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1040 PA PIER-ZEITUNG Nr. 28/1912 stehen oder eine sonstige Bestimmung erfüllen, unterliegen einer anderen Behandlung. Beschläge oder Verschluß Vorrich tungen aus vergoldetem oder versilbertem Metall bleiben ohne Einfluß auf die Zollerhebung, da der Wert der Waren durch derartige Verbindungen nur ganz unbedeutend erhöht wird. Dagegen gilt für alle Waren des Buchbinderfaches die allgemeine Bestimmung, daß sie in den Fällen, in welchen sie mit Stoffen verbunden sind, welche die Verzollung nach höheren Sätzen bedingen, nach den letzteren verzollt werden müssen. Ein solcher Zusatz findet sich an zahlreichen Stellen im amt lichen Warenverzeichnis und bezieht sich auf gewisse Stoffe, welche in den Vorbemerkungen zu demselben namentlich auf geführt sind. Es handelt sich in der Hauptsache um Edelsteine, echte Perlen, edle Metalle, Elfenbein, Schildpatt, Perlmutter und Zellhorn. Jedoch sollen bei den hier besprochenen Waren Gold- und Silberschnitte, wie auch Gold- und Silberdruck ohne Einfluß auf die Verzollung bleiben. Prägeplatten für künstliche Wasserzeichen Seit einer längeren Reihe von Jahren werden auf Preßspänen Zeichnungen mit Strichen aus gehärtetem Leim aufgetragen, und die so gemusterten Platten dienen zum Prägen von Papier mit künstlichem Wasserzeichen: Man läßt den Preßspan mit dem Papier durch die Walzen einer Satiniermaschine gehen, und die erhabenen Leimstriche prägen sich derart in das Papier ein, daß sie im Papier eine durchscheinende, wasserzeichen ähnliche Zeichnung hervor bringen. Die Herstellungsweise solcher Leimplatten ist unseres Wissens bisher noch nicht be schrieben worden, vielmehr wurden solche Platten von einzelnen Kundigen hergestellt und an Papierausstattungsfabriken ge liefert. In Nr. 3 der Londoner Zeitschrift „Paper Making” be findet sich ein Aufsatz über ein Verfahren zur Herstellung nach geahmter Wasserzeichen, welches leider nicht recht Idar ist und offenbar Irrtümer und Verwechselungen enthält. Jedoch läßt sich daraus mit einiger Wahrscheinlichkeit folgendes photo graphische Verfahren zur Herstellung von Prägeplatten der erwähnten Art herausschälen: 1. Die Zeichnung des Wasserzeichens wird in scharf be grenzten Linien mit schwarzer Tusche auf Pauspapier über tragen. 2. Von dieser Zeichnung wird ein Glasdiapositiv mit schwar zem, lichtundurchlässigem Hintergrund angefertigt. (Man ver wendet dazu eine mit Chlorsilber-Emulsion überzogene Glas platte.) 3. Man stellt gelatiniertes Papier auf folgende Weise her (die Maße sind aus englischen Angaben umgerechnet): Man bereitet sich eine Leimlösung auf folgende Weise: Man weicht 2,5 kg Tierleim in 13,6 1 Wasser und erhitzt auf 85 0 C, bis der Leim ganz weich ist. Hierauf fügt man 200 g Glycerin und 25 Blatt Gelatine hinzu, läßt die Mi schung auf 38 ° C sich abkühlen und fügt 1,14 1 Alkohol und 42 g Ammoniak hinzu. Man legt nun ein Blatt mit warmem Wasser gründlich durchfeuchtetes starkes Lumpenpapier von 140 engl. Pfund Riesgewicht auf eine wagerechte feuchte Glasplatte, entfernt aber das über- .’ flüssige Wasser von der Glasplatte mit einem Schwamm und drückt die zwischen dem Papier und dem Glas etwa vorhandenen Luftblasen mit der Hand weg. Dann biegt man die Ränder des Papiers rundum etwa 1/3 Zoll breit auf und gießt 1,12 1 des Leims möglichst gleichmäßig auf die 130 cm große Papierfläche, und wenn auf der Leimschicht trotz aller Vorsicht Luftblasen auftreten, entfernt man sie mit dem Finger, solange der Leim noch warm ist. Sowie der Leim kalt und steif geworden ist, entfernt man das Papier von der Glasplatte und hängt es zum Trocknen auf. 4. Das vollkommen trockene gelatinierte Papier wird nun in der Dunkelkammer mit folgender Mischung lichtempfindlich gemacht: 11,35 1 Wasser, 476 g Ammonium-Chromat, 476 g Ammoniak und 9,69 1 Alkohol. Man gießt dieses Gemisch in ein flaches Gefäß und hält das geleimte Papier darin, bis sich die Oberfläche flaumig anfühlt. Das Papier wird nun aus dem Bad entfernt und in der Dunkelkammer 12 Stunden bei mindestens 18 0 C getrocknet. Das fertige Papier bleibt nur wenige Tage gebrauchsfähig. 5. Man belichtet das so erhaltene lichtempfindliche, gela tinierte Papier unter dem Glasdiapositiv (s. Punkt 2) bei starkem Sonnenlicht, bis die Linien scharf schwarz erscheinen, der Rest der Platte aber nicht dunkler wird. Durch das Sonnenlicht wird die Gelatine an den belichteten Stellen in Wasser unlöslich. 6. Man wäscht — wieder in der Dunkelkammer — den löslich gebliebenen Teil der Gelatine vom Papier in 60 ° C warmem Wasser ab. So bleibt nur die Zeichnung in Linien wasserunlöslichen Leimes auf dem Papier. Dieses wird dann getrocknet und mit Kleister aus Weizenstärke auf Pappe ge klebt, die aus 12 zusammengeklebten Blättern des erwähnten festen Papiers besteht. Abwässer einer Fabrik photographischer Papiere und Bilder Hierüber hat Dr. Pritzkow in den Mitteilungen aus der König lichen Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwässer-Be seitigung, Jahrg 1911, Heft 14, ein Gutachten veröffentlicht, aus dem das Ergebnis der Abwässeruntersuchung lautet: Die in Rede stehende Fabrik fertigt in der Hauptsache illustrierte Postkarten und Reklamebilder, nebenbei photographische Papiere aller Art (Chlor- und Bromsilberpapiere usw.). In der Fabrik werden etwa 1000 Arbeiter beschäftigt. Der tägliche Verbrauch an Wasser betrug etwa 1500 cbm. Der weitaus größte Teil dieser Wassermenge verläßt als Abwasser die Fabrik wieder. Im allgemeinen enthalten die Abwässer die verschiedenartigsten Chemikalien, welche bei der Herstellung des leicht empfindlichen Materials zum Entwickeln, zum Fixieren, zum Härten, zum Färben usw. benutzt werden, so wie die Umsetzungsprodukte infolge der Einwirkung der verschiedenen chemischen Stoffe aufeinander während der Ausführung der photo graphischen Prozesse. Im einzelnen setzen sich die Abwässer nach den Angaben der Unternehmerin zusammen aus Abwässern des Ansetzraumes für Alaun-, Eisenoxalat- und Fixierbäder, der Ent wicklungsräume aus den stark verbrauchten Bädern, der Färbe maschinenräume, der photographischen Laboratorien der Ateliers, der Dreifarbenabteilung, der Rückständeaufarbeitung und dem Maschinenhaus und Fabrikgebäude. Die Untersuchung erstreckte sich zunächst auf die Tages durchschnittsprobe aus den Ableitungskanälen der Fabrik und aus dem Bottich am Entwicklungsraum. Die Abwässer aus dem Ab leitungsgraben enthalten die Hauptmenge der Fabrikabwässer. Ehe sie in den Graben gelangen, haben sie in einem kleinen Teich eine Umsetzung und Klärung bereits erfahren. Die an den ver schiedenen Tagen entnommenen Durchschnittsproben zeigten eine unverhältnismäßig geringe Konzentration. Ihrer äußeren Beschaffen heit nach machten sie den Eindruck eines wenig verunreinigten Wassers. Sie enthielten vornehmlich Natriumthiosulfat zum Teil nur in Spuren, in einer Probe aber in einer Menge von 21 mg im Liter Wasser. Diese Probe war deutlich sauer, die beiden anderen reagierten alkalisch. Ein ziemlich bedeutender abgeschiedener Bodensatz bestand hauptsächlich aus Schwefeleisen, Kalk, Eisen oxyd und organischen Substanzen. Zersetzungserscheinungen mit üblen Gerüchen wurden nicht beobachtet. Proben aus dem Bottich beim Entwicklungsraum zeigten im wesentlichen ähnliche Eigenschaften wie die beschriebenen Proben. Sie bestanden hauptsächlich aus verdünnten Lösungen von Thio sulfat, Alaun, Eau de Javelle und Säure. Die Abwässerarten werden durch die große Menge der Waschwässer stark verdünnt. Im Gegensatz hierzu sind die übrigen Abwässerartcn der Fabrik von erheblich hoher Konzentration und zeichnen sich durch einen bedeutenden Gehalt an freier Säure, Alkalien und freiem Chlor aus. Es wurden zunächst einige konzentrierte Abwässerproben untersucht. Das thiosulfathaltige Abwasser aus einer Verarbeitung der Silberrückstände zeigte sauren Charakter, war trübe und von phenolartigem Geruch. Es enthielt über 20 g Natriumthiosulfat in 1 Liter Flüssigkeit als wertvoller Bestandteil für die Wieder gewinnung. Das Abwasser aus den Eisenoxalatcntwicklcrn zeichnete sich durch einen hohen Gehalt an freier Essigsäure (10,26 g im Liter) aus. Es verlieh dem Wasser eine stark saure Reaktion und den bekannten Geruch nach Essigsäure. Aus dem Abwasser war vorher die Oxalsäure mittels Chlorkalzium entfernt. Eine Abwasserprobe aus einem verbrauchten Eau de Javelle-Bad enthielt 14 mg freies Chlor im Liter und besaß ziemlich stark saure Reaktion. Der Ge halt an gelösten Stoffen war gering. Das Abwasser aus dem ver brauchten Alaunbad war reich an gelösten Stoffen und reagierte nur schwach sauer. Von suspendierten Bestandteilen waren die besprochenen Abwässer fast vollkommen frei. Die Abwässer von den Färbemaschinen zeigten fast ausnahms los eine bedeutende Konzentration. Sie konnten schon durch den Augenschein bemerkt werden. Zwei Kochsalzbäder zur Entfernung der angewandten Farblösung zeigten amphotere Reaktion. Das verbrauchte Eau de Javelle-Bad enthielt 128 mg freies Chlor im Liter. Diese Abwässer stellen den gefährlichen Teil der Abwässer dar. Es wurden ferner sämtliche Abwässer in dem ungefähren Ver hältnis gemischt, wie sie zum Abfluß gelangen. Dadurch bildete sich sogleich ein dicker Niederschlag, der sich absetzte und nach Klärung der darüber stehenden Flüssigkeit nur etwa den sechsten Teil der Gesamtmenge betrug. Die über dem Niederschlag stehende Flüssigkeit war klar, von gelblich grüner Farbe, schwachem Geruch nach Chlor und saurer Reaktion. Das Wasser enthielt nur noch