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Nr. 56/1912 PAPIER-ZEITUNG 2025 Nachdem er auf seinen Ruhm und seine Träume verzichtet hatte, brachte er Ihnen die Erfahrung seines Lebens, die Abgeklärtheit seines Geistes und rechtfertigte so den Namen „Philosoph”, den ihm die Gefährten seiner Kindheit verliehen hatten. Er widmete 15 Jahre seines Lebens dem Unterricht Ihrer Kinder. Welch edler Schullehrer! Wenn Robert aus dem Jenseits einen Blick auf uns werfen könnte, wäre er glücklich zu sehen, daß das Samen korn, das er ausstreute, im Herzen der Einwohner von Vernouillet so gut gekeimt hat, und der Dankbarkeitshymnus, den Sie an Ihren alten Schullehrer richten, wird in der ganzen Welt wider hallen.” Plan- oder rotierender Knotenfänger? In Nr. 46 der Papier-Zeitung ist in einer Abhandlung über ■obiges Thema hervorgehoben worden, wie sehr man in manchen Fabriken noch mit Zähigkeit an den alten Schlagplattenknoten fängern hängt, und daß der Grund hierfür wohl darin liegen könnte, daß manche theoretische Neuerungen auf dem Gebiet der Plan knotenfänger in der Praxis die erhofften Vorteile nicht ergaben. Dieser Ansicht ist eine gewisse Berechtigung nicht zu versagen. Bei all den sogenannten Verbesserungen ist man nämlich in der Regel von der Erwägung ausgegangen, die mit mehr oder weniger Geräusch und Abnützung verbundene Schlagradschüttlung durch geräuschlose auf- und abschwingende Bewegung der Schlitzplatten zu ersetzen. Da aber hierbei sich herausgestellt hat, daß die Stoff- fasern auch nicht annähernd mehr mit derselben Energie und Gründ lichkeit die Schlitze zu passieren vermögen und somit die Leistung sehr herabgedrückt wurde, so war es notwendig, gleichzeitig eine Vorrichtung anzubringen, die durch Saugwirkung den Durchgang der Stoffasern durch die Schlitze unterstützen sollte. Tatsächlich aber vermögen diese sogenannten Verbesserungen die Schlagrad schüttlung niemals vollwertig zu ersetzen, welch letztere schon durch die energische, stoßweise Erschütterung der Stoffmasse die zusammenhängenden Faserbündel lockert und die Knoten von an hängenden guten Fasern befreit und so selbst bei feiner Schlitzweite nicht nur die Ausbeute vergrößert, sondern auch die Reinheit der Sortierung wesentlich fördert. Ich halte es für die wahre Ursache, warum so alte Praktiker von ihren Schlagplattenknotenfängern sich nicht trennen wollen. Von diesem Gesichtspunkt ausgehend hat auch Chr. Wandel vor nunmehr 50 Jahren seinen ersten rotierenden Knotenfänger mit derselben Schlagradschüttlung versehen, und neben den bekannten Vorteilen dieses Knotenfängers, nämlich der beständigen' Rein haltung der Schlitze, dem damit zusammenhängenden gleichmäßigen Stoffdurchlaß und der selbsttätigen Ausscheidung der Knoten, hat er gerade der Beibehaltung der Schlagradschüttlung nicht zum wenigsten seine Erfolge zu verdanken. Die manchen Verbesserungen, die die Firma Chr. Wandel seither an ihren Drehknotenfängern vorgenommen hat, beziehen sich in der Hauptsache auf die zweck mäßige Ausgestaltung dieser Schlagradschüttlung in bezug auf leichte Regelbarkeit und geringe Abnützung. Ganz wie bei den Planknotenfängern sind auch beim rotierenden Wandel-Knotenfänger ‘bald alle möglichen Neuerungen aufgetaucht. Neuerdings beziehen sich diese hauptsächlich auf den Ersatz der Schlagräder und Getriebteile durch geräuschlose Exzenter- schüttlung und Zylinderdrehung ohne Radantrieb. Aber auch hier ist bezüglich des Ersatzes der Schlagräder dasselbe zu sagen, was bei den Plattenknotenfängern ausgeführt worden ist: Die sogenannte „weiche" Schüttlung kann die Schlagradschüttlung niemals voll wertig ersetzen. Die Stof fasern dringen nicht mehr so leicht und so vollständig durch die Schlitze, und die Folge ist, daß sich die Leistungs fähigkeit des Knotenfängers vermindert. Ferner werden manche gute Fasern mit den Knoten vom Spritzwasser weggeführt, die bei der Schlagradschüttlung sich von den Knoten abgesondert hätten und mit dem guten Stoff durch die Schlitze gegangen wären. Diesem Mißstand muß bei erwähnter Neuerung dadurch begegnet werden, daß man mit weiteren Schlitzen arbeitet, dies schadet aber der Rein heit der Sortierung. Es ist somit eine Frage der Zweckmäßigkeit im einzelnen Fall, ob die Vermeidung des Geräusches bei der Schüttlung des Knoten fangzylinders so große Vorteile bietet, daß man die oben geschil derten nicht unwesentlichen Nachteile dafür in Kauf nehmen kann. Denn der weiter ins Feld geführte Vorteil eines verminderten Auf wandes für Reparaturen durch Ausschaltung von Schlagrädern, Schlaghämmern und Getriebteilen gleicht sich wohl bei der heutigen Ausführung der Wandel - Knotenfänger mit Schlagradschüttlung gegenüber den sehr hohen Anschaffungskosten der Exzenter- und anderen Schüttlungsarten und ihren Reparaturkosten aus. Nun noch ein Wort über die Betätigung der Zylinderdrehung. Wie sich mancher Leser der P.-Z. wohl noch erinnern wird, ist hier schon vor langen Jahren die Frage der Dreh-Knotenfänger mit oder ohne Radantrieb behandelt worden. Der Erfolg hat sich seit jener Zeit unverkennbar dem unter allen Umständen zuver lässigen Radantrieb zugewendet. Nehmen wir an, daß langfaseriger Stoff verarbeitet werden soll, der schwer durch die Schlitze geht. In solchem Fall läßt man den Knotenfänger etwas stärker schlagen. Ist er aber so gebaut, daß Schüttlung und Drehung in einem Maschinenelement vereinigt sind, so wird neben der stärkeren Schüttlung auch stärkere Zylinder drehung eintreten, dies hat aber den Nachteil im Gefolge, daß viele gute Stoffasern mit den Knoten herausgeworfen werden, weil sie nicht genügend Zeit finden, die für den Stoff ohnedies etwas engen Schlitze zu passieren. Langsame Zylinderdrehung, die sich gleich bleibt, mag die Schüttlung verstärkt oder vermindert werden, ist somit vorzuziehen. Und diese kann nur durch einen besonderen Radantrieb erreicht werden. Mir ist in meiner langen Praxis kein Fall bekannt geworden, in dem nicht die Planknotenfänger mit hervorragendem Erfolg durch rotierende Knotenfänger mit Schlagradschüttlung ersetzt werden konnten. Die Frage, ob Plan- oder rotierender Knoten fänger, dürfte sich somit längst zu gunsten des letzteren entschieden haben. ■—n— Weißer Papierstoff aus altem Zeitungspapier John M. Burby in Astoria auf Long Island, Staat New York, erhielt amerikanisches Patent Nr. 1029848 auf ein Verfahren, alte Zeitungen durch Kochen mit Boraxlösung für die Her stellung von weißem Papierstoff vorzubereiten. Die anderen Chemikalien, mit denen altes Zeitungspapier bisher zu diesem Zweck behandelt wurde, wie Soda, Aetznatron, verändern beim Kochen die Farbe des Holzschliffs und machen infolgedessen den gewonnenen Papierstoff dunkel und mißfarbig, beim Kochen mit Borax soll dies vermieden werden. 2 kg Borax auf 1000 Liter Wasser sollen für diesen Zweck schon genügen. Es sei aber vorteil hafter, die Boraxlösung nicht zum Kochen des Altpapierstoffes zu verwenden, sondern in dieser Lösung den Stoff im Holländer aufzulösen. Der Erfinder schlägt folgendes Verfahren vor: Nahezu kochende Boraxlösung von erwähnter Stärke wird in die Holländer eingelassen und in den umlaufenden Holländer das vorher ent staubte und roh auseinandergetrennte Altpapier nach und nach eingetragen. 15 000 kg der Lösung sollten auf je 1000 kg trocknen Altpapiers kommen, und die Lösung sollte etwas stärker als 0,2 prozentig sein, weil ein Teil des Boraxgehaltes rasch zum Ver seifen der öligen Bestandteile der Druckfarbe verbraucht wird und erst dann die Lösung auf'die klebenden Bestandteile der Papier leimung einwirkt. (Für die Verseifung der Fettstoffe werden ungefähr 11 v. H. des Boraxgehalts verwendet.) Der Holländer inhalt wird, nachdem er gleichförmig zerfasert ist, in eine Bütte gelassen, die Flüssigkeit abgezapft und der Stoff mit frischem Wasser gewaschen, dabei mit einem Rührer bearbeitet. Dann gelangt der Stoff auf Reiniger-Siebe, auf welchen die unlöslichen Unreinheiten, wie Druckerschwärze, Erde, Füllstoffe usw. von den Fasern getrennt werden. (Wie diese Reiniger beschaffen sind, wird leider nicht angegeben.) Man kann auch im Holländer ohne besondere Vorbereitung gemahlene alte Papierfasern nach träglich mit Boraxlösung behandeln, wenn man den möglichst entwässerten Stoff und die Borax-Lösung in einer mit Rührwerk versehenen Bütte unter Wärmezufuhr aufeinander wirken läßt. Zurückbehalten und Rufrechnen von Lohn forderungen (Nachdruck verboten.) In den Streitigkeiten vor dem Kaufmannsgerichte wie dem Gewerbegericht kommt es häufig vor, daß der beklagte Arbeitgeber die Lohnforderung des Klägers nach ihrer Höhe und Berechtigung nicht bestreitet, er verweigert aber die Zahlung, weil er Gegenfor derungen geltend machen will. Es ist in solchen Fällen zwischen Aufrechnung und Zurückbehaltung zu unterscheiden. In rechtlicher Beziehung stellt sich nämlich die Aufrechnung ganz anders dar als die Einbehaltung. Der Arbeitgeber hat nicht das Recht, etwaige Forderungen gegen den Lohn aufzurechnen, da die Bestimmungen des § 394 des. BGB und des Lohnbeschlagnahmegesetzes dies nicht erlauben. Diese soll vielmehr die Lohnforderung des Arbeit nehmers unterstützen. Anders steht es mit der Zurückhaltung des Lohnes, durch die der Arbeitnehmer seinen Lohnanspruch nicht verliert, der Arbeitgeber hingegen mit seinen Gegenansprüchen zu keinem Ziel gelangt. Die Zurückhaltung ist infolgedessen nur ein Mittel um eine befriedigende Lösung zu bekommen. Es ist dahin entschieden worden, daß Zurückhaltung von Lohn bei Gegenfor derungen rechtlich nicht anfechtbar ist, da sie nur eine Aufschiebung der Lohnzahlung bedeutet. Ein anderes Moment, wodurch sich die Aufrechnung von der Rückhaltung unterscheidet, liegt in dem Um stande, daß das Rückhaltungsrecht dann geltend zu machen ist, wenn Gegenforderung und Lohnforderung aus demselben recht lichen Verhältnis hergeleitet werden können, Diese Bedingung braucht bei der Aufrechnung nicht erfüllt zu sein. Die Aufrechnung trifft den Arbeitnehmer härter als die Rückhaltung) der er durch Leistung einer Sicherheit begegnen kann.