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2022 PAPIER-ZEITUNG Nr. 56/1912 20 v. H. Sulfitzellulose IPa, die ich aber auch’in Ermangelung solcher durch je 10 v. H. Tertiazellulose und 10 v. H. Schalen zellulose ersetzt habe, ferner wurden 30 v. H. Ausschuß eines imitierten Pergament- papieres besserer Sorte zugesetzt, wenn an Stelle der II a Zellu lose jene Tertia- und Schalenzellulose benutzt wurden, andern falls ist Ausschuß gleicher Fertigung zu wählen. Dieser ist besser in einer recht schweren Knetmaschine als in einem Kollergang aufzuschließen, welche ohne viel Wasserzugabe ziemlich dick beschickt werden muß. Die Ausstoßöffnung ist halb zu schließen, damit der Stoff zurückgehalten wird und infolge längerer Ein wirkung des schweren, mit Daumen besetzten Knetkonusses recht schmierig gehalten wird. Im Kollergang läßt sich solches Papier, wenn es trotz geringerer Stoffzusammensetzung gut glasig ausgefallen, schwer auflösen, ferner fällt es dort immer röscher aus als in einem Zerfaserer, die noch vorhandene Faser länge bleibt in letzterem auch unversehrt, während die Beschaffen heit der Faser im Kollergang bei nicht sehr aufmerksamer Be dienung durch Totmahlen, ungeeignete Beschickung und Koller weise leicht Schaden erleidet. Ferner wurden nun dem vorerwähnten imitierten Pergament stoff 50 v. H. weißen Fichtenholzstoffes zugesetzt. Dieser muß ziemlich schmierig, möglichst feinfaserig und splitterfrei sein. Auf Reinheit und Weiße des Schliffes kommt es dagegen we niger an. Der Holländer ist sehr stark zu beschicken, ich habe zu diesem Zwecke Mahlscheibenholländer benutzt, welche so dicke Be schickung gestatten, daß der Stoff bei den Umlaufkurven sozu sagen bricht. Dabei besitzt er sehr guten Zug, dank der geschickten Krümmung des Bodens und Sattels. Zuerst wird die Zellulose, dann der Knetstoff und zuletzt der Holzschliff eingetragen. Dieser ist, wenn Zeit und Gelegenheit vorhanden ist, vorher im Kneter oder im Kollergang aufzuschließen. Den Stoff habe ich mit ziemlich magerem Kaolin gefüllt, den ich trocken in den Holländer gab, auf die Wannen von 300 kg trockenen Stoff inhalts kamen 2 Eimer loser Erde, etwa 25—30 kg. Die Leim milch wird in solcher Menge zugeteilt, daß davon.weniger schmierig gemahlener Stoff, z. B. Druckpapierstoff, etwa % geleimt wäre, die ihm im Holländer gegebene Schmierigmahlung erhöht in dessen durch Verschleimung der Faser und Porenfüllung des Papiers dessen Leimfestigkeit, man kann sogar noch unter %-Leimung gehen. Dieser Holländerfüllung wird mitunter nacn dem Leimen 1% Liter konzentrierter Schwefelsäure unter gut verteiltem Einguß zugesetzt. Dieser Schwefelsäurezusatz wird von manchen Fachleuten mit der Begründung verworfen, daß einmal die Säure im Stoff diesen zerstöre, was gewiß richtig ist, und daß ferner ein so geringer Zusatz wie der vorgenannte der Pergamentierung so gut wie gar keinen Vorschub leiste, was doch der Zweck der Hinzugabe der Säure ist. Allerdings schadet freie Säure im Stoff diesem stets, nun wird aber billiges imitiertes Pergamentpapier zum Einschlagen von Eßwaren niemals sehr alt, die darin enthaltene Säure kann also gamicht die Faser zerstören, denn ehe der Ver fall des Papieres beginnen könnte, ist dieses längst verbraucht. Marktware wie die billigsten Sorten dieser Papiergattung lagern niemals lange, sondern werden fast immer auf besondere Be stellung angefertigt. Die geringe Menge Säure hilft doch der Pergamentierung, wenn auch nur wenig. Verhornung des Faser stoffgemisches kann der geringe Zusatz freilich nicht bewirken, wohl aber zu einer gewissen Glasigkeit beitragen, die sich nament lich dann bemerkbar macht, wenn man glättet. Ich habe ge funden, daß säurefreie Stoffe sonst gleicher Stoffzusammen setzung, Mahlung und Fertigung im Kalander einen höheren Druck erforderten als säurehaltige, diese fallen also transparenter und glasiger aus. Der geringe Gehalt an Säure schadet den Maschinen usw. nichts, namentlich auch nicht den Sieben und Filzen, Kalanderwalzen usw. Ohne Schwefelsäurezusatz ge fertigte Papiere erfordern oft auch längere Mahlung zur Er reichung höherer Schmierigkeit. Gerade über diesen Punkt gehen die Ansichten der Fachleute sehr auseinander, vielleicht äußern auch andere Fachgenossen zu diesem Punkte ihre Meinung. Ist die Säure gut vermischt, dann färbt oder tönt man den Stoff, meist wird er nur leicht getönt, wozu meist rötliche, bläu liche und grünliche Wasserblauarten, Anilinfarben, dienen, denn der Stoff fällt ohne Farbe umso] häßlicher grau und un ansehnlich aus, je länger er gemahlen wurde. Deshalb tut man gut daran, Stoffe, die man lange mahlt, nicht sofort sondern erst kurze Zeit vor dem Leeren zu färben, damit der Farbton nicht durch daslange Mahlen an Frische und Aussehen ein büßt. Der Stoff zu ordinärem, stark holzhaltigem Papier wird indessen nur % bis % Stunde unter scharfem Andrehen der Mahlscheibe an das Grundwerk-Rosettenmesser gemahlen. Von gewöhnlichen offenen Holländern sind solche mit recht schweren, vielmesserigen Walzen zu wählen, welche möglichst stumpfe, breite Messer in der Walze und im, Grundwerk‘besitzen. In diesen Holländern, die auch nach Möglichkeit dick eingetragen werden müssen, mahle man den Stoff eine Stunde, nur bei ganz gut ziehenden ‘großen Wannen kommt man mit % Stunde aus, sofern dicker Eintrag möglich ist. Der schmierige Inhalt der sehr stark beschickten Holländer leert sich sehr schwer und langsam, wenn die Ablaßöffnungen nicht ungewöhnlich '“groß oder sogenannte Spritzventile sind. Das Spritzventil vermindert auch die Schwankungen in der Stoffdicke der Bütte, somit auch die Gewichtsschwankungen des Papiers. Auf der Papiermaschine gebe man dem Stoff sehr gute Schüttlung. Er ist zwar so kurz, daß die Durchsicht von selbst nicht gerade schlecht ausfällt, trotzdem hebt gute Schüttlung, die hier sehr stark und vielhubig sein muß, die Durchsicht, Gleichmäßigkeit und Geschlossenheit der Oberfläche des Papiers. Ferner verhindert sie das vermehrte Abgehen von Faserschleim, Farbe, Leim, welcher Abgang dem Papier an Menge und Güte schädlich ist, und die Sauger, deren zwei genügen, lasse man nicht zu stark ziehen, dafür gieße man die Gautschpresse und die übrigen Pressen, besonders die Steigfilzpresse, gut an. Den ersten oder die ersten zwei Trockenzylinder heize man sehr mäßig, denn je schmieriger ein Stoff ist (namentlich gilt dies von imi tierten Pergamenten von 40 g/qm und darunter), umso leichter wird er sonst blasig, es bilden sich Runzeln, und das Papier ist dann nicht mehr flachliegend zu bekommen. Die Trocken filze sind stramm anzuziehen, ebenso die Papierzüge gut stramm zu halten. Man kann dieses Papier, wenn die Maschine dazu gebaut und eingerichtet ist, sehr zweckmäßig als einseitig glattes arbeiten, denn als solches wird es ebenfalls sehr viel, namentlich zu Beuteln aller Art, Zigarrenbeuteln, besseren Kaffeetüten usw. verarbeitet. Soll das Papier hingegen geglättet werden, so ist es nach dem Ver lassen des meist großen Zylinders für die einseitige Glätte durch Bürsten- oder Spritzrohrfeuchter mit gut verteiltem Wasser staub recht gleichmäßig anzufeuchten, aufzuwickeln und dann etliche Tage bis zum Satinieren liegen zu lassen, damit sich die Feuchtigkeit darin gut verteilt. Dann erhält es schönen doppelseitigen Glanz. Ich habe ein solches Papier, welches 40 g/qm wog und in geglättetem Zustande nur 0,035 mm dick war, mit solchem Widerstande gegen Reiben und Knittern gefertigt, daß es in die Knitterklasse 2 oder 3 (gering bis mittel) fiel. Die vor genommene Blasenprobe war zwar nicht besonders gut, je doch brannte das Papier, wie viele andere dieser Gattung oft noch besserer Stoffzusammensetzung beim Unterhalten der offenen Flamme nicht gleich durch, es sprangen zuvor einige Blasen und erst nach einem geringen Wölben und Werfen der erhitzten Stelle schlug die Flamme durch und zündete. Bei der Probe auf Luftdichtigkeit entsprach es dem üblichen Grad I, d. h. es ließ die Luft bei der Senkwasserprobe in gerade zehn Minuten durch. Die Fettdichtigkeit war in Anbetracht des geringen Stoffes gut, 30 ° C warmes Oel schwitzte nach 2% Minuten durch, ziemlich dickes Schweinefett erst nach 20 Minuten. Dies wurde jedoch nur durch die angemessene Mahlung und Stoffbehandlung sowohl vorher als auf der Maschine erreicht. M. E.