Volltext Seite (XML)
2292 PAPIER-ZEITUNG Nr. 64/1912 nung lagen bei allen Papieren zum Teil sehr erheblich über dem unteren Grenzwert, ein Beweis dafür, daß die Fabriken nicht nur die verlangten, sondern noch höhere Werte ohne Schwierigkeit erzielen. Auch die Aeußerung, 40 Doppelfalzungen sind „zur Not“ zu erreichen, ist nicht gerechtfertigt. Die Mittelwerte, von denen nur ein einziger unter 36 lag, schwankten von 33 bis 336, und nahezu die Hälfte lagen über 100; d. h. mit anderen Worten, die Forderung von 40 Doppelfalzungen für Normal 4 a ist sehr niedrig bemessen. Ganz vereinzelte Fabriken mögen in der Herausarbeitung von Papieren mit gutem Falzwiderstand Schwie rigkeiten haben, die Mehrzahl erreicht den geforderten Wert ohne Mühe. Die Prüfung der Normalpapiere 8 b im Jahre 1910 zeigt, daß auch für diese Klasse nicht allgemein diejenigen Schwie rigkeiten bestehen, die in dem angeführten Aufsatz erwähnt sind; wo sie vorhanden sind, werden sie ihre besonderen Gründe haben. Näheres hierzu wolle man aus der erwähnten Arbeit in den ,,Mitt.”, die auch in Nr. 38 der Papier-Zeitung von 1912 S. 1391 abgedruckt ist, ersehen. Zum Schluß sei noch die Ansicht des Verfassers S. 775 des W.B. richtig gestellt, daß die Abnahme der Reißlänge eines Papiers bei zunehmender Feuchtigkeit lediglich eine Folge der Gewichtszunahme des Papiers sei. Da die Reißlänge unter Zugrundelegung des bei 100° C ge trockneten Papiere berechnet wird, so ist die Menge der in den Versuchsstreifen vorhandenen Feuchtigkeit an sich auf den Reißlängenwert ohne Einfluß. Die Abnahme der Reißlänge bei zunehmender Feuchtigkeit ist vielmehr lediglich eine Folge der Verminderung der absoluten Festigkeit des Papiers selbst. Je mehr Feuchtigkeit das Papier aufnimmt, um so lappiger und weniger fest wird es. Nachstehend als Beispiel hierfür die bei der Prüfung eines harzgeleimten Lumpenpapiers in verschieden feuchter Luft ermittelten Ergebnisse. Feuchtigkeit der Luft v. H. Feuchtigkeit des Papiers v. H Mittlere Bruchlast | Dehnung Reißlänge km kg v. H. 100 15,2 2,05 4,8 1,46 90 11,3 2.86 4,3 2,02 80 6,5 4,30 3.6 3 53 70 6,2 4 94 3,2 3,67 60 5.5 5 32 2,9 3,92 50 4,6 5 65 2,6 4,20 40 3,8 5,84 2.5 4,26 30 2.3 6,13 2.1 4,60 Die Tabelle zeigt, daß die Festigkeit des Papiers (Spalte 3) bei zunehmender Feuchtigkeit erheblich abgenommen hat. KDie Abnahme verläuft annähernd parallel der der Reißlänge. Fortsetzung folgt. Technische Buchhaltung in Papierfabriken Von Gustav Hippe Schluß zu Nr. 47 Seite 1719 i Lagerbuch II Außer dem regelmäßigen Lagerbestand sammelt sich’noch n jeder Papierfabrik verschiedene unregelmäßige Ware an, Fehlfertigungen, Restpartien, Verfügungsware und dergleichen. Auch diese Ware darf nicht planlos, 3o gerade Platz ist, ver staut werden, um in Vergessenheit zu geraten und schließlich sehr billig verschleudert zu werden. Für diese Ware legen wir das Lagerbuch II an. Voraussetzung ist auch hier, daß im Papier saal Ordnung herrscht und diese Posten und Pöstchen schnell möglichst mit ausgearbeitet werden. Jede dieser Partien wird, gut gegen Licht und Staub ge schützt, im Lager mit einer vorläufigen laufenden Nummer ver sehen. Von jeder Partie werden reichlich Ausfalln uster gezogen, mit Nummern, vorhandener Menge und sonst Wissenswertem versehen und auf Grund dieser Angaben im Lagerbuch II eingetragen. Auf Grund der Ausfallmuster kann man bei einlaufenden Aufträgen prüfen, ob ein Lagerposten abgestoßen werden kann. Bestellt ein Kunde zu sehr eiliger Lieferung, und man hat etwas dem Gewünschten ähnliches am Lager, so bietet man das Vor handene als sofort lieferbar an, und verlangt für Neuanfertigung eine ziemlich ausgedehnte Frist. In den meisten Fällen kann man auf diese Weise die Fehlfertigung zu gutem Preis verkaufen. Hat man nun eine Partie abgestoßen, so streicht man sie sofort im Lagerbuch und reiht die Ausfallmuster aus. In dieses Lagerbuch werden auch an besonderer Stelle Rollen verbucht, die man nicht sofort schneiden lassen will, um 1 sie später in jedes beliebige Format bei Nachfrage verarbeiten zu können. Weiter richten wir eine besondere Rubrik dafür ein, wo die auf Abruf bestellten, versandbereiten Partien lagern. Wir dürfen die vorgeschriebenen Versandtermine nicht übersehen, deshalb müssen die Posten außerhalb des Versandbuches noch einmal übersichtlich verbucht werden. Posten mit noch offenen Ver sandterminen werden den Bestellern von Zeit zu Zeit in Er innerung gebracht. Lagerbuch II Lfd. Nr. Sorte Ries Kilo For mat plano oder folio Verwen dung 1909 1. Weiß Seiden III Fehlfert. Auftrag 3648 82 281 50/76 fol. R. 480 2. 3. Weiß Kop. Seiden II Auftrag 3448 Rosa imit. Perg. aus Auftrag 3460 60 22 156 110 48/59 63/70 1g. fol. R. 500 plano R. 500 Auftrag 3698 4. . a Blumenseiden 522 EMA mit Knoten 38 140 50/76 Fol. R. 480 ä E Kalkulationen He ' Man hat zu unterscheiden zwischen den Vorkalkulationen und den Nachkalkulationen. Eine Vorkalkulation muß ich vor nehmen, wenn ich auf ein bisher fremdes Fabrikat ein Preis angebot abgeben soll. Zunächst habe ich mir darüber klar zu werden, mit welcher Stoffzusammensetzung ich ein dem vor liegenden fremden Muster gleichwertiges Papier herstellen kann. Die Nachkalkulation nehme ich nach Fertigstellung eines Auf trages vor und prüfe, wie sich das Ergebnis zu meiner Vorkal kulation stellt. Für jede Kalkulation spielen die Fabrik-Regiekosten eine große Rolle. Wie finde ich zuverlässig die Regiekosten ? Das muß sich jeder Unternehmer sehr klar machen. Sämtliche Betriebsunkosten der Fabrik sind die Regie. Also Löhne und Gehälter, Handlungsunkosten wie Gehälter an das Kontor-Personal, Vertreter-Provisionen, Reisespesen, Kapitalzinsen, Versicherungen und dergleichen; alle anderen Betriebsunkosten wie Kohlen, Schmier- und Packmaterialien, Filze, Siebe usw. fallen unter die Rubrik: Betriebsunkosten. Die Jahressumme dieser Ausgaben, oder noch besser: die jährliche Durchschnittssumme der letztem drei Jahre dividiert man durch die jährliche Arbeitsstundenzahl, und man hat die Regie für die Arbeitsstunde. Sind mehrere Papiermaschinen in Betrieb, so ermittelt man die Regie für jede einzelne Maschine für die Stunde anteilig auf Grund der von jeder Maschine erzeugten Papiermenge. Zur Vorkalkulation berechne ich den mutmaßlichen Her stellungspreis für 100 Kilo Papier wie folgt: Preis der Rohstoffe; den Stoffverlust ersehe ich aus meinem Erzeugungsbuch. Preis der Farben, Chemikalien, Harz, Alaun, Erde. Regiekosten; die Stundenzahl finde ich ebenfalls im Er zeugungsbuch. Bei der Nachkalkulation lege ich die tatsächlich verarbeiteten Rohstoffe, verbrauchten Chemikalien, Farben und dergleichen, meiner Berechnung zugrunde, ermittele den Einkaufspreis und schlage hierzu die Regiekosten, und zwar habe ich die Arbeits zeit zu rechnen vom Beginn der betreffenden Partie bis zum Schlüsse einschließlich nachfolgender Reinigung der Maschinen, also bis zu dem Augenblick, in dem die Maschine eine neue Partie zu arbeiten beginnt. Derartig aufgestellte Berechnungen müssen ein genaues Bild von dem Herstellungspreis ergeben, und der Unternehmer bleibt vor Enttäuschungen am Jahresschluß nach Ziehen der. Bilanz verschont.