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D)APIER-VERARBEITUNG ■a Buchgewerbe^^ Papierindustrie-Verein, E. V. und Vereinigung für die Zollfragen der Papier ver arbeitenden Industrie und des Papierhandels Der Geschäftsstelle ist von zuverlässiger Seite eine vertrau liche Mitteilung betreffend Beanstandungen bei Lieferung von Papier nach Japan zugegangen. Mitglieder, welche sich hierfür interessieren, können eine Abschrift von der Geschäftsstelle (Berlin W 9, Linkstraße 22 II) kostenfrei erhalten. (Siehe ferner die Bekanntmachung betr. Hauptversammlung vor „Geschäftsnachrichten“ in dieser Nummer). Berliner Typographische Gesellschaft Die Sitzung vom 26. März war von 61 Mitgliedern und 4 Gästen besucht. An Eingängen waren zu verzeichnen: von der Firma Karl Krause in Leipzig in einem mit dem Firmenstempel versehenen Futteral eine Papierschere und ein Brieföffner in eleganter Auf machung; von der Spreedampfschiffahrtsgesellschaft Stern ein neuer Sommerfahrplan; von der Vereinigung der graphischen Be triebsleiter in Budapest ein Jahresbericht über das Jahr 1911; von der Typographischen Gesellschaft Leipzig ein Zirkular zum 35. Stif tungsfest der Gesellschaft; von dem Mitgliede Herrn Reinhold Vietz die Mitteilung, daß er wieder nach Berlin übergesiedelt ist; von dem Verlage des „Guckkasten“ Heft 16 dieser Zeitschrift; ferner der Monotype-Anzeiger Nr. 3 und von der Fachklasse für Typographen an der 1. Handwerkerschule das Programm für das Sommersemester 1912, aus dem ersichtlich ist, daß auch dort ein Kursus für Schreiben der verschiedenen Schriftcharaktere mit Rücksicht auf die An wendung im Buchdruck eingerichtet wird, den Herr H. Laudahn leitet; der Unterricht findet Mittwochs und Sonnabends von 7—9 Uhr abends statt. Im Anschluß hieran teilt der Vorsitzende Herr Kö nitzer mit, daß der von Herrn Georg Wagner geleitete Kursus im Schriftschreiben demnächst zu Ende geführt werden würde, und solche Teilnehmer, die sich an weiteren Uebungen beteiligen wollen, an der Fachklasse Gelegenheit dazu finden. Als neues Mitglied wird Herr Paul Reimann SW 29, Mitten walder Straße 1 II aufgenommen, zur Mitgliedschaft angemeldet werden die Herren Karl Olsen, Maschinensetzer (Buchdruckerei Janiszewski), Charlottenburg, Tauroggener Straße 48 III, Adolf Piehl, Sekretär der Reichsdruckerei, SW 68, Oranicnstr. 91. Aus der Fachschriftenschau berichtet Herr Druckerfaktor Werra namens der Technischen Kom mission nach dem Archiv für Buchgewerbe über „Elektrische Kraft anlagen in Druckereien.“ Eine Schwierigkeit des elektrischen An triebs bestehe für das Buchdruckgewerbe darin, daß er eine gleich mäßige Tourenzahl voraussetze; das sei aber bei dem Wechsel der Arbeiten nicht angängig, eine Illustrationsform bedinge langsameren Gang als der Zeitungsdruck. Unter solchen Verhältnissen werde dann der Motor zu stark in Anspruch genommen und der Anker leicht ruiniert. Als großen Uebclstand bezeichnete es der Redner, daß bei den Anlassern die Kurbel bald von links nach rechts oder von oben nach unten oder umgekehrt gedreht werden müsse, um die Maschine ein- oder auszurücken. So komme es vor, daß bei Un fällen, wo ein schnelles Ausschalten der Maschine nötig werde, ein mit der Einrückung gerade an dieser Maschine nicht Vertrauter nicht wisse, nach welcher Richtung er den Anlasser drehen müsse, um die Maschine zum Stillstand zu bringen. Redner meint, es sei Sache der Berufsgenossenschaft, die Maschinenfabriken dazu anzu halten, daß die Anlasser gleichmäßig montiert würden. Neuerdings sei die Fernsteuerung durch Druckknöpfe, die an verschiedenen Stellen der Maschine angebracht wurden, bereits so weit vervoll kommnet, daß man den Betrieb der Maschine durch sogenannte Druckknopfkästchen vollständig regeln könne, indem z. B. von sieben Druckknöpfen der eine den schnelleren, ein anderer den langsamen Gang der Maschine bewirkt, und weitere Knöpfe mit „Halt“, „Ein ziehen“, „Vorrücken“, „Gesichert“ oder „Frei“ den Betrieb regeln. Aus der Buchdrucker-Woche erwähnte Redner einen .Aufsatz über das Bedrucken von Zelluloid, auf dem die Druckfarbe schwer haftet. Die Neue Photographische Gesellschaft mache den Druck bei der Beschriftung von Negativen durch Begießen mit Alkohol haltbar. Aus dem „Deutschen Buch- und Steindrucker“ wird ein Aufsatz des Herrn Kühnast über die Entwicklung der Schnellpresse und ein solcher des Herrn Oswald Weise über Bilderdruck auf dem Tiegel erörtert. Der Vortragende spricht sein Befremden darüber aus, daß noch immer Tiegeldruckpressen mit dem Spannrahmen geliefert werden, die zu rationeller Arbeit nicht zu gebrauchen seien, weil sie den Aufzug bauschig machen. Man solle den Rand des Tiegels mit Zwiebelsaft bestreichen, darauf Papier befestigen und über die Kraftzurichtung Paragummi ziehen. Es sei zu wün schen, daß die Farbenfabriken besondere stärkere Farben für die Tiegeldruckpressen herstellen, wie das z. B. für den Steindruck bereits geschähe. — Aus Amerika wird berichtet, daß sich dort eine Druckerei mit 28 Rotationsmaschinen 22 Meter unter der Erde befindet, ein vom hygienischen Standpunkt höchst bedauerliches Mittel zur Ausnutzung des Raumes. Das sogenannte Abstoßen der Farben beim Dreifarbendruck sei vielfach auf falsche Behandlung der Farben zurückzuführen, indessen könne auch das Papier die Veranlassung sein. Die Firma Förster & Borries in Zwickau verwende deshalb nur Fabrikate einer bestimmten Fabrik zum Dreifarbendruck. Herr Paul Hennig berichtete über einige Artikel aus der Zeit schrift für Reproduktionstechnik, zunächst über die Dr. Streckersche Stagmatypie, das ist ein Verfahren zur Herstellung von Halbton ätzungen ohne Linienraster; ferner über das Rotogravureverfahren, das eine Verbesserung des Mertensschen Tiefdruckverfahrens dar stelle und es ermögliche, Schrift und Bild von einer Walze, auch mehrfarbig, zu drucken mit einer Geschwindigkeit von 5000 bis 7000 Exemplaren in der Stunde; eine Zurichtung sei dabei nicht nötig, aber festes Papier erforderlich. Schließlich konnte Redner noch an ausgestellten Reklamebildern einer großen Schiffahrts gesellschaft den Unterschied zwischen gewöhnlichen chromolitho graphischen Drucken und solchen mit Hartmannschen glanzlosen Farben veranschaulichen. Während die glänzenden Bilder als Reklamearbeiten auf Entfernung besser wirken, müßten die mit Hartmannschen Farben hergestellten Abdrücke dem Original- Aquarell ähnlicher bezeichnet werden. Zur Erzielung dieser Wirkung werde das fertige Bild nachträglich mit Firnis- und Trockenöl (einer von dem Erfinder Charles Fuchs in Hamburg hergestellten Substanz) überdruckt, dann mit Kartoffelmehl bestreut und hinterher ab gebürstet. Zur Beantwortung einer in voriger Sitzung gestellten Frage teilte Herr Hennig mit, daß die Autotypie ein regelmäßiges Linienraster, die Spitzertypie dagegen ein unregelmäßiges Korn raster zeige, daß zu Doppelrasterdrucken zwei Klischees erforder lich seien, die natürlich bessere Wirkung ergäben. Die Spitzertypie werde von Louis Gerstner in Leipzig ausgeübt, sie sei hinsichtlich der Originaltreue der Bilder noch verbesserungsfähig. Der Vorsitzende dankte den Berichterstattern für ihre lehr reichen Ausführungen. Herr Rudolf Unruh erläuterte den Bericht des Verbandes der Deutschen Typographischen Gesellschaften über das abgelaufene Geschäftsjahr und zeigte an den Zahlen die von dem vierten Ver tretertage nicht anerkannte Notwendigkeit der Einführung eines festen Grundbetrages von den kleinen Vereinen, die den Verband lediglich in Anspruch nehmen ohne etwas für denselben zu leisten. Er schilderte die schwierigeren Verhältnisse, unter denen man den Verband von Berlin aus geleitet habe gegenüber den gegenwärtigen. Während man damals an bestimmte Vorschriften gebunden ge wesen sei und die „Mitteilungen“ in großer Auflage gratis verteilt worden seien, so daß Berlin 75 Exemplare erhielt, habe man jetzt ein Abonnement darauf eingeführt, Anzeigen aufgenommen und die Zahl der Pflichtexemplare für Berlin z. B. auf 5 beschränkt; man sei auf dem besten Wege aus den Mitteilungen ein neues Fach blatt zu machen. Man müsse zwar anerkennen, daß die jetzige Leitung die Verbandssache organisatorisch gefördert habe, die werbende Kraft des neuen § 3 der Satzung habe sich aber nicht erfüllt, denn die Zahl der Vereine habe sich nur um 3 und die der Mitglieder, die 7000 betragen habe, nur um 300 bis 400 vermehrt. Der Kasseler Beschluß habe lediglich Mißstimmung hervorgerufen. Schließlich wies der Redner auf die bevorstehende Zusammenkunft der Kreisvorsitzenden mit dem Gesamtvorstand hin und gab die Tagesordnung für diese Zusammenkunft bekannt. Der Vorsitzende dankte Herrn Unruh für seine Mühewaltung; er stellte fest, daß die Berliner Typographische Gesellschaft ihre Mitarbeit an den Aufgaben des Verbandes nicht versagt habe, daß aber aus dem Kreise das Verlangen nach Referenten nicht an den Kreisvorstand herangetreten, daß vielmehr eine große Interesse losigkeit sich bemerkbar gemacht habe. Durch den Kasseler Be schluß sei eine große Beunruhigung in das Berliner Buchdruck gewerbe getragen worden; man verlange vom Vorstand der Berliner Typographischen Gesellschaft Erklärungen, wie sich die Verhält nisse in Zukunft gestalten würden. Nachdem die Angelegenheit von verschiedenen Rednern be leuchtet und betont worden war, daß die Berliner Typographische