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Nr. 23/1912 PAPIER-ZEITUNG 845 Bild 4 34 und andere Verunreinigungen zu beseitigen. Die Rinne 1 (Bild 1), durch welche der Rohstoff dem Vormahlholländer 14 zugeführt wird, ist in Bildern 5 und 6 in größerem Maßstabe gezeichnet. Bei 2 wird das Altpapier in die Rinne geworfen und durch Wasserstrom langsam durch die Rinne getragen. Ein Wasserstrahl aus dem Spritzrohr 7 wirbelt den Strom auf, und das Altpapier wird während seines Ganges durch die Rinne durchweicht. In diesem Zustand gelangt es an das andere Ende 3, nachdem es durch die Querstäbe 5 im Boden der Rinne Ge legenheit hatte, schwere Unreinheiten abzusetzen. Der Stoff gelangt in den sich drehenden, mit Sieben umzogenen ringförmigen Sichter 9, der den entwässerten Stoff durch den Trichter 10 in den Vormahlholländer 14 (Bild 1) entleert. Ein großer Teil des Wassers wird durch das Sieb des Sichters 9 abgeführt und gelangt durch Rinne 11 und Pumpe 12 an das vordere Ende 2 der Rinne. Im Vormahlholländer 14 (Bild 1) wird der Stoff lediglich in Umlauf gehalten und allmählich zerfasert, wobei harte Be- dieser Fläche zieht ein Kettenförderer 33, 31 eine Anzahl Ab streifer 32, welche den groben Stoff beständig dem Mahlholländer 34 zuführen. Bild 3 zeigt in größerem Maßstab, wie der Abstreifer mit dem Kettenförderer verbunden ist. Sandfreier Kaolin Vollkommen sandfrei wurde schon seit jeher von der Papier fabrikation der Füllstoff „Kaolin” gewünscht, denn selbst die geringsten Mengen Sand in feinster Form sind bei der Fabrikation von Papier störend, sowohl für Siebe, Filze und Kalanderwalzen, wie auch für das Papier selbst. Den bisherigen Systemen der Tonschlämmerei war es aber trotz aller tech nischen Fortschritte nicht möglich, den Sand ganz zu entfernen. Die Papiermacherei wird es freudig begrüßen, daß ein neues „elektro-osmotisches“ Reinigungsverfahren Kaolin ergibt, der in jeder Beziehung rein, d. h. frei von Salzen, Schwefelkies usw. und vor allen Dingen völlig frei von Sand ist. Nach diesem Ver fahren, das u. a. durch die deutschen Patente 124509, 179 086, 181841 geschützt ist, und über welches wir demnächst eingehend berichten werden, haben die Saalthonwerke G. m. b. H. in Leipzig auf ihrem Grubengelände in Schkölen ein groß angelegtes Werk errichtet und in Betrieb genommen. Der Versand des überaus plastischen, schön weißen Kaolins, von dem wir Muster erhielten, hat begonnen. Ungebetene Gäste Die augenblicklich durch die Tageszeitungen laufenden Nach richten von der Zigeunergefahr in Mitteldeutschland sowie von den Maßregeln zu deren Beseitigung erinnern mich an folgendes Er lebnis. Gegen Ende der 80 er Jahre durchzogen besonders viele Zigeuner das Pfälzerland. Wie es auch heute geschieht, wurden sie von der jenigen Ortschaft oder Gemeinde, in der sie sich niederließen, nach einer kurzen Frist oder Ruhepause durch ortspolizeiliche Auf forderung nach der nächsten Gemeinde sozusagen weiter geschoben. Auf diese Weise kamen an einem November-Abend kurz vor 7 Uhr Zigeuner in das Dorf, an deren Ausgang sich eine Papier- Bild 5 Bild 6 standteile sich ablagern können. Die Walze dient also nicht zum Mahlen, sondern nur zum Bewegen des Stoffes. Von dem hier vorbearbeiteten Stoff, der noch Stricke u. dgl. enthält, wird durch die in Bild 4 in größerem Maßstab gezeigte Schöpfvor richtung 20, welche durch Welle 17 mit Exzenter und Gegenge wicht 21 schaukelnde Bewegung erhält, ein Teil beständig durch Rinne 22 (Bilder 1 und 2) nach Rinne 23 befördert, wo sich weitere Fremdkörper ablagern, und gelangt durch Oeffnung 24 auf den Knotenfänger 25, durch dessen Flachsieb 27 infolge Bewegung des Diaphragmas 28 die feineren Teile des Stoffes hindurchgehen und durch Leitungen 30, 29 und 48 in eine Entwässerungsmaschine gelangen, deren Rundsieb 39 den Stoff der Gautschwalze 40 über gibt; von hier wird er durch Schaber 41 an die Rinne 38 abge geben, und von dieser Rinne kann er in die Rührbütte der Papiermaschine abgelassen werden. Der grobe Stoff, der durch die Maschen des Siebes 27 nicht hindurchging, wird in unten beschriebener Weise nach dem Mahlholländer 34 geleitet und dort verfeinert. Diesem Holländer entnimmt die Schöpfvor richtung 37, die ebenso gebaut ist wie die Schöpfvorrichtung 20 des Vormahlholländers, beständig Stoff, den sie der Rinne 23 und dem Knotenfänger zuführt. Wie aus Bildern 1 und 2 hervorgeht, bildet das Sieb 27 des Flachknotenfängers eine längliche Fläche, auf welcher die nicht völlig zerfaserten Teile des Altpapierstoffes liegen bleiben. Ueber und Pappenfabrik befand. Die Fabrik war an zwei Seiten von einer Mauer umgeben, und wie um dahinter Schutz zu suchen, schlug die Bande ihr Nacht- und Feuerlager da auf. Offenbar wollte die Gesellschaft bei der anbrechenden Nacht nicht weiterziehen und hielt den Lagerplatz für günstig. Nun standen kaum 10 bis 12 m von dem Zigeuner-Nachtlager zwei mächtige Strohmieten für den Winterbedarf der Fabrik. Das schöne Lagerfeuer, umsäumt von einer recht zahlreichen Zigeunerschar, wurde von zwei Männern unter halten, welche gleichzeitig — zweifellos gestohlene — Gänse und Hühner am Spieße brieten. Durch das offene Feuer kamen die Strohvorräte in größte Ge fahr, und der Direktor der Papierfabrik wurde durch die schicht wechselnden Arbeiter hierauf aufmerksam gemacht. Sein darauf hin abgeschickter Befehl, das Feuer zu löschen, hatte keinen Er folg. Infolgedessen sammelte er etwa 20 Mann, die mit allerlei Geräten wie Heugabeln, Dreschflegeln, Stangen usw. ausgerüstet wurden. Er selbst stellte sich an die Spitze und hielt in der rechten Hand einen geladenen Revolver, in der linken einen gewaltigen Prügel. Rechts und links war er von je einem Beamten begleitet. An dem Feuerlager angelangt, bildete die Mannschaft um das Zigeunerlager einen Kreis, worauf der Direktor die Gesellschaft mit weithinschallender Stimme zum Löschen des Feuers und so fortigem Räumen des Lagers aufforderte. Da gab es kein langes Besinnen, und so wurden die Zigeuner weit oberhalb des Fabrik gebäudes abgeschoben. In der Nacht aber hielten zwei erst kurze Zeit vom Militär zurückgekommene junge Männer mit geladenen» Gewehr außerhalb des Betriebes rundum Wache. Molitor