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Nr. 66/1912 PAPIER-ZEITUN G Frei Bahnhof Ich habe mit einer Papierfabrik die Lieferung satinierter Druck papiere für ein Jahr abgeschlossen, und die Preise wurden von der Fabrik frei Bahnhof B. gestellt. Die Lieferung erfolgt jedoch jetzt im Sommer teilweise auf dem Wasserwege. Ich habe hiergegen Einspruch erhoben, weil durch die Wasserverladung die Sendungen viel später hier eintreffen als durch Bahnverladung. Die Papier fabrik glaubt im Recht zu sein, da in dem Abschluß nicht ausdrück lich erwähnt worden sei, daß die Zufuhr auf dem Wasserwege aus geschlossen ist. Ich bin der Meinung, daß ich Bahnlieferung zu ver langen habe, da der Preis frei Bahnhof B. gestellt worden ist und nicht franko B. oder „frei Bahnhof oder Schiff“ B. Ich bitte um Ihr Urteil in dieser Sache. Großhandlung Gutachten unseres rechtskundigen Mitarbeiters : Die Klausel „frei Bahnhof’ ist nach der Rechtsprechung des Reichsober handelsgerichts nur für die Tragung der Frachtkosten, also für die Preisberechnung bestimmt. Daß damit zugleich Bahnver ladung unter Ausschluß jeder anderen Beförderungsweise ver einbart sein sollte, wäre nur anzunehmen, wenn diese Auslegung einem besonderen Handeisgebrauche oder einem bei Abschluß des Vertrages besonders zum Ausdruck gelangten Willen ent spräche. In Ermangelung dieser Voraussetzungen kann Frage steller der Wasser Verladung nur insoweit widersprechen, als der Lieferer dadurch in Lieferungsverzug gerät, d. h. die verein barten oder ihm gesetzten Lieferfristen überschritten hat, und im Falle eines solchen Verzuges kann Fragesteller unter Setzung einer Nachfrist gemäß § 326 BGB unter Umständen vom Ver trage zurücktreten. Papiermarkt in Kanada Toronto, 29. Juli 1912 Es wird angekündigt, daß für bessere Bücherpapiere im Herbst eine neue Preisliste herauskommen und bedeutende Erhöhung gegenüber den jetzigen Preisen bringen wird. Schon jetzt wurde der Preis geringerer Sorten holzschliffreier Papiere um 10 Cent für die 100 engl. Pfund erhöht. Grund für die allgemeine Preis erhöhung ist die bedeutende Preissteigerung der Rohstoffe. Das Bundesforstamt in Ottawa hat vor wenigen Wochen die amtlichen Zahlen über die Bewegung der Holzpreise veröffentlicht. Danach kostete 1 Cord = etwa 8 Raummeter Papierholz in Kanada in 1911 durchschnittlich 6,45 Dollar gegen 6 Dollar in 1910, 5,57 in 1909 und 6,07 in 1908. Der Papierholz-Verbrauch ist gegen das Vor jahr um etwa 12 v. H. auf rund 672 000 Cords im Werte von 4,3 Millionen Dollar gestiegen. Die Löhne in den Holzschleifereien und Holzverarbeitungswerken in der Gegend von St. John sind Ende Juli um 10 v. H. erhöht worden. Für Holzschliff herrscht lebhafte blachfrage, die, Preise sind jedoch noch nicht über 25 Dollar die amerikanische Tonne trocken gedacht frei Papierfabrik gegangen. Erhebliche Preiserhöhung wird für die Zeit erwartet, in welcher die jetzt noch bedeutenden Holzschliffläger gelichtet sein werden. Die amerikanische Tonne ungebleichten Sulfitstoffs wird zu 46 bis 48 Dollar, und dieselbe Menge gebleichten Sulfitstoffs zu 58 bis 60 Dollar gehandelt. Die Zeitungspapierfabriken sind gut beschäftigt bei festen Preisen. Der Wasserstand ist in der Provinz Ontario überall reichlich, da die vor kurzem stattgehabten schweren Regenfälle die kleineren Ströme aufgefüllt haben. P. T. J, Papierstoff aus Manila-Hanf. Nach einem Berichte des nord amerikanischen Generalkonsulats in Hongkong haben zwölf große Papierfabriken im Osten der Vereinigten Staaten einen Verband mit dem Sitz in Boston und eine Gesellschaft auf den Philippinen gegründet, um auf dieser ostasiatischen Inselgruppe Hanf und Hanf abfälle zu erwerben, die zur Papiererzeugung dienlich sein könnten. Das Kapital der auf den Philippinen gegründeten Gesellschaft be trägt zwar nur 150 000 Golddollars, kann aber von den kapital kräftigen Papierfirmen, welche die Aktien besitzen, bei Bedarf bedeutend erhöht werden. Zur Bearbeitung des zu erwerbenden Fasernmaterials wurden bereits allerlei nordamerikanischc Apparate nach den Philippinen gesandt. Nötigenfalls soll auch eine Fabrik zur Erzeugung von Papiermasse in Manila errichtet werden. Man hofft, auf diese Weise Stoff für so festes und zähes Papier zu er langen, daß ein Streifen Hanfpapier von einen Zoll Breite imstande sei, ein Gewicht von 100 engl. Pfd. zu tragen. IN |H IK/I Die Gründung soll mit dem stets wachsenden Bedarf von Papier säcken für Mehl und Zement Zusammenhängen, die von ganz be sonderer Festigkeit sein müssen. Bisher hat man die hierzu nötigen Hanffasern allerlei Altzeug in Form von Seilen und Geweben ent nommen. Von diesem Altzeug war aber viel zu wenig erlangbar, um den großen Bedarf an solchen Papieren zu decken. Die beteiligten Papierfabriken sollen eine halbe Million Dollar für Versuche aus gegeben haben, konnten aber kein besseres Material als die Fasern des Manilahanfs der Philippinen finden. Man ist auch darauf ge kommen, nicht etwa die Hanffasern mühselig von den übrigen Pflanzenbestandteilen zu trennen, sondern die ganze Hanfpflanze zu schneiden, zu zermalmen, zu trocknen und in besonders gebauten Maschinen zu reinigen. Angeblich soll dieses Verfahren den Manila hanf anbauenden Landwirten besonderen Vorteil bieten, da sie hier durch die großen Kosten und Mühen der Trennung der Textilfaser von den anderen Pflanzenbestandteilen ersparen. In Manila besteht bereits eine Fabrik, die aus dem auf der Inselgruppe vorfindlichen Material Papiersäcke erzeugt, und weitere Fabriken dürften dem gegebenen Beispiel folgen. (Das Handelsmuseum) Berechnungen im Papierfach Von Adolf Frantzen, Düren Schluß”zu Nr. 63 S. 2254 125 Berechnung des Preises für 1000 Bogen Papier, aus Rollen geschnitten, unter Berücksichtigung eines etwa entstehenden Abfalls, wenn der Kilopreis und das Quadratmetergewicht bekannt sind. Frage: Es handelt sich um 160 cm Dreite Rollen, 2 aus denen Bogen der Größe 35Jx 85 cm’geschnitten werden sollen. Auszurechnen ist der Preis für 1000 derartige Bogen bei einem Quadratmetergewicht von 220 g und einem Kilopreis von 1.35 M. Lösung: Zunächst sehe man stets zu, wie sich die Bogen am günstigsten aus den Rollen schneiden lassen. Ist dabei ein Abfall nicht zu vermeiden, so rechne man diesen in Prozenten um. Der Abfallstreifen ist jedoch nicht, wie in der vorhergehenden Aufgabe beschrieben, auf die ganze Rollenbreite auszurechnen, sondern auf diese minus Abfall. Es entsteht demnach ein größerer Prozentsatz, der für die Ausrechnung des Preises für 1000 Bogen zu berücksichtigen ist, als wenn der Prozent satz auf die ganze Rollenbreite ausgerechnet würde. Beweis: 15 cm Abfall auf 150 cm Rollenbreite 1500: (150 — 15) = 135 = 11,11 v. H. Abfall, denn 135 + 11,11 v. H. — 150 cm, während 135 + 10 v. H. (1500: 150) nur 148,5 cm ausmachen würde. Nach Fest stellung des Abfallstreifens ermittle man das Gewicht für 1000 Bogen, indem man das Längenmaß der Bogen mit demjenigen der Breite und das Produkt wieder mit dem Quadratmetergewicht multipliziert, Rechnet man hierzu noch den Abfall, so erhält man das für die Berechnung maßgebende Gewicht für 1000 Bogen. Durch Multiplikation mit dem Kilopreis ergibt sich der Preis für 1000 Bogen. Demnach: Das Format 35 X 85 cm scnneidet man aus 160 cm breiten Rollen am günstigsten 85—35 35 = 155'+ 5 cm Abfall. Dieser 5 cm breite Abfall streifen ist gleich 5 X 100:155 = 3,22 v. H. 85 X 35 cm — 2975 qcm = 0,2975 qm 1 qm wiegt 220 g U,2975 qm wiegt 0,2975 X 220 g = 65,450 g, oder 1000 Bogen 65,45 kg + 3,22 v. H. Abfall 2,11 „ 67,56 kg X 1,35 M. 1000 Bogen 35 X 85 rm 91,20 ,, 13. Ausrechnung der Papiermengen, wenn mehrere Breiten nebeneinander gearbeitet werden. Frage 1: Ein Kunde bestellt 500 kg Papier, welches auf der Papiermaschine in 2 Bahnen von 70 und 90 cm Breite nebeneinander gearbeitet werden soll. Arbeits breite der Maschine 160 cm. Welche Mengen werden von jeder Breite erzeugt ? Lösung: Die Lösung führt man am schnellsten herbei durch Aufstellung einer Proportion, indem sich die von beiden Bahnen zu erzeugenden Mengen so zueinander verhalten, wie ihre Breiten. Demnach: x _ 70 500 ~ 160 160 x = 500 x 70 = 35 000 kg x = 35 000 : 160 = 219 kg