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2198 PAPIER-ZEITUNG Nr. 61/1912 Die schon erwähnte einfachbreite Sechsrollenmaschine der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg wird in Bild 86 gezeigt. Bei Herstellung von Zeitungen in 48 bis 36 Seiten laufen alle sechs oder fünf Stränge über einen Trichter. Man druckt von diesen 11 000 in der Stunde. Zeitungen von 24, 22, 20, 18, 16 und 14 Seiten bedingen doppelte Stereotypie. Man kann entweder alle Stränge über einen Trichter führen, dann wird nicht ge sammelt, oder die Stränge werden auf beide Trichter verteilt, neue Falzapparate auf eine solche ausprobiert sind. Einstweilen ist man ganz gut damit ausgekommen, eine genügend hohe Leistungsfähigkeit, wenn nötig durch Anwendung mehrerer Papierrollen und Druckwerke zu erzielen. Eine amerikanische Maschinenfabrik hat die Schnelligkeit ihrer Zeitungs-Rotationsmaschinen auf folgende Weise erhöht. Die Duplex Printing Press Co. in Battle Creek Mich. U. S. A. geht von dem Standpunkte, den Druckplatten nie größere Krümmung als den halben 1 Zylinderumfang zu geben, ab und baut ihre neuen Ma-' Bild 86. Sechsrollen-Rotationsmaschine der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, Akt.-Ges. schinen so, daß an ihnen eine Platte den ganzen Umfang umschließt. An der Duplex Tubulär Presse, wie diese neue Maschine heißt, bedeckt eine jede Platte fast den ganzen Umfang des Zylinders und läßt nur soviel Raum frei, als Kopf und Fuß der Seiten betragen, ist also röhrenförmig. Wie an an deren Maschinen, liegen auch hier mehrere Platten neben einander. Als Vorteile gibt die genannte Firma an, größere Schnelligkeit der Maschine infolge halben Zy linderdurchmessers, Erspar nis der doppelten Stereotypie bei Blättern halben Um fanges, kein Sammeln und geringerer Aufwand an Blei material, da die Platten um ein Viertel schwächer sein über jeden gehen in diesem Falle drei, dann muß gesammelt werden. Die Art des Vorganges erkennt man am fertigen Exem plar, welches bei 'Verwendung eines Trichters nur aus einer Bogen lage besteht, während bei zwei Trichtern zwei Lagen aufeinander gefalzt werden. Die Leistung wird aber, ob so oder so, doppelt sein, nämlich 22 000 Exemplare in der Stunde. Bei Zeitungen von 12, 10, 8, 6 oder 4 Seiten laufen die Stränge stets über zwei Trichter, und die Druckmenge beträgt 44000 Exemplare. Die beschriebene Sechsrollenmaschine ist aber auch so eingerichtet, daß die Papierstränge verschiedenartige Führung erhalten können. Sie eignet sich deshalb auch für mehrfarbigen Schöndruck oder Widerdruck, und bei Anwendung nur eines Stranges kann dieser mit bis zu fünf Farben bedruckt werden. Insgesamt sind auf dieser Maschine beim Druck 52 verschiedene Zusammenstellungen möglich. Die in den vorhergehenden Kapiteln beschriebenen Rotations maschinen sind sämtlich für den Zeitungsdruck berechnet, und hier zeigt sich, wie bei hinsichtlich der Güte des Druckes ganz gleichen Anforderungen dem Maschinenbauer doch die mannig faltigsten Aufgaben gestellt werden, weil verlangte Arbeits menge und Größe des Exemplars sehr verschiedenartig sind. Es wurde deshalb bei Behandlung der verschiedenen Bauarten das Hauptgewicht auf Kennzeichnung des so unterschiedlichen Arbeitsvorganges gelegt, in Rücksicht darauf, daß die Einrich tungen und Apparate an jeder Maschine durch die zuerst gebrachte Allgemeinbeschreibung genügend erklärt waren. Auf einige wissenswerte Punkte, die sich auf die genannten Maschinen beziehen, sei schließlich noch eingegangen. Zeitungsmaschinen laufen von allen Rotationsmaschinen mit der höchsten Geschwindigkeit, denn hier legt man den meisten Wert auf möglichst große Leistung. Die oberste Grenze der Gangart liegt gegenwärtig bei 15 000 Zylinderumdrehungen in der Stunde, die an Einrollenmaschinen einfacherer Bauart er zielt werden können, während diese Ziffer bei Maschinen mit mehreren Papierrollen auf 12—10 000 sinkt. Man kann demnach bei Zeitungsmaschinen als stündlichen Durchschnitt 12 000 Zylindertouren annnehmen. Eine weitere Erhöhung der Touren zahl wird erschwert durch die geringe Zugfestigkeit des ver wendeten Papieres und wäre wertlos, wenn sie auf Kosten häu figeren Aufenthalts geschähe. Auch ist mit der den Walzen schädlichen Reibungswärme sehr zu rechnen. Insoweit die Ein färbung keine Schwierigkeiten machen würde, könnte vielleicht der Druck bei geringeren Zylinderumfängen auch mit noch grö ßerer Schnelligkeit durchgeführt werden, da schon manche könnten. Soweit nach einer Notiz im Inland-Printer, in welcher auch berichtet wird, daß bereits mehrere solcher Maschinen im Gebrauch stehen. Ueber die Plattenherstellung und in welcher Weise die Platten auf die Zylinder aufgezogen werden, wird nichts erwähnt. Beides ist jedenfalls viel umständlicher als bei den bisherigen Verfahren. Auch ist zu bedenken, daß das durch den verringerten Zylinder umfang unmöglich gemachte Sammeln entweder doppelte Breite der Druckwerke oder doppelte Anzahl derselben und der Rollen bedingt, gegenüber einer anderen, die gleiche Seitenzahl druckenden Rotationsmaschine. Da Rotationsmaschinen unter den Buchdruckpressen nicht allein die größten, sondern auch die raschlaufendsten Typen sind, ist es erklärlich, daß sie am meisten Antriebskraft verbrau chen. In der Regel geschieht der Antrieb durch den Elektro motor, was umso leichter ist, als Rotationsmaschinen doch fast immer nur in größeren Druckorten Verwendung finden, wo elek trische Kraft meist zur Verfügung steht, die übrigens auch durch eine Kraftmaschine selbst erzeugt werden kann. Die zum Betriebe einer Rotationsmaschine nötige Kraft richtet sich vor allem nach der Größe der Maschine, ist aber auch abhängig von der Breite der Druckwerke sowie der durch das Zeitungsformat bedingten Größe der Zylinderdurchmesser. Man braucht ungefähr für: Einfache 4 Seitenmaschinen 5 -10 PS Einfache 8 7—15 „ Einfache 6 u. 12 10—20 „ Einfache 16 12—22 „ Zweirollen 8 10—18 ,, Zweirollen 16 10—2Q „ Zweirollen 32 18—30 „ Dreirollen 24 20—35 „ Dreirollen 48 25—40 „ Vierrollen 32 30—50 „ Vierrollen 64 40—60 „ In jedem Falle ist ein entsprechendes Mehr an Kraft ein- gerechnet, als sonst die laufende Maschine brauchen würde, dieses wird beim Angang der Presse zur Inbewegungseztung der toten Massen unbedingt notwendig. Der Kraftverbrauch beim Betrieb einer Maschine ist schwankend, denn es ist nicht gleichgültig, ob die Zylinder ganz oder nur mit wenig Platten belegt sind, wie stark die Walzen gegen die Nacktzylinder an gepreßt sind, und ob es im Druckraum warm oder kalt ist. Letz teres hat sehr viel Einfluß auf die Farbe, welche durch die Tempe raturunterschiede mehr oder weniger Klebrigkeit erhält.