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1536 PAPIER-ZEITUNG Nr. 42/1912 mit dem Verein der Berliner Buchdrucker und Schriftgießer ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt, und nichts ist ihrer seits geschehen, was eine veränderte Stellungnahme gegen sie gerechtfertigt erscheinen lassen könnte. Ist doch ihre Arbeit, der Berlin u. a. die Einrichtung der Fachklassen an der Hand werkerschule, die Einrichtung des Buchgewerbesaales, viele Wettbewerbe und Ausstellungen, die Meisterkurse usw. ver dankt, gerade der Verbandsgehilfenschaft zugute gekommen und darin soll sich auch fernerhin nichts ändern. Wenn wir eine Befragung der Beitretenden nach ihrer Zu gehörigkeit zu einer gewerkschaftlichen Organisation ablehnen, so tun wir das nur, weil wir ein Recht dazu satzungsgemäß garnicht haben, natürlich auch eine Verpflichtung dazu uns nicht auf erlegen lassen können; denn eine solche würde u. E. die Tätig keit der B. T. G. einengen und in mannigfacher Weise er schweren, woraus den Fortbildungsbestrebungen und der Ver tiefung und Ausbreitung technischer Kenntnisse unter den An gehörigen des Berliner Druckgewerbes ein erheblicher Schaden entstehen könnte.“ Der Vorsitzende gab der Hoffnung Ausdruck, daß diese Er klärungen Beruhigung herbeiführen möchten. — An Eingängen, die Herr Erler bekannt gab, waren zu verzeichnen: Von der Firma Rockstroh & Schneider das zweite Heft 1912 ihrer technischen Mitteilungen „Victoria“; vom Anzeiger der Monotype-Vertriebs gesellschaft das Doppelheft 3/4; ferner eine Mappe mit geschmack vollen Mustern in Bernhard-Antiqua der Firma Flinsch in Frank furt a. M.; ein Musterheft der Bauerschen Gießerei mit der Wieynk- Kursiv; eine Preisliste vom Fachgeschäft Mahlmann & Choritz, Berlin; von der N. P. G. die neueste Ausgabe der Zeitschrift: „Das Bild“; von der Firma Heinrich Hüttmann eine Sammlung von Tonplatten-Vordrucken mit Prospekten über: Die moderne Tonplatte; ferner ein Fragebogen betreffend die Benutzung der Keller- und Dachgeschosse von Berliner Industriegebäuden zu gewerblichen Arbeiten. — An die Adresse des Herrn Maler Georg Wagner, Lothringer Straße 3, werden alle diejenigen verwiesen, welche sich an der Sonderausstellung von Kunstschriftarbeiten in Dresden zu beteiligen gedenken. Als neues Mitglied wird Herr Heinrich Behrens (Kontorist in der Lindendruckerei), Wilhelmstr. 3, aufgenommen, zur Mitglied schaft angemeldet werden die Herren Georg Heldt, Vertreter der Firma F. A. Brockhaus, und Berthold Baschin, Buchdrucker (Otto Elsner), N 20, Wiesenstr. 8. Herr Faktor Otto Richter nimmt nun das Wort zu seinem Vortrage: Der Deutsche Buchdruckpreistarif und die Kalkulation. Der Redner weist zunächst darauf hin, daß die Aufbesserung der Druckpreise notwendig gewesen wäre, da diese Preise in den letzten 20 Jahren nicht bedeutend, dagegen die Löhne und Herstellungs kosten sehr gestiegen seien. Diese Aufbesserung in kurzer Zeit durchzuführen wird zwar nicht möglich sein, aber es ist doch zu hoffen, daß sie nach und nach eintreten und das Buchdruckgewerbe lebens kräftiger machen wird. Ein tüchtiger Fachmann kann mit dem Preistarif in der Hand, bei genauer Beobachtung aller in Betracht kommenden Umstände, nicht nur des Satzes, des Druckes und des Papiers, sondern auch der Buchbinderarbeit, der Klischeebesorgung usw. segensreich wirken. Redner schildert nun Aufbau und Inhalr des neuen Preistarifs; er zerfällt in fünf Teile, und jeder Teil ist durch die besondere Berechnungsart der Arbeitsgruppe gekenn zeichnet: 1. Akzidenzen, 2. Kataloge, Preislisten, 3. Werke, 4. Zeit schriften, Zeitungen, 5. Qualitäts-Arbeiten, Drei- und Vierfarben druck usw. Hieran schließen sich noch: 6. Aufmachungsarbeiten, 7. besondere Bestimmungen usw. Dann folgen Angaben über die Organe zur Durchführung des Preistarifs. Auch verschiedene Vor lagen: Kalkulationszettel usw. und zum Schluß Angaben über Ge schäftsgebräuche sind in dem Preisbuche enthalten. Neu ist vor allem die erhebliche Vereinfachung der Satzberechnung. Sie setzt sich zusammen: 1. aus dem 10 OOO-Buchstabenpreise des Lohn tarifs, 2. aus dem 10 prozentigen Aufschläge für das Korrektur lesen, 3. (neu) Aufschlag der für die verschiedenen Arbeitengruppen ermittelten Unkosten, 4. die Lokalzuschläge auf 1 und 2 (geregelt nach Klassen A—E unter Berücksichtigung der Ortsklassen-Ein- teilung des Reichsbesoldungsgesetzes), 5. (neu) Geschäftsnutzen. Alle anderen Aufschläge, Satz- oder Druckverteuerungen (Ziffern, Mischung, Durchschuß) werden wie früher berechnet. Der Redner erläutert die Berechnungsweise an Beispielen, und zeigt, daß beim Werksatz nach jetzigem Verfahren der Preis etwas geringer ausfiele gegenüber der früheren Berechnungsweise; die große Spannung, die der Provinz gegenüber bestand, sei dadurch etwas behoben worden. Bei Akzidenzen stellt sich dagegen die neue Berechnung günstiger. Kalkulationen nach Zeit sollten, da solche sehr schwierig seien, nur Fachleute ausführen. Bei der Berechnung des Maschinen satzes ist die seitherige Gleichwertigkeit mit dem Handsatz eigentlich nie ernst genommen worden; darum ist auch dem jetzt Rechnung getragen: kompresser Satz kann 4 bis 8 v. H., durchschossener Satz 6 bis 10" v. FI. billiger berechnet werden bei Satz auf Zeilen gießmaschinen. Für den Monotypesatz (Einzelbuchstabenguß) dagegen tritt die Verbilligung erst bei den über 25 v. H. für Mischung hinausgehenden Aufschlägen und zwar um zwei Drittel ihrer lohn tariflichen Höhe ein. Zur Erleichterung der Druckberechnung liegen zwei Fortdruckpreistabellen vor mit einer nach den ver schiedenen Formaten gegebenen Einteilung in zwölf Maschinen klassen. Dadurch ist die Schwierigkeit der Berechnung des Druckes aber nicht ganz behoben. Auch hier wird nur der tüchtige Fach mann sichere Berechnungen anstellen können. Die größte Schwierig keit bietet die Berechnung der Zurichtung; bei Bildern bietet ein Hilfsmittel die Berechnung nach qcm, deren Richtigkeit aber auch zweifelhaft ist. Der Redner führt dann noch einiges über die Berechnungsart des Rotationsdruckes aus, der nicht billiger als höchstens 25 v. H. unter dem Preis für Flachdruck geliefert werden kann. Nicht zu vergessen ist bei der Berechnung des Papiers die Einkaufsvergütung , ein Aufschlag, der je nach der besorgten Menge von 20 bis 5 v. H. sinkt. Redner tritt dafür ein, daß die Besorgung des Papiers unbedingt dem Buchdrucker obliege; ohne Papier sei eine Drucksache nicht zu denken; Papier sei der notwendige Be standteil der Drucksache und der Drucker müsse die geeignete Sorte bestimmen. Darum sollten bei solchen Arbeiten, für die der Besteller die Papierlieferung selbst besorgt, höhere Druckpreise in Ansatz kommen; die Preise sollten hier um den entgangenen Verdienst am Papieraufschlag höher sein. Die Buchbinderpreise sind unwesentlich geändert, aber gleich mäßig gestaltet für das ganze- Reich. In Großstädten mit höheren Arbeitslöhnen müsse man sich erst versichern, ob der Buchbinder die Arbeit dafür ausführt und nicht mehr verlangt. Zur Durch führung des Preistarifs dienen folgende Organe: Berechnungsstellen, Beschwerdeämter und als höchste Instanz das Tarifamt der Deut schen Buchdrucker. Der Vortragende schließt seine interessanten Ausführungen mit dem Wunsche, daß der Buchdruckpreistarif in allen seinen Teilen bald durchgeführt sein möge, damit die Kon kurrenzverhältnisse besser würden. Nachdem der Vorsitzende dem Vortragenden den Dank der Gesellschaft ausgesprochen, setzte eine lebhafte Aussprache ein. bei welcher noch einige Berechnungsbeispiele aus der Praxis zum Besten gegeben und Hinweise gemacht wurden, daß mit der Er mittlung richtiger Druckpreise auch die sichere Disposition im Betriebe Hand in Hand gehen müsse, wolle man Verluste vermeiden. Dem Fragekasten "wurden verschiedene Anfragen entnommen und der Technischen Kommission zur Beantwortung übergeben. Die Frage: „Ist es möglich, Linoleum zu stereotypieren?“ beant wortet Herr Könitzer dahin,, daß mit Vorsicht Kaltstereotypie anzuwenden sei. Auf eine weitere Anfrage erklärt Herr Fey, daß der Schriftschreibekurs im Einverständnis mit der Mehrheit der Kursteilnehmer abgebrochen sei, da die Teilnehmer zu Ostern Ge legenheit fanden, anderweit ihre Studien fortzusetzen, und bei der unpünktlichen Beteiligung die hohen Kosten für die Gesellschaft erspart werden sollten. Herr Erler gibt noch das Programm für die Studienreise nach Wien und Budapest bekannt. Die Abfahrt erfolgt am 22. Juni abends 810 Uhr vom Anhalter Bahnhof. Die Teilnehmer bekommen nächstens ein ausführliches Programm. Schluß der Sitzung 1 1 1 2 Uhr. G. N. Der auf Seite 1364 erwähnte geschichtliche Hinweis bezog sich nicht auf eine Ausgabe des Frankeschen Lehrbuches für Buchdrucker, sondern auf das Buch von Dr. Karl Falkenstein: Geschichte der Buch- druckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung, das 1839 erschien. In diesem Buche wird eine Reihe unbedeutender Pressenkonstruk tionen besprochen, während der großen Erfindung Koenigs, den „Maschinenpressen“ (wie man die Schnellpressen damals bezeichnete), nur zwei Spalten Raum gewidmet sind. * * * Am 16. Mai (Himmelfahrtstag) unternahmen einige Mitglieder einen Ausflug nach dem Lehnitzsee und Oranienburg. Man wanderte an dem herrlichen Ufer entlang, durchschritt ein vorzeitliches Bett der Havel, den Stintgraben, gelangte nach Grabowsee, wo vom Roten Kreuz eine Volksheilstätte errichtet ist und hielt in Fichtengrund Mittagsrast. Nach weiterer Wald wanderung erreichte man Oranienburg (Strandhalle) und fuhr nach gemeinsamer Kaffeetafel mit dem Motorboot über den Lehnitzsee und die erst jüngster Tage freigegebene kanalisierte Havel (Groß schiffahrtsweg Berlin—Stettin) nach Oranienburg, dessen Sehens würdigkeiten nicht minder interessierten als die Bauten der großen Wasserstraße, die hier ausgeführt worden sind. Die Partie war vom Wetter begünstigt und in jeder Hinsicht eine der schönsten und gelungensten, die unternommen wurden; leider verschaffte sich nur eine kleine Schar Mitglieder diesen Naturgenuß. * * * Die nächste Sitzung findet"am Dienstag, 4. Juni, statt.' Der Vorstand Perforieren von Kreppapier! Da ich viele vergebliche Versuche gemacht habe, Kreppapier zu perforieren, bitte ich Sie um Mitteilung von Erfahrungen in der Perforierung von Kreppapier zu Klosettpapierrollen. X. Aussprache erbeten.