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Nr. 35/1912 PAPIER-ZEITUN G 1293 Künstlerische Rdressen-Decke Der Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker überreichte in seiner letzten Jahresversammlung am 17. November 1911 seinem Ehrenmitglied Herrn Professor Dr. Peter Klason aus Stockholm einen Ehrenmitgliedsbrief, dessen Einband wir nach stehend abbilden. Dieser Einband wurde von dem Kunstbuch ¬ binder Paul Kersten entworfen und ausgeführt. Auf olivgrünem. Saffianleder steht in Handvergoldung das Monogramm des Empfängers P. K. in einer senkrechten Leiste, die an die schmale Randeinfassung oben und unten anstößt. Die Einfachheit des Entwurfs läßt im Original sowohl die vorzügliche Handver goldung wie auch die schöne Farbe des Leders zu voller Geltung kommen. Rus den Typographischen Gesellschaften Altenburg. Graphische Vereinigung. Am 20. März hielt Herr A. Scholz einen Vortrag über die Geschichte der Initialen und ihre Formen in der Praxis. Der Vortragende gab ein anschauliches Bild der Entwicklung dieses beliebten Dekorationsmittels aus den Zeiten der ältesten Handschriften bis zur Gegenwart. Besonders wurden die verschiedensten Anwendungsarten der Initialen erläutert und an der Tafel sowie durch reichhaltiges Anschauungsmaterial ver deutlicht. Die ausgelegten Erzeugnisse der Leipziger Buchdrucker- Lehranstalt gaben Anlaß zu Vergleichen der Münchener und Leipziger Unterrichtsmethode. Vor allem waren die von den Setzerlehrlingen gefertigten Skizzen beachtenswert, und auch die Farbenmischproben der Drucker lassen auf einen planvoll erteilten Unterricht schließen. Eine Verlosung von älteren Jahrgängen Fachzeitschriften bildete den Schluß der gut besuchten Sitzung. Am 4. April lag eine Rundsendung aus, die Geschäftsdruck sachen (Briefbogen, Kuverts und Postkarten) einer größeren Zahl von typographischen Gesellschaften Deutschlands enthielt. Waren diese Druckerzeugnisse zum Teil auch nicht mehr auf der Höhe der Zeit und durch eine neuere Ausstattungsweise überholt, so waren sie doch in ihrer Gesamtheit interessant genug, um eine rege Aus sprache herbeizuführen, zu der das bcigelegte Referat eines Berliner graphischen Zeichners auch beitrug. Der Zufall wollte es, daß an demselben Abend ein Wettbewerb zur Bewertung vorlag, der die gleichen Arbeiten behandelte. Die Typographische Gesellschaft Gera-R. hatte uns eine Anzahl Skizzen übermittelt, die auf ein Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen zu Geschäfts drucksachen (Briefkopf, Kuvert und Postkarte) für den dortigen Maschinenmeisterklub eingegangen waren. Die Arbeiten waren durchweg gut angelegt, doch stellten sie zum größten Teil Andrucke vor; von rein typographischer Skizzierarbeit war nur wenig zu sehen. A—z. Bremen. Typographischer Klub. Am 25. März wurden die Arbeiten der diesjährigen Gehilfenprüfungen gezeigt und vom Vor sitzenden besprochen. Die Gegenüberstellung mit den Arbeiten der beiden Vorjahre ergab einen wesentlichen Fortschritt, während die Arbeiten von 1910 gegen die von 1909 merklich zurückstanden. In diesem Jahre war zum erstenmal eine Prüfungsarbeit vorher in der Fortbildungsschule skizziert worden. Am 15. April teilte der Vorsitzende mit, daß von Herrn Emil Schiele in Cincinnati eine große Sendung amerikanischer Druck sachen eingegangen sei. In jahrelanger Arbeit habe Herr Schiele, der bis 1903 in Bremen weilte und zu den Gründern des Bremer Klubs gehört, Musterbeispiele amerikanischer Druckerzeugnisse gesammelt und sie dem Klub vollständig ausstellungsfertig auf 230 Tafeln mit der Anweisung übersandt, sie als Rundsendung weiteren Kreisen zu gängig zu machen. Es wurde beschlossen, dem Spender als Gegenleistung,,Das moderne Buch" zuzusenden als Dank für die treue Anhänglichkeit an den Bremer Klub; hatte er doch vor nicht langer Zeit erst einen Bericht übersandt (siehe Bericht in Nr. 11 der Papier-Zeitung von 1912). Der Skizzierkursus wurde geschlossen mit Ausstellung der gefertigten Arbeiten. Außerdem wurden Eingänge gezeigt und besprochen. Am 22. April waren Hallenser Drucksachen ausgestellt, und angesichts dieser Sammlung wurde gefordert, man solle die bereits veraltete Rundsendung aus dem Verkehr ziehen, da solche die Porto kosten nicht mehr wert sei, sie ist 1909 zusammengestellt und enthält Muster bis 1904 und noch weiter zurück. Einige technische Fragen zeitigten eine anregende Aussprache. Unter Eingängen besprach der Vorsitzende die Wieynk-Kursiv der Bauerschen Gießerei und zeigte ein hübsches Geschenk der Firma Karl Krause, Leipzig, (Brieföffner und Schere mit Futteral); es soll beim dies jährigen Preisausschreiben für die Johannisfestdrucksachen als Preis Verwendung finden. Für die im Juli geplante Fahrt nach Hamburg wurden 100 M. als Beihilfe zu den Fahrkosten bewilligt. —o — Breslau. Typographische Gesellschafl. Am 17. April leitete in Verhinderung des Vorsitzenden der Schriftführer die Versammlung. Er nannte zunächst die Eingänge, unter denen sich auch eine An zahl neuer Mertenstiefdrucke befand, sowie ein Wettbewerb aus Flensburg, der unserer Gesellschaft zur Bewertung übergeben wurde. Die Festschrift des Leipziger Gauvereins wurde besprochen und das Protokoll verlesen. Die Berichterstattung vom Kreis vertretertage in Leipzig mußte wegen Erkrankung des Vorsitzenden vertagt werden. Herr Schultes sprach sehr ausführlich über die „Münchener Fachschularbeiten“. Er sagte u. a.: Die Münchener fachliche Fort bildungsschule überreicht seit etlichen Jahren der Fachwelt eine Jahresmappe ihrer Schülerarbeiten. Die Gesamtleistung, welche diese Mappe zeigt, ist durchaus gut. Nur wäre es vielleicht ange bracht, einen Vermerk anzubringen, welcher Klasse oder Jahrgang die einzelnen Arbeiten entstammen, und ob der Verfertiger Lehrling oder Gehilfe ist. Dies ist für ein gerechtes Urteil notwendig. Die sonst schönen Werkseiten sind leider nur für kleine, zwei farbige Broschüren gedacht, man vermißt größere, monumental wirkende, einfarbige Werke mit schlichter Aufmachung. Die Buch titel sind anscheinend ganz vergessen. Die Umschläge in dieser Mappe gehören zu ganz anderen Werken als die Werkseiten. Die Vorführung eines Werkes von innen und außen wäre vorteilhafter gewesen. Die Merkblätter sind für ihren Zweck,auch zu reich ge schmückt. Unter den kleinen Merkantilarbeiten vermißt man die reinen Schriftarbeiten und findet zu viel Rahmen- und Schrift- material. Dei- Schüler soll zwar auch lernen, wie er Ornamente verwenden soll, doch scheint es hier zu viel. Besonders konnten jene Arbeiten mit genügend geschlossenen Schriftgruppen die oft herrlichen Schriftwirkungen selbständig zur Geltung bringen lassen. Einzelne Arbeiten zeigen Flächenmuster, die nicht gut zu nennen sind, z. B. die Karten „Modernes Magazin" und „Frankfurter Hof“. An kaufmännischen Formularen zeigt die Mappe leider nur eine kleine Auslese. Die gebräuchlichen Geschäftszirkulare und Prospekte fehlen ganz. Die beiden Anzeigenseiten leiden an zu großer Ein förmigkeit, besonders die Groteskseite könnte etwas Abwechslung sehr gut gebrauchen. Die Druckleistungen sind durchweg gut, wenn auch bei einigen Kleinarbeiten die Farbenmenge mit dem Zweck der Arbeiten unvereinbar ist. Vorzügliches ist im Illustrationsdruck geleistet worden, es sind zwar nur einige Arbeiten vorgeführt, doch genügt dies, um den Unterrichtsgang zu erkennen. Diese Arbeiten sind besonders wertvoll, weil die Klischees hierzu in der Fachklasse für Chemigraphen hergestellt wurden und als Schülerarbeiten sehr gute Leistungen sind. Alles in allem genommen können wir der Münchener Schule nur unsere Anerkennung zollen. Wir können nur wünschen, daß noch recht viele solcher Schulen erstehen möchten. G e. München. Typographische Gesellschaft.. Am 20. April meldete der Vorsitzende eine Zuschrift der Gauleitung Hamburg-Altona, welche um Bewertung ihrer Johannisfestdrucksachen und einer Mitgliedskarte ersucht. Auf die Voranzeige im Monatszirkular, wonach am Sonntag, den 19. Mai 1912, vormittags 10 Uhr eine Füh rung durch die Königl. Bayer. Hof- und Staatsbibliothek für die Mitglieder der Gesellschaft stattfindet, wurde nochmals verwiesen. Anläßlich des gleichzeitigen Bibliophilentages wird eine äußerst interessante Besichtigung geboten. In der letzten Generalversamm lung des Ortsvereins des Verbandes der Deutschen Buchdrucker wurde beschlossen, zur Erlangung der diesjährigen Johannisfest drucksachen ein Preisausschreiben zu erlassen. Als Arbeitsent- Schädigung hiefür wurden 75 M. festgesetzt. Des weiteren erläßt die Gesellschaft selbst einen Wettbewerb zur Erlangung gut aus gearbeiteter technischer und fachwissenschaftlicher Vorträge. Die sieben besten Arbeiten werden mit folgenden Preisen ausgezeichnet: