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1750 PAPIER- ZEIT UNG Nr. 48,1912 Hierauf werden die an die Mitglieder verschickten Ge schäftlichen Mitteilungen über die Tätigkeit des Vereins seit der Generalversammlung vom 24. Mai 1911 zur Erörterung gestellt. Bezüglich des preußischen Wassergesetzentwurfs bemerkt der Geschäftsführer Herr Dr. Mirus u. a., daß derselbe eher noch eine Verschlechterung als eine Verbesserung für die Industrie im allgemeinen und für die Papierindustrie im besonderen er fahren hätte. Der Herr Vorsitzende habe bereits im Jahre 1909 an den wichtigen Vorverhandlungen, die zwischen Vertretern des Wasser wirtschaftlichen Verbandes und des preußischen Landes-Oeko- nomie-Kollegiums stattgefunden haben, teilgenommen. Im vergangenen Jahre habe er als Mitglied der Kommission des Mitteleuropäischen Wirtschaftsvereins, die von dem Herzog Ernst Günther einberufen wurde, um einen Ausgleich der Wünsche von Landwirtschaft und Industrie in bezug auf den preußischen Wassergesetzentwurf herbeizuführen, die Interessen der Industrie vertreten. Außerdem habe er in diesem Jahre als alleiniger Ver treter der Handelskammer Oppeln an den Verhandlungen der Sonderkommission des deutschen Handelstags am 22. und 23. Fe bruar zur Vorbereitung des preußischen Wassergesetzentwurfs, sowie an der am 24. Februar stattgefundenen Hauptversammlung des Wasserwirtschaftlichen Verbandes und daneben natürlich auch an der Sitzung des Wasserwirtschaftlichen Ausschusses der Vereine Deutscher Papier-, Zellstoff- und Holzstoffabrikanten teilgenommen. Die Berichterstattung über den ganzen Ent wurf bzw. über die Gesamtheit der zu demselben gefaßten Kom missionsbeschlüsse in der Sitzung des Ausschusses des deutschen Handeslstags am 16. und 17. April sowie in der Vollversammlung am 4. Juni konnte Herr Kommerzienrat Dr. Gottstein trotz dringender Aufforderung seitens des Präsidiums leider nicht übernehmen, da er im April gesundheitshalber verreist war, und mit der Vollversammlung die heutige Sitzung zusammenfiel. Vom wasserwirtschaftlichen Verband seien die Wünsche der Industrie gesammelt und den maßgebenden Stellen sowie den Abgeordneten unterbreitet worden. Leider habe die Kom mission des Abgeordnetenhauses, welche den Gesetzentwurf augenblicklich bearbeitet, sich nicht entschließen können, von der Erhebung eines Wasserzinses, der für die Wasser verbrau chende Industrie von nicht abzusehender Tragweite ist, Abstand zu nehmen. Auch mehrere andere Wünsche seien nicht berück sichtigt worden. In der sich hieran anschließenden regen Debatte wurde von einer Seite der Antrag gestellt, den Verein Deutscher Papier fabrikanten zu ersuchen, gegen die Versalzung der Flußläufe durch die Endlaugen aus Chlorkaliumfabriken als Verein nicht weiter vorzugehen. Auf Anraten des Herrn Vorsitzenden wurde jedoch der Antrag zurückgezogen, da nach den bisherigen Er fahrungen ein solches Ersuchen auf Erfolg nicht zu rechnen habe. Herr Bartsch, Berthelsdorf berichtet sodann kurz über die vorgenommene Kassenrevision und beantragt Entlastung. Diese wird von der Versammlung genehmigt. Bei der nun folgenden Neuwahl des Vorstandes bittet Herr Conrad im Namen der Versammlung Herrn Kommerzienrat Dr. Gottstein, den Vorsitz im Verein auch fernerhin zu über nehmen. Die Uebersiedlung nach Berlin sei kein Grund nieder zulegen, im Gegenteil würde es in Anbetracht der bevorstehenden Verhandlungen über die neuen Handelsverträge nur zweck mäßig sein, wenn der Vorsitzende in Berlin wohnt. Unter der Voraussetzung, daß er bei dem stellvertretenden Vorsitzenden Herrn Conrad sowie bei den übrigen Vorstandsmitgliedern ge nügend Unterstützung findet, erklärt sich Herr Dr. Gottstein schließlich auf von verschiedenen Seiten wiederholt zum Aus druck gebrachten Wunsch der anwesenden Mitglieder bereit, den Vorsitz weiterzuführen und dankt für das ihm entgegen gebrachte Vertrauen. Außerdem werden die Herren Conrad, Glogner und Schelhaas durch Zuruf wieder gewählt. An Stelle des ausgeschiedenen Herrn Schulze wird Herr Dr. Erfurt in Firma Friedrich Erfurt, Straupitz bei Hirschberg gewählt. Ferner werden die Herren Bartsch, Berthelsdorf und Koehr. Arnsdorf durch Zuruf wieder zu Rechnungsrevisoren ernannt. Herr Schelhaas berichtet sodann über die Marktlage der Papierfabrikation, die augenblicklich günstig sei. Die Pappen industrie gehe, um sich von der Wasserkraft unabhängig zu machen, mehr und mehr zum Dampfbetrieb über. Sie leide augenblicklich noch daran, daß bei genügendem Wasservorrat Uebererzeugung eintrete, bei Wassermangel dagegen sich Stoff knappheit geltend mache, was dann stets Anlaß zur Errichtung neuer Anlagen gab. Redner hofft, daß in 2—3 Jahren die Markt verhältnisse beständiger geworden sind und bezeichnet es als wünschenswert, wenn die übrigen Zweige der Papierindustrie dem Beispiel der Pappenindustrie folgen „und sich ebenfalls zusammenschließen würden m-u2es.. a 2. 22: F-SUeber die Marktlage der sogenannten holzfreien Papiere berichteten die Herren Conrad und Scholtz. Es wird hierbei u. a. auf die Notwendigkeit hingewiesen, an den auf Grund einer richtigen Kalkulation aufgestellten Preisen zum mindesten fest zuhalten, damit die Fabrikanten bestehen könnten. Darüber hinausgehend sei aber auch eine Erhöhung der Preise unbedingt notwendig. Im allgemeinen ergab sich, daß die Fabriken gut zu tun haben und bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt sind. Sodann berichtet Herr Langner kurz über die Lage auf dem Seidenpapiermarkt. Nachdem sich noch einige Herren zu der Marktlage geäußert haben, dankt der Vorsitzende den Rednern für ihre ausführ lichen Berichte. Im Anschluß hieran fand auf Antrag einer Mitgliedsfirma noch eine Aussprache über Format und Rollenzuschläge statt, wobei allseitig erklärt wurde, an den Vereinsbedingungen’fest- halten zu wollen. Schluß der Versammlung 12 Uhr. Strohpappen-Industrie der Niederlande Die Strohpappenerzeugung in Holland ist, nach einem dänischen Konsulatsbericht aus Rotterdam, in den letzten Jahren wenig lohnend gewesen. Trotz geringer Strohmengen und ziemlich guter Nachfrage nach Strohpappe betrug der Preis für solche 1911 nur etwa 4. 7. Lstr. die Tonne, und den Lieferanten wurden demgemäß durchschnittlich 20,50 bis 21 fl. für die Tonne Stroh bezahlt, bg. Beschränkung des Handels? Während früher in den Vereinigten Staaten die unbe schränkteste Handels- und Gewerbe-Freiheit herrschte, haben die Uebergriffe der infolgedessen entstandenen Trusts dazu geführt, daß heutzutage dort selbst harmlose Verabredungen von Geschäften gleicher Art zur Erzielung berechtigter wirt schaftlicher Zwecke als gesetzwidrig von den Gerichten verfolgt werden. Ueber einen bemerkenswerten Fall dieser Art berichten die amerikanischen Fachblätter. In Cleveland sind vier Tapeten fabrikanten und vier Tapetenhändler der „Verschwörung zum Zwecke der Beschränkung des Handels” angeklagt, auf Grund eines Paragraphen im Sherman-Antitrust-Gesetz. Die Ver handlung fand am 13. Mai vor dem Bezirksgericht der Vereinigten Staaten statt. Gegen die Zusammensetzung des Schwurgerichts wandte die Verteidigung nichts ein, die Anklagebehörde be anstandete jedoch zwei Geschworene; der eine war Mitleiter einer Gesellschaft für Baubedarf in Acron und der andere war Gehilfe in einer Tapetenhandlung. Der Staatsanwalt führte aus, er wolle beweisen, daß die vier Fabrikanten und vier Händler als Ausschußmitglieder von über die gesamten Vereinigten Staaten sich erstreckenden Vereinen vereinbart haben, an 20-Pf.- und 40-Pf.-Läden nicht zu liefern. Der Verteidiger sagte, die Angeklagten seien hinreichend gerechtfertigt dadurch, daß sie an Frank Hall, den Besitzer einer Anzahl von 20-Pf.- und 40-Pf.- Läden in Pittsburgh und anderen Städten, nicht verkauften, denn Dutzende von Großhändlern und Fabrikanten haben nach gewiesenermaßen bei Hall Geld verloren. Hall, der Kronzeuge der Regierung, sagte, im Juni 1911 habe ihm ein Papieragent mitgeteilt, daß, falls er Papier brauche, er es gleich kaufen möchte, denn die Fabrikanten haben in einer Versammlung in Cleveland beschlossen, ihm nichts mehr zu verkaufen. Er kaufte infolge dessen 3 Waggonladungen. Die Entscheidung des Gerichts steht noch aus. Der „Deutsche Versicherungs-Schutzverband“, e. V., Berlin, hält am Freitag, 21. Juni, nachmittags 4 Uhr im Hotel Adlon zu Berlin seine diesjährige Generalversammlung ab. Dem über ganz Deutschland verbreiteten Verbände gehören gegenwärtig aetwa 190 Korporationen und 190 000 direkte und indirekte Mitglieder an. An die rein geschäftlichen Angelegenheiten, wird sich ein Vor trag des Geschäftsführers über das Thema „Aus der Brandschaden- regulierungspraxis" anschließen. EAKHAkk