Volltext Seite (XML)
PAPIER-ZEITUNG 2091 N. 58/1912 Fabrik. Sie geleiteten uns in das Kontor, boten uns Erfrischungen •dar, und Herr Übel schilderte kurz die Entstehungsgeschichte der Firma. Sie wurde 1881 von Herrn J. B. Weibel gegründet. Wie Herr Übel ausführte, war seine Firma eine der ersten, welche von Mitscherlich das Recht zum Bau und Betrieb einer Sulfit stoffabrik nach seinem Verfahren erwarben. 1881 wurde mit •dem Bau der Sulfitstoffabrik in Noviilars begonnen und zu nächst 4 horizontale Kocher von je 8000 kg Stoff-Ausbeute laufgestellt, im Jahr 1885 kamen vier weitere s ehende Kocher von je 5000 kg S offausbeute hinzu, und im Jahre 1889 wurde «eine neue Kocheranlage mit fünf vertikalen Kochern von 118000 kg Stoffausbeute aufgestellt, wodurch die tägliche Er- zeugung der Fabrik auf 20 000 bis 25 C00 kg stieg. Diese Erzeugung ließe sich mit der großen Kocheranlage leicht -bedeutend erhöhen, jedoch kocht man hier absichtlich -sehr langsam, um besonders zähen Stoff für die eigenen Papierfabriken zu liefern, welche viel Pergamentersatz-, Pergamyn- und zähe Packpapiere herstellen. Früher wurde auch Sulfitstoff verkauft, dies ist ■'aber seit Jahren durch den Wettbewerb nordischer Fabriken unmöglich gemacht, die dank billigen Holzes und großer Wasserkräfte trotz der großen Ent fernung und des Zolles billiger nach Frankreich liefern, als die einheimische Fabrik den Stoff selbst herstellen kann. Immer hin beabsichtigt die Firma, deren eigener Zellstoffbedarf ständig wächst, die Erzeugung der Zellstoffabrik zu erhöhen und plant Turmanlage. Jeder der 11 Schwefelöfen, von denen 7 halbkugel förmig und 4 flach sind, speist einen besondern Turm. Verbrannt wird „Secunda Vantaggiata"-Schwefel, wovon sich die 100 kg frei Fabrik auf 13 Frank stellen. Die Fabrik wird ausschließlich mit Dampf kraft angetrieben. Im groß angelegten, hellen und geräumigen Kesselhaus erzeugen 7 große Dampfkessel mit mechanischer Zuführung der Grieskohle nach den Rosten (Patent von Weck in Dölau bei Greiz) den Dampf für zwei Expansions-Maschinen aus den Werkstätten von Sulzer in Winterthur. Niederdruck-Dampf der größeren Maschine dient zum Trocknen des Papiers. Beide Maschinen arbeiten auf eine gemeinsame Welle und entwickeln 2000 PS, die zu erheblichem Teil elektrisch übertragen werden. Außerdem ist eine Ersatz-Maschine von 600 PS vorhanden. Der gekochte Stoff wird auf übliche Weise gewaschen und zum Teil gleich auf fünf 1,70 m breiten Entwässerungsmaschinen abgepreßt, zum Teil vorher gebleicht. Hierzu dienen vier mit Stoff reibern versehene Bleichholländer von je 2000 kg Ein tragung. In der Papierfabrik arbeiten 2 Papiermaschinen von 260 und 200 cm Arbeitsbreite maschinenglatte und 2 Papiermaschinen einseitig glatte Papiere. Eine der ersterwähnten Papier maschinen ist von Banning & Seybold in Düren, die andere von Thiry & Cie. in Huy erbaut. Die Holländer stehen ein Stockwerk über den Papiermaschirten auf Sulfitstoff- und Papierfabrik in Noviilars von Übel & Cie. zu diesem Zweck die Vergrößerung und Umgestaltung ihrer Holzputzerei und Entwässerungsanlage. Verarbeitet wird teils (zu 3/4) Schwarzwald-Fichtenholz, teils (zu 1/a) Fichten-, Aspen- und Erlenholz, das aus der Um gegend mit der Bahn zugeführt wird. Der Aspenzellstoff, der den Papieren Griffigkeit und Weich heit verleiht, dient in den Papierfabriken der Firma als Ersatz des Natron-Aspenstoffs, den viele Fabriken aus Amerika beziehen. Auf dem geräumigen Holzplatz stehen noch mit Brettern gedeckte Schälhütten, worin je ein Arbeiter das Holz von Hand schält, aber es werden auch 3 Wertheimsche Holzentrindungs trommeln in einem besonderen Gebäude betrieben. Drei Stunden kollert das Holz in diesen Gittertrommeln unter ständiger Zu fuhr frischen Wassers, bis die Holzklötze herausgenommen und von Hand nachgeschält werden. Besonders befriedigt er klärten sich die Herren von dieser in Deutschland meist schon aufgegebenen Einrichtung nicht, sie haben auch in der neuen Holzputzerei Schälmaschinen aufgestellt und wollen noch mehr aufstellen. Eine besonders große Entrindungstrommel ist schon vor Jahren ins Alteisen geworfen worden, weil sie zu viel Kraft gebrauchte. Im Frühjahr 1910 riß das Hochwasser des Doubs 28 000 Raummeter Holz vom Holzplatz der Fabrik fort. Ein großer Teil des Holzes wurde zwar im Unterlauf des Flusses heraus gefischt und zurückgebracht, trotzdem erlitt die Fabrik 180 000 Frank Schaden. Das Wasser stand in allen Fabrikräumen manns hoch. Hinter dem liolzplatz erhebt sich die mit Holz verschalte gleicher Höhe wie der Ausschußboden. 9 Koliergänge bereiten den Sulfitstoff und 4 Lannoye-Zerfaserer die Papierabfälle für die Holländer vor. 7 Schmidt-Holländer von 400 Und 450 kg Eintrag bereiten den Stoff für die maschinenglatten Papiere, und vier offene Holländer mit Antrieb von der Mitte aus sowie ein Unterlaufholländer arbeiten den Stoff für die einseitig glatten Papiere. Bei unserm Besuch lief auf den erst erwähnten beiden Maschinen Pergamynpapier, das nach dem Glätten schöne glasige Durchsicht aufweist. Die eine Papier maschine für einseitig glatte Papiere ist von Escher, Wyss & Cie. gebaut, 1 tO cm breit, hat fünf Trockenzylinder und einen großen Trockenzylinder mit Anpreßwalze. Die andere Maschine gleicher Art ist von Neyret, Brenier & Cie. in Grenoble erbaut, 200 cm breit und hat vor dem großen Anpreßzylinder 5 gewöhn liche Trockenzylinder. Die Papiermaschinen werden elektrisch angetrieben und die Trockner mit Zwischendampf aus der großen Antriebsmaschine geheizt. Die Papiere werden in einer großen Halle ausgerüstet. Vier elektrisch angetriebene 10 walzige Kalander mit heizbaren Stahlwalzen verleihen hier den Pergamynpapieren den so ge schätzten Hochglanz und die glasartig klare Durchsicht. Fünf Querschneider mit auf- und abgehendem Messer schneiden die Bogen für die Sortiererinnen. In einem anderen Saal stehen zwei weitere Kalander, drei Umroll- und Feuchtmaschinen sowie ein Querschneider. Auch sind zwei sich gut bewährende Maschinen von Max Krönert & Co. zum Schneiden schmaler Rollen und 3 Jagenberg-Rollmaschinen in Betrieb. Unter den Sortiererinnen fiel ein altes Mütterchen auf,