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Meinung verbreitet ist, daß Oesterreich-Ungarn leicht in diesen Krieg verwickelt werden kann, und infolgedessen die Geschäftswelt mit Einkäufen sehr vorsichtig und zurückhaltend ist und nur die nötigsten Aufträge erteilt. Die Reisenden der verschiedensten Zweige unseres Faches sind wohl schon seit zwei Wochen wieder unterwegs, können aber keine nennenswerten Geschäfte abschließen. Wenn aber dieser Krieg beendet sein wird, dürfte er etwas Gutes für die österreichische Industrie bringen, nämlich lebhaftere Handelsbeziehungen zum Orient, denn die Italiener werden für einige Zeit schwer Käufer für ihre Erzeugnisse in den türkischen Provinzen finden. Sowie die italienischen Fabriken in den letzten Jahren österreichische Waren verdrängt haben, dürfte jetzt das Gegen teil stattfinden. Schon jetzt, trotz der ungeklärten Lage, verlangen viele Vertreter in Konstantinopel, Smyrna und Beirut von Wiener Häusern Angebote und stellen größere Aufträge in Aussicht für den Augenblick, in dem die Schiffahrt nicht mehr behindert ist. In Wien herrschte in den letzten drei Wochen sehr lebhafte Nachfrage für Papier, hervorgerufen durch die am 23. und 25. April stattgefundenen Gemeinderats-Wahlen, für welche starke Werbe arbeit geleistet wurde. Einige Zeitungen ließen eigene Wahlnummern erscheinen, welche kostenfrei verteilt wurden, ferner herrschte großer Bedarf in Druck- und Affichenpapier, und von Briefumschlägen wurden Millionen verbraucht. Mancher Lagerposten konnte bei dieser Gelegenheit abgestoßen werden, und die Druckereien konnten den Anforderungen kaum entsprechen. In den letzten Tagen vor der Wahl mußte in einigen Druckereien auch nachts gearbeitet werden, um alle Aufrufe, Flugblätter usw. -rechtzeitig fertigzustellen. M. IV. Londoner Papiermarkt London, 25. April 1912 Englands Industrie, Handel und Verkehr blicken auf eine schwere Zeit zurück, welche durch das Ereignis des gewaltigen Kohlenarbeiter-Ausstands gekennzeichnet ist. Es gibt kaum einen Erwerbszweig, der nicht von den sich weit erstreckenden Folgen mitbetroffen wurde, und auch das Papiergeschäft hatte recht fühl bar zu leiden. Der Ausstand, den man in ein oder zwei Wochen beendigt zu sehen hoffte, dauerte volle fünf Wochen, und gerade in dieser Zeitlänge bestand das Gefährliche für die Wohlfahrt des Landes. Sämtliche Vermittlungsversuche scheiterten, und selbst die end liche Einbringung einer parlamentarischen Maßregel führte zu mancherlei Auseinandersetzungen, ehe die Einigung über die Einzel heiten zustande kam. Die meisten einheimischen Papierfabriken sahen sich bald genötigt, ihren Betrieb wegen Kohlenmangels einzustellen. Die Preisanstellungen wurden zurückgezogen, und für neue Geschäfte mußten Preisstellungen von Fall zu Fall eingeholt werden. Im übrigen wurden die Lieferungen auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben. Die Schar der Arbeitlosen, die ohne eigenes Zutun ihren Brot erwerb verloren, und die vielseitig verursachte Not lassen sich nicht ermessen. Nicht viel später begannen die üblichen Verkehrsmittel ins Stocken zu geraten. Schiffahrts- und Eisenbahn-Gesellschaften konnten den regelmäßigen Dienst nicht mehr aufrecht erhalten, und es kam so weit, daß die Beförderung aller Güter mit Ausnahme der Lebensmittel aufhörte. Damit fing für den Handel die unheil volle Zeit an. Die Lagerbestände genügten wohl für einige Wochen, aber die neuen Zufuhren fehlten, und schließlich blieben auch die Aufträge aus, so daß die geschäftliche Tätigkeit fast zu Ende kam. Das Geschäft in ausländischen Papieren konnte unter solchen Umständen keine große Hilfe bringen. Außerdem ließ sich auch hierin die Einwirkung des Kohlen-Ausstandes . wohl erkennen. Mehrere Schiffahrtslinien zwischen Skandinavien und England sind auf die Verfrachtung von Papier oder Papierstoff und Kohlen angewiesen, in der Weise, daß die Dampfer die erstgenannten Güter hier löschen und für die Rückfahrt Kohlen einladen. Da aber Kohlen ladungen nicht erhältlich waren, so konnten auch die Papierlieferungen nicht stattfinden, und der Dienst mußte zeitweilig eingestellt werden. So läßt sich überall und nach jeder Richtung hin die lähmende Einwirkung des beklagenswerten Ausstandes verfolgen. Er hat dem Lande viel gekostet, und es wird viel dazu gehören, um die ver ursachte Schädigung gut zu machen. Nach den Osterfesttagen sind wir langsam zu normalen Ver hältnissen zurückgekehrt, aber es ist selbst gegenwärtig noch allzu erkennbar, daß sich die Geschäftswelt nicht vollständig von dem Schlage erholt hat, obgleich von allen Seiten die eifrigsten An strengungen gemacht werden, das Verlorene einzuholen. Dies kommt in dem vorherrschenden Wettbewerb recht zum Ausdruck. Die Angebote sind oft so niedrig, daß man denken muß, es könne sich nur darum handeln, Umsätze zu erzielen, also wieder flüssiges Geld zu erhalten, ohne besondere Rücksicht auf Verdienst. Es herrscht überhaupt ein unruhiger Geist, welcher keinen rechten Mut zu neuen Unternehmungen aufkommen läßt. Ueber die Preise für Papier-Anfertigungen ist auch wenig Er mutigendes zu berichten. Die' Marktlage ist flau, die Käufer sind vorsichtig und warten von Tag zu Tag, um der niedrigsten Preis stellung, die sich auftreiben läßt, habhaft zu werden. Die Preise mehrerer Papiersorten haben unter diesem Druck nachgegeben, zumal Holzschliff infolge günstiger Witterungsverhältnisse reich lich vorhanden ist. Ordinär einseitig glatt Einwickelseiden steht unter 16 Lstr. die Tonne weniger der üblichen 5 v. H., bessere Sorten gehen herauf bis zu 17 Lstr. 10 sh, wofür vorher der Preis von 18 Lstr. galt. Imitiert Kraftpapier, welches dem echten Kraft nur wenig nachsteht, wird bereitwillig zu 14 Lstr. angeboten. In Druck papieren ist es nicht besser: Für satiniert weiß holzfrei liegt die billige Notierung von 1 % Pence das Pfund engl. weniger 5 v. H. vor. Ge wöhnliches Weiß Formatdruck in den Stärken von 52 g und darüber läßt sich zu 1 Penny das Pfund einkaufen. Es ist zu wünschen, daß diese vorteilhaften Angebote wieder neue Geschäftslust herbeiführen, und daß im Verein mit frisch eintretendem Bedarf das Frühjahrsgeschäft baldigen Aufschwung erfahre. {A Fehlstellen im Papier Zur Frage 11979 in Nr. 32 Jedenfalls tauchen die Knotenfänger-Rahmen zu tief in den Stoff. Wenn nämlich die Rahmen in dem bereits sortierten Stoffe schlagen oder plantschen, so bilden sich Stoffbatzen und Katzen, die auf das Sieb gelangen und den gerügten Ausschuß verursachen. Die Knotenfänger-Rahmen dürfen daher höchstens 2 cm in den Stoff brei tauchen. Zu seichtes Eintauchen vermindert anderseits die Saugwirkung und damit die Leistung der Platten. Der vom Fragesteller beobachtete Uebelstand kommt aber in den meisten Fällen bei Papiermaschinen vor, deren Stoffauflauf kasten falsch gebaut ist. Wenn z. B. der Stoff aus den Knotenfängern durch eine Unterführung in den Stoffauflaufkasten einläuft, dieser Kasten aber und infolgedessen auch der Einlauf sehr breit ist, so entstehen im Kasten tote Stellen, an welchen der eingelaufene Stoff stillsteht, sich zu Batzen und Knoten verdichtet und verspinnt. Von diesen Batzen löst sich von Zeit zu Zeit ein Teil los und gelangt auf das Sieb. Der Stoffeinlauf muß daher möglichst so klein sein, daß darin der Stoff überall tüchtig in Bewegung bleibt. Erst nach dem der Stoff beinahe die Siebhöhe erreicht hat, soll man den Auf lauf auf die ganze Siebbreite auslaufen lassen! Auf diese Weise werden tote Stellen, Batzen und viel Ausschuß vermieden. Die beste Abhilfe gegen die Entstehung von Stoffbatzen usw. ermög lichen die sich ausgezeichnet bewährenden Stoffquirle, die sich über all leicht „einbauen lassen. S. * * * Beim Auftreten von Fehlstellen der beschriebenen Art, vor zugsweise bei hadernhaltigen Stoffen, habe ich den Planknoten fang weniger schlagen lassen und, um an Sortierarbeit nichts ein zubüßen, einen zweiten Planknotenfang eingeschaltet. Bei zu starkem Schlag werden nämlich die Geschnürfetzen und das Ge schlinge zum Teil mit durch die Schlitze getrieben. Auch wenn sich der Einlauf des Stoffes in den Knotenfang an nur einer Stelle in starkem Strom auf die Platte ergießt, zwängt der ständige Druck dieses [Stromes viel Geklunker durch die Schlitze, das sich unten an diesen hängend von Zeit zu Zeit loslöst und in den guten Stoff gelangt. Man leite den Stoff deshalb breit verteilt auf einem breiten Auflaufblech in den Knotenfang. Ferner hält man das Geschlinge auf, wenn man einen aus Eisenstäben bestehenden Rechen im Ueberlauf des Knotenfangkastens nach der Rinne zur Maschine einbaut. F. R. • imPapiererzeugung ingHmerikaa Das statistische Amt der Vereinigten Staaten verottentlicht aut Grund amtlicher Aufnahmen im Jahre 1909 Angaben über die jenigen Gewerbe, die jährl.ch Waren im Werte über 100 Millionen Dollar herstellen. 25 solcher Gewerbe werden aufgeführt. Unter ihnen nimmt die Papier- und Papierstoff-Erzeugung mit 89 492 Lohnarbeitern den 17., mit dem Erzeugungswert von 268 000 000 Dollar den 21. und mit 102 Millionen Dollar Wertzuwachs, den die Rohstoffe durch die Verarbeitung erfahren haben, auch den 21. Rang ein. Seit der Aufnahme im Jahre 1899 hat die Zahl der Lohnem pfänger in der Papier- und Papierstoff-Erzeugung um 53 v. H. und der Wert der Erzeugnisse um 110 v. H. zugenommen. (Im Erzeugungs wert und in der Zahl der Lohnempfänger ist die Automobil-Erzeugung der Papier- und Papierstoff-Erzeugung nahe gerückt. Die Zahl ihrer Lohnarbeiter hat sich in den erwähnten 10 Jahren auf das 33 fache und der Wert der Erzeugnisse auf das 51 fache erhöht!)