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966 PAPIER-ZEITUNG Nr. 26/1912 Nachwehen des Steindrucker-Ausstandes Urteil des Gewerbegerichts Leipzig Der Umdrucker A. klagte vor dem Gewerbegerichte gegen die Firma X. auf Zahlung einer Entschädigung von 5 M. 17 Pf. den .Tag auf die Zeit vom 15. Februar bis zum 30. März 1912 wegen Nicht- einstellung nach beendetem Ausstande. Die beklagte Firma ver weigerte die Zahlung mit dem Einwande, daß sie den Kläger am 9. Februar zum Eintritt abgerufen habe, es sei ihr vom Sekretariat des Verbandes der Lithographen und Steindrucker auch Antwort geworden, aber A. habe sich zur Aufnahme der Arbeit nicht ein gefunden, folglich seien die Abmachungen zwischen dem Schutz verband deutscher Steindruckereibesitzer und dem Verbände der Lithographen und Steindrucker vom 28. Februar 1912 hier nicht anwendbar. Diese Abmachungen, auf Grund welcher der Ausstand beendet wurde, besagten u. a., daß jeder Betrieb bei Anstellung von Arbeitskräften zuerst seine ausständig gewesenen Gehilfen wieder einstellen soll, soweit sie noch bis zum ersten Mai verfügbar sind. Der Kläger behauptete, daß die beklagte Firma ihn allerdings abgerufen habe, aber auf die Antwort, daß er aushilfsweise bei einer anderen Firma arbeite, habe der Direktor von X. zurückgesagt, dann sei A. für sie abgetan. Direktor Y. konnte sich als Zeuge nur noch erinnern, daß ihm auf seinen den A. betreffenden Anruf ge antwortet wurde: Es ist gut! Der Sekretär des Gehilfenverbandes hat das telephonische Gespräch mit dem Direktor geführt, der Firma ist gesagt worden, daß A. vorübergehend Arbeit gefunden habe, aber jederzeit zur Verfügung stehe, worauf die Antwort gegeben wurde, daß A. dann für die Firma abgetan sei. Nach Ansicht des Gerichtes war A. nicht gehalten, jede Arbeits gelegenheit abzulehnen, bis er von X. abgerufen wurde, auch in seiner Aushilfsstellung stand er der Firma X. jederzeit zur Ver fügung. Dagegen kann er keinen Anspruch auf Entschädigung bis zum 30. März machen, seine Ansprüche erstrecken sich nur auf die Zeit vom 9. Februar bis zum Ablaufe der Kündigungsfrist abzüglich des Lohnes in der Aushilfsstellung, das sind nur 62 M. 4 Pf., nicht 186 M., wie ei' in seiner Klage gefordert hat. Die beklagte Firma erklärte sich bereit, diese 62 M. 4 Pf. zu zahlen.; Berliner’’Buchdrucker-Fachschule. PAm 19. März fand in der Aula des Fachschulgebäudes ein feierlicher Akt zur Entlassung der 224 Schüler (148 Setzer- und 76 Druckerlehrlinge) statt, die zu Ostern den dreijährigen Kursus beendet haben. Der Feier ging ein der sexuellen Aufklärung der jungen Leute dienender Vortrag des Herm Sanitätsrat Dr. Hollstein über die Gefahren der Ansteckung voraus. Die Staatsbehörden waren vertreten durch die Herren Geh. Ober-Regierungsrat Dr. v. Seefeld und Geh. Regierungsrat Dr. Kühne. Herr Rektor Schuppan, der pädagogische Leiter der Schule, verteilte die Zeugnisse und konnte mit Befriedigung fest stellen, daß weitaus die Mehrzahl der zur Entlassung kommenden Schüler ihre Pflichten in vollem Maße erfüllt haben. Die Setzer lehrlinge Wilhelm Handrock aus der Buchdruckerei Emil Streisand, August Keimling von Adolf Knickmeyer, Alfred Witzel aus der Langenscheidt’schen Buchdruckerei, Paul Steinbrenner aus der Buchdruckerei G. Bernstein sowie der Druckerlehrling Georg Volkmar aus der Druckerei des Sonntagsblatts wurden für hervorragende Leistungen durch wertvolle Bücher als Prämien und 21 andere Lehrlinge durch lobende Erwähnung ausgezeichnet. Dem Setzer lehrling Georg Nolte aus der Buchdruckerei W. Roewer wurde als Prämie ein von dem ehrenamtlichen Leiter der Schule, Herrn Buch druckereibesitzer C. Behrens, gestiftetes Sparkassenbuch mit Ein lage überreicht. Herr Behrens berichtete über den Lehrplan der Schule; er wies insbesondere darauf hin, daß die 160 Stunden für deutsche Sprache sich als vollkommen ausreichend erwiesen haben, weil sämtliche Schüler die sieben- oder achtstufige Berliner Gemeinde schule mit Erfolg besucht haben müssen und vor ihrer Einstellung noch einmal durch eine besondere Prüfung ausgesiebt werden. Redner ermahnte die jungen Leute, auch nach der Entlassung aus der Schule die in Berlin so reichlich gebotene Gelegenheit zur Fort bildung fleißig zu benutzen, um sich zu tüchtigen Berufsgenossen heranzubilden, anderseits aber sich durch Anschluß an eine Organi sation nicht in der freien Entschließung über Existenzfragen und in der Entwicklung zu einer selbständigen Persönlichkeit beein flussen zu lassen. Die Feier wurde durch das Singen einiger Strophen des Gutenbergliedes eingeleitet und beschlossen; sie war verbunden mit einer Ausstellung von Schülerarbeiton der oberen Setzer- und Druckerklassen, bestehend in skizzierten Akzidenzen, Farben- Skalen und Konstrucktionszeichnungen von Druckmaschinen. Geschäftsgang in Frankfurt a. M. Die Druckereien sind zurzeit gut beschäftigt. Demgemäß ist auch die Zahl der beim paritätischen Arbeitsnachweis als arbeitslos Angemeldeten, die sich zu Anfang des Jahres noch auf rund 60 belief, auf 16 in der letzten Woche zurück gegangen (3 Setzer, 10 Drucker, je ein Stereotypeur, Galvano plastiker und Schriftschneider). Einige auswärtige Setzerstellen konnten nicht besetzt werden. CI. Verein der Lithographie- und Steindruckereibesitzer zu Dresden. Dieser Verein veranstaltet bei freiem Eintritt vom 29. März bis einschließlich 9. April in der Dresdner Kunstgewerbeschule eine Ausstellung von Prüfungsarbeiten, die die Lehrlinge während der Zeit ihrer Ausbildung bei den Mitgliedern des Vereins selbständig angefertigt haben. Der Verein war während seines 23 jährigen Bestehens stets bestrebt, das Kunstgewerbe der Lithographie zu heben und die Ausbildung der Lehrlinge auf 'möglichst hohe Stufe zu bringen. Ein dazu gewählter sachverständiger Ausschuß war beauftragt, jährlich eine Ausstellung von Lehrlingsarbeiten zu ver anstalten. Im Anschluß daran wurden die Ausgelernten mit feier licher Ansprache freigesprochen und die Lehrbriefe überreicht. Ebenso wurden die neu eingetretenen Lehrlinge in ihren Beruf ein gewiesen. Nach Inkrafttreten der gesetzlichen Bestimmungen über das Lehrlingswesen und die Gesellenprüfung hat die Gewerbe kammer zu Dresden den Verein mit der Prüfungsabnahme betraut Die Ausstellung der Lehrlingsarbeiten hat derartigen Umfang an genommen und die ausgestellten Arbeiten zeigten so lobenswerte Leistungen, daß der Verein es für angezeigt hielt, diese der Oeffent- lichkeit zugängig zu machen, um besonders den Eltern und An gehörigen der Lehrlinge sowie auch den Vorständen und Lehrern der Schulen und Unterrichtsanstalten, ferner den Behörden und Förderern des Kunstgewerbes Gelegenheit zu geben, sich von den Leistungen der bei den Mitgliedern des Vereins ausgebildeten Lehr linge zu überzeugen. Herr Prof. Kumsch von der Kgl. Kunst gewerbeschule hat auf Ansuchen des Vereins zu diesem Zweck Räume der Kunstgewerbeschule zur Verfügung gestellt. Der Vereins vorstand Herr Th. Aug. Schupp erteilt Aufschluß und weist Lehr stellen zu. Eingänge Beschreibung der Klebstoffe aus der Chemischen Fabrik von Pjeijjer & Dr. Schwandner in Ludwigshafen a. Rh. und Türmitz, Böhmen. In einem auf Kunstdruckpapier gedruckten Heft von 40 Seiten beschreibt die Firma die Eigenschaften und Verwendungszwecke ihrer Klebstoffe, namentlich von Gummi F in zwei Sorten, Kaltleimen, flüssigen Leimen und Atlantine. Hierauf werden Klebstoffe für die Schuhwaren- und die Stuck fabrikation beschrieben, dann Kasein, Büro- und Fischleime. Unter den verschiedenen Leimsorten für Spezialzwecke finden sich auch Tapetenkleister, Pergamynleime, Photocolle, Gummi W S, welche Sorten sich in der Papierwarenerzeugung und im Schreibwarenhandel eingeführt haben. Die Beschreibung von Klebstoffen in Pulverform, Gebrauchsanweisungen und eine alphabetische Aufzählung aller in der Schrift genannten Kleb mittel sowie der Betriebe, in denen sie verwendet werden können unter Hinweis auf die Seiten, wo sie erwähnt sind, beschließt das lehrreiche Heft. Reklameheft von Arthur Albrecht & Cie in Karlsruhe i. B. Dies „Reklameheft" umfaßt Anzeigenseiten und in der Mitte zwei Blätter mit dem Text eines Konzertprogramms. Die An zeigenseiten sind derart ausgeschnitten, daß der Leser in jedem Falle eine Seite des Programmes lesen kann. Die mit Anzeigen gefüllten Einlagebogen sind in der Größe jenes Programmfeldes fensterartig ausgestanzt, so daß trotz Umblätterns der Einlage blätter das Programm immer sicht- und lesbar bleibt. Diese Einrichtung läßt sich auch zu anderen Zwecken verwenden, z. B. um in einem Kataloge die Fabrikmarke, eine Abbildung, eine Rubrik usw. durch eine Lage von Blättern hindurch wirken zu lassen. Auch bei ungehefteten, also nur zusammengefalzten Reklamedrucksachen läßt sich durch das Durchlochen der das Stichwort überdeckenden Blatteile eine eigenartige Wirkung erzielen. Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in die Bücherei des Papierhauses, Dessauer Straße 2, eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von 10 bis 1 und 3 bis ß zur Benutzung frei steht Verbesserung mangelhafter Negative. Zweite verbesserte Auf lage von Dr. G. Hauberrisser. Ed. Liesegangs Verlag M. Eger in Leipzig. Preis geheftet 2 M. 50 Pf., gebunden 3 M. Die zweite verbesserte Auflage dieses Buches behandelt in fünf Abschnitten die verschiedenen möglichen Mängel an photographi schen Negativen; auf elf Belichtungstafeln werden dem Ungeübten die Folgen der verschiedenen Belichtungs- und Entwicklungsfehler gezeigt, so daß man durch Vergleich mit diesen Tafeln die Ursache der häufigsten Fehler feststellcn kann. Unter den Mitteln zur Be seitigung der Mängel, soweit diese überhaupt möglich ist, sind die jüngsten Fortschritte sowohl in der Chemie wie in der Behandlung der Platten und Films berücksichtigt. Die Ausstattung ist sorg fältig.