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Sand im Papier Einer der gefürchtetsten Uebelstände im Druckgewerbe ist das Vorkommen von Sand im Papier. Manchem Drucker werden die sorgfältig und mühevoll vorbereiteten Druckplatten durch diese winzigen, oft aber so zahlreichen Körnchen ver dorben. Es lohnt deshalb, den Ursachen nachzuspüren, durch welche Sand ins Papier gelangt, und anzugeben, wodurch man in geeigneter Weise diesem Uebelstande vorbeugen oder wenigstens dessen Folgen abschwächen kann. Zur Herstellung von Druckpapieren, welche man in holz freie und holzhaltige scheidet, dienen zum weitaus größten Teile nur Holzzellstoff, Holzschliff und als Zusatz etwas Altpapier. Nun kann Holzzellstoff if allen Fällen als sandfrei bezeichnet werden, denn seine Herstellung gibt keinen Anlaß für das Vor kommen von Sand. Dagegen ist in der Holzschleiferei das Schärfen der Schleifsteine eine Sandquelle, und es ist oft un vermeidlich, daß dabei Sand körnchen in den Stoff gelangen. Auch im Altpapier ist das Vor kommen von Sand keine Selten heit, denn dieser kommt sowohl durch den Kollergang selbst bei weichem Steinmaterial, als auch infolge mangelhafter Lagerung und Verpackung des Altpapiers in den Kollerstoff. Man kann sich von dieser letzteren Tatsache leicht überzeugen, indem man weiße Buchbinderspäne oder Chromospäne, die man im all gemeinen unsortiert verarbeitet, über den Sortiertisch nimmt. Man wird staunen, welche Menge von Sand sich unter dem Sortier tisch anhäuft. Durch keinen der genannten Rohstoffe kann aber so viel Sand ins Papier gelangen, wie durch Verwendung minderwertiger Füll stoffe, (Erden). Man sieht es manchem Kaolin nicht an, wie viel Sand darin enthalten ist. Schlemmt man aber solch minder wertige Ware in Wasser auf und siebt oder filtert durch, dann wird man einen Begriff bekommen, wie vorsichtig man beim Kauf und bei der Verwendung von Füllstoffen für Druckpapiere sein muß. War bisher von den Roh stoffen die Rede, so wollen wir uns im folgenden nach kurzer Aufzählung der Sorten, bei welchen besonderer Wert auf Sandfreiheit gelegt werden! muß, der Fabrikation dieser Papiere und der Unschädlichmachung vor kommenden Sandes zuwenden. Schon bei Rotationsdruck wird sich Sand im Papier un angenehm fühlbar machen, noch viel mehr aber beim Buch druck, Steindruck oder Autotypiedruck. Allerdings ist bei den letztgenannten Druckarten oft die Verwendung ungeeigneter Papiersorten die Quelle mancher Schwierigkeit. Es gibt nämlich immer noch Drucker, welche glauben, daß jedes Papier, welches weiß und weich ist, sich zu Druckzwecken eignen muß. Ausschlaggebend bei der Verwendung eines Papiers für empfindliche Druckstöcke ist neben Weichheit und Geschmeidig keit immer die Beschaffenheit der Oberfläche. Um diese be sonders eben und „eindrucksvoll” zu erhalten, überzieht man das Papier mit einer weißen Streichfarbe. Hierdurch werden alle Unebenheiten der Oberfläche, alle Splitter, Sandkörnchen und Knötchen des Rohpapiers mit einer äußerst druckfähigen Schicht zugedeckt, welche alle Feinheiten des Druckes wieder gibt und ein Beschädigen der Druckstöcke oder Platten aus schließt. Wird aber aus Unkenntnis oder aus Sparsamkeit minderwertiges Papier für empfindliche Drucke verwendet, dann wird leicht die Schuld am Mißerfolg dem Papiermacher augeschoben. So wird seit einiger Zeit für Steindruckzwecke, Plakate usw., mit besonderer Vorliebe weißes, einseitig glattes Papier verwendet. Die hohe Glätte der einen Seite läßt den Druck sehr scharf hervortreten und gibt ihm glänzendes Aussehen, die andere Seite einseitig glatter und maschinen glatter Papiere aber enthält meist sehr viel Sand, welcher nicht wie bei satiniertem oder gestrichenem Papier be seitigt oder unschädlich gemacht wurde, sondern der beim Drucken an den Platten und Lettern sehr bald Beschädi gungen hervorruft. Soll aber für Sonderzwecke dennoch einseitig glattes Papier Verwendung finden, so muß es in der Papiermaschine nach Ver lassen des Glättzylinders ein Glättwerk passieren. Hierbei wird der Sand entweder in das Papier gedrückt, so daß er unschäd lich wird, oder die Körnchen werden zerdrückt und die ent stehenden winzig kleinen Löcher schließen sich durch den Druck des Glättwerkes. So behandeltes Papier findet guten Absatz und wird immer mehr begehrt. Wollte man aber den Sand durch Satinieren am Kalander beseitigen, so bekäme das Papier einen andern, unerwünschten Charakter, die rauhe Seite würde zu glatt. Auch bei geringeren Papiersorten, wie Tütenpapieren, kann das Vorkommen von Sand erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Meist werden diese Sorten in der Papierfabrik in kleinere Rollen geschnitten, welche in die Tütenmaschinen eingehängt werden können. Nun ist schon oft von mancher Fabrik bei der Verarbeitung des Papiers das Vorkommen von Längsrissen oder Schlitzen, welche wie mit dem Messer ge schnitten aussehen, beanstandet worden. Diese Erscheinung tritt besonders bei einseitig glatten Papieren auf und beruht, wie im Aufsatz „Risse in Rollendruckpapieren” in Nr. 15 der Papier-Zeitung näher beschrieben wurde, nur auf dem Vorkommen von Sand im Papier, welcher sich in den Walzen der Rollmaschine festsetzt und Schlitze in der Papierbahn erzeugt. Auch für solche Papiere ist die Behandlung mittels Glättwerks sehr empfehlens wert, wodurch Klagen über Schlitze und Risse im Papier seitens der Tütenfabriken sicher vermieden werden. Bei der Verarbeitung stark sandhaltiger Rohstoffe, die bei Tütenpapieren infolge der Verwendung von viel Altpapier nicht zu umgehen ist, muß der Arbeitsweise des Sandfanges an der Papiermaschine besondere Aufmerksamkeit zugewandt werden. Genügende Stoffverdünnung, ausreichende Größe des Sand fanges, wirksame Anordnung der Sandgruben und Staulatten sind hier für den Erfolg ausschlaggebend. Pauli Ignaz Spiro & Söhne, Krummau in Böhmen. 8. Magazinschleifer