichen Verkehr in hoch feinster lithographischer Gravurausführung, Sondererzeug nisse in Visitenkarten, preiswert und schnellste Lieferung. 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