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Nr. 47/1912 PAPIER-ZEITUNG 1727 Aus den Typographischen Gesellschaften Bremen. Typographischer Klub. Am 20. Mai fand die Haupt versammlung statt. Der Jahresbericht des Vorstandes weist nach, daß der Klub auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken kann. Es fanden statt: 18 Sitzungen, eine Besichtigung der Kunsthalle und 2 Ausstellungen. Die durchschnittliche Besucherzahl stieg von 20 auf 33. Ein Skizzierkursus begann mit etwa 40 Teilnehmern, von denen allerdings nur ein kleiner Teil bis zum Schluß ausharrte. Fünf Wettbewerbe- wiesen durchschnittlich eine gute Beteiligung duf. Die Bibliothek wurde von Lehrlingen und Gehilfen in Anspruch ge- nommen. Die Mitgliederzahl stieg von 115 auf 146. Außer durch neue Fachliteratur wurde die Bibliothek durch je ein Abonnement auf die Zeitschrift „Der Zwiebelfisch'' und auf die Graphische Revue für Oesterreich-Ungarn (die früher bereits bezogen wurde) bereichert, sodaß jetzt zehn Zeitschriften bezogen werden, darunter eine steno- graphische („Neuwacht“) für die Teilnehmer am letzten Steno graphiekursus. Die „Typogr. Mitteilungen“ sind mit 120 Exem plaren bestellt, das „Archiv für Buchgewerbe“ mit 25, bei letzterem zahlen die Bezieher wöchentlich 10 Pf. Der Bericht betont noch die Rührigkeit des Zentralvorstandes des Verbandes der D. T. G., die auch auf die Klubtätigkeit fördernd gewirkt habe.. Die Kassen- Abrechnung vom 1. Quartal ergab bei 300 M. 40 Pf. Einnahme und 369 M. 30 Pf. Ausgabe einen Bestand von 212 M. 66 Pf. In den Vor stand wurden gewählt: H. Aschoff, 1. Vorsitzender (Neckarstr. 28); A. Höfer, 2. Vorsitzender; R. Schultze, Kassierer; H. Brickwedde, Schriftführer; G. Stickann und H. Jantzen, Beisitzer; P. Malbrich und- Krämer, Bibliothekare. Die technische Kommission wird ge bildet von den Herren Pöpper, Mäusezahl, Pfalz, Bremer und Geffken. Einen würdigen Abschluß der Versammlung bildete die Ausstellung und' Besprechung der Hamburger Diplom-Entwürfe, wobei das vor- zügliche Bewertungsprotokoll der Typographischen Vereinigung Leipzig verlesen wurde. —o— ■ 1.« Aieuoit ■ .: 3 Breslau. Typographische Gesellschaft'. Am 23. Mai sprach der Vorsitzende Herr Neugebauer nach Begrüßung der Erschienenen zu den Eingängen. Er verlas dann einen Brief betreffend die Inter nationale Buchgewerbe-Ausstellung 1914 in Leipzig. Nun besprach Herr Schultes die Jähresmappe 1911 der Faehklasse für Buchdrucker an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule zu Breslau. Redner schickte der Besprechung der-einzelnen Arbeiten einige Bemerkungen voraus, um- seinen Zuhörern die gerechte Würdigung der Arbeiten zu erleichtern. Zum ersten Male seit Herausgabe der Sammlungen war eine gewisse Auslese vorgenommen worden, welche sich durch die Verschiedenartigkeit der Schüler nötig macht. Z. B. können die Abendschüler, welche nur zweimal wöchentlich 2 Stunden Fach unterricht erhalten, nicht die gleichen Erfolge erzielen wie-die Tages schüler, denen ein viel größerer Zeitraum zur Verfügung steht. Aus diesem Grunde sind die Arbeiten der Abendschüler gesondert gehalten. Der ‘Hauptgrundsatz bei allen Arbeiten sei Einfachheit und Ziveckmäßigkeit. Nach dieser Einleitung ging Redner zu den einzelnen Arbeiten über, deren sachliche Kritik ihm am Schlüsse seiner Ausführungen lebhaften Beifall-einbrächte. Herr Neugebauer dankte dem Redner für seine Mühewaltung und bedauerte den schwachen Besuch bei der wiederholten Besichtigung der photp- mechanischen Abteilung der Handwerkerschule. Er teilt-im An schluß hieran mit, daß seitens der Schwestervereinigung in Han nover an die Gesellschaft ein Ersuchen um Bewertung der Johannis festarbeiten gerichtet sei; die technische Kommission werde die Bewertung vornehmen. Auf der Tagesordnung der nächsten Orts vereins-Versammlung stehe ein Vortrag des Herrn Ziemke aus Leipzig;-er bitte um zahlreichen Besuch jenes Vortrages. Im Fragekasten fanden sich mehrere technische Fragen, die teils sofort beantwortet, teils bis zur nächsten Sitzung ver schoben wurden. Den Schluß der sehr interessanten Sitzung bildeten einige Neuaufnahmen. G~C. Glogau. Typographische Vereinigung. Nach geschäftlichen Mitteilungen wurde ein Mitglied aufgenommen. Das Preis-Aus schreiben zwecks Erlangung einer Festkarte zum .diesjährigen Johannisfest, das vom Ortsverein des V. d. D. B. und der T. V. gemeinsam veranstaltet und finanziell unterstützt wird, hatte einen unerwartet guten Erfolg. Die ausgestellten Entwürfe wurden mit großem Interesse besichtigt. Die Liegnitzer Graphische Vereinigung hat die Bewertung der Arbeiten übernommen. Die Errichtung einer Reisekasse zum Besuch der internationalen Graphischen Aus stellung in Leipzig im Jahre 1914 soll der Vprstand betreiben. Die Ausstellung der Rundsendung „Berliner Arbeiten“ fand unseren Beifall, nur war in dem ersten Teil des Referats hierzu zu viel Reklame für einzelne Firmen. Leipzig. Typographische Gesellschaft. Am 15. Mai waren die Prüfungsarbeiten der Ostern 1912 ausgelernten Setzer- und Drucker lehrlinge ausgestellt. Die Herren FachlehrerWetzig und Kupfer sprachen über diese Arbeiten. Die auslernenden Setzerlehrlinge hatten als Prüfungsaufgabe die Herstellung einer Werkseite mit Kppfleiste, Rubrik, Initialen demyseregeneresperazirgemerem tereFinpseerenemekH-rizhzerMdt war die Anfertigung einer zweifarbigen Adreßkarte verlangt. Bei allen Arbeiten wurde nur das Papierformat vorgeschrieben, be züglich der Anordnung, der Schrift usw. aber weitester Spielraum gelassen. Herr Wetzig gab mit seinen Darlegungen eine umfassende Besprechung der Satzarbeiten, die manche schöne Leistung zeigten, anderseits zeigten sich aber auch bedenkliche Lücken im Können und Wissen der jungen Gehilfen. Anlaß zu besonderen Bemänge lungen gaben die Rubrikzeilen und der oft zu tiefstehende Text anfang . Norm und Signatur blieben nicht unerwähnt. Die Adreß- karten waren fast alle gut. Leider ist dem Versalsatz zu viel Platz eingeräumt worden, eine gute Fraktur oder Schwabacher verrichtet den gleichen Zweck. Bei dem ersteren können zwar dekorativere Wirkungen und gute Gruppen erzielt werden, aber die Uebersicht- lichkeit leidet, und die Leserlichkeit wird erschwert. Die Arbeiten der Setzer sind in der Mehrzahl gute Durchschnittsleistungen, wo bei zu berücksichtigen ist, daß ihre Verfertiger noch Anfänger im Beruf sind. Herr Kupfer berichtete über die Arbeiten der Drucker, von denen die Zurichtung und der Fortdruck einer Werkform und einer Illustrationsform verlangt wird. Die Beurteilung dieser Ar beiten ist schon deshalb sehr schwer, weil jeder Prüfling andere Satzformen benutzt hat, und weil die Zurichtung (mechanisch und Handausschnitt) nicht gleichmäßig ist. Die Arbeiten sind im Durch schnitt ebenfalls gut. Einzelne lassen sehr viel zu wünschen übrig. Der Redner sucht den Grund dafür in der Hauptsache in dem über mäßigen Sportbetrieb, der das Interesse an der Berufsarbeit ver ringert. Ferner wünscht er, daß von den Druckern genau so wie von den Setzern Prüfungsarbeiten verlangt werden, an die ein höherer Maßstab gelegt wird. Zum Schluß wurde noch der schwere Stand der Fachschule an sich hervorgehoben, denn die Interesselosigkeit ist größer als Fleiß und Strebsamkeit. Die Anleitung im Geschäft könne gleichfalls manchmal besser sein. Am 29. Mai wurden Münchener Druckarbeiten, eine Rund sendung des Verbandes d. D. T. G., ausgestellt und von Herrn Wetzig eingehend auf ihren Inhalt geprüft. Aus der Gesamtheit der Arbeiten läßt sich leider kein Schluß auf die Druckleistungen def ganzen Stadt ziehen, denn es sind nur einzelne Firmen vertreten. Auch die Auswahl der Drucksachen ist nicht günstig. Man hätte bedeutend weniger Stücke, aber nur besonders gute Sachen senden sollen, an denen der Beschauer lernen kann, wie die Arbeiten aus gestattet werden müssen. Durch die sehr zusammengedrängte Aufmachung auf den Kartonen, durch das bunte Durcheinander von Buch- und Steindruckarbeiten, von Programmen und Titeln, Karten und Umschlägen, Reklamen und ähnlichen Sachen wird das Gesamtbild sehr bunt und unruhig. Die Drucksachen selbst sind güte Arbeiten aus der täglichen Praxis, obwohl einige schon nahezu zehn Jahre alt sind. Im Anschluß daran vesprach Herr Schmidt die gleichfalls ausgestellte Bernhard-Mappe, die durch ihre eigenartige Auf machung der praktischen Beispiele manches für sich hat, doch sind die einzelnen Sachen dem Verlorengehen weit mehr ausgesetzt, als wenn sie in fester Form gezeigt werden. Eingegangen war eine Mappe mit Arbeiten aus der Buchdrucker- Lehranstalt, und von Wilhelm Woellmer, Gottfried Böttger, Schrift- gießerei Flinsch und Julius Klinkhardt verschiedene Musterhefte. —dt. München. Typographische Gesellschaft. In der außerordent lichen Generalversammlung am Sonnabend, 18. Mai 1912 im Vereins- lokale wurden sechs neue Mitglieder aufgenommen. Als Eingänge sind zu verzeichnen: Delitsch-Antiqua von Klinkhardt, Leipzig; Jäckersehrift, D. Stempel, Frankfurt a. Mi; Koschhrift, Gebrüder Klingspor, Offenbach a. M.; Bernhardt-Antiqua, Flinsch, Frank furt a. M„ Feder-Grotesk, Ludwig & Maier, Frankfurt a. M., Es- korial, Emil Gursch, Berlin; Farbendrucke der Farbenfabrik Max Mühsam, Berlin. Ausgestellt war ein Wettbewerb der Typogra- phischen Vereinigung Leipzig zur Erlangung von Entwürfen für den Jahresbericht 1911/12 sowie ein Briefkopfwettbewerb der Typo- ■ । graphischen Gesellschaft Frankfurt a. M., beide Wettbewerbe wurden I durch unsere Gesellschaft bewertet und die den Arbeiten beigefügten Referate wurden verlesen. Lebhafte Debatten knüpften sich an den-Schluß der Referate. Infolge Berufswechsels des seitherigen Kreis- . vorsitzenden und Revisors Herrn Hugo Gumpert wurde eine Ersatz wahl für beide Aemter notwendig. Zum Kreisvorsitzenden wurde der bisherige Schriftführer, Herr Ludwig Roth, gewählt; zwei Herren A> Gerbes und O. Ahlborn wurden dem Ausschüsse zugeteilt, welcher in einer Sitzung über die Verteilung der Aemter eines Schriftführers und Revisors zu befinden hat. — Am nächsten Tage, Sonntag, den 19., hätten sich zur Besichtigung der K. Hof- und Staats bibliothek etwa 60 Mitglieder eingefunden. Unter fach- männischer Führung wurden die reichen Schätze alter Hand- , scMiften und Drucke, welche für Graphiker vorbildlich sind, besichtigt, außerdem wurde ein Rundgang durch die nach dem Galeriesystem angeordnete Bibliothek unternommen. Infolge mehrfacher Anregungen werden dieser Besichtigung im Laufe dieses Jahres mehrere ähnliche folgen. H. n\ 11505g e । m । d.r ), . . • ii i 1 . " «j /