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)APIER=VERARBEITUNG IM BuchgewerbesB Berliner Typographische Gesellschaft Die Sitzung vom 14. Mai war von 77 Mitgliedern und 7 (lasten besucht. Der Vorsitzende, Herr Könitzer, dankte zunächst ver schiedenen Firmen für deren Unterstützung bei der Veranstaltung der Hundertjahrfeier der Erfindung der Schnellpresse und berichtete sodann über die Ausführung des am 16. April gefaßten Austritts beschlusses. Dem Vorstand des Verbandes der Deutschen Typo graphischen Gesellschaften in Leipzig ist unterm 18. April der Aus tritt mit folgendem Schreiben zur Kenntnis gebracht worden: An den V. d. D. T. G. z. Hdn. seines Vorsitzenden Herrn Bruno Dreßler in Leipzig Sehr geehrte Herren Kollegen! Die vorgestrige Versammlung unserer Mitglieder hörte den Bericht des Kreisvorsitzenden über die zu Ostern abge haltene erweiterte Vorstandssitzung und zog nochmals die Lage in reifliche Erwägung, in welche unsere Gesellschaft durch die Umänderung der Verbandssatzungen gekommen ist. Es wurde festgestellt, daß hierorts die tatsächlichen Verhältnisse schon dem Zustande entsprechend liegen, den der abgeänderte § 3 herbeizuführen beabsichtigt; denn die in unsere Gesellschaft eintretenden Gehilfen waren wohl ausnahmslos Mitglieder des Verbandes der Deutschen Buchdrucker, weil die im Guten bergbunde organisierten Gehilfen einebesondere fachtechnische Vereinigung pflegen und nur dieser beitreten. Obwohl sonach die Durchführung des Kasseler Beschlusses für die B. T. G. an der heutigen wie an der künftigen Zusammen setzung der Mitgliedschaft nichts Wesentliches ändern würde, konnte man sich doch mit dem im neuen Verbandsstatut fest gelegten Grundsätze nicht einverstanden erklären; man war einig darüber, daß die Pflege der Fortbildung der Buchdruck technik nicht von gewerkschaftlichen Umständen abhängig gemacht werden darf, sondern die gemeinsame Angelegenheit aller Berufsgenossen bleiben muß. Von diesem Standpunkte, den die B. T. G. seit ihrer Gründung, die 33 Jahre hindurch, befolgte und den sie auch bei der von ihr 1903 bewirkten Gründung des V. d. D. T. G. im Auge behielt, wich auch die vorgestrige Versammlung nicht ab. Nach leidenschaftsloser Beratung wurde bei ernster Aufmerksamkeit folgende Ent schließung von der stark besuchten Versammlung gegen wenige Stimmen angenommen: I Da der Verband der Deutschen Typographischen Ge sellschaften nunmehr von den ihm angehörenden Vereinen verlangt, daß sie die Aufnahme von Mitgliedern von ge werkschaftlichen Umständen abhängig machen, beschließt die B. T. G., unter Hinweis auf die nach dem Kasseler Vertretertage gefaßte Resolution, aus dem Verbände der D. T. G. auszutreten. Dem Vorstand der B. T. G. wird aufgegeben, den Beschluß auszuführen. Indem!wir uns - des im Schlußsätze ausgesprochenen Auf trages hiermit entledigen und dem geehrten Vorstande den Austritt unserer Gesellschaft aus dem V. d. D. T. G. anzeigen, geben wir noch der nach Beschlußfassung bewegten Herzens ausgesprochenen Hoffnung Ausdruck, daß diese Scheidung der Geister allseitig fördernd wirken und die gegenseitige Achtung der Gesinnung nicht beeinträchtigen wird. Die B. T. G. hat sich zu dem Austritt entschlossen, ohne sich durch Ueberlegungen der ihr aus diesem Schritt erwachsen könnenden . Vorteile oder Nachteile beeinflussen zu lassen, und sie will, soweit es ihr möglich ist, auch allen weiter zur Seite stehen, denen es ernst ist um die berufliche Weiterbildung und Fort entwicklung. Unser Jahresbeitrag ist angewiesen und wird mit der Kreis kasse abgerechnet bzw. an die Zentrale überführt werden. Die zur Führung der Kreisgeschäfte berufenen Kollegen sind bereit, die Verbandsarbeiten so lange fortzuführen, bis wir von Ihren weiteren Verfügungen hören. Mit den besten Wünschen für ein gesundes Wachstum der guten, auch von der B. T. G. mit ausgestreuten Saat und für das Wohl des Buchdruckgewerbes empfiehlt sichYmit kollegialen Grüßen hochachtungsvoll Der Vorstand d) B. T] G. Könitzer. Erler. Auf, dieses Schreiben lief unterm 26. April folgende Be stätigung ein: An die Typogr. Gesellschaft Berlin z. Hdn. des Herrn Gustav Könitzer, 1. Vorsitzenden Von Ihrem w. Schreiben, in dem Sie uns den Austritt der Typographischen Gesellschaft Berlin aus dem V. d. D. T. G. mitteilen, hat der Vorstand in seiner letzten Sitzung Kenntnis genommen. Der Vorstand bedauert die von Ihnen vollzogene Trennung vom Verbände um so mehr, als er glaubt, jederzeit den besonderen Berliner Verhältnissen Rechnung getragen zu haben und auch sonst zu jeder möglichen Verständigung bereit war. Mit kollegialem Gruß Der Vorstand des V. d. D. T. G. , i. A.: Adolf Bögler, Schriftführer Herr Könitzer erklärt, der Vorstand der B. T. G. wisse nicht, was unter der im Schlußsatz betonten Bereitwilligkeit zur Ver ständigung gemeint sein könnte, da doch klipp und klar eine Aende- rung unserer Satzungen gefordert worden sei, welcher Forderung gegenüber eben nichts anderes übrig blieb, als die Austrittserklärung. Nun habe aber der Leipziger Vorstand des V. d. D. T. G. unserem Austrittsbeschlusse eine recht gehässige Deutung gegeben und in den „Mitteilungen“ nicht die vorstehenden Schreiben, sondern einen polemischen Aufsatz zum Abdruck gebracht, der auch in jene Mitteilungen überging, welche der Verein der Berliner Buch drucker und Schriftgießer herausgibt. Durch diesen Bericht, der die Tatsachen unzutreffend schildert, scheine die Redaktion der Mitteilungen des Berliner Gauvereins irregeführt worden zu sein, denn sonst hätte sie jenen, den meisten Berliner Gehilfen unver ständlichen Aufsatz nicht nachgedruckt, zum mindesten aber ihm nicht folgenden vollkommen unzutreffenden Nachsatz angefügt: „Also die B. T. G. betreibt Eigenbrödelei und Organisations zersplitterung genau so, wie es die Prinzipalität es für notwendig hält, besondere Organisationen zu gründen gegen den Tarif und gegen die Gehilfenschaft. Verbandsmitglieder müssen aber wissen, daß nur in der gemeinsamen Geschlossenheit unsere Macht und unsere Kraft liegt. Auch zur Pflege und Vervollkommnung in technischer Beziehung finden Verbands mitglieder untereinander genügend Gelegenheit. Mit denen, die in gewerkschaftlicher Beziehung unsere Antipoden sind, müssen wir es ablehnen, in technischer Beziehung zusammen zuwirken. Die Pflege der Kollegialität und der technischen Fortbildung ist stets und ständig Aufgabe des Verbandes ge wesen und wird es auch fernerhin bleiben.“ Herr Könitzer berichtet weiter, daß er gemeinsam mit Herrn Erler namens der Verbandsmitglieder in der B. T. G. hiergegen Ver wahrung eingelegt hat, was zu einer persönlichen Rücksprache mit den Gau vorsitzenden führte; nach den gegebenen Aufklärungen wurde zugesichert, daß eine Bekämpfung der B. T. G. unterbleiben solle, auch wenn es zur Errichtung einer zweiten fachtechnischen Vereinigung käme. Für die B. T. G. wurde noch folgende Erklärung der Schriftleitung der Gauvereinsmitteilungen zur gefl. Veröffent lichung übermittelt: Der Austritt der B. T. G. aus dem V. d. D. T. G. ist in den letzten Mitteilungen be handelt worden. Die Form der Notiz könnte die Meinung hervor rufen, als wenn dieser Verband eine statutarische Einrichtung des Gehilfenverbandes wäre und als wenn durch den Austritt die Interessen der Mitglieder des Verbandes der Deutschen Buchdrucker verletzt worden wären. Das erstere ist nicht der Fall und auch eine organisationsfeindliche Stellung liegt in dem Beschluß der B. T. G. nicht. Diese hat den V. d. D. T. G. • vor acht Jahren gegründet und so lange geleitet, wie die satzungs gemäße Neutralität des Verbandes (der für Vereine bestimmt war, die nur der Berufstechnik dienen und sich nicht in gewerk schaftliche Angelegenheiten mischen wollen) aufrechterhalten wurde. Nachdem aber dieser Standpunkt — den auch die letzte Generalversammlung des Verbandes der Deutschen Buch drucker in Hannover als berechtigt anerkannte — auf dem Vertretertage der Typographischen Vereine in Kassel 1911 verlassen wurde, zieht sich einfach die B. T. G. zurück, um andere Kreise nicht zu stören, aber auch um bleiben zu können, was sie seither war: die selbständige Pflegstätte der Berliner Buchdrucker in fachlichen Angelegenheiten. In den 33 Jahren ihres Bestehens hat die B. T. G. mit allen buchgewerblichen Vereinen Berlins, insbesondere aber auch