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Nr. 59/1912 PAPIER-ZEITUN G 2129 geteilt?) F Die dort aufgeworfene Frage, ob es kein Mittel gibt, die Gefahr beizeiten zu erkennen und zu verhindern, daß zu dem Verlust des Papiers noch Verlust an Arbeit und weiterem Ma terial hinzutritt, ist zu bejahen. Man braucht das Papier nur kurze Zeit in eine mit Salzsäure angesäuerte Lösung von Blut laugensalz zu legen, und alles im Papier vorhandene Eisen, gleich gültig ob als Metall oder Verbindung vorhanden, macht sich durch das Auftreten einer deutlich blauen Färbung bemerkbar. Nach einer weiteren Mitteilung im P.F. 2 3 ) soll diese überaus empfindliche Reaktion nicht empfindlich genug sein, wenn das metallische Eisen in sehr feiner Verteilung vorhanden ist. Es wird an genannter' Stelle hierfür folgendes Verfahren empfohlen. A. Man lasse 100 g harte Emulsionsgelatine 2 Stunden quellen und gieße das nicht eingezogene Wasser ab; alsdann wird die Gelatine auf dem Wasserbade in 1000 ccm dest. Wasser geschmolzen und die Lösung auf 50° C gebracht; ferner werden 4 g Zitronensäure, in 10 ccm Wasser gelöst, zugesetzt. B. 50 ccm dest. Wasser und 20 g Silbernitrat werden eben falls auf 50° erwärmt und nach dem Auflösen unter kräftigem Rühren mit einem Glasstabe zu der Gelatinelösung gegeben. Die Mischung wird durch Musselin oder Filtriergaze filtriert und bei etwa 40° in einem wenig erhellten Raum auf das an allen 4 Seiten aufgebogene Papier gleichmäßig aufgegossen; den Ueber- schuß läßt man an der unteren Ecke ablaufen. Das so überzogene Muster wird an einem mäßig warmen, staubfreien Orte getrocknet. Schon nach wenigen Minuten treten die in dem Papier enthaltenen Metallteilchen als dunkle Punkte hervor. Pergamyn- und Pergamentersatzpapiere Beim Verschicken obengenannter Papiersorten ins Ausland begegnen unsere Papierfabrikanten oft Schwierigkeiten. Per- gamynpapiere werden irrtümlicherweise als ,,paraffinhaltig” verzollt und Pergamentersatz, ja selbst stark durchscheinende Zeichenpapiere, als echtes Pergamentpapier. Begründet liegt dieses Vorgehen der ausländischen Zollbehörden in der man gelnden Sachkunde ihrer Beamten, denn absichtlich unrichtige Verzollung im fiskalischen Interesse, wie sie stellenweise ver mutet worden ist, ist natürlich ausgeschlossen. Die Schwierigkeiten, die unserer Industrie aus derartigen Verhältnissen erwachsen, haben Veranlassung zu einer Abhandlung gegeben,\in der die Erfahrungen des Materialprüfungsamtes in dieser Fragte niedergelegt sind/) und die Anhaltpünkte für die Beurteilur g der Papiere n dem angegebenen Sinne enthält. 1. Nachweis von Paraffin in Pergamynpapieren Man zieht das Papier mit Aether aus, dampft uf dem Wasser bade ein, verseift den Rückstand mit alkoholischer Kalilauge, verdampft wieder zur Trockne, behandelt den Rückstand mit Aether, filtriert, dampft wieder ein, nimmt auf mit wenig heißem Essigsäureanhydrid und läßt erkalten. 1 War Paraffin in dem Papier vorhanden, so scheidet es sich jetzt aus. Das Ausgeschie dene kann man dann eventuell chemisch und physikalisch noch weiter prüfen. Dies der analytische Nachweis. Man wird aber vielleicht in den meisten Fällen mit einem weit einfacheren Versuch aus kommen, indem man feststellt, ob das Papier durch die Behand lung mit Aether seinen Glanz und seine Durchsicht verliert. Pergamynpapiere verändern sich hierbei nicht, nach wie vor zeigen sie ihr charakteristisches Aeußeres. Papiere aber, denen die genannten Eigenschaften durch Behandeln mit Paraffin verliehen wurden, verlieren Glanz und Durchsicht bei der Aether- behandlung und zeigen das ursprüngliche. Aussehen des Roh papiers wieder. Sieht also ein mit Aether behandeltes Pergamynpapier. aus wie das nicht behandelte, so kann es nicht mit Paraffin glänzend und durchsichtig gemacht worden sein. 2. Erkennungsmerktnale für echtes Pergamentpapier a) Man kocht ein handgroßes Stück des zu untersuchenden Papiers tüchtig in verdünnter (2—3 v. H.) Natronlauge und rührt hierbei kräftig um. Nicht pergamentiertes Papier zerfällt hierbei und liefert einen mehr oder weniger feinen Faserbrei, echtes Pergamentpapier behält seine Form, gibt keine Fasern ab und kann aus der Lauge so wieder herausgenommen werden wie es hineingelegt wurde. b) Noch einfacher und schneller kann man die Entscheidung 1) Eisen im Papier, P.F. 11, S. 109. 2) Eisen im Papier, P.F. 11, S. 284. 3) Herzberg, Zollschwierigkeiten. Mitt. 11, S. 464. mit Hilfe der „Kauprobe” fällen. Ein kleines Stück des Papiers kaut man tüchtig durch; nicht pergamentiertes Papier kann man zu einem Faserklumpen zerkauen, der sich leicht zerflücken läßt. Pergamentpapiere lassen sich nicht zerkauen. Wer diesen Kauversuch einige Male mit Pergamentpapier und mit nicht pergamentierten Papieren durchgeführt hat, wird später bei der Prüfung von Papier nicht mehr im Zweifel sein, ob er es mit pergamentiertem oder nicht pergamentiertem Material zu tun hat. Fortsetzung folgt. Frankreichs Papierindustrie Frankreichs Papierindustrie arbeitet, wie aus einem Bericht des norwegischen Generalkonsulats in Paris hervorgeht, großen teils unter ungünstigen Bedingungen. Einige Mittelpunkte der Papiererzeugung, z. B. das Seine-Departement, sind von den Kohlen gruben weit entfernt und zahlen 28 bis 30 Frank für die Tonne Kohlen frei Fabrik. Ferner sind die meisten Fabriken, welche billige Wasser kraft besitzen, von den großen Verbrauchsorten so weit entfernt, daß die Frachtkosten ihre billigeren Betriebskosten, besonders für billige Papiere, wieder ausgleichen. Ueberdies erzeugt Frank reich keine nennenswerten Mengen Holzschliff oder Zellstoff. Da gegen hat die französische Papiererzeugung aus Strohstoff einen guten Mittelpunkt in Limousin und Haute-Vienne mit 33 Maschinen. Die Papierherstellung in Frankreich ist sehr alt, hat sich jedoch nicht so schnell wie in Deutschland und England entwickelt und erst in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Die Jahreserzeugung betrug 1886 180 497 Tonnen, 1890 365 000 t, 1900 450 000 t und 1910 867 000 t. Die Anzahl Maschinen ist jedoch von 588 im Jahre 1900 nur auf 619 im Jahre 1910 gestiegen, woraus man schließen kann, daß viele teils verbessert, teils durch neue zeitgemäße ersetzt worden sind. Es gibt Papierfabriken in 70 Departements und die Papier herstellung ist über ganz Frankreich verteilt. Ihre Hauptsitze sind folgende: Anzahl Maschinen Tageserzeugung in t Seine-et-Oise 45 374 74 314 Seine 30 260 Pas-de-Calais 35 203 Vosges 38 161 Haute-Vienne 33 158 Nord 16 125 Doubs 18 120 Charente 20 60 Haute-Garonne .... 19 55 Das Departement Seine-et-Oise steht an der Spitze infolge seiner Lage rings um Paris, dem größten Verbrauchsort Frankreichs für Zeitungen, Zeitschriften und Büchern. Besonders in den letzten 10 Jahren hat sich die Erzeugung hier sehr schnell entwickelt und Isdre, welches lange infolge seiner billigen Wasserkraft die Haupt erzeugung hatte, überflügelt. Hergestellt werden in Frankreich: Druck- und Schreibpapier mit 218 Maschinen 1276 t im Tag Packpapier ,, 227 ,, 894 ,, ,, ,, Pappe „112 „ 447 „ „ ,, Papier aus Strohstoff ,, 62,,273 ,, ,, ,, Zusammen 619 Maschinen 2890 t Die Ausfuhr von Papier und Pappe steigt stetig. Ausgeführt wurden; 1905 für 13 795 000 Frank, 1907 für 23 535 000 Frank, 1909 für 28 812 000 Frank, 1910 für 36 062 000 Frank und 1911 für 38 035 000 Frank. Frankreichs Einfuhr von Papier, Pappe, Büchern und Stichen betrug 1909 57 409 000 Frank, 1910 68 538 000 Frank, 1911 75 219 000 Frank. Norwegen führte nach Frankreich 1909 und 1910 Packpapier für je etwa 24 000 Kr. aus, und diese norwegische Ware scheint noch bessere Aussichten zu haben. Der Zoll auf Packpapier ist 10 Frank für 100 kg. Die kleineren Papierhersteller Frankreichs haben sich mehr fach zusammengeschlossen. Die wichtigste Vereinigung, aus sechs Fabriken bestehend, ist Comptoir centrale des papeteries du Midi. Ihrem Hauptkontor in Toulouse gehen alle Aufträge zu, und falls der Besteller eine bestimmte Fabrik bezeichnet, übersendet das Kontor dieser den Auftrag. Sonst werden die Aufträge an die ver schiedenen Fabriken unter Berücksichtigung ihrer verfügbaren Erzeugung verteilt. Das Kontor erhält auf alle Aufträge zur Be streitung seiner Unkosten 5 v. H. Das Ergebnis war sehr günstig. Der Verkaufspreis war sehr fest, und man konnte sogar Rückstellungen machen, um während Krisezeiten auf gelagerte Waren Vorschuß zu leisten. Die Vereinigung war auch stark genug, um bei der Zoll revision 1910 eine Zollerhöhung für dünnes Papier von 10 auf 15 Fr. für die 100 kg durchzusetzen und so den Wettbewerb seitens deutscher und schwedischer Erzeugnisse in dieser Papiersorte zu erschweren. Der Konsulatsbericht weist auf die Bedeutung hin, welche derartige Zusammenschlüsse für die kleineren norwegischen Aus fuhrfirmen haben könnten. Sie regeln die Verkaufspreise, verhindern Untergebote und ermöglichen die Anstellung fester Vertreter auf den ausländischen Märkten, was das beste Mittel zur Förderung der Ausfuhr sei. bg.