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1328 PAPIER-ZE ITUNG Nr. 36/1912 1. Schrenz- und Speltpapier 2. Braunholzpapier 3. Bastpack, Tütenpack usw. 4. Holzhaltiges Sulfitzellstoffpapier 5. la holzfreies Sulfitzellstoffpapier 6. la weiß gebleicht Sulfitzellstoffpapiei 7. la Natronzellstoffpapier (Kraftpapier) 8. la Braun Bastpapier 9. Goudronnepapier 10. Manila-Kraftpapier 11. fettdichtes Pergamynpapier 12. fettdichtes echt Pergament- und Pergamentersatzpapier 13. Papyrolin (Papier mit Leinengewebe-Einlage) 14. Tabaksbeutelpapier l. Schrenzpapier, für Tüten und Beutel gewöhnlichster Art, dient zum Verpacken billiger Kolonialwaren und Landes produkte. Dieses Papier wird aus Papierabfällen und billigen Füllstoffen in besonderen Fabriken hergestellt. Weil der billige Preis dieser gewöhnlichen Papiere und der daraus gefertigten Tüten nicht viel Nutzen läßt, so wird nament lich Schrenz als Füllstoff und Maschinenfutter in den Papier warenfabriken verarbeitet. Wegen ihrer gerihgen Festigkeit müssen Schrenz- und Speltpapiere stets etwas schwerer im Quadratmetergewicht ge arbeitet werden für die verschiedenen Tüten- und Beutelsorten als bessere Tütenpapiere. Für Schrenz wird als unterste Grenze meist 80—90 g/qm, aufsteigend bis zu 130—150 g/qm, ver arbeitet. Es gibt hier allerdings auch Ausnahmen, so habe ich Schrenzpapier von 55—60 g/qm verarbeitet, aber dieses Papier bedingt viel bessere Stoffzusammensetzung als gewöhnliches Schrenz und enthält neben den Papierabfällen noch einen Zu satz von geringem Lumpenstoff oder Abfall-Zellstoff, muß auch entsprechend höher bezahlt werden. Selbstverständlich können an solch billige Papiere keine hohen Anforderungen an Festigkeit, Färbung und gleichmäßiges Quadratmetergewicht gestellt werden; so kommt es denn oft vor, daß in einer Wagenladung verschiedene Farbtöne vertreten sind, wie auch die Quadratmetergewichte erheblich schwanken. Man muß bei Beurteilung dieser Ware den Durchschnitt ins Auge fassen. Während es mehrere gut eingerichtete Schrenz papierfabriken gibt, welche dies Papier einwandfrei und gleich mäßig liefern können, sind die meisten Hersteller von Schrenz kleine Betriebe, welche sich mit veralteten Maschinen und ein fachen Einrichtungen behelfen, und auch nicht den Vorteil des großen Bezuges von Rohstoffen haben. Die Farbe von Schrenzpapier ist - im allgemeinen dunkel grau, es wird auch vielfach rötlich oder grünlich gefärbt, doch ist diese Farbe entsprechend dem Grundstoff wenig schön; es muß geschmeidig sein und kann einen ziemlich hohen Feuchtig keitsgrad zur guten Verarbeitung besitzen. Diese Feuchtigkeit hat aber eine Grenze, denn das Papier darf nicht lappig sein, sonst verliert es seinen Halt und läßt sich besonders auf den Beutelmaschinen nicht verarbeiten. Das von der Fabrik frisch ankommende Schrenzpapier soll sich geschmeidig anfühlen und leicht biegen lassen, ohne knatterndes Geräusch beim Verarbeiten auf der Maschine. Es empfiehlt sich, ankommende Schrenz papiere erst einige Zeit im feuchten Raume zu lagern; da die Rollen meist nicht sehr fest gewickelt sind, durchdringt die Feuchtigkeit schnell das Papier, es wird geschmeidig und ver arbeitet sich gut. Sollen trockene Schrenzpapiere sofort ver arbeitet werden, so feuchte man sie erst auf der Umrollmaschine mittels Feuchtapparats, lasse sie aber einige Stunden stehen, damit sich die Feuchtigkeit gleichmäßig verteile und die Papier faser biegsam macht. Spelt ist ein Papier, aus sogenannten Speltlumpen und Druckpapierausschuß in der Hauptsache hergestellt, welches besseres Aussehen hat als Schrenz. Es wird in hellgrau und in bunten Farben hergestellt. Die Festigkeit des Speltpapiers ist etwas größer als die von gutem Schrenz, läßt jedoch in dem Maße nach, als weißere Färbung verlangt wird; denn je heller das Papier sein soll, umsomehr weißer Druckausschuß muß dem Stoff zugesetzt- werden, was die Haltbarkeit verringert. Gutes Speltpapier mit genügender Festigkeit hat grauweißliche Färbung. Rötliche oder dunkelgrüne Färbung kann auch noch ohne Schwächung des Papiers gemacht werden, jedoch nicht orangeblau, gelb oder andere klare Farben; diese können nie eine reine Tönung haben. 2. Braunholzpapier wird aus braunem Holzschliff, meistens maschinenglatt oder satiniert, gefertigt. In geglättetem Zu stande hat es den allgemein gebräuchlichen Namen „Braun Lederpapier” erhalten. Unter letzterem Namen gibt es viel minderwertige Ware im. Handel. Diese wird nicht aus reinem braunem Holzschliff gearbeitet, sondern mit allen möglichen Ersatzstoffen versetzt, so daß das Papier schließlich nur noch die Farbe mit echtem Braunholzpapier gemein hat. So werden Abfälle der sogen. „Lederpappen”, welche aus der Kartonnagen- fabrikation herrühren, zu Papier verarbeitet und als braun Leder auf den Markt geworfen. Diese minderwertige Ware verdirbt durch ihren wesentlich niedrigeren Preis den Ruf des braunen Holzpapiers im allgemeinen. Als Papierverarbeiter ist man schon mißtrauisch, wenn man von einer neuen billigen Sorte hört. Wie es damit bestellt ist, und was dabei gewonnen wird, das sieht man am besten beim Verarbeiten auf der Maschine. Neben viel Zeitverlust und geringerer Leistung wachsen Ausschuß und Abfall außerordentlich. Braunholzpapiere, welche aus Spezialfabriken kommen, haben sich trotz ihres höheren Preises immer noch bewährt; aber wo nur zeitweilig, wenn eine genügende Menge braunes Altpapier oder Pappenabfälle gesammelt ist, Leder papier als Lückenbüßer gefertigt wird, da kommt selten ein gutes Erzeugnis heraus. Satiniert Braunholzpapier hat weiteste Verbreitung ge funden, und hier treten die meisten vorgenannten Uebelstände zutage. Bei nur zeitweiliger Fabrikation dieser Papiersorte haben die Arbeiter der Papierfabrik nicht das sichere Gefühl dafür, ob das Papier zu schwer oder zu leicht für das spätere Satinieren ist; dann wird es zu heiß getrocknet und die Faser wird brüchig. Ferner wird noch viel gesündigt beim Feuchten vor dem Satinieren. Wird das Papier von einer erstklassigen Spezialfabrik bezogen, so ist es etwas teuer, verarbeitet sich aber gut, mit wenig Ausschuß. Niedrigere Angebote von Fabriken, die sehr gute Bast-, Halbweiß-, Goudronne- und ähnliche Pack papiere herstellten, aber Lederpapiere nur zeitweise, erwiesen sich meist als ungünstig. Die erste Ladung Lederpapier war zu dick und trocken, sowie ungleichmäßig gearbeitet, so daß die Rollen an einer Seite fest, an der anderen weich und faltig gewickelt waren. Es ließ sich sehr schlecht verarbeiten. Auf Reklamation war die nächste Sendung zu dünn und naß und voller Kalanderfalten; jetzt war die Sache noch schlechter, so daß das teurere echte Braunholzpapier sich trotz höheren Preises in der besseren Verarbeitung doch noch billiger stellt. Das gleichmäßige Feuchten und Satinieren des Papiers erfordern besondere Erfahrung und geschultes Personal; deshalb sollten Fabriken, welche diese nicht besitzen, die Anfertigung dieser Papiere unterlassen. Die billigen satinierten Braunholzpapiere sind auch viel fach nicht pulverdicht, da auch kleine Aeste und sandige Teilchen mit hineingearbeitet werden. Die Aeste werden beim Satinieren plattgedrückt und hängen nur noch lose im Papier; beim Ver arbeiten auf den Tüten- und Beutelmaschinen fallen sie leicht heraus und hinterlassen kleine Löcher im Papier, durch welche pulverförmige Ware, z. B. Mehl, herausfällt. Kleine Löcher entstehen durch Sandkörnchen beim Satinieren des Papiers; hält man es gegen das Licht, so sieht es wie ein feines Sieb aus. Beutel und Tüten aus Braunholzpapier, satiniert und ma schinenglatt, werden für alle Kolonial- und Materialwaren ge braucht, und haben gefälliges Aussehen. Es gibt wohl keine Tütenfabrik in Deutschland, in der nicht Braunholzpapier ver arbeitet wird. Es wird in den Stärken von 55—-150 g/qm für Tütenzwecke gefertigt. 3. Bast pack, Tüten pack usw. ist ein Sammelname für Papiere, welche vielfach aus Lumpen, Holzschliff, Abfall, Zellstoff usw. gefertigt werden. Diese Papiere besitzen größere Festigkeit als Schrenz, Spelt, Lederpapier usw., und die daraus gefertigten Beutel werden meist zum Verpacken der kantigen, rauhen Waren, wie Zucker, Salz u. a. verwendet, wo größere Ansprüche an die Haltbarkeit gestellt werden müssen. Bastpack ist unter allen möglichen Namen und Färbungen überall zu finden; es ist aber vielfach störrig und wenig schmiegsam, besonders wenn es einseitigen Hochglanz hat, wie dies ja bei diesen Halbstoff papieren zur Hebung ihres guten Aussehens üblich ist. 4. Holzhaltige Sulfitzellstoffpapiere. Diese hellfarbigen Papiere finden die größte Verwendung in der Tüten- und Beutelfabrikation, und die daraus gefertigten Packungen dienen für alle besseren Kolonial-, Material-, Farbwaren-, Drogen- und Backwaren. Sie bestehen aus reinem weißem Sulfitzellstoff und weißem Holzschilff. Je nach dem Preis kommen auf 100 Teile Stoff 70—90 Teile Zellstoff und 10—30 Teile Holzschliff. Infolge dieser Stoffzusammensetzung lassen sich diese Papiere in allen Farbunterschieden herstellen, vom matten Rosa bis zum tief dunklen Blau. Gefertigt werden Sulfitzellstoffpapiere meist