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Nr. 30/1912 PAPIER-ZEITUNG 1121 Geschäfts-Machrichten Wir bitten unsere geschätzten Bezieher, uns von jeder Veränderung Kenntnis zu geben, die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen Norddeutsche Cellulosefabrik, Aktiengesellschaft in Königsberg Pr. Dem Bericht über das Geschäftsjahr 1911 entnehmen wir folgendes: Im Geschäftsjahr 1911 hatten wir einen Arbeiterausstand zu überwinden, der 9 Wochen dauerte. Trotzdem haben wir den Betrieb aufrecht erhalten können, so daß wir wesentliche Ausfälle weder an Erzeugung noch im Erträgnis zu beklagen haben. Der Ausstand, zu welchem unsere Lohnverhältnisse keine Veranlassung gegeben, wurde mit einem vollen Erfolg für uns beendet. Alle Anschaffungen zur Verbesserung unserer Betriebseinrichtungen haben sich gut bewährt. Die hierfür gemachten Aufwendungen werden auch für die Folge die Leistungsfähigkeit unserer Werke günstig beeinflussen. In die Bilanz mußten wir eine Rückstellung von 100 000 M. ein setzen für einen Teil der Einrichtungen zur Beseitigung unserer Ablaugen, die bedingt werden durch die behördliche Abänderung unserer Betriebskonzession. Da der Reservefonds die gesetzliche Höhe bereits erreicht hat, beantragen wir einen Reservefonds II zu errichten und diesem aus dem diesjährigen Erträgnis 75 000 M. zuzuweisen. Einschließlich 149 797 M. Vortrag aus 1910 be ¬ trägt der Betriebsgewinn dessen Verwendung wir wie folgt beantragen: Abschreibungen auf Anlagekonten 552 925 M. Rückstellung für Laugenabfuhr-An lagen 100 000 ,, Reservefonds 11 75 000 ,, Delkrederekonto. 10 000 ,, Talonsteuer-Rücklage 5 000 ,, Unterstützungsfonds 15 000 ,, 14 v. H. Dividende 420 000 „ Vortrag auf neue Rechnung . . . 159 037 ,, 1 337 562 M. 1 337 562 M. Hauptziffern der Bilanz (abgerundet). Aktiva: Grundstück 760 300 M., Gebäude 1 780 000 M., Maschinen 1 650 000 M., Gleis- und Transport-Anlage 140 000 M., Grinnell-Sprinkler-Anlage 20 000 Mark, Bestände an Zellstoffholz 3 660 600 M., Betriebsmaterialien 167 400 M., Kohlen 82 000 M, fertiges Fabrikat 61 700 M., Bar geld 7100 M., Wechsel 24 800 M., Hypotheken und Effekten 190 400 Mark, Außenstände 727 400 M., Anzahlungen auf Gebäude, Ma schinen usw. 121 900 M. Passiva: Aktienkapital 3 000 000 M., Obligationsanleihe 1500 000 M., Hypotheken 296 000 M., Reservefonds 300 000 M., Verbindlichkeiten 1 963 400 M., Tratten 1 500 000 M., Delkredere konto 20 000 M., Unterstützungsfonds 1800 M., Talonsteuer-Rück lage 10 000 M., Obligationszinsen 17 600 M., Reingewinn 784 600 M. Gewinn- und Verlustkonto. Soll: Geschäftsunkosten 1 300 700 Mark, Abschreibungen 552 900 M., Reingewinn 784 600 M. Haben: Vortrag aus 1910 149 800 M., Fabrikations-Ergebnis 2 488 500 M. Zellstofffabrik Waldhof in Mannheim. Dem Geschäftsbericht über das Betriebsjahr 1911 vom 1. Januar bis 31 Dezember ent nehmen wir folgendes: In unserem Bericht über das Jahr 1910 konnten wir mitteilen, daß die Absatz Verhältnisse in den ersten Monaten 1911 gut waren, daß die durchschnittlichen Verkaufspreise aber noch hinter den jenigen für 1910 zurückblieben. Was den Absatz anbelangt, so haben sich die Verhältnisse im Verlaufe des Jahres 1911 noch gebessert. Die Papierfabriken in Deutschland wie im Ausland waren gut be schäftigt, so daß auch wir unsere Erzeugung stets schlank absetzen konnten. Hierdurch waren wir in der Lage, unsere Erzeugung weiter zu steigern und die Erzeugungsfähigkeit unserer Anlagen voll auszunützen. Unter diesen Umständen war es uns möglich, nicht nur den Unterschied in den Durchschnittspreisen auszu gleichen, sondern noch ein etwas besseres Ergebnis zu erzielen. Ins besondere hat unser Werk in Tilsit günstiger abgeschlossen als im Vorjahre, und auch die Russische Aktiengesellschaft Zellstofffabrik Waldhof in Pernau (Livland) hat ein besseres Ergebnis als 1910, erzielt. Diese Gesellschaft wird eine Dividende von 4% v. H. für 1911, gegen 31 v. H. für 1910, verteilen. In Rußland hat sich die Lage in der Papierindustrie gebessert, so daß es möglich war, im Lande selbst einen etwas höheren Absatz zu erzielen. Immerhin mußte die russische Gesellschaft noch für annähernd 30 v. H. ihrer Erzeugung Absatz im Auslande finden. Die Verhältnisse auf dem Holzmarkt haben sich in der in unserem letzten Bericht angedeuteten Richtung weiter entwickelt; insbesondere in Rußland ist der Wettbewerb beim Holzeinkauf immer größer geworden. Die ostdeutschen großen Zellstoffabriken — unter diesen unser Werk in Tilsit — sind noch mehr als früher auf den Bezug aus Rußland angewiesen, nachdem die großen Holz massen, welche in Ostpreußen infolge Nonnenfraßes geschlagen werden mußten, nahezu aufgearbeitet sind, und der Einschlag im Interesse des Forstbestandes bedeutend zurückgestellt werden muß. Außerdem konkurrieren England, Frankreich und Spanien ebenso wie früher, und Schweden und Norwegen neuerdings in erhöhtem Maßstabe mit um die russischen Holzvorräte. Hierdurch wurde scharfe Preissteigerung für Zellstoffholz ganz allgemein, und haupt sächlich in Rußland, hervorgerufen. Wir haben es deshalb für richtig gefunden, um für vorkommende Schwierigkeiten in der Holz beschaffung einen gewissen Bestand zu haben, unseren Bestand an eigenen Waldungen weiter zu vergrößern. In Rußland haben wir im Berichtsjahre 20 974 Deßjatinen = 22 913 ha Waldungen erworben, wovon 3170 Deßjatinen = 3463 ha für unser Werk in Tilsit günstig liegen. Die Russische Aktiengesellschaft Zellstoff- fabrik Waldhof hat 22 921 Deßjatinen = 25 040 ha geeignet gelegene Waldungen neu erworben. Wenn auch bei dem Erwerb von Wal dungen eine Rente, welche dem. Fabrikationsbetrieb entspricht, unmöglich zu erzielen ist, so glauben wir doch, bei der steigenden Richtung der Holzpreise, auch durch diese Anlagen mit der Zeit eine entsprechende Verzinsung zu erlangen. Infolge dieser In vestierungen sowie durch den weiteren Ausbau unserer Fabrik anlagen, unserer sonstigen Beteiligungen und Anlagen zur Be schaffung unserer Rohstoffe waren wir genötigt, größere schwebende Kredite in Anspruch zu nehmen. Da wir auch im laufenden Jahre weiterer Mittel zur Vervollkommnung und Erweiterung unserer Fabrikanlagen bedürfen, haben wir uns entschlossen, zwecks Be schaffung der zur Abtragung der schwebenden Schuld und für die Neuanlagen nötigen Mittel das Stammkapital zu erhöhen. In der außerordentlichen Generalversammlung vom 20. März wurde des halb, unserem Antrag entsprechend, eine Erhöhung unseres Aktien kapitals um 7 000 000 M. mit halber Dividendenberechtigung für 1912 beschlossen. Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr sind nicht ungünstig. Wenn auch die Erzeugung weiter zugenommen hat, so ist auch der Verbrauch entsprechend gewachsen. Hierdurch war es möglich, den Rückgang in den Preisen, der seit mehreren Jahren anhielt, zum Stillstand zu bringen, und, geboten durch die ganz allgemein herrschende Verteuerung der Erzeugungskosten, bessere Preise zu erzielen. Für das laufende Jahr 1912 ist unsere Erzeugung vollständig ausverkauft, so daß wir im ganzen Verlauf des Jahres vollauf beschäftigt sein werden, und da wir die Wirkungen unserer Neuanlagen, insbesondere derjenigen für die Erzeugung von Chlorkalk, noch besser ausnützen können als im vergangenen Jahre, so hoffen wir, falls nicht unvorherzusehende Ereignisse ein treten, auf eine befriedigende Rente auch auf das erhöhte Kapital. Es werden uns zwar durch die unerwartete starke Erhöhung der See- und Flußfrachten, zum Teil auch im Zusammenhang mit den Störungen in der Kohlenindustrie, größere Ausgaben als im Vor jahre erwachsen, doch hoffen wir dafür bei den Verkaufsverhand lungen für 1913, die bereits im Gange sind, in höheren Preisen einen Ausgleich zu finden. Nach Abzug der Handlungsunkosten, Steuern, Vertrags- und statutenmäßigen Tantiemen — (berechnet gemäß § 29 der Statuten aus der nach Abzug sämtlicher wesentlich erhöhten Abschreibungen und nach Ausschüttung von 4 v. H. Dividende verbleibenden Summe) — Gratifikationen an Beamte, Werkführer, Arbeiter usw. bleiben von dem Rohgewinn 6 204 361 M. zuzüglich Vortrag aus 1910 532 865 ,, 6 737 226 M. wovon wir Abschreibungen vorschlagen im Gesamt ¬ beträge von 2 090 605 ,, so daß sich ein Reingewinn von 4 646 621 M. ergibt. Wir beantragen hiervon: Abschreibung auf Anleihekosten. . 150 000 M. Zuweisung zur Spezialreserve . . . 100 000 ,, 250 000 ,, 4 396 621 M. Hiervon ab: 4 v. H. Dividende auf 25 000 000 M. Aktienkapital 1 000 000 M. so daß 3 396 621 M. zur Verfügung der Generalversammlung stehen, wofür der Auf- sichtsrat folgende Verwendung vorschlägt: 11 v. H. Superdividende auf 25 000 000 M. = 2 750 000 M„ Vortrag auf neue Rechnung 646 600 M. Hauptziffern der Bilanz (abgerundet). Aktiva: Liegenschaften Waldhof 295 300 M., Fabrikgrundstücke, Eisenbahn, Hafen- und Kanalanlage Tilsit 2 228 700 M., Gebäude, Maschinen, Apparate, Fuhrwerke und Utensilien Tilsit 16 276 600 M., fertige Fabrikate (einschließlich Winterlager in Ausfuhrhäfen) 473 200 M., in Fabri kation befindliche Stoffe 185 100 M., Rohstoffe und Brennmaterialien 954 500 M., Holzvorrat einschließlich gekaufter Waldungen 15 720 600 Mark, Ersatz- und Reparaturmaterial 1 350 500 M., Schiffspark und Gebäude in Rußland 700 950 M., Außenstände 21 693 400 M., Avale und Kautionen 903 200 M., vorausbezahlte Zinsen, Unfall- und Feuerversicherungsprämien 97 900 M., Wechsel und Bargeld 711 100 M., Effekten und Beteiligungen 26 946 500 M. Passiva: Aktienkapital 25’000 000 M., Obligationen Waldhof 1900 6 502 000 M„ Obligationen Waldhof 1908 8 000 000 M., Obligationen Tilsit 5 000 000 M., Obligationentilgung 3000 M., Kapital-Reserve 16 671 100 M., Spezial-Reserve 2123900 M. Unterstützungsfonds 300 000 M., rückständige Löhne und Ge hälter 67 000 M., Verbindlichkeiten 18 367 200 M., Avale 897 700 M., nicht erhobene Dividende 3300 M., Obligationszinsen 238 600 M., Reserve für Frachten, Berufsgenossenschaft, Talonsteuer usw.