Volltext Seite (XML)
1798 PAPIER-ZEITUNG Nr. 49/1912 ging er auf die technische Bearbeitung von Werken ein und kam zum Schluß auf das Programm der Fachvereine zu sprechen. Hier sollten nicht nur hochkünstlerische Fragen erörtert werden, sondern auch ganz einfache; Ausschießen der Druckformen, Skizzieren alter Drucksachen nach neuerer Auffassung, Anzeigensatz, grammatikalische Kurse, Sprachkurse. Ferner solle man die vor handenen Fachschulen mehr besuchen und mehr Wert auf die Lehr lingsausbildung legen. G—e. I_ Cassel. Graphische Vereinigung. Am 11. Juni, abends 81 Uhr sprach Herr Dr. Schinnerer, Direktor des Buchgewerbemuseums in Leipzig über „Moderne Reklamekunst“. Nachdem der Vorsitzende der „Graphischen Vereinigung, Herr Heinrich Hartmann, Cassel, die Erschienenen und den Referenten begrüßt, führte Herr Dr. Schin nerer den Zuhörern recht ausführlich vor Augen, daß die Reklame überhaupt erst dadurch entstanden sei, daß im Handel das Angebot die Nachfrage überbot. Gleichzeitig schilderte er aber auch, welch’ raffinierte, witzige und auch verwerfliche Reklame getrieben würde. Erst in jüngster Zeit hat es Bestrebungen gegeben, welche die Re klame beseitigen wollten. Das graphische Gewerbe ist hieran ganz besonders interessiert, hängt doch ein großer Teil der beruflichen Arbeit mit der Reklame zusammen. Unterstützt nun auch der mo derne Buchdrucker und Graphiker die Bekämpfung der verwerf lichen und geschmacklosen Reklame, so hat er aber andererseits ganz besonderes Interesse an der Entwicklung der künstlerischen und vor allem guten Reklame. Recht sachlich und belehrend wirken die durch Lichtbilder vorgeführten und vom Redner besprochenen Drucksachen. ■ Gleichzeitig wurden aber auch die Zuhörer darauf aufmerksam gemacht, welch unaufhörliches Studium dem prak tischen Graphiker obliegt, soweit er Anspruch auf Fortschreiten im Berufe erhebt. Nicht allein vornehme, geschmackvolle und reklamehafte Ideen, sondern auch künstlerisch-technische und praktisch-zeichnerische Talente halten den Graphiker auf der mo dernen Höhe. Großen Beifall erntete Redner am Schlüsse seiner anregenden Belehrungen. Der Vorsitzende dankte Herrn Dr. Schin nerer. Der Vortrag war so allgemeinverständlich, daß er, wenn er vor Geschäftsinhabern, Anzeigenbestellern usw. gehalten wäre, einen noch viel größeren Nutzen für das gesamte Gewerbe bringen würde und nicht zuletzt eine Bekämpfung der verwerflichen Reklame bedeuten könnte. Mainz. Typographische Vereinigung. Am 11. Juni wurden vier neue Mitglieder aufgenommen. Herr Ziegele besprach den Johannisfestkarten-Wettbewerb und .teilte das Ergebnis der Be wertung, die durch die Frankfurter Typographische Vereinigung vorgenommen war, mit. Es erhielten Herr Kitzinger den ersten Preis, Herr Immruck den zweiten und eine lobende Erwähnung, Herr Tümmler eine lobende Erwähnung. Im großen und ganzen boten die 22 eingegangenen Entwürfe wenig Originelles. In der Aussprache wurde darauf hingewiesen, daß das Motiv zu dem mit dem ersten Preise bedachten Entwurf einer Schriftprobe von Scheiter & Giesecke entnommen sei, was bei einem Wettbewerb unbedingt verworfen werden müsse. Der Vorstand teilte danr noch mit, daß in nächster Zeit vom Verband der Typographischen Gesellschaften Skizzierbücher und Vorlagen für das Schriftschreiben herausgegeben würden. Der bisher von Herrn L. Rexhäuser heraus gegebene Buchdruckerkalender ist durch gütliche Vereinbarung in den Verlag der genannten Gesellschaft übergegangen. Am 6. Juni wurde unter starker Beteiligung das Mainzer Telegraphenamt besichtigt. Für den 22. Juni, abends 8 Uhr, wird im Brauhaus zum „Guten berg“ eine Sitzung für diejenigen Mitglieder anberaumt, die sich für die Meisterprüfung interessieren. Dort soll der Meisterprüfungs- kursus endgültig festgelegt werden. Stuttgart. Graphischer Klub. Im letzten Lesezirkel hielt Herr Karl Brandt aus Oberndorf a. N„ der Erfinder des Plattenschneid apparates „Praktikus" (DRGM Nr. 476721), einen Vortrag über diesen Apparat. Durch den Apparat ist es jedem Setzer möglich, mit Leichtigkeit Tonplatten in Zelluloid, Zink und Messing herzu stellen, was ohne ihn nur dem Graveur oder durch Aetzung möglich ist. • Auch Prägeplatten für die Druck- und Buchbinderpresse so wie Anzeigenklischees für Zeitungen lassen sich vorzüglich damit herstellen. Die Bewertung eines Preisausschreibens zu einem Programm für das diesjährige Gutenbergfest hat die Mitgliedschaft Stuttgart dem Graphischen Klub übertragen. Das Preisgericht prüfte an zwei Abenden eingehend die 62 eingegangenen Entwürfe, und konnte seiner Befriedigung über die gemachten Fortschritte in moderner Herstellungsweise Ausdruck geben. Aus mancherlei Gründen hielt es aber das Preisgericht für angebracht, auch das Urteil der Münchener Typographischen Gesellschaft, welche dem Wettbewerb völlig fern steht, einzuholen. Dem Urteil der Münchner Kollegen konnten die Stuttgarter Preisrichter gern beitreten. Nur beim zweiten, dritten und vierten Preis wurde eine kleine Verschiebung vorgenommen und den ehrenden Anerkennungen zwei weitere hinzugefügt Im Anschluß an die von Prof. Schiller im Klub gehaltenen Vorträge über Stilkunde fanden zwei Ausflüge zur Besichtigung berühmter Baudenkmäler statt und zwar nach Denkendorf—Er- lingen und Maulbronn—Bruchsal, an letzterem beteiligten sich außer den Stuttgartern auch Berufsgenossen aus Heilbronn, Pforz heim, Karlsruhe und Bruchsal. —dl— * Deutscher Faktorenbund. Im letzten Geschäftsjahre trat am 1. Juli der neue Unterstützungszweig, die Stellenlosen-Unterstützung, in Kraft. Die Anforderungen blieben wesentlich hinter der ver anschlagten Summe zurück; es wurden nur 1884 M. ausgezahlt. Nicht nur in bezug auf die Mitgliederzahl, sondern auch in finanzieller Hinsicht hat sich der Bund im letzten Jahre gedeihlich entwickelt. Die Mitgliederzahl stieg auf 2049, das Vermögen vermehrte sich um 51 726 M. und betrug am 31. März 1912 auf 364 236 M. An Unter stützungen wurden im letzten Jahre gezahlt: Sterbegeld 2000 M„ Witwen- und Waisen-Unterstützung 15 045 M„ Umzugsunterstützung 2992 M„ Invaliden-Unterstützung 18 065 M. und in besonderen Notlagen 1073 M. Die Gesamtsumme der seit der Begründung des Bundes gezahlten Unterstützungen betrug 219 323 M. Es wurden im Laufe des Jahres 73 Invaliden unterstützt, von denen inzwischen 12 gestorben sind. Laufend unterstützt wurden' 105 Witwen. In die Reihe der Invaliden treten 15 Mitglieder über, außer den Invaliden verlor der Bund noch 12 Mitglieder durch den Tod. Auffallend ist bei der Bewegung des Mitgliederstandes, daß genau so viele Mitglieder und zwar 110 von Berlin abgereist wie zugereist sind. Der aus den Beiträgen sich ergebende Ueberschuß, verteilt auf alle Mitglieder, betrug im vorletzten Geschäftsjahre 16 M. 85 Pf., auf jedes Mitglied im letzten 18 M. 90 Pf. Den höchsten Ueber schuß lieferte der Kreis Berlin mit 24 M. 78 Pf. Die Prinzipals beiträge erreichten diesmal ihren höchsten Stand mit der Summe von 8884 M. Die Stellenvermittlung des Bundes hat im letzten Jahre einige Fortschritte gemacht. Von 86 gemeldeten Vakanzen konnten 29 durch die Organe des Bundes besetzt werden. Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in die Bücherei des Papierhauses, Dessauer Straße 2, eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von 10 bis lund 3 bis 6 zur Benutzung frei steht Kießlings Berliner Stationsfahrpläne. Alexius Kießling, Buch- und Landkartenverlag in Berlin SW 11, Kleinbeerenstr. 26. Preis 10 Pf. das Stück. Von den Stadtbahnstationen Charlottenburg, Savignyplatz, Zoologischer Garten, Friedrichstraße, Alexanderplatz, Schlesischer Bahnhof sind im oben genannten Verlage Sonderfahrpläne erschienen, die häufigen Anregungen aus dem Publikum ihr Entstehen ver danken. Die auf steifem Karton in Westentaschenformat gedruckten Fahrpläne enthalten sämtliche an Werk-, Sonn- und Festtagen verkehrenden Stadt-, Ring- und Vorortzüge. Bei jedem Zuge ist das Endziel vermerkt. Eine Tabelle mit Angabe der Fahrzeiten bis zu den übrigen Stadtbahnstationen vervollständigt den Inhalt. Vorschriften für Handlungsreisende, Zollbehandlung von Waren mustern. Zusammengestellt vom Verkehrsbureau der Handelskammer zu Berlin. Zweite vermehrte Auflage. Preis 1 M. 50 Pf. Die im Jahre 1908 vom Verkehrsbureau der Handelskammer zu Berlin herausgegebene Zusammenstellung der Vorschriften für deutsche Handlungsreisende im Auslande und über die Behandlung der von ihnen mitgeführten Warenmuster ist vergriffen. Um der regen Nachfrage nach dieser Schrift zu genügen, und um gleichzeitig die inzwischen eingetretenen Aenderungen bekannt zu geben, ist eine Neuauflage ausgearbeitet worden, die soeben erschienen ist. Diese Neuauflage hat, um allen Bedürfnissen der beteiligten Kreise möglichst zu entsprechen, wesentliche Erweiterungen gegenüber der ersten Auflage erfahren. In erster Linie sind die handelsver traglichen, gesetzlichen und Verwaltungsvorschriften der einzelnen Länder über die Rechtsverhältnisse der Handlungsreisenden mög lichst wortgetreu zum Abdruck gelangt, um auch in schwierigeren Fällen eine Orientierung zu ermöglichen. Hierbei wurde auch nach Möglichkeit die Gesetzgebung über den Hausierhandel berück sichtigt, weil diese Art des Gewerbebetriebes für viele Handels- zweige von Bedeutung ist, und weil der Handlungsreisende hierüber unterrichtet sein muß, um nicht gesetzliche Vorschriften (z. B. durch Aufsuchen von Bestellungen bei Privatleuten u. a. m.) zu verletzen. Mit besonderer Ausführlichkeit sind die Vorschriften über die Zoll behandlung der Warenmuster wiedergegeben worden. Für die euro päischen Länder sind auch die Vorschriften genau dargestellt, die für die Zollbehandlung von Muster- und Auswahlsendungen, die nicht von Handlungsreisenden mitgeführt werden, maßgebend sind. Um auch Firmen, die nur das Deutsche Reich bereisen lassen, einen Wegweiser durch die bestehenden Bestimmungen zu bieten, wurden in einem besonderen Anhang die Vorschriften über die Be handlung der deutschen Handlungsreisenden im Deutschen Reiche unter Berücksichtigung des Hausierhandels zusammengestellt. Hier mit wurde eine Darstellung der im wesentlichen ebenso geordneten Rechtsverhältnisse der ausländischen Reisenden im Deutschen Reiche verbunden. Demnach enthält die Neuauflage der Broschüre eine wohl ziemlich vollständige Sammlung der einschlägigen Vorschriften. Der praktische Gebrauch wird durch eine am Schluß befindliche tabellarische Uebersicht erleichtert. Die Broschüre kann nicht im Buchhandel, sondern nur un mittelbar vom Verkehrsbureau der Handelskammer zu Berlin, Universitätsstr. 3 b, gegen Einsendung von 1 M. 50 Pf. und 30 Pf. Porto, zusammen 1 M. 80 Pf., bezogen werden.