Nr. 63/1912 PAPIER-ZEITUN G 2255 Studienreise nach Frankreich des Vereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker Schluß zu Nr. 62 S. 2223 8. Papierfabrik Pont de Claix Diese im Jahre 1825 gegründete Fabrik gehört wie die vorbe schriebene einer Aktien Die Fabrik gewinnt die elektrische Energie aus zwei eigenen Wasserkraftwerken, deren eine das Kraftwasser durch einen mehrere Kilometer langen Kanal der Romanche und das andere durch kürzere Leitung dem Drac entnimmt. Der Kraftbedarf der Fabrik beträgt 1450 PS. Die elektrischen Einrichtungen wurden von der Socit Alsacienne in Mülhausen bezogen. gesellschaft. Während die bisher von uns besichtigten Fabriken billige und mittlere Papiere herstellen, ist diese eine Feinpapier fabrik. Wir hatten schon vorher viel Loben des über ihre Erzeug nisse gehört und wur den nicht enttäuscht. Der Leiter der Fabrik, Herr Sombardier, emp fing uns am Fabriktor und stellte uns seinen Gehilfen Herrn Rouyer, den Sohn eines fran zösischen Papierfabri kanten, vor, der in Darmstadt studiert hatte und lebhaft be dauerte, daß Herr Professor Schwalbe nicht mehr mit uns war — er mußte noch in der vorhergegangenen Nacht heimreisen, da er am Dienstag schon in Eberswalde Vortrag zu halten hatte. Die beiden Herren geleiteten uns durch die Fabrik, die auf zwei von Allimand in Rives gebauten Papier maschinen von. 210 und Ansicht der Papierfabrik Pont de Claix 160 cm Breite feine N Druck-, Streich- und Lithographie- Die 160 cm breite Papiermaschine ist seit 1905 in Betrieb papiere sowie auf einer älteren schmäleren Maschine echte und mit Millspaughscher Saugwalze ausgerüstet. Diese bewährt sich, wie die Herren der Fabrik uns sagten, für de Claix. Holländer-Anlage Papierfabrik Pont Isolierungszwecke herstellt, und österreichische Zellstoffe sowie monatlich 60 000 kg Lumpen und stellt täglich 12 000 kg Papier her. Fast alle Maschinen werden elektrisch angetrieben. Manilapapiere für elektrische Die Fabrik verarbeitet deutsche hatten. Der dickere Papiere sehr gut, weniger für dünne Papiere, weil sich da die Sauglöcher der Walze zu stark markierten. Die erste und die zweite Presse sind mit oberen Walzen aus Granit ver sehen, die dritte Presse hat kupferne obere Walze. Auf einen kleinen nackten Vortrocken zylinder folgen 16 in Filzen laufende Trocken zylinder. Die 210 cm breite Papiermaschine wurde 1902 erbaut. Sie hat 18 Trockenzylinder. Die Holländer beider Maschinen haben offene Tröge, Strobachsche Stofftreiber und sind für 250 kg Stoffeintrag gebaut. Alle Gebäude sind aus' Stein gebaut und die neueren haben Eisen beton-Decken. Auf die Ausrüstung der Papiere wird große Sorgfalt verwendet. Die Kalander- und Sor tiersäle sind hell, geräumig und blitzen vor Sauberkeit. Außer reichlichen modernen Ka landern von Haubold und Krause sahen wir hier Krausesche Bogenkalander und Platten satinierwerke, ferner eine Einrichtung zum Kleben von Besuchskartenkarton. Bei unserem Besuch lief auf einer Maschine Lithographie- karton von bemerkenswerter Reinheit und Güte. Herr Sombardier führte uns noch rasch durch die Lumpenkocherei und das Halbstoff haus, und er wie Herr Rouyer folgten dann unserer Einladung zum Mittagessen, welches wir noch tags vorher im ländlichen Gasthof zu Pont de Claix (Dorf 7 km von Grenoble) bestellt Wirt hatte auf Anordnung des Herrn Reymond lauter landesübliche Gerichte bereitet, was eine angenehme Abwechslung gegenüber der seit Tagen ge nossenen Allerweltskost der Hotels bedeutete. Da die Studien-