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1364 PAPIER-ZEITUNG Nr. 37/1912 8. Berechtigungsschein für Besichtigung des Schlosses Laufen und Ueberfahrt nach Schlößchen Wörth. 9. Tischkarte zum Abendessen im Hotel Bellevue-Neuhausen (trockenes Gedeck). 10. Fahrschein für die Rückfahrt mit der Badischen Bahn Neuhausen-Konstanz. Für die weiteren Kosten wie Unterkunft, Getränke u. dgl. haben die Teilnehmer selbst aufzukommen. Mitteldeutscher Papierindustrie - Verein In der am 28. April in Leipzig abgehaltenen, zahlreich be suchten Versammlung wurde vom Vorsitzenden, Herrn Bruno Nestmann, über die Tätigkeit des über ganz Deutschland ver breiteten Papierindustrie-Vereins und die zum Nutzen der Mit glieder geschaffenen Einrichtungen (Rechtshilfe, Auskunfts erteilung, Diplome für verdiente Arbeiter usw.) berichtet. Bei der Aussprache hierüber kamen u. a. postalische Wünsche (Druck sachen und Warenproben-Porti betreffend) zum Ausdruck. Der gedruckte Jahresbericht wird später an alle in Frage kommenden Staatsbehörden. Konsulate usw. und an Inter essenten auf Wunsch gesandt werden. Es kam ferner zur Sprache, daß es nicht nur dem nationalen, sondern auch dem wirtschaft lichen Interesse zuwiderlaufe, wenn noch immer an der Unsitte, deutsche Papiere mit englischen oder französischen Wasser zeichen zu versehen, festgehalten wird. Es sei an der Zeit, energisch gegen diesen beklagenswerten Brauch vorzugehen. Die hierzu gemachten Vorschläge wurden zum Beschlusse er hoben. Die Beschlüsse werden später bekannt gemacht werden. Ueber diese Angelegenheit werden wir in nächster Zeit sehr ausführlich berichten. Die vom Mitteldeutschen Papierindustrie- Verein vor 25 Jahren ins Leben gerufene Papiermesse erfreut sich allgemeiner Beliebtheit. Die diesjährige Messe war von über 400 Ausstellern besucht und es wurden bedeutende Ge schäfte abgeschlossen, besonders erteilte das Ausland beträcht liche Aufträge. Näheres ist aus dem im Laufe dieses Monats erscheinenden oben erwähnten Jahresbericht zu ersehen. Der vom Schatzmeister erstattete Kassenbericht meldete Erfreuliches. Zum Schlüsse wurden für die Ende Mai in Konstanz statt findende Hauptversammlung vier Abgeordnete gewählt. Die Teilnahme an dieser Versammlung wird allen Mitgliedern des Papierindustrie-Vereins angelegentlichst empfohlen, Berliner Typographische Gesellschaft Zu der von der Gesellschaft veranstalteten Hundertjahrfeier der Erfindung der Schnellpresse durch Friedrich König hatten sich auf ergangene Einladung 110 Mitglieder und 60 Gäste in dem mit der Büste Friedrich Königs geschmückten Festsaale des Papier hauses Dessauer Str. 2, eingefunden. Ein mit dem Bildnis des Er finders verziertes, in der Hausdruckerei von Wilhelm Wöllmers Schriftgießerei im Satz hergestelltes Programm der Veranstaltung wurde den Teilnehmern am Eingänge des Saales verabreicht. Der Vorsitzende Herr Könitzer eröffnete die Festsitzung mit einer der Bedeutung des Tages würdigenden Ansprache und dankte den Anwesenden für ihr Erscheinen. Vor hundert Jahren, am 29. April 1812, sei an Friedrich König das Patent für die erste Zylinder-Schnellpresse erteilt worden, deren Modell heute im Ma schinensaale des Papierhauses zur Besichtigung ausgestellt sei. Für diese Erfindung gebühre Friedrich König die Palme. Der Ruhm Gutenbergs, des Erfinders des Druckes mit beweglichen Lettern, wurde gegenwärtig etwas herabgedrückt durch die Erfolge der universellen Erfindung Friedrich Königs; denn der technische und wirtschaftliche Schwerpunkt liege gegenwärtig bei vielen Druckereien im Maschinensaale. Man sei gewöhnt, das, was heut geleistet werde, als selbstverständlich hinzunehmen, so sei cs auch mit der Druck technik. Einen richtigen Maßstab für die Beurteilung des modernen Buchdrucks’gewinne man erst, wenn man sich in die Zeit vor 100 Jahren zurückversetze. Wenn ein Vergleich zwischen der Himmels kunde und der Technik des Buchdrucks gestattet sei, könne man sagen, wie die Wissenschaft der Astronomie mit der Erkenntnis der Kugelgestalt der Erde und ihrer Umdrehung um die Sonne erst ihren Anfang genommen, so habe die Verbreitung der Kultur in weiteren Volksschichten erst begonnen mit dem Uebergang der Drucktechnik vom flachen Tiegel zum Zylinderdruck. Der Wert der großen Ereignisse werde erst erkannt, wenn der Beschauer den nötigen Abstand nehmen kann, so sei auch die Erfindung Friedrich Königs in dem in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts er schienenen, etwa 380 Seiten umfassenden Frankeschen Handbuch der Buchdruckerkunst mit einer einzigen Seite abgetan worden. Die heutige kleine Feier, die dem Ruhme Königs kaum genügen könne, solle einen Dankeszoll an den Erfinder darstellen und einen Beweis dafür erbringen, daß wir nach 100 Jahren den Wert seiner Erfindung voll zu würdigen wissen. Der Firma König & Bauer in Würzburg, die das Material für die heutigen Vorführungen bereit willig zur Verfügung gestellt und das Modell der vor 100 Jahren patentierten Schnellpresse im Maschinensaale ausgestellt habe, gebühre der Dank der Versammlung. Dem Redner wurde lebhafter Beifall gezollt. Hierauf betrat Herr L. Hoerschelmann, der Leiter der Berliner Filiale der Firma König & Bauer das Podium. Er erinnerte daran, daß von der großen Masse der Erfindungen ein großer Teil wieder in das Nichts zurücksinke, und daß es sich um etwas ganz Hervor ragendes handeln müsse, wenn eine solche Erfindung noch nach 100 Jahren, wie dies bei der Erfindung der Schnellpresse der Fall sei, als ein großes Ereignis gefeiert werden könne. Hier sei die zurückliegende Zeit ein Jahrhundert des Triumphes ge worden. Hierauf gab der Redner in mehr als einstündigem Vor trage ein getreues Lebensbild Friedrich Königs, dessen Bildnis wir nachstehend wiedergeben. Geboren am 17. April 1774 zu Eis- leben, der Geburtsstadt Martin Luthers, als Sohn eines einfachen Ackerbürgers, besuchte er das dortige Gymnasium und trat dann bei Breitkopf & Härtel in Leipzig in die Lehre. Hier wurde seine Aufmerksamkeit auf die Unvollkommenheit des damaligen Druck- Friedrich König verfahrens gelenkt, und sein Sinnen war auf die Herstellung einer verbesserten Presse oder eine Maschine gerichtet. Die thüringische Stadt Suhl mit ihrer fortgeschrittenen Gewehrfabrikation dünkte ihm der geeignete Platz für die Ausführung seines Planes. Indessen fand er weder hier noch bei der bayerischen Staatsverwaltung, an die er sich gewendet, die notwendige materielle Unterstützung. Im Dezember 1804 lernte er auf der Durchreise Oberzell kennen, ohne zu ahnen, daß hier dereinst seine Pläne Verwirklichung finden sollten. Nachdem er mit begründeten Hoffnungen auf Unterstützung durch den russischen Staat nach Petersburg gereist, aber auch hier — wohl infolge der politischen Wirren und kriegerischen Ereignisse — Enttäuschungen erlebt hatte, wandte er sich nach England. Dort trat er mit dem Londoner Buchdrucker Bensley in Verbindung und schloß mit ihm einen Vertrag zum Bau einer Maschine. Als die Kosten des Unternehmens in ungeahnter Weise anwuchsen, wurden zwei andere Londoner Buchdrucker, Taylor und Woodfall, als Teil nehmer aufgenommen. Zu jener Zeit lernte er seinen späteren Sozius Andreas Friedrich Bauer, einen geschickten Optiker und Mechaniker, kennen und interessierte ihn für seine Pläne. Der Tätig keit dieser beiden, sich gegenseitig ergänzenden Männer gelang die Fertigstellung der ersten Maschine, die am 29. März 1810 patentiert aber infolge einer schweren Erkrankung Königs erst im April 1811