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Nr. 28/1912 1033 PAPIER-ZEITUNG Maisstärke als Leimstoff für Schreibpapier In einem Aufsatz mit dieser Ueberschrift tritt Dr. Hans Wrede in der New Yorker Zeitschrift „Paper” für größere Ver wendung von Stärke in den amerikanischen Feinpapierfabriken ein. Die Corn Products Refining Company in New York, die 8 Maisstärkefabriken betriebt, hat danach den Verfasser beauf tragt, Versuche über die Verwendung von Stärke als Papier leimstoff auszuführen, und der Verfasser hat während einer Europa-Reise im Jahre 1911 hierüber gearbeitet. Prof. Dalen in Groß-Lichterfelde-West gab ihm den Rat, halbgequollene Stärke zusammen mit Rohstärke zu benutzen. Ferner beachtete Verfasser folgende Angaben von Alfred Lutz in seiner Arbeit „Welchen Einfluß übt die Mit Verarbeitung von Stärke auf die Papiereigenschaften aus?” (abgedruckt im Bericht über die Hauptversammlung des Vereins der Zellstoff- und Papier- Chemiker 1907): „Alkalische Stärke gibt die besten Ergebnisse dem Stoff zugesetzt oder bei der Oberflächenleimung. Die geringe Erhöhung in der Stärke der Leimung ist zum Teil da durch erzielt, daß sich durch Verbindung des Alkalis mit der schwefelsauren Tonerde Tonerdehydrat niederschlägt. Die Leim wirkung beim Zusatz roher Stärke ist nur wenig geringer als die mit alkalischer Stärke erhaltene. Verkleisterte Stärke gab etwas schwächere Leimung als Rohstärke.” Verfasser hat diese Angaben durch Versuche bestätigt und fand, daß alkalische Stärke durch Alaun mit Tonerdehydrat zusammen gefällt wurde. Da Stärke schwer ausfällt, mischte Verfasser gekochte oder ge quollene Stärke mit wasserlöslichen Silikaten. Indem nun diese Silikate durch Tonerdesulfat gefällt werden, reißt die gallertige Fällung die Stärke nach unten, und auf diese Weise wird eine mäßige Menge von Stärke an das Papier gebunden. Dieser Vor gang bewährte sich bei fabrikmäßigen Versuchen mit verschiedenen Papierarten. Die Versuche wurden in allen größeren Feinpapier fabriken in der Gegend von Holyoke sowie um Kalamazoo und Chicago herum unternommen, und die derart behandelten Papiere hatten um 10 v. H. erhöhte Festigkeit, besseren Griff und kräftigere Leimung. Auch wurde das Papier glatter und etwas weißer. Verfasser führte in den erwähnten mehr als 60 Fabriken sein Verfahren ein, Maisstärke quellen zu lassen und im Holländer mit Harzleim und Tonerdesulfat geleimtem Stoff ein Gemisch der gequollenen Stärke mit Wasserglas zuzugeben. Das Ge- misch wird auf folgende Weise hergestellt: Eiserne oder hölzerne Bottiche von etwa 50 Gallonen — 227 1 Fassungsraum werden zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Dann wird die nötige Menge Wasserglas zugegeben und eine halbe Minute Dampf eingelassen, damit sich das Wasserglas löst. Hierauf werden 80—100 engl. Pfund Stärke zugegeben und Dampf mit voller Kraft einge lassen. . Sowie die Temperatur der Flüssigkeit 70 ° C. erreicht,' quillt die Stärke. Dann wird der Dampf sofort abgesperrt, und das so erhaltene Gemisch enthält die Stärkekörner teilweise verkleistert und nur schwach durch Quellung vergrößert. Um ihre weitere Quellung zu verhindern, wird kaltes Wasser zugefügt, welches die Temperatur unter den Quellpunkt bringt. Die so bereitete Stärke wird in den Holländer getan. Der nötige Ueberschuß an schwefelsaurer Tonerde ist schon bei der Leimung dem Stoff zugegeben worden. Die auf den Papier fasern haftenden gequollenen Stärkekörner quellen beim Trocknen des Papiers auf dem Trockenzylinder weiter auf und erhöhen die Zähigkeit des Papiers, indem sie feine Papierfäserchen mit einander verbinden. Die Kosten der Papierherstellung werden durch diesen Leimzusatz nicht erhöht, weil ungefähr 2/3 davon im Papier bleiben. Auch wird das Papier durch den Zusatz der kleistrigen Stärke nicht klebrig, weil mit Hilfe von Tonerde niedergeschlagene Stärke nicht klebrig ist. Der mit Tonerde erzielte Niederschlag ist schneeweiß. Die erhöhte Festigkeit wird durch den Festigkeitsprüfer nachgewiesen. Die Leimfestig keit wird erhöht, weil die Stärke als Schutzschicht für den Harz leim dient. Der Harzleimzusatz könne unter Umständen auf die Hälfte, ja auf 1/3 verringert werden. Auch werden durch den Silikatniederschlag kleine Fäserchen Farbstoff und Erde besser im Stoff zurückgehalten. Mit Stärke geleimtes Schreib papier erweise sich als besonders radierfähig. Verpackung von Holzkarton Wir sind seitens eines Abnehmers zum Schadenersatz heran- ■gezogen für Ausfall bei der Verarbeitung von Holzkarton. Es handelt sich um die Lieferung ordinären Holzkartons im Format 73% X 127% cm, 240 g qm = 300 er Holzpappe im Format 70 X 100cm, vierseitig rechtwinklig beschnitten. Der Holzkarton war in Bündeln zu 25 kg wie gewöhnliche Holzpappe verpackt mit zwei Querschnüren und einer Längsschnur, die Kanten bei den Schnüren unterlegt mit Lederpappstreifen. Der Karton hat eine weite Reise gemacht. Es handelt sich darum, festzustellen, ob eine derartige Verpackung für einen zur Verarbeitung vorbereiteten Karton, noch dazu im abnorm großen Format, genügt. Laut unserer Ansicht hat ein so dünner Karton, noch dazu in so großem Format, keinen genügenden Halt und muß beim Transport in sich zusammenfallen. Er ist nach unserer Ansicht ohne Beschädigung nicht transport fähig. Die Verpackung in größeren Ballen mit Holzrahmen und Eisenreifen müßte in Anbetracht der Stärke des Kartons und des abnormen Formats ohne unsere besondere Anweisung seitens der Fabrik vorgenommen werden. Da die Sache zurzeit die ordentlichen Gerichte beschäftigt und Sachverständige vernommen werden sollen, so wäre Aussprache von Verbrauchern, Fabrikanten und Groß händlern erwünscht. X &Y. Gutachten eines Großhändlers: Ich halte bei dem großen Format 73% X 127% cm, 240 g, eine Verpackung in Bündeln zu 25 kg für völlig unzureichend. Ich hätte in solchem Falle allerdings Verpackung in Holzrahmen und Eisenreifen vor geschrieben. Ob der Fabrikant zu solcher Verpackung ver pflichtet ist ohne eine solche Vorschrift, läßt sich schwer ent scheiden. Es kommt darauf an, ob es ein Gesetz gibt, wonach ein Fabrikant die Ware so verpacken muß, namentlich wenn sie eine weite Reise zurückzulegen hat, daß sie auch unbe schädigt an Ort und Stelle ankommt. Ohne weiteres würde ich entscheiden, daß bei dieser Verpackungsart die Ware nicht unbeschädigt ankommen kann. Es gibt Fabrikanten, die solchen Holzkarton stets in Holzrahmen verpacken, aber auch solche, die das nicht tun. Allerdings handelt es sich im letzten Falle immer um Waggonbezüge und um verhältnismäßig kleine Formate. P. Verdingung winziger Lieferungen Anbei überreichen wir Ihnen die Anfrage einer Schreibwaren handlung vom 27. März für eine Ausschreibung von jährlich 12 000 Bogen Konzeptpapier = monatlich 1000 Bogen, 3500 Bogen Kanzlei papier = monatlich 300 Bogen, 250 Bogen Packpapier = monatlich 20 Bogen. Anscheinend werden in den einzelnen Sorten auch ncoh verschiedene Formate und Gewichte verlangt. Diese Anfrage ist hektographiert und uns als Drucksache zugegangen, woraus wir schließen, daß sie an verschiedene Papierfabriken geschickt worden ist. Wir senden Ihnen dieses Schreiben, um Ihnen das Unwesen der Ausschreibungen auf recht kleine Mengen zu zeigen. Vielleicht bringen Sie in Ihrer Zeitung diese Sache zur Sprache. Es wird höchste Zeit, diesem Verfahren, welches manchmal beinahe an Unfug grenzt, öffentlich zu Leibe zu gehen. X. & Co.^ Klagen darüber, daß einzelne Firmen bei winzigem Bedarf eine große Anzahl von Fabrikanten zur Abgabe von Preisen usw. auffordern, wurden an dieser Stelle schon häufig veröffentlicht. Wir bemerkten dabei wiederholt, daß dadurch den Fabriken eine Menge Schreiberei und Auslagen entstehen, die in keinem Verhältnis zu dem aus dem Geschäft möglichen Nutzen stehen. Die ausschreibende Papierhandlung hätte besser getan, bei einer Großhandlung, mit der sie in Verbindung steht, die Preise für den geringen Jahresbedarf der ausschreibenden Behörde einzu holen, denn Fabriken geben sich mit dem Verkauf von wenigen Ries Schreibpapier, die überdies erst in Raten im Laufe eines Jahres abgerufen werden sollen, nicht ab. Finlands Ausfuhr von Papierstoff und Papier 1911 Die Gesamtzahlen wurden schon in Nr. 16, Seite 571 mit geteilt. Auf die einzelnen Länder verteilte sich Finlands Ausfuhr im Jahre 1911 wie folgt: Von Holzschliff gingen nach Rußland 11 784 t, Frankreich 9722 t, Großbritannien 8012 t, Deutschland 5193 t. Von Zellstoff waren die Hauptabnehmer: Großbritannien mit 30 837 t, Deutschland 15 080 t, Belgien 7459 t, Frankreich 5456 t, Rußland 4860 t. Pappen wurden ausgeführt hauptsächlich nach: Großbritannien 18 022 t, Rußland 12 186 t, Deutschland 8882 t, Holland 4301 t. In Einschlagpapier (Gesamtausfuhr 59 756 t; 1910: 51 797 t) war Rußland der größte Abnehmer mit 38 946 t, dann Groß britannien mit 14 734 t und Deutschland mit 5410 t. Von Tapetenpapier (4279 t; 1910: 4697 t) ging alles nach Ruß land, und von Zeitungspapier der größte Teil, nämlich 48 286 t. („Mercator“) bg.