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1426 PAPIER-ZEITUNG Nr. 39/1912 Sand im Papier In Nr. 33 der Papier-Zeitung von 1912 bringt Herr Pauli eine Abhandlung über dieses Thema. Leider enthält auch so genanntes kollerfertiges Altpapier noch sehr viel Sand und andere Beimischungen. Daß dies oft gar nicht wenig ist, erkennt man erst, wenn man die Papierspäne ausschüttelt und aus- sortiert. Der dem alten Papier beigemengte Sand macht sich nicht nur in der fertigen Ware bemerkbar, sondern schadet auch den mit ihm in Berührung kommenden Maschinen und Maschinen teilen sehr. Bei sandhaltigem Stoff steigt der Verbrauch an Grund werk- und Holländermessern ins Ungemessene, die Preßwalzen, die Zylinder und deren Schaber nützen sich stark ab, erhalten oft auch Riefen, wenn sich ein Sandkorn zwischen Schaber und Walze oder Zylinder steckt. Einmal in den Stoff geratener Sand läßt sich bei der Ver arbeitung sehr schwer herausbringen. Auf einem genügend großen Sandfang wird je ein Teil ausgeschieden, aber ein Teil hat sich durch die Zubereitung des Stoffes mit der Faser so ver sponnen, daß er sich durch sein Eigengewicht nicht mehr von dem Faserbündel lösen kann und daher in das fertige Papier gelangt. Wo Altpapier verarbeitet wird, sollte dieses in trockenem Zustande gereinigt und entstaubt werden, auch wenn die Ware als kollerfertig bezeichnet wurde. Der dafür aufgewendete Arbeits lohn macht sich reichlich bezahlt durch Ersparnisse an Grund werk- und Holländermessern, Maschinenbespannung, Messern in Längsschneidern und Rollmaschinen. Außerdem erhält man ein wertvolleres Fabrikat. Neuerdings bringt die Firma Gebr. Bellmer in Niefern eine Sortier- und Reinigungsmaschine, DRP Nr. 230021, auf den Markt. Diese Maschine schüttelt das alte Papier durchein ander und saugt durch einen Ventilator den im Papier enthaltenen Sand und Staub ab. Die Maschine braucht nur wenig Kraft, und ihr Anschaffungspreis ist so mäßig, daß er innerhalb kurzer Frist durch Ersparnisse namentlich an Sortierlohn gedeckt wird. H. Verein der österr.-ungar. Papierfabrikanten Auf der Tagesordnung der Generalversammlung am 31. Mai, 11 Uhr vormittags im kleinen Saale des Industriehauses, Wien III, Schwarzenbergplatz, steht u. a. ein Vortrag des Reichsratsabge ordneten Dr. Stephan Licht: „Zur Revision unserer Wirtschafts- - politik." Am Vorabend der Versammlung, Donnerstag, den 30. Mai 1912, findet 8 Uhr abends zwanglose Zusammenkunft im „Kaisergarten" statt. Am Nachmittag des Freitags, 31. Mai: Gemeinsame Fahrt mit Schnelldampfer nach Preßburg. Abfahrt: Weißgärber, 5 Uhr. 1/29 Uhr abends: Festessen im Hotel-Restaurant Savoy, Preßburg. Samstag, den 1. Juni, % 11 Uhr vormittags: Besichtigung der Stadt und der Sehenswürdigkeiten, Ruine des königlichen Schlosses usw. %1 Uhr nachmittags: Fahrt mit Auto-Omnibus in das Weidritztal. %2 Uhr nachmittags: Gemeinsames Mittagessen im Restaurant Eisenbrünnei. 8 Uhr 15 Min. abends: Rückfahrt nach Wien. An kunft am Staatsbahnhof: 9 Uhr 35 Min. abends. Papier-Erzeugung Britisch Indiens Der Handelssachverständige bei dem deutschen Generalkon sulat in Kalkutta schreibt in einem Bericht über die wichtigsten Industriezweige Britisch-Indiens: Papier wird in Indien seit undenklichen Zeiten hergestellt. Seitdem aber die europäischen und amerikanischen Fabriken ihre Fabrikate auf die indischen Märkte bringen, hat die einheimische Hausindustrie einen schweren Schlag erlitten, da sie nicht mehr mit den billigen, maschinenmäßig hergestellten Papieren konkurrieren konnte. Fast nur in sehr abgelegenen Gebieten z. B. in Kaschmir, findet man die Hausindustrie noch in gewisser Blüte und von ge wisser Bedeutung, aber selbst hier hat sie stark zu leiden und gegen den fremden Eindringling zu kämpfen. Die Herstellung von Papier nach europäischen Mustern wird von fünf größeren Fabriken be trieben. Sie arbeiten mit ungleichem Erfolg und haben stark unter ausländischem Wettbewerb zu leiden. Wenn nicht stets die Re gierung einen großen Teil ihres Bedarfes an billigeren Papieren, Briefumschlägen usw. bei ihnen decken würde, dürfte ihr Fort kommen vielleicht angezweifelt werden, da sie im allgemeinen nicht mit dem billigen aus Holzstoffen hergestellten Papier konkurrieren können. Die indischen Fabriken verarbeiten vornehmlich Gräser, und zwar insbesondere das sogenannte Sahaigras, welches in den am Fuße des Himalajagebirges gelegenen Gebieten wächst. Viel fache Versuche, aus Bambusholz Papierstoff herzustellen, sind bisher gescheitert. Papiermacher-Berufsgenossenschaft Sektion VII Dem Geschäftsbericht für das Jahr 1911 entnehmen wir: Die Sektion VII umfaßt die Provinzen Hannover und Schleswig- Holstein, das Großherzogtum Oldenburg ohne Birkenfeld, das Her zogtum Braunschweig, sowie die freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck. Versicherungsbestand a) Betriebe am 1. Januar 1911 67) 68 Zugang 11 Abgang — b) An versicherten Personen: Freiwillig waren versichert 3 Unternehmer (§ 50 des Statuts), 5 Betriebsbeamte (§ 51 Abs. 1 das.) 19 andere Personen (§ 51 Abs. 2 das.) zu ¬ sammen 27 Personen; versicherungspflichtige Personen 3718 Gesamtzahl der durchschnittlich Ver sicherten demnach 3/45 Die Zahl der Vollarbeiter betrug .... 3725,3 (ein Vollarbeiter = 300 Arbeitstage zu je 10 Arbeitsstunden) c) Die Summe der umlagepflichtigen Löhne und Gehälter beträgt 3 718 870 M. (die Summe der wirklichen Löhne 3 758 073 M.) ---- - • wmmm -SB» Im Jahre 1911 wurden 141 Unfälle angemeldet = 37,65 auf 1000 Versicherte. Von diesen 141 Unfällen waren nach dem Stande am 10. April 1912 a) in der Wartezeit, also innerhalb der ersten 13 Wochen nach dem Unfälle, erledigt 102 b) vorläufig erledigt, aber noch schwebend, weil der Ein ¬ tritt der Unfallversicherung zu erwarten steht . . 3 c) durch Ablehnung erledigt 9 d) als entschädigungspflichtig anerkannt 27 Zusammen >41 Im Berichtsjahre wurden in 29 Unfallsachen erstmalig Ent schädigungen gezahlt, die sich wie folgt verteilen: Nach Alter und Geschlecht Erwachsene männliche Verletzte 28. ,, weibliche ,, 1] 29; auf 1000 versicherte Jugendliche männliche „ — Personen = 7,74 ,, weibliche ,, —' Im Berichtsjahre wurde das Heilverfahren in 4 Fällen über nommen, die innerhalb der Wartezeit einen Kostenaufwand von insgesamt 308,50 M. verursachten. Davon haben die Krankenkassen 154,70 M. getragen, sodaß für die Berufsgenossenschaft eine Be lastung von 153,80 M. verblieben ist. Außerdem sind in 37 Fällen für ärztliche Auskünfte (Krankheitsberichte, Briefe im Interesse der Heilung des Kranken, Röntgenuntersuchungen) 143,15 M. auf gewendet worden, ohne daß das Heilverfahren gemäß § 76 c des Krankenversicherungsgesetzes übernommen wurde. 84 Bescheide sind in berufungsfähiger Form erlassen worden. Am 1. Januar 1911 waren bei den Schiedsgerichten — uner ledigt, 9 kamen im Berichtsjahre neu hinzu, sodaß 9 zu erledigen waren. Davon sind 8 erledigt worden und zwar 6 durch Bestätigung des Sektionsbescheides, 2 durch Abänderung des Sektionsbescheides, 1 Berufung ist unerledigt in das neue Jahr übergegangen. Gejahrentarif und Einschätzung der Betriebe Der seit dem 1. Januar 1908 gültige Gefahrentarif läuft erst mit Ende des Jahres 1912 ab. Vom Jahre 1913 ab sollen nach Be schluß der Genossenschaftsversammlung zu Danzig die Papier- und Pappenfabriken zu einer Gruppe vereinigt, also gemeinsam einge schätzt werden. Kassenverwaltung Unfallentschädigungen erforderten 75 486,05 M., die Kosten der Fürsorge für Verletzte innerhalb der gesetzlichen Wartezeit 296,95 M., die Schiedsgerichtskosten 1462,88 M., Die Ausgaben der Sektion betrugen 9802,90 M. (gegen 10 033,70 Mark im Vorjahre.) Der Bericht setzt dann ausführlich auseinander, daß die Sek tion VII zu stark belastet ist, weil die Arbeiterzahl und damit die Lohnsumme der in ihr vereinigten Betriebe wesentlich langsamer zunimmt als in den anderen Sektionen. Nach dem Jahresbericht des technischen Aufsichts- und Rech nungsbeamten Herrn W. Düchting, der auch für Sektion X der Papiermacher-Berufsgenossenschaft und für die Sektionen I und II der Berufsgenossenschaft der Musikinstrumenten-Industrie in der selben Weise tätig ist, wurden 12 Betriebe aus dem Herzogtum Braunschweig und dem Regierungsbezirk Hildesheim der Provinz Hannover revidiert.