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Nr. 35/1912 PAPIER-ZEITUNG 1283 e s $ 1 Papier gegen Kali Der Verein der Deutschen Kaliinteressenten zu Magdeburg veröffentlicht eine Druckschrift mit dem Titel „Die Kali industrie und die Kaliabwässerfrage. Eine Entgegnung des Vereins der Deutschen Kaliinteressenten zu Magdeburg auf die Protestversammlung in Naumburg am 12. November 1911”. Im Vorwort dieser Schrift wird gegen die Veranstalter der Protest versammlung in Naumburg der Vorwurf der Einseitigkeit er hoben, weil sie die Kaliinteressenten zu dieser Versammlung nicht eingeladen haben. Im ersten Abschnitt wird die Ent wicklung der Kaliabwässerfrage bis zur Naumburger Protest versammlung geschildert und betont, daß die Abwässer der Gemeinden und anderer Fabriken die Flußläufe stärker schädigen als die Kaliwerke es tun. Im zweiten Abschnitt wird das Wesen und der Charakter der Endlaugen aus Chlorkaliumfabriken und die Verunreinigung der Flüsse im allgemeinen besprochen. Hier verwahren sich die Kaliinteressenten vor allem gegen die Aus drücke „Verjauchung” und „Verchlorung" der Flüsse, welche von den Kaliinteressenten in der Naumburger Versammlung gegnerischerseits gebraucht wurden. Im dritten Abschnitt werden die von der gegnerischen Seite erhobenen Bedenken gegen die Einleitung der Endlaugen in die Flüsse besprochen, und der vierte Abschnitt wendet sich gegen die Behauptungen und die Kampfesweise der Kaligegner. Das Buch schließt mit der Forderung von gleichem Recht für alle in bezug auf die Abwässerfrage. Alkohol aus Sulfitablauge Zu den in Nr. 14 auf Seite 490 wiedergegebenen Einwänden der „Svensk Papperstidning'' gegenüber Dr. E. J. Ljungbergs opti mistischer Betrachtungsweise in seinem Vortrag über die Sulfit spritindustrie und ihre Aussichten in Schweden, macht jetzt In genieur Hugo Wallin von der Sulfitzellstoffabrik der Forss Aktiebolag in Köpmanliolmen, welcher die mit dieser verbundene Sulfitsprit fabrik gebaut hat, in demselben Fachblatt einige Bemerkungen. Daß es sich nicht lohnen würde, die Ablauge in den kleineren Fabriken zu verwerten, mag ja in gewissem Sinne richtig sein, indes übersteigt die Erzeugung aller kleineren Sulfitzellstoffabriken Schwedens zusammen nicht 40 000. t jährlich. Rechnet man mit einem Spritertrag von 60 1 100 prozentigen = 120 1 50 prozentigen Sprits auf die Tonne Stoff, so gelangt man zu einer Jahreserzeugung von 67 Millionen 1 50 prozentigen Sprits, selbst wenn diese kleineren Fabriken sich nicht für Spritherstellung einrichten und keine neuen Sulfitfabriken hinzukommen. Verschiedene kleinere Fabriken haben jedoch Lauge, aus der Sprit herzustellen sich sehr wohl lohnen wird. Ferner meint Ingenieur Wallin, die Schriftleitung habe offenbar nur, um Aussprache hervorzurufen, die Ansicht ausgesprochen, daß die Ablauge von Sulfitstoffabriken, welche „starkfaserigen Stoff“ erzeugen, nicht so viel Zuckerarten und gärfähige Stoffe enthalte, daß Spritherstellung sich lohnen würde. Denn sowohl die zuerst (von Ing. Wallin zu Köpmanholmen) gebaute Versuchs- Brennerei als auch die später errichteten Sulfitspritfabriken zu Skutskär, Kvarnsveden und Bergvik verwenden ausschließlich Lauge von der Kochung starkfaserigen Stoffs! Auch werde, sagt Wallin, die Vermutung, daß man bei der Sulfitstoffkochung früher oder später werde vermeiden können, zuckerhaltige Ablauge zu erzeugen, durch Klason’s „Untersuchungen über die Zusammensetzung des Fichtenholzes" (Schriften des Ver eins der Zellstoff- und Papier-Chemiker, Heft 2). widerlegt. Klason erwähnt dort, daß es ihm gelungen sei, durch wiederholte Kochung von Fichtenholz in Wasser 10 v. H. des Gewichts des Holzes heraus zulösen, davon 25 v. H. Xylose und 75 v. H. andere Zuckerarten, welche letzteren den Hauptstrohstoff für die Spritherstellung bilden dürften. Also gibt es in 100 kg Holz 71 kg durch Wasser auswasch bare, für die Spritgewinnung verwendbare Stoffe. Wenn man aus dem Holz 50 v. H. Sulfitstoff gewinnt, so erhält man auf 100 kg Stoff 15 kg Zuckerarten; bei 55 v. H. Ausbeute ergiebt diese Zuckermenge 10,35 1 hundertprozentigen Sprits; 1000 kg Stoff entsprechen dann 103,5 1 Sprit mit 100 v. H. Spritgehalt, 1000 kg Stoff entsprechen dann 207,0 1 Sprit mit 50 v. H. Sprit gehalt (Normalstärke). 1000 kg Stoff von 90 v. H. Trockenfasergehalt entsprechen dann 186,3 1 Sprit mit 50 v. H. Gehalt. In der Praxis erhält man allerdings nur etwa 120 1 50 prozentigen Sprits auf die Tonne Stoff. Dies dürfte darauf beruhen, daß nicht alle Lauge ausgenutzt werden kann. Es ist denkbar, daß in Fällen, wo sehr hoher Spritertrag auf 1 cbm Lauge erzielt wird (in gewissen Fabriken, deren Lauge geprüft wurde), ein Teil Zellstoff durch An wendung von zu hoher Kochtemperatur gelöst worden ist; aber die Ursache kann auch darin liegen, daß mehr Lauge von der einen Kochung zur andern genommen wird und so weniger, aber stärkere (zuckerhaltigere) Lauge erlangt wird; oder bei rotierenden Kochern darin, daß von Anfang an verhältnismäßig sehr wenig Säure ge nommen wurde. („Svensk Papperstidning“) bg. Rauhe Tapeten James A. Ross in Boston, Staat Massachusetts, erhielt das amerikanische Patent 1009790 für ein Verfahren und eine Ein richtung, Tapeten herzustellen, welche den Eindruck einer roh gepflasterten Fläche hervorrufen. Das Verfahren besteht darin, daß man dem Papierstoff auf der Maschine körnige Stoffe bei mengt und die die körnigen Stoffe enthaltende Schicht mit einer Lage dünnen Papiers überdeckt, so daß letztere mit den Körnern entsprechenden Erhöhungen und Vertiefungen ver sehen wird. Bild 2 zeigt in vergrößertem Maßstabe einen Quer schnitt durch eine Tapete nach diesem Verfahren, Bild 1 eine schematische Darstellung des in Betracht kommenden Teiles der Papiermaschine. Die nebeneinander angeordneten Stoff tröge a, b und c nehmen je einen Siebzylinder a 1 , b 1 und c 1 auf. In üblicher Weise läuft über die drei Siebzylinder ein Filz d hinweg, der von Walzen d1 d 2 geführt wird und die auf den Sieb zylindern abgelagerten Stoffschichten wie bei den bekannten Mehrzylinder-Pappenmaschinen aufnimmt. Der Behälter a enthält Papierstoff, wie er gewöhnlich für die Herstellung von Tapeten verwendet wird, ebenso der Behälter c, nur ist der Stoff in letzterem stärker verdünnt als ersterer. Der Behälter b nimmt ein Gemenge von Papierstoff und körnigen Stoffen, z. B. Säge mehl, auf. Zunächst nimmt der Filz d eine Papierstoffschicht aus dem Behälter' a auf, darauf lagert sich die mit körnigen Stoffen versetzte Schicht aus dem Behälter b und auf dieser endlich eine dünne Stoffschicht aus dem Behälter c. Von dem Filz d gelangt die nasse Tapetenbahn zwischen Preßwalzen e e und wird dann in üblicher Weise getrocknet. Behandlung faserhaltiger Pflanzen zur Gewinnung von Zellstoff Nach dieser Erfindung, für welche Charles Frank Sammet und Jason Leslie Merrill in Washington, Distrikt Columbia, das amerikanische Patent 1016178 erhielten, sollen die faser haltigen Pflanzen, wie Holz, Flachs, Stroh, Zuckerrohr u. dgl., nicht wie üblich mit ätzender Lauge, sondern mit Gasen oder Dämpfen behandelt werden. Nach Ansicht der Erfinder läßt sich hierbei die Zeit der Einwirkung erheblich verkürzen, weil die Gase und Dämpfe das Holz o. dgl. leichter durchdringen sollen. Auch wird die Menge der durch Kondensation ent stehenden Lauge erheblich vermindert, sodaß die Gewinnung der in der Ablauge enthaltenen wertvollen Stoffe wesentlich er leichtert werden soll. Die faserhaltigen Pflanzen werden wie üblich zerkleinert und in Kochgefäßen der Einwirkung der Gase oder Dämpfe, z. B. schwefliger Säure, Ammoniak und Wasser dampf, unter einem je nach den zu behandelnden Pflanzen sich ändernden Druck von 2 bis 8 Atmosphären und bei einer Tem peratur von 125° bis 160° C so lange ausgesetzt, bis nach Maß gabe der zu entnehmenden Proben die Aufschließung beendet ist. Die Gase oder Dämpfe werden aus Behältern in den Kocher eingeführt, in denen sie unter einem höheren Druck als dem des Kochers aufgesammelt sind. Man kann diesen Druck in den Be hältern mit Hülfe von Pumpen erzeugen, oder dadurch, daß man die Gase aus Flüssigkeiten, z. B. Ammoniumsulfit-Laugen durch Erhitzen entwickelt.