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2224 PAPIER-ZEITUNG Nr. 62 1912: griff, die Kraftanlage auf 120 000 PS zu erhöhen, die allerdings nur während der 6 Sommermonate zur Verfügung stehen werden. Das Unternehmen ist aus einem Hochofenwerk entstanden, das vor 40 Jahren in eine Holzschleiferei und Papierfabrik um gewandelt wurde. Vor 10 Jahren wurde das Kraftwerk ver größert und vor 5 Jahren eine elektrochemische Fabrik angebaut. Die oberste der über 3000 PS vermittelnden Rohrleitungen dient zum Betrieb eines Elektrizitätswerks, welches Kraft an eine unterhalb gelegene Calciumcarbid-Fabrik verkauft.. Hier treiben 3 Turbinen zu je 1000 PS je einen Elektrizitäts-Erreger an. Das zweite Rohr liefert das Wasser für die Turbinen der eine Stufe tiefer gelegenen Holzschleijerei, in der sich auch das eigene Elektrizitätswerk der Fabrik für die Beleuchtung und für den Antrieb von Maschinen befindet. Die Holzschleiferei verarbeitet Langholz der Umgebung und mit der Bahn zu geführtes russisches Holz. (Die Fabrik liegt an einer von Grenoble ausgehenden Schmalspurbahn.) Das Holz wird teils von Hand, teils mechanisch entrindet. Außer den drei 200 pferdigen Holz schleifern mit wagerechter Welle der ursprünglichen Anlage ar beiten hier zwei 300pferdige Schleifer und ein 1 m breiter Herrn Marguet erfundenen, in vielen Staaten patentierten Bauart in Betrieb. Die Schüttlung erfolgt lediglich dadurch, daß die ober halb des rotierenden Zylinders befindliche Antriebswelle an der Stelle, wo der Antriebsriemen sitzt, ovalen Querschnitt besitzt. Dadurch, daß man das Lager, in welchem der Zylinderhals sich dreht, höher oder tiefer schraubt, verstellt man den Hub der durch den erwähnten Exzenter verursachten Schüttlung. Dieser Antrieb bewährt sich nach Mitteilung des älteren Herrn Marguet ausgezeichnet, und da er sich an jedem Knotenfänger anbringen läßt, erhofft der Erfinder weite Verbreitung der Einrichtung. Wir werden diese an Hand der vom Erfinder erhaltenen fran zösischen Patentschrift nächstens eingehender beschreiben. Sechs Füllner-Filter gewinnen aus dem Abwasser Fasern usw. wieder und bewähren sich, wie uns Herr Marguet versicherte, sehr gut, man dürfe nur nicht verlangen, daß sie ohne Auf wand an Sieben und Filzen arbeiten! Zur Ausrüstung des. Papiers gehören außer den an jeder Maschine befindlichen Bischof-Rollern, Querschneidern usw. 6 Kalander von je 1,6'm Breite. Mit einem Jagenbergschen Umroller (sprich „Scha- schamber”) ist Herr Marguet sehr zufrieden. Papierfabrik Riouproux 600 pferdiger Schleifer mit wagerechter Welfe. Jede Gruppe wird von einer 600 pferdigen Turbine angetrieben. Ferner liefert eine 200 pferdige Turbine die Kraft für Feinmühlen und Stoff sichter. Da Kraft reichlich vorhanden und das Holz teuer ist, werden die dünneren Schleifspäne in zwei Kollergängen zer fasert. Für den Winter, wo die Wasserkraft oft knapp wird, lagert man den Holzschliff auf Vorrat. Die Schleiferei erzeugt täglich 25—30 000 kg trockenen Stoff. Die auf der nächstniedrigen Talstufe erbaute Papierfabrik verbraucht das Druckwasser der dritten Rohrleitung. Fünf Papiermaschinen, deren älteste seit 30 Jahren läuft und deren jüngste erst vor einigen Monaten in Gang kam, sämtlich von Neyret, Brenier & Cie. in Grenoble erbaut, erzeugen hier mit 90—100 m minütlicher Geschwindigkeit holzschliffhaltige weiße und farbige Druckpapiere und liefern täglich etwas über 30 000 kg fertiges Papier, meist Zeitungspapier in Rollen, ab. Sämtliche Papiermaschinen werden von je einer besonderen Wasserturbine angetrieben. An der fünften, neuesten Papiermaschine ist ein rotierender Knotenfänger ohne Schlagwerk nach einer vom jüngeren In der vierten Talstufe der Anlage wird eine elektro chemische Fabrik betrieben. Diese stellt unter Aufwendung von 2500 Wasser-Pferdestärken Natrium-Metall her und wandelt dieses zum größten Teil in Natriumperoxyd Na, O, um, welches zur Herstellung von Bleichlösungen in Wäschereien und Bleiche reien benützt wird. In dem ersten Saal stehen etwa 20 elektrische Oefen, aus denen Flammen aufzüngeln und ständig gewehr feuerartige Schüsse losgehen. Weißer, erstickender Qualm macht den Aufenthalt im Raume unleidlich. Wir eilen durch, die Arbeiter tragen Rauchhelme. Im anderen Raume geht es ruhiger zu. Herr Marguet gibt uns über die Einrichtung dieser Fabrik keine nähere Aufklärung. Es ist schon viel, daß er uns durchführt, denn fremden Besuchern ist diese Fabrik bisher noch nie gezeigt worden. - -- Mit herzlichem Dank verabschiedeten wir uns von den beiden Herren Marguet und fuhren im Auto über Vizilles nach dem etwa % Stunde talabwärts gelegenen Pont de Claix. Schluß folgt..