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816 PAPIER-ZEITUNG Nr. 22/1912 solcher Ueberzahl vorhanden, daß der Fachverband ihre Anschau ungen sich anzueignen genötigt wäre. Daß er trotzdem die Ver anstaltungen an kleinen Plätzen als „private" bezeichnet und da durch einen Gegensatz zu den von ihm selbst veranstalteten Frank furter und Berliner Ausstellungen schafft, ist schon deshalb ver fehlt, weil auch die großen Ausstellungen „privat", d. h. nicht amt lich sind. Hoffentlich hört die Ständige Ausstellungskommission für die deutsche Industrie, die vom Fachverband zum Einschreiten gegen die kleineren Ausstellungen aufgefordert sein soll, die An sichten der Beteiligten beider Parteien, ehe sie zur Entscheidung kommt. Es wäre bedauerlich, wenn die auf einwandsfreier Grundlage entstandenen kleineren Ausstellungsunternehmungen von der Aus stellungskommission mit Schwindelunternehmen auf eine Stufe gestellt würden. M. Marine-Husschreibung Am 9. Januar war der Termin für die Verdingung von Schreib papieren und Aktendeckeln für die gesamte Marine (rund 220 Bedarfs stellen). Die gesamte Lieferung hat etwa 45 000 M. Wert. Die Preise werden heute so niedrig abgegeben, daß die Firma, die das Glück — oder Unglück — hat, den Zuschlag zu erhalten, bei einer Menge Arbeit in günstigem Falle, d. h. wenn alles klappt, vielleicht 2000 M. dabei erübrigt. Ist das nicht der Fall, kann Geld dabei zugesetzt werden. Auf Innehaltung der vielen Vertragsbedingungen wird streng ' gesehen. Viel Aufregung verursacht besonders die Lieferung be druckter Papiere in 14, bei eiligem Bedarf in 8 Tagen, da Aufträge von verschiedenen Behörden auf einmal einlaufen. Wenn schon bisher dem Bieter bei Aufstellung seines Angebots die Preisstellung nicht leicht wurde, so ist jetzt eine Erschwerung bei Abgabe des Angebots durch eine Verfügung des Reichs-Marine amts hinzugekommen. Für sämtliche Marine-Behörden wurden bisher Einheitspreise abgegeben. Da die Sendungen fast durchweg ab Fabrik gehen, konnte einfach und einigermaßen richtig gerechnet werden. Statt nun das Verdingungsverfahren möglichst noch zu vereinfachen, ist jetzt vorgeschrieben worden, für jede Ware acht, Preise anzusetzen und zwar für Bedarfsstellen im Bereiche: 1. der Marine-Station der Nordsee; 2. — der Ostsee, 3. — Danzig, 4. —- der Nordsee, Ostsee und Danzig; 5., 6., 7. und 8., wenn der Lieferant zur Haltung von Lägern an den Stationsorten unter 1 bis 4 ver pflichtet wird. Diese Verpflichtung hat einen bedeutenden Preisaufschlag zur Folge. Aber auch abgesehen von den Kosten einer Lagerung kann kein Lieferant vorher wissen, welche Sorten Papiere, ob bedruckt, ob liniiert und welche Menge gebraucht wird. Ferner müssen sämt liche Papiere mit Trockenstempel versehen sein, die am Schlüsse des Vertragsjahres noch vorhandenen Bestände sind also fast wert los. Obige Verpflichtung cinzugehen ist demnach unmöglich. Die diesjährige Ausschreibung war „beschränkt", d. h. es wurden eine Anzahl Firmen, die der Marine-Behörde als leistungsfähig bekannt waren, zur Preisabgabe aufgefordert. Dieses Verfahren wird wohl bevorzugt um Gewähr für gute Lieferung zu haben und um die große Arbeit der Ausschreibung und Prüfung der Angebote etwas zu erleichtern. Die Bieter sind laut den Bedingungen 40 Tage an ihr Angebot gebunden. In diesem Jahre wurden die Angebote an das Reichs-Marine amt zur Begutachtung und Entscheidung geschickt. Die 40 tägige Frist lief ab, und die Bieter erhielten den Bescheid, sich noch 20 Tag an das abgegebene Angebot gebunden zu halten. Wenige Tage darauf, am 22. Februar, kam die Nachricht, daß das Reichs-Marine amt das Verdingungsverfahren aufgehoben hat und Neuausschreibung in öffentlicher Verdingung an ordnete. Alle Arbeit umsonst und die Zeit verloren! Die Lieferung soll am 1. April beginnen, bis dahin ist es wohl kaum möglich, das Verdingungsverfahren zu Ende zu führen, noch viel weniger kann sich der Lieferer einrichten. Bei einer öffentlichen Ausschreibung werden wahrscheinlich unzählige Angebote eingehen, und wieviel Zeit zur Prüfung .Sichtung und Zusammenstellung gebraucht wird, davon kann sich jeder ein Bild machen, wenn er hört, daß bei der Schreibpapier-Aus schreibung 25 Positionen zu drei verschiedenen Proben und bei der Schreibwaren-Ausschreibung rund 160 Positionen zu drei und mehr Proben auf Brauchbarkeit und Preiswürdigkeit zu prüfen sind. Wenn vorhin bei Schreibpapieren und Aktendeckeln von einem Verdienst von rund 2000 M. gesprochen wurde, so gilt dieser für den Gesamtbedarf. In der Regel wird aber Teilzuschlag vergeben, und hierbei ist die Aussicht auf einen kleinen Gewinn noch geringer. Denn von- den kleinen Behörden, die in der Mehrzahl sind, laufen im Jahre mehrere hundert Aufträge ein die gar keinen Nutzen ab werfen, im Gegenteil, man setzt Geld zu, und dabei erfordern die kleinen Aufträge die meiste Zeit. Wenn das Reichs-Marineamt veranlaßt werden könnte, vop der Bestimmung der achtfachen Preisabgabe zurückzutreten, so wäre viel gewonnen. X Durchschreibpapier Welcher Unterschied ist zwischen Durchschreibepapier für Achatstift und solchem für Bleistift oder Tinte ? X. Der Unterschied zwischen Durchschreibepapier für Achatstift und solchem für Bleistift oder Tinte ergibt sich aus der Verschieden heit ihrer Bestimmung. Der Druck des Achatstiftes ist stärker als der von Bleistift oder Feder ausgeübte. Das für Achtastift bestimmte Kohlepapier erfordert infolgedessen eine Zusammensetzung, deren Farbabgabe erst bei verhältnismäßig höherem Druck vor sich geht, während das für Blei- und Federkopien bestimmte Kohlepapier seine Farbe schon bei geringem Druck auf das Durchschlagpapier übertragen muß. Erreicht wird diese verschiedenartige Wirkung dadurch, daß dem Farbstoff im ersteren Fall weniger, im zweiten mehr fettige Stoffe zugesetzt werden. Auf diese Weise entstehen die mit „hart" und „weich“ bezeichneten Fabrikate. Sie werden von allen Kohlepapierfabriken hergestellt, so daß bei Bestellungen nur nötig ist, den Zweck, für welchen das Kohlepapier bestimmt ist, anzugeben. Beide Sorten lassen sich sowohl im Tränkungsverfahren wie im Auftrageverfahren herstellen, und es gibt die verschiedensten Abstufungen in der Härte. Man wird gut tun, die verschiedenen Härtegrade durchzuprobieren, bis der Verbraucher ihm genehme Durchschriften erzielt. Amerikanische Schreibwaren Briefumschlag mit Tasche für Münzen oder Marken von William A. Mc Cloy in Ada, Ohio. Amerik. Patent 975627. Innerhalb des Briefumschlags ist eine besondere kleine Tasche für Münzen, Briefmarken o. dgl. vorgesehen. Diese Tasche 3 ist mit der inneren Fläche des Vorder- oder Hinter teils des Briefumschlags verklebt oder auf andere Weise ver bunden und an einem Rande offen (siehe Bild 2). Sie soll ver hindern, daß Münzen, Marken o. dgl. während der Beförderung des Briefes aus dem Umschlag herausfallen und verloren gehen. Probenschau Janes Reform-Schreib-Methode. In der Beschreibung auf Seite 740 von Nr. 20 wurde irrtümlich die Zahl der Schreib vorlagen mit 8 angegeben: Als Vorlagen dienen 20 Tafeln, 12 für deutsche, 8 für lateinische Schrift. Das Verfahren kann auch für andere Schriften verwendet werden. Neue Postkarten der Neuen Plwtograpliischeii Gesellschajt A.-G. in Steglilz. Eine sehr umfangreiche Sammlung von Brom silberkarten wird bereits jetzt für Weihnachten 1912 und Neu jahr 1913 auf den Markt gebracht. Die in schwarzem und brau nem Druck ausgeführten Karten tragen Darstellungen aus dem, Wintersport, drollige Kinderbilder, hübsche Mädchenköpfe, Liebesszenen mit entsprechenden Versen usw. Auf den Weih nachtskarten sind Darstellungen aus dem Familienkreise, Kinder als Engel mit dem Weihnachtsbaum und dem Gabenkorb oder auch Kinder als Briefboten mit dem gesiegelten Brief am Fenster. Auf den Neujahrskarten ist der Schusterjunge oder ein als solcher verkleidetes Mädchen der Ueberbringer der Glückwünsche. Auch als Nachtwächter, der den Anbruch des neuen Jahres- durch Hornruf verkündet, erscheinen Mädchen, denen Helle barde, Laterne, Schlüsselbund und breitkrämpiger Hut drollig: zu Gesicht steht. Für das neue Jahr sind aber auch Ueber- bringerinnen von Sektkörben, von gefüllten Geldsäcken und von zärtlich auf dem Arm getragenen Ferkeln und von Huf eisen, Kleeblättern vorhanden, so daß vielerlei verschiedenen Geschmacksrichtungen Rechnung getragen ist. Die Karten sind sämtlich nach lebenden Modellen gefertigt, und die Bilder sind in technischer Beziehung mustergültig.