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1284 PAPIER-ZEITUNG Nr. 35/1912 Technische Buchhaltung in Papierfabriken Von Gustav Hippe Fortsetzung zu Nr. 15 Seite 531 Das Elektrische Licht-Anlage-Konto setzt sich zusammen aus Gründungen, Dy namo-M aschinen, Leitungen und Sonstigem. Die erstmalig angedrehten Leuchtkörper gehören zum Anlagen-Bestand; ihr Wert ist also auf diesem Konto zu ver buchen. Die nach ihrem Verschleiß später angedrehten Leucht körper dagegen fallen unter Reparatur- und Ersatz-Konto der kaufmännischen Buchführung und sind aus den laufenden Be triebsunkosten zu decken. Wichtig, umfangreich und in allen seinen Teilen reich zu gliedern ist das Maschinen-Konto. Man richtet dieses ähnlich dem Gebäude-Konto ein, da hier ähnliche Mannigfaltigkeiten mitbestimmend wirken. Wir stellen also den genauen Preis jeder einzelnen Maschine fest, als da sind: Dampfmaschinen, Papiermaschinen, Holländer, Kollergänge, Kalander, Querschneider und Verschiedene Hilfsmaschinen. Die Herstellungskosten der Gründungen sind zu der Maschine, welche darauf zu stehen kommt, zu schlagen, nicht etwa auf Gebäude-Konto zu verbuchen, denn die Gründungen sind stets ein Bestandteil der Maschine. Daß Fundament und Gebäude niet- und nagelfest verbunden und untrennbar sind, ändert nichts daran, daß Ursache und Zweck der Gründung die darauf stehende Maschine ist. Man soll den Anschaffungspreis jeder Maschine möglichst genau feststellen. Zu diesem Zweck muß man oft die Unter lagen, wie Kostenanschläge, Rechnungen u. dgl. in Teile zer legen. Man achte darauf, daß die verschiedenen Teilsummen, verbucht auf die verschiedenen einzelnen Maschinen, z. B. bei den Fundamentierungsarbeiten, in der Gesamthöhe mit der Endsumme der vorhandenen Unterlage übereinstimmen. Andern falls stimmt unser Anlagenkonto am Schlüsse nicht mit dem kaufmännischen Journal überein, wo nur unter Maschinen konto die volle Endsumme steht. Deshalb ist zu empfehlen, die Teilungssummen auf der vorhandenen Unterlage vorzu merken und erst dann mit dem Uebertragen zu beginnen. Die ersten Bespannungen der Papiermaschinen sind auf das Anlagenkonto zu buchen, ebenso alle ersten Riemen und Seile. Die Antriebsmaschinen der Papiermaschinen, Dynamos oder Dampfmaschinen, gelten als Bestandteil der Papiermaschine und sind infolgedessen als Anschaffungswert der Papiermaschine zuzuzählen. Die Maschinen werden vielfach auch bei künstlichem Licht montiert, und deshalb wird so bald als möglich die Licht-Anlage in Betrieb gesetzt. Die entsprechenden Licht-Unkosten, Kohlen verbrauch u. dgl. sind jeder Maschine anteilig zum Anschaffungs wert hinzuzurechnen, ebenso die während der Montage ver brauchten Putzmittel. Unter das Wasserbeschaffungskonto fallen alle diejenigen Einrichtungen, die zur Gewinnung von Fabrikationswasser nötig wurden, so bei Verwendung von Flußwasser, die Klär anlagen mit ihren Nebenanlagen und Zuleitungen. Wurden Brunnen angelegt, so ist deren Herstellungspreis bis ins Einzelne anzuführen. Hierher und nicht auf Maschinenkonto gehören auch die Wasserpumpen. Das Eisenbahngleiskonto zergliedern wir in den Herstellungs wert des Bahnkörpers, Anschaffungspreis der Schwellen, Schienen, Nägel, Weichen, Signalstangen usw. Die jedes Jahr neu hinzukommenden Anlagen werden angefügt, wie dies aus den Beispielen Grundstückskonto und Gebäudekonto ersichtlich ist. Betriebsbücher Eingangsbuch Es ist sehr wichtig, über alle Rohstoff-Eingänge Uebersicht zu haben. Das kaufmännisch geführte „Einkaufsbuch” ist zum vorteilhaften Gebrauch der kaufmännischen Buchführung ein gerichtet, genügt aber nicht den technischen Fabrikzwecken. Unser Eingangsbuch soll die täglich eingehenden Rohstoffe, Chemikalien, Farben, Oele usw. gruppen eise tabellarisch so aufnehmen, daß am Monatsschluß übersichtlich zusammengezogen werde", kann, wieviel von jeder Gattung im verflossenen Monat bezogen worden ist. Der Nutzen eines derart geführten Buches erweist sich z. B., wenn einem Lieferanten genau nachgewiesen werden soll, ob ein ratenweise zu erfüllender Abschluß erledigt sei oder nicht. Lieferanten dürften nämlich keine Geschäftsleute sein, wenn sie nicht wenigstens versuchen wollten, bei eintretender Hausse oder Baisse insofern etwas Vorteil für sich herauszuschlagen, daß sie einem gerade sich seinem Ende nahenden Abschluß je nach Lage der Konjunktur quantitativ entweder etwas anhängen oder abzwicken. Auch bei Vornahme neuer Abschlüsse, für deren Mengen die Bezüge früherer Jahre zugrunde gelegt werden, leistet unser Eingangsbuch wertvolle Dienste. N Aus diesem Eingangsbuch kann man innerhalb weniger Minuten die genauen Bezüge jedes einzelnen Monats und Jahres feststellen, eine Arbeit, die, soll sie auf Grund des kaufmännischen Einkaufsbuches oder gar nur nach den Angaben im Frachten buch oder anderen Nebenbüchern erledigt werden, viele Stunden oder Tage dauert, vielleicht auch gar nicht zu machen ist. Man richtet sich das Eingangsbuch ungefähr wie folgt ein: Kohlen, Halbstoffe, Zellstoff, Chemikalien, Farben, Schmier mittel, Packmaterialien, Verschiedenes. Die Erfahrung lehrt, wieviel Seiten jeden Monat für jede der Warengattungen vorzubehalten sind.I In diesem Eingangsbuch vermerkt man bei den einzelnen Waren die reinen Einheitspreise, also die Preise nach Abzug von Fracht, Skonto, Rabatt oder ähnlichem. Dadurch kann der Fabrikbuchhalter bei der Jahres-Inventur die Bestände sofort zum richtigen Werte aufnehmen und berechnen. Er kann also seine Inventur dem Buchhalter abliefern, ohne vorher im Kontor nach den Einkaufspreisen suchen zu müssen. Die vollen Fakturenbeträge hier zu verbuchen, ist über flüssig, denn dies hat die kaufmännische Buchhaltung zu be sorgen. Aber als Frachten-Kontrollbuch leistet unser Eingangs buch einen wertvollen Nebendienst: Wir buchen den für jede Bahnsendung zu entrichtenden Frachtbetrag mit und zeigen am Monatsschluß genau die aufgelaufene Summe an. Ergeben sich zwischen unserer Summe und derjenigen der Bahnverwaltung Unterschiede, dann stimmt irgend etwas nicht. Oft bucht nämlich die Bahn im hastigen Getriebe eine Sendung auf ein falsches Konto und findet dies oft erst nach Monaten. Erzeugungsbuch Für jede Fabrik ist es wertvoll, den täglichen Verbrauch an Rohstoffen und die Mengen der daraus erzeugten Fabrikate festzustellen. Es ist also notwendig, ein Buch zu führen, das diese Uebersicht ermöglicht. Die täglichen Eintragungen der Holländermüller und Maschinenführer in ihre Journale genüge» nicht, weil sie nicht übersichtlich geordnet sind; sie geben aber die Unterlagen zur Buchung für das Erzeugungsbuch. Der nel enstehende Vordruck veranschaulicht die Einrichtung dieses Buches. Der tägliche Kohlen verbrauch läßt sich durch die dem Kesselhaus täglich zugeführte Menge nicht ermitteln, da meist auch vom Vorrat verfeuert wird. Immerhin hat man aber da mit einen ungefähren Anhalt. Daß dieser von Wert ist, erweist folgendes Erlebnis: Auf Grund der täglichen Eintragung und der am Monatsschluß gezogenen Vergleiche zeigte es sich, daß in den letzten Monaten zu viel Kohle verbraucht wurde. Zunächst schob man die Schuld dafür dem Heizer zu. Meine um desto strengere Beobachtung ergab jedoch, daß in der Fabrik nicht mehr als sonst verbraucht wurde, und weitere Nachforschungen deckten Unterschleife auf, die ohne jene Buchungen wahr scheinlich für immer verborgen geblieben wären. Die verbrauchten Rohstoffe müssen, um späteren Be rechnungen zu dienen, zum Einkaufspreis verbucht werden. Nach dem Trockengehalt sind die naß verbrauchten Mengen umzurechnen, was bei Halbstoffen, Zellstoff, Holzschliff usw. keine Schwierigkeiten macht, denn hier ist der Trockengehalt in der Regel bekannt. Weniger zuverlässig läßt sich der Stoffeintrag bei Papier abfällen feststellen, die zuvor gekocht oder gekollert wurden, und deren Wassergehalt nur umständlich ermittelt werden kann. Längeres Erproben ermöglicht aber auch hier annäherndes Abschätzen, auf Grund dessen man den wirklichen Gewichts eintrag nach Kübelmaßen bestimmt. Durch das im nächsten Kapitel behandelte „Abschlußbuch” finden auch alle Stoff einträge zuverlässige Kontrolle. Der Unterschied zwischen dem Gesamteintrag und dem