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2222 PAPIER-ZEITUNG Nr. 62/1912 land nach dem letzten Kongreß in London im Gedächtnis. Wer wird in Amerika der Führer sein ? Ich habe keine Zeit, da ich beruf lich zu sehr in Anspruch genommen bin, jedoch bin ich gern bereit, mit meinen Freunden in den Staaten Verabredungen zu treffen und für verschiedene Gruppen ein Programm vorzuschlagen. Die Interessen sind ja auch wohl sehr verschieden, große Reisegesell schaften stören in jeder Fabrik, und der einzelne Teilnehmer hat weniger Gelegenheit, mit den Leitern der betreffenden Werke Er fahrungen auszutauschen. Ich bin persönlich bekannt in den folgenden Papierdistrikten und bin fest davon überzeugt, daß unsere Mitglieder dort freundlichst aufgenommen werden — versprechen und garantieren kann ich selbst verständlich nichts. Zweckmäßigerweise setzt man sich kurz vor dem Besuch mit den Fabrikanten telegraphisch in Verbindung. Im Philadelphiadistrikt (Pennsylvania) etwa 8—10 Firmen ,, Boston und Maine (Massachusetts und Maine) etwa 8—10 Firmen ,, Holyokedistrikt (Mass.) etwa 40 Firmen ,, Kaiamazoodistrikt (Michigan) etwa 15—20 Firmen ., New York State (verteilt) 6—8 Firmen ,, Chicagodistrikt (Illinois) 5 — 8 Firmen ,, Wisconsindistrikt etwa 10—13 Firmen ,, Ohio 8—10 Firmen ,, Indiana 6 — 8 Firmen Meine Adresse während des Kongresses ist außer Imperial- Hotel New York 11 Corn Products Refining Co., 17 Battery Place, New York City, 2) 74 Hudson Street, Hoboken N. J., 3) The Paterson Parchment Paper Co., Passaic, N. J. Ich selbst bin während des Augusts in Groß-Lichterfelde bei Berlin, Holbeinstraße 51, fahre am 24. August auf „George Washington" von Bremen nach New York, wo ich während des Winters 1912/13 wohnhaft bin. Zu weiteren Auskünften in der Kongreßangelegenheit bin ich durch die Papier- Zeitung gern bereit. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Neues auf dem Gebiete der Papierprüfung im Jahre 1911 Von Prof. W. Herzberg Abkürzungen für • häufiger zu erwähnende Literaturquellen: Mitt. = Mitteilungen aus dem Königlichen Materialprüfungsamt. P.F. = Papierfabrikant. P.Z. = Papier-Zeitung. W.B. = Wochen blatt für Papierfabrikation. Z. = Zentralblatt für die österr.-ung. Papierindustrie Fortsetzung zu Nr, 61 Seite 2191 II. Angewandte Papierprüfung Einfluß von Dicke und Füllstoffen auf die Papierfestigkeit Ueber diesen Einfluß sind in der Fachliteratur eine Reihe von Angaben zu finden, die dartun, daß unter sonst gleichen Umständen bei zunehmender Dicke 1 ) und bei wachsendem Füll stoffgehalt 2 ) die Reißlänge von Papier abnimmt. Die Behauptung von Sindall und Bacon ), daß über diesen Gegenstand noch keine genauen Untersuchungen vorgenommen worden sind, trifft somit in vollem Umfange nicht zu 5 ). Sindall und Bacon selbst haben mit 3 im Laboratorium hergestellten Papiersorten (A. Un beschwertes und ungeleimtes Baumwollpapier. B. Beschwertes Baumwollpapier [Papier 17 v. H. Asche], C. Unbeschwertes Baumwollpapier, tierisch geleimt [Papier enthält 7—8 v. H- Tierleim]) von verschiedener Dicke (Quadratmetergewicht 50-—500 g) Versuche ausgeführt. 3 4 ) Herstellung der Papiere, Ausführung der Versuche und Ergebnisse der Prüfung werden eingehend unter Beigabe von Schaubildern und Tabellen er läutert. Festgestellt wurden Gewicht der Flächen- und Raum einheit, Zugfestigkeit, Platzspannung (Berstdruck beim Prüfen kreisförmiger Papierstücke), räumliche Zusammensetzung. Das Gesamtergebnis der Prüfungen war kurz folgendes: 1. Das Gewicht der Raumeinheit der 3 Papiere A, B und C wuchs mit zunehmendem Quadratmetergewicht. (Bei Papier A/100 g z. B. —0,629 g, bei A/500 g —0,690 g). Bei dem be schwerten Papier B waren die Unterschiede größer als bei den nicht beschwerten A und C. 2. Die absolute Festigkeit der 3 Papiere wuchs zunächst proportional der Gewichtszunahme, dann in anderer Weise. 3. Die absolute Festigkeit der Papiere A, B und C, bezogen 1 ) Herzberg, Einfluß der Dicke auf die Festigkeitseigenschaften von Papier, Mitt. 1896, S. 92. 2) Hartig, Ueber den Einfluß der mineralischen Füllstoffe auf die Festigkeitseigenschaften von Papier. P.Z. 1884, Nr. 11. 3) Einfluß der Dichte oder Schwere des Papiers auf dessen Festigkeit. P.Z. 11, S. 1763 (1 Abb. 2 Schaubilder). 4) Am Schluß der Arbeit weisen S. & B. auch selbst auf die Berichte von Rehn (P.F. 11, S. 973) und Schacht (W.B. 11, S. 2144) zu dieser Frage hin. auf 1 qmm Querschnittfläche, nahm bis zum Quadratmeter gewicht von etwa 200—250 g zu, von da an bis 500 g ab. 4. Geringe Mengen Füllstoff (etwa bis 5 v. H.) waren auf die Zugfestigkeit ohne erheblichen Einfluß. 5. Der Einfluß des Tierleims erwies sich als gering. Verf. erklären aber selbst, daß man ihre mit Handmustern ermittelten Ergebnisse nicht auf Papiere, in üblicher Weise hergestellt und geleimt, übertragen könne. Daß übrigens die tierische Leimung auf die Festigkeitseigenschaften des Papiers in hohem Maße günstig einwirkt, ist längst bekannt und durch Versuche nach gewiesen. 1 ) Man kann natürlich die Ergebnisse der Prüfungen von Sindall und Bacon nicht ohne weiteres verallgemeinern. Bei Papieren anderer Herstellung und anderer Zusammensetzung werden sich zum Teil wohl andere Schlußfolgerungen ergeben. Bedauerlich ist, daß Verf. bei ihren Versuchen nicht auf Deh nung und Falzwiderstand Rücksicht genommen haben. Zu der Frage des Einflusses des Gewichtes auf die Festigkeits eigenschaften von Papier teilt Rehn ) eine Anzahl von Fällen aus seiner Praxis mit, die er beim Arbeiten verschieden schwerer Papiere aus demselben Stoff beobachtet hat. Mit zunehmender Schwere nahm, wie zu erwarten war, die Reißlänge ab und um gekehrt. Auffallend ist seine Beobachtung, daß gleichzeitig auch oft die Dehnung abnahm. Nach den bisher gemachten Erfahrungen nimmt mit wachsender Dicke des Papiers dessen Festigkeit ab, während die Dehnung gleichzeitig wächst. Wo nach beiden Seiten die Grenze liegt, könnte nur durch umfangreiche Ver suche festgestellt werden; diese würden voraussichtlich er geben, daß es nicht eine für alle Papiere gültige obere und untere Grenze gibt, sondern verschiedene durch die Eigenart der Pa piere hinsichtlich Rohmaterial und dessen Verarbeitung be dingte. Der Falzwiderstand wächst, wie zu erwarten, mit zu nehmender Schwere des Papiers; auch hier gibt es natürlich eine obere Grenze, die für die verschiedenen Papiere verschieden hoch sein wird. Eingehende Versuche zu dieser Frage sind noch nicht ausgeführt worden. Für den Praktiker sind Fragen der besprochenen Art von Bedeutung, sobald er Normalpapiere derselben Klasse in ver schiedener Schwere herstellen soll. Hat er z. B. einen Stoff, aus dem er das übliche Normal 3 a von 94 g Quadratmetergewicht ohne Schwierigkeiten herstellen kann, so wird ein aus demselben Stoff erzeugtes Schreibmaschinendurchschlagpapier 3 a (50 g) in erster Linie im Falzwiderstand und dann auch wohl meist in der Dehnung die verlangten Werte nicht aufweisen; bei der Aus arbeitung von Papieren schwerer als 94 g wird es wiederum an der Reißlänge fehlen. In beiden Fällen muß er daher durch Zu teilen festerer Stoffe Abhilfe schaffen. Rehns Vorschlag, der Verein Deutscher Papierfabrikanten möge beim Materialprüfungsamt dahin vorstellig werden, daß für schwerere Papiere die Reißlänge herabgesetzt wird, dürfte kaum Unterstützung finden. Sowohl der Verein als auch das Amt stehen allen Bestrebungen, die an Normalpapier gestellten Anforderungen herabzumindern, ablehnend gegenüber. Zu der Frage über den Einfluß der Füllstoffe auf die Festig keitseigenschaften von Papier hat Schacht) auch einen Beitrag ge liefert, der hier noch zu erwähnen ist. Schacht erhöhte während der Herstellung eines beschwerten Holzschliff-Konzeptpapiers zweimal den Füllstoffzusatz, ohne daß sonst irgend etwas geändert wurde. Das Papier hatte zunächst 6 v. H., dann 8,5 v. H und schließlich 11,5 v. H. Asche. Das Quadratmetergewicht wurde durchweg auf rund 79 g gehalten. Durch den zweimaligen Füllstoffzusatz sank die mittlere Bruchlast von 4,69 kg auf 3,72 kg (Abnahme rund 20 v. H.) Dehnung von 1,96 v. H. auf 1,75 v. H. (Abnahme rund 10 v. H.) Reißlänge von 3987 m auf 3320 m (Abnahme rund 17 v. H.) Falzzahl von 38 auf 17. (Abnahme rund 55 v. H.) Verfasser stellt weitere Versuche dieser Art für holzfreies Normalpapier in Aussicht. Einfluß höherer Wärmegrade auf die Leimfestigkeit von Papier Die Frage, ob die Leimfestigkeit von Papier leidet, wenn es :— wie bei der Desinfektion — erhitzt wird, gab Veranlassung, 1) Herzberg. Einfluß wiederholter animalischer Leimung auf die Festigkeitseigenschaften von Papier. Mitt. 1885, S. 137 und 1887, S. 115. 2) A. Rehn. Der Einfluß des Quadratmetergewichtes auf die Festigkeitseigenschaften des Papiers. P.F. 11, S. 974. s ) W. Schacht. Aschengehalt und Festigkeit von Papier. W.B. 11, S. 2144.