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2128 PAPIER-ZEITUNG Nr. 59/1912 Das Papier wird in der großen Halle 6 ausgerüstet. Hier arbeiten u. a. vier achtwalzige Hauboldsche Kalander von etwa 1% m Breite, mehrere Umroll- und Feuchtmaschinen und zwei von einer besonderen Dampfmaschine angetriebene 10 walzige maschinenbreite Kalander. Ein kleiner Kalander, eine Anzahl Querschneider verschiedener Bauart, ein Längs- und Quer- Schneider zum Verarbeiten der maschinenbreit satinierten Rollen vervollständigen die zeitgemäße Ausrüstung dieses Kalander saales, an den sich ein Sortiersaal mit mehreren Schneidemaschinen usw. anschließt. Das verpackte Papier wird unmittelbar in Eisenbahnwagen geladen B Fortsetzung folgt Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Neues auf dem Gebiete der Papierprüfung im Jahre 1911 Von Prof. VF. Herzberg L Apparate und Verfahren Abkürzungen für häufiger zu erwähnende Literaturquellen: Mitt. = Mitteilungen aus dem Königlichen Materialprüfungsamt. P.F. = Papierfabrikant. P.Z. = Papier-Zeitung. W.B. = Wochen blatt für Papierfabrikation. Z. = Zentralblatt für die österr.-ung. Papierindustrie Fortsetzung zu Nr. 55 Seite 1987 Vorgänge bei der Harzleimung Ueber die Vorgänge, die sich beim Leimen des Papierstoffes mit Harzleim abspielen, sind wir bekanntlich in so manchen Punkten noch im unklaren und es wird noch vieler Arbeit be dürfen,-bis wir ein klares Bild von den chemischen und physi kalischen Prozessen beim Leimen von Papier gewinnen. Koll- mann x ) weist darauf hin, daß man bisher zur Klärung dieser Leimungsfrage das Mikroskop verhältnismäßig wenig heran gezogen hat, und teilt eine Reihe von Beobachtungen, die er gemacht hat, mit. 2 3 ) Er stellte Niederschläge aus Harzleim mit hartem Wasser, Essigsäure, Kalziumchlorid, Alaun, Aluminiumsulfat, Mag nesiumsulfat usw. her und untersuchte diese unter dem Mi kroskop. Es zeigte sich, daß sie mit den wichtigsten in Betracht kommenden Metallsalzen vorzugsweise 2 Grundformen bilden: glattrandige, streifige, schlierige (freie Harzsäure, Aluminium- und Eisenresinat, Kalziumresinat teilweise) oder zackig gerandete, eingerissene, grieslig getrüpfelte (Magnesiumresinat, Kalzium resinat teilweise). Kleine Mengen der Niederschläge wurden auf Objektträger gebracht, bei 105° C getrocknet, durch Spülen mit Wasser von Nebenbestandteilen (Natriumchlorid, Natriumsulfat usw.) befreit und trocken unter dem Mikroskop beobachtet. Die Formen der verschiedenen Niederschläge sind durch Abbildungen nach mikrophotographischen Aufnahmen veranschaulicht; die Ausscheidungen waren teils ganz oder fast ganz geschmolzen, teils nicht. Weiter wurde das mikrochemische Verhalten der nassen und getrockneten Niederschläge gegen verschiedene Reagentien (Verd. Salzsäure, Ammoniak, Natronlauge, Bromwasser, Jod-Jod kalium usw.) festgestellt und eingehend geschildert. Das Gesamtergebnis der Kollmannschen Prüfungen ist dahin zusammenzufassen, daß es nicht gelungen ist, die beim Leimen im Holländer entstehenden Körper (Aluminiumresinat, freie Harzsäure, Resinate der im harten Wasser vorhandenen Metalle usw.) mikroskopisch oder mikrochemisch zu trennen und nebeneinander zu erkennen. Nachweis von Tierleim in weißem Papier und Unterscheidung von Tierleim und Kasein Das gebräuchlichste Verfahren, Tierleim in Papier nach zuweisen, ist bekanntlich das mit Hülfe von Gerbsäure. Der wässrige Auszug wird falls Stärke vorhanden ist, zunächst mit Chlorammonium und Jod-Jodkaliumlösung versetzt, der ent stehende Niederschlag (Jodstärke) abfiltriert und dem Filtrat einige Tropfen Alaunlösung und wässerige Gerbsäurelösung hinzugefügt. Ein Niederschlag zeigt Tierleim an. Dr. Camillo LevP) hat nach einem einfachen und schneller auszuführenden Verfahren gesucht und empfiehlt auf Grund 1) Ueber die Mikroskopie der Harzleimung. Z. 11, S. 438 mit 7 Bildern nach mikrophotographischen Aufnahmen von Harzaus fällungen. 2) Bemerkt wird hierzu, daß Klemm bereits im Jahre 1908 in seiner Abhandlung „Wirkung der Feuchterwärmung auf die Harz leimfällung“ (W. B. 08, S. 1369) diesen Weg beschritten hat. 3) Qualitativer Nachweis von tierischem Leim im Papier und Farbreaktionen zur Unterscheidung von Gelatine und Kasein. P.F. 11, S. 344. seiner Versuche die sogenannte Biuretreaktion. Er bespricht in seiner Abhandlung zunächst die Brauchbarkeit der z. Z. bekannten Reaktionen zum Nachweis von Tierleim. Die Gerbsäure-Re aktion ist nach seinen Erfahrungen die beste, aber etwas um ständlich und meist nur im Laboratorium auszuführen. Die Millon’sche Reaktion hat sich als wenig empfindlich gezeigt und bei schwach geleimten Papieren oft ganz versagt, bei Vor handensein von Holzschliff ist sie überhaupt nicht anwendbar. (Bei holzschliffhaltigen Papieren dürfte aber auch Tierleim kaum in Frage kommen). Kasein aber gibt, auch in geringen Mengen, die Millon’sche Reaktion (Rosafärbung) deutlich. Das Verfahren von Kiliani (Reduktion von gelbem Queck silberoxyd zu Quecksilber durch Tierleim) erfordert viel Papier und liefert eine nicht sehr deutliche Reaktion. Kasein verhält sich ebenso. Die Biuretreaktion nun (Blaufärbung bei der Behandlung von Biuret mit Kupfersalzen in Gegenwart von Aetznatron) tritt auch auf, wenn man zu einer wässerigen Eiweißlösung Aetz natron. und dann einige Tropfen verdünnte Kupfersulfatlösung setzt. Eiweißstoffe färben sich blau, übergehend in rot, die Um wandlungsprodukte (Albumose, Peptone usw.) rot. Die Reaktion wird bereits angewendet zum Nachweis von Eiweiß in Pflanzen fasergeweben. Zum Prüfen von Papier behandelt man dieses mit 2 prozentiger Kupfersulfatlösung und tropft dann 5 prozentige Aetznatronlösung auf; wenn Tierleim vorhanden ist, entsteht Violettfärbung, bei Harz-Stärkeleimung eine schwach-gelblich- grüne Färbung. Kasein reagiert ebenso. Die Reaktion ist nach Levi sehr empfindlich und kann mit kleinen Papierproben aus- „geführt werden. Zum Nachweis von Kasein, auch bei Gegenwart von Tierleim, schlägt L. die Xanthoproteinreaktion vor. Tropft man auf das Papier konzentrierte Salpetersäure, so tritt bei Gegenwart von Kasein sofort deutliche Gelbfärbung auf; Tierleim gibt die Re aktion nicht. Holzschliff stört die Reaktion, da die dann ent stehende Braunfärbung die Gelbfärbung verdeckt. Prüfung von Talkum Bei der Untersuchung von Talkumwird in Papierravrken zur annähernden Schätzung der Menge des vorhandenen kohlen sauren Kalkes (Kalkstein der Gangart oder Verfälschung) der Säureverlust bestimmt. Wittel & Weiwart 1 ) weisen auf Grund von Versuchen darauf hin, daß hierbei oft zu hohe Werte er mittelt werden, weil meist mit zu großen Mengen Säure gearbeitet wird; es wird dann nicht nur der kohlensaure Kalk sondern auch ein Teil des Magnesiumsilikates zersetzt. Nach ihren Erfah rungen ist bei der Versuchsausführung folgende Vorschrift inne zuhalten: 1 g feinst gepulverte Substanz wird mit 200 ccm dest. Wasser übergossen; dann werden 3 ccm Salzsäure (spez. Gewicht 1,12) hinzugefügt und die Mischung wird 15—20 Minuten mäßig; gekocht. Der Rückstand wird abfiltriert, getrocknet und ge wogen. Die Verfasser haben an 15 Talkumproben den Säure verlust bestimmt; er schwankte von 1,97 bis 11,69. Die gleich zeitig analytisch bestimmte Menge an kohlensaurem Kalk schwankte von 1,66 bis 11,40. . Die Säureverlustbestimmung; lieferte durchweg um 0,3—0,4 v. H. höhere Werte als die ge wichtsanalytische. Verfasser schlagen vor, Talkumproben mit 10 v. H. kohlensaurem Kalk und mehr zu beanstanden, weil sie die Harzleimung ungünstig beeinflussen. Bei der Analyse von 5 sehr reinen Talkumproben aus Steier mark fanden Verf. u. a. Werte für Kieselsäure . . von 59,9—62,9 v. H. (30,1—54,7) Magnesium . . „ 27,1 — 33,0 „ (15,1—23,8) Tonerde . . . „ 0,6—3,2 „ (0,3—2,2) Kalk 0,03—4,1 „ (18,5—50,8) Eisenoxydul. . „ 0,3—1,4 ,, (0,6—2,1) Die in Klammern zugefügten Werte wurden bei der Analyse von 5 minderwertigen und verfälschten Proben ermittelt. Eisen im Papier Rostflecke in Papier sind schon oft die Quelle von Aerger- nissen gewesen, namentlich dann, wenn sie sich erst beim Ver arbeiten des Papiers (Bedrucken, Verkleben usw.) bemerkbar machen. Dieser Fall kann eintreten, wenn Eisensplitterchen in den Papierstoff kommen (Stahlmesser der Holländer o. a.) und erst später infolge geeigneter äußerer Bedingungen Rost flecke bilden. Eine Reihe derartiger Fälle wird im P.F. mit- 1) Ueber die Verwendung und Begutachtung von Talkum im der Papierfabrikation. W. B. 11. S. 4578.