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von weitem an den auffälligen Farben und oft eigenartigen Formen den Verfertiger erkennt. Während der eine auf die Schrift den Haupt wert legt, glaubt ein anderer die illustrative Ausstattung hervor heben zu müssen. Die zahlreichen Plakate, Packungen, Umschläge, Titel, Kalender und Anzeigen, die für Reklamezwecke gebraucht werden, verschlingen beträchtliche Summen. Trotzdem werden diese Leistungen vom großen Publikum wenig gewürdigt. In Leipzig gibt es wenig Firmen, die ebenso große Summen für den gleichen Zweck anlegen wie in Perlin. Im weiteren Verlauf des Referates bespricht der Vortragende eine Anzahl der ausgestellten Sachen, die je nach Bedürfnis und Geschmack in der Ausführung voneinander abweichen. Mit einem Hinweise auf die vielen Erzeugnisse einzelner Künstler und deren Uebereinstimmung untereinander, sowie den Biedermeier-Geschmack, der teilweise sehr stark zum Ausdruck kommt, endeten die belehrenden Ausführungen. Zum Schluß konnten die Mitglieder noch zu der alle zwei Jahre stattfindenden Ausstellung der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe eingeladen werden, die täglich geöffnet ist und einen ungefähren Ueberblick über die Vielseitigkeit und Leistungen dieses öffentlichen Institutes ermöglicht, dt [Deutscher Buchdrucker-Verein Hauptversammlung zu Breslau Unter zahlreicher Beteiligung der Abgeordneten und vieler an derer Mitglieder fand am 2. Juni die Hauptversammlung statt, der ein Begrüßungsabend vorangegangen war. Der Geschäftsbericht hebt hervor, daß das verflossene Jahr durch die Tarifberatungen arbeits- und bedeutungsvoll gewesen sei. Der Tarifgemeinschaft haben im Jahre 1911 angehört 7659 Firmen mit 64 031 Gehilfen an 2158 Orten. Die Bemühungen zu einer der allgemeinen Lohnerhöhung entsprechenden Erhöhung der Druckpreise seien in einzelnen Kreisen erfolglos gewesen; durch übergroßen Wettbewerb würden solche Bemühungen vielfach vereitelt, auch hätten viele Behörden eine Preisaufbesserung abgelehnt. Die Einnahmen betrugen im Jahre 1911: 113 168 M., die Aus gaben 111 802 M. In den Voranschlag wurden für die ,,Zeitschrift“ an Stelle der bisherigen 5000 M. 15 000 M. eingestellt, weil das Blatt vom 1. Januar 1913 ab in Form und Inhalt umgestaltet werden soll. Die Mitgliederbeiträge sollen für 1913 unverändert bleiben. Die Satzung wurde dahin geändert, daß der Hauptvorstand aus einem ersten und einem zweiten Vorsitzenden, dem stellvertretenden Vor sitzenden, dem Rechnungsführer, den Vorsitzenden des Berechnungs amts und des Berufungs-, Ehren- und Schiedsgerichts und den Kreisvorsitzenden besteht. Ferner sind diejenigen Kreise, die mehr als 1000 Mitgliedereinheiten haben, befugt, auch einen zweiten, mit beratender Stimme teilnehmenden Vertreter neben dem Kreis vorsitzenden zu den Vorstandssitzungen auf Kosten des Haupt vorstandes zu entsenden. Vom Kreise XII war ein Antrag eingegangen, die Hauptver sammlung wolle beim Reichstag und sämtlichen Landtagen vor stellig werden wegen der die Privatindustrie schwer schädigenden Konkurrenz der Reichsdruckerei, der Waisenhaus- und Korrektions haus-Hausdruckereien und der yn der Militärverwaltung unter haltenen Druckereien. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Geheimrat Büxenstein berichtete sodann über die Tarif re vision. Im Anschluß daran wurde den Prinzipalsmitgliedern des Tarifaus schusses warmer Dank für ihre angestrengte Tätigkeit ausgesprochen. Es wurde beschlossen, für die nächste Tarifberatung einen Tarij- beratungsausschuß zu bilden, in dem auch die Provinz- und Klein drucker Vertretung finden sollen. In diesen Ausschuß hat jeder Kreis zwei Vertreter, Kreise mit mehr als 5000 tariftreuen Gehilfen aber drei Vertreter zu entsenden. Dieser Ausschuß, dem alle zum Lohntarif eingegangenen Anträge überwiesen wurden, hat der Haupt versammlung Bericht zu erstatten. Zum ersten Vorsitzenden wurde Dr. Victor Klinkhardt, Leipzig, zum zweiten Vorsitzenden Herr Ernst Haberland, Leipzig, gewählt. Nach einer Erörterung der allgemeinen gewerblichen Lage wurde zur nachdrücklichen Vertretung der wirtschaftlichen Inter essen der Buchdruckereibesitzer die Schaffung eines besonderen Fonds beschlossen und der Hauptvorstand des Deutschen Buch drucker-Vereins beauftragt, vom 1. Juli 1912 ab zu diesem Fonds von den Mitgliedern einen wöchentlichen Beitrag von 10 Pf. für jede im technischen Betriebe beschäftigte männliche oder weibliche Person zu erheben und ferner zu erwägen und darüber bis zum 1. Oktober 1912 zu beschließen, ob vom 1. Januar ab der Beitrag auf andere Art erhoben werden solle, um geeignetere Verteilung der Lasten zu ermöglichen. Der Fonds soll unter Umständen auch für die Wohlfahrt der Vereins-Mitglieder Verwendung finden. Nach einem Referat des 1. Vorstehers des -Deutschen Buchgewerbe- Vereins Herrn Dr. Volkmann, Leipzig, wurde die Beteiligung des Deutschen Buchdrucker-Vereins an der Internationalen graphischen Ausstellung in Leipzig 1914 beschlossen. Als Ort für die nächste Hauptversammlung wurde Metz gewählt. Im Anschluß an diese Versammlung fand eine Hauptversammlung der Feuerversicherungsgenossenschaft Deutscher Buchdrucker statt. Es wurde berichtet, daß zurzeit rund 1200 Buchdruckereien und 1000 Gehilfen versichert sind. Die Versicherungssumme beträgt rund 60 Millionen Mark, die jährliche Prämieneinnahme 80 000 M- Die Versammlung erklärte, daß sie in der Feuerversicherungsgenossen schaft ein wertvolles Mittel zur Förderung der gemeinsamen Be strebungen der Deutschen Buchdruckereibesitzer erblicke und alle Kollegen zum Beitritt auffordert. — Am 3. Juni fand die Genossen schaftsversammlung der Deutschen Buchdrucker-Berufsgenossen schaft statt. 75 I Zentraltarif im Lithographie- und Steindruck gewerbe Norwegens Nachdem uer bisherige Tarif abgelaufen war, forderten die Gehilfen, die fast sämtlich organisiert sind, Verbesserungen der Tarifsätze. Diese wurden jedoch von den Arbeitgebern abgelehnt, worauf die Gehilfen einmütig ihre Kündigung einreichten. In letzter Stunde, bevor der allgemeine Ausstand ausbrach, fand jedoch Einigung statt, und es wurde ein neuer Tarif mit bedeutenden Verbesserungen auf 5 Jahre abgeschlossen. In diesen sind auch die Hilfsarbeiter einbezogen. Verbesserungen fanden statt bei der Arbeitszeit, dem Mindestlohn, der Teuerungszulage und in der Ferienfrage. Die Arbeitszeit beträgt für Lithographen 46 Stunden, für Steindrucker und Hilfsarbeiter 51 Stunden die Woche; die durchgehende (eng lische) Arbeitszeit ist auf den Tag 20 Minuten kürzer, so daß diese (wie z. B. in Kristiania) für Lithographen 44 Stunden und für Stein drucker und das Hilfspersonal 49 Stunden die Woche beträgt. An Mindestlohn werden den Lithographen im ersten Gehilfenjahre 22 Kronen, im zweiten 26 Kronen bezahlt, von da ab gilt freie Ver einbarung. Für die Steindrucker werden im ersten Gehilfenjahre 22 Kronen und im zweiten 25 Kronen bezahlt; für Steinschleifer vom dritten Jahre ab 22 Kronen, im vierten 24 Kronen; für An leger und Anlegerinnen vom zweiten Jahre ab 10 Kronen und im dritten Jahre 12 Kronen. Für Rotationsmaschinenmeister werden mindestens 36 Kronen die Woche bezahlt. Jeder Arbeiter, der seit dem 15. März 1910 bei einer Firma ist und seit dieser Zeit keine Zulage erhielt, bekommt bei einem Gehalt von 31 bis 35 Kronen 1 Krone die Woche Teuerungszulage und 2 Kronen unter 31 Kronen Wochenlohn. Für die ersten 5 Ueberstunden werden 25 v. H. Zuschlag bezahlt, bis 10 Ueberstunden 50 v.H. und dann 100 v.H. Ueberstunden an Sonn- und Feiertagen und an Tagen vor diesen werden um 100 v. H. höher bezahlt, für an Rotationsmaschinen geleistete Ueberstunden werden allgemein 100 v. H. Zuschlag bezahlt. Lehrlinge dürfen keine Ueberstunden machen. Die gesetzlichen und vom Geschäft an geordneten Feiertage werden bezahlt. Akkord- und Heimarbeit ist verboten. 6 Tage Ferien erhält jeder, der mindestens ein halbes Jahr bei der Firma ist. Die Zahl der zu haltenden Lehrlinge ist . nach der Zahl der beschäftigten Gehilfen und die Lehrlingslöhne sind nach den Lehrjahren gestaffelt. Ein Maschinenmeister darf nur eine Maschine bedienen. An Rotationsmaschinen dürfen nur ausgelernte Drucker beschäftigt werden. Die Gehilfen haben die Verpflichtung übernommen, nur bei tariftreuen Firmen zu arbeiten, und die Prinzipale haben sich verpflichtet, nur organisierte Arbeiter zu beschäftigen. Im Tarif ist eine Bestimmung enthalten, daß, wo günstigere Lohn- und Arbeitsbedingungen bestehen, diese bleiben müssen. * * * Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig 1914. Der Presseausschuß beschloß, zur Erlangung eines Plakates für die Ausstellung ein allgemeines Preisausschreiben ergehen zu lassen. Es ist ein Preisgericht gebildet, das aus sieben deutschen Künstlern besteht. Ausgeworfen sind für den I. Preis 2000 M., für den II. Preis 1000 M., für den III. und IV. Preis zu sammen 1000 M. Die Plakatentwürfe sind bis 30. September an die Geschäftsstelle der Ausstellung einzusenden. Weiterhin beschloß der Presseausschuß, einstweilen eine Schriftsiegelmarke herstellen zu lassen. Zu diesem Zweck wird unter Schülern der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig ein engerer Wettbewerb stattfinden. Die Siegelmärke soll in kürzester Zeit in einer großen Auflage erscheinen. Später sollen neue Siegelmarkeri und zwar möglichst für jede an der Ausstellung beteiligte Gruppe ein besonderes Sujet, ausgegeben werden. Das Berliner Kunstgewerbe-Museum eröffnete am 4. Juni zwei Sonderausstellungen. Im Lichthof sind die Zeichnungen Joseph Olbrichs ausgestellt, dessen gesamter künstlerischer Nachlaß er freulicherweise als Ganzes in der Bibliothek des Kunstgewerbe- Museums erhalten bleibt mit Hilfe namhafter Beiträge, die unter Führung des Geheimen Baurats Kayser in den Kreisen der Architekten und Kunstfreunde gesammelt worden sind. Die Ausstelluhg wird aufs neue zeigen, welch ein Schatz von Erfindung und Darstellung die mehreren Tausend Studien, Entwürfe und Werkzeichnungen des genialen, früh verstorbenen Künstlers bilden. In den vorderen Ausstellungssälen stellt Reg.-Baumeister Ernst Boerschmann seine umfangreichen Aufnahmen chinesischer Architektur aus, die er auf mehrjährigen Studienreisen durch das ganze Reich als Erster grund legend bearbeitet und erschlössen hat und die in Zeichnung und Photographie ein Denkmal deutschen Forschungsfleißes bilden. Beide Ausstellungen sind Sonntags von 12 bis 6, Dienstags bis Sonnabends von 10 bis 4 Uhr unentgeltlich geöffnet.