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814 Verfertiger sei der im Lette-Verein beschäftigte männliche Ge hilfe, von dem noch eine Arbeit, eine Mappe, ausgestellt sei! Die Buchbinderei-Schule der Unterrichtswerkstätten Berlin- Wilmersdorf (Inhaberin Frau Silberstein und E. Norden), Leiterin Frl. Buchbindermeister Charlotte Huhn, stellt ebenfalls zahlreiche Einbände, Mappen und Kassetten aus. Sehr ge schmackvoll ist eine Chronik in Schweinsleder mit Silber-Be schlägen und farbigen Steinen besetzt. Die Münchner Kunstgewerblerinnen, Frln. von Kranz und Laura Lange, zeigen nach ihren Entwürfen hergestellte Ein bände, die man bereits auf mehreren Ausstellungen Gelegen heit hatte, zu sehen. Baroneß Knigge in Beienrode stellt einige nicht besonders geschmackvolle Ganzlederbände aus, ferner Halbleinen- und Pergamentbände, ferner ein Band in Sackleinen mit Seiden stickerei. Käte Hirschberg, Buchbinder-Werkstatt, Berlin, zeigt Wild leder-Halbfranzbände, einen Band in Schweinsleder, ein Buch in Samt-Kalbleder und eine Mappe mit geflochtenem Rand, Arbeiten, die die weibliche buchbinderische Durchschnittsleistung nicht überragen. Im großen und ganzen: Der weiblichen Buchbinderarbeit fehlt die subtile, genaue Technik, das wird auch wieder auf dieser Ausstellung bewiesen. P. Kersten Faltschachteln Das graphische Gewerbe hat unter der augenblicklich schlechten Geschäftslage viel zu leiden, besonders sind Faltschachteln davon hart betroffen. Auch der endlich beigelegte Ausstand der Stein drucker und Lithographen hat manche Wunde hinterlassen. Da zu kommt, daß verschiedene Firmen Ein- und Zweifarben-Offset- Maschinen aufgestellt haben und anstatt den sich hieraus ergeben den Fabrikationsvorteil in die eigene Tasche zu stecken, ihn ohne weiteres der Kundschaft zukommen lassen, wodurch eine weitere Verschlechterung der Marktlage herbeigeführt wird. Die Ausfuhr ist durch die hohen Zölle, die auf Faltschachteln lasten, beinahe unmöglich gemacht, und der Inlandsmarkt kann die Erzeugung nicht voll aufnehmen, besonders da einige Großverbraucher dazu über gegangen sind, ihre Faltschachteln im eigenen Betriebe herzustellen, wodurch gerade die größten Verbraucher' als Abnehmer wegfallen. Die gegenwärtige Lage wäre unzweifelhaft dazu geeignet, die Groß firmen zu veranlassen, sich zusammen zu schließen, um der immer weiter um sich greifenden Preisschleuderei ein Halt zu gebieten. Die Anregung dazu ist auch vor einigen Wochen von einer sehr be deutenden Firma gegeben worden. Anscheinend hat man , aber noch nicht die richtigen Mittel und Wege gefunden, denn es ist nur bei der Anregung geblieben. Auf welchen Tiefstand die Preise bereits gesunken sind, wird am besten durch einen Ausspruch gekennzeichnet, den ein Großverbraucher dem Vertreter einer Großfirma gegen über machte, indem er sich auf dessen Angebot dahin äußerte, daß er ihm gar nicht empfehlen würde, die Preise, die er (der Verbraucher) anbieten müßte, und zu denen er kaufe, anzunehmen, denn alle Firmen, die das bis jetzt taten, hätten es hinterher stets bereut. Die Kundschaft weiß wohl, daß sie diese Waren heute billig einkaufen kann und nutzt die Uneinigkeit unter den Faltschachtelfabrikanten weidlich aus. Cerberus Metallpapierflächen vereinigen Die King’s Norton Metal Co., Ltd., Herr T. A. Bayliß und Dr. H. W. Brownsdon nahmen englisches Patent auf ein Ver fahren, Ränder oder andere Teile metallisch bestrichenen oder mit Folie belegten Papiers miteinander zu verbinden und auf diese Weise luftdichte Verpackungen für Lebens- oder Genuß mittel zu schaffen. Nach dem Verfahren erhält der metallische Anstrich oder die metallische Folie solche Zusammensetzung, daß sie beim Erhitzen auf eine Temperatur, bei welcher das Papier noch nicht verkohlt und der metallische Teil des Striches noch nicht schmilzt, klebrig weich wird. Als gutes Aufstrichmittel hat sich eine Legierung von einem Teil Zinn und zwei Teilen Blei bewährt, aber auch andere Legierungen von Zinn, Blei, Zink oder Cadmium sind verwendbar. Um Teile derart bestrichenen Metallpapiers mit einander zu verbinden, besonders um Papp schachteln oder Metallbüchsen, die mit solchem Metallpapier überzogen sind, luftdicht zu verschließen, werden die Verbin dungsstellen auf die entsprechende Temperatur erwärmt, wobei die metallischen Oberflächen weich werden und sich verbinden, sozusagen verschweißen. Dabei ist die metallische Schicht nur 1/1000 Zoll dick. Man könne auf diese Weise sehr leichte luft dicht geschlossene Schachteln oder Büchsen für Nahrungsmittel, Tabak und dergleichen herstellen. Nr. 22/1912 Klebstoff für die Seiten klappen von Brief umschlägen Zur Frage 11826 in Nr. 13. Die Antwort trägt der Angabe des Fragestellers, daß der Leim säurefrei verarbeitet wurde, keine Rechnung und berücksichtigt nicht, daß alle Anilinfarben mehr oder weniger säurefest sind, viele sogar sauer reagieren. Die Reihe saurer Anilinfarben umfaßt fast alle Töne. Schon im Holländer kommt die Anilinfarbe mit sauer reagierender schwefelsaurer Tonerde in Berührung, ohne daß dadurch schädliche Folgen hervorträten. In diesem Falle wird vielmehr fest zustellen sein, ob der Klebstoff, der gewöhnlich zum Leimen der Seitenklappcn gebraucht wird, nicht, wie die meisten Kaltleime, alkalisch reagiert. Anilinfarbe widersteht nach meinem Dafürhalten der schwachen Säure, die saurer Kleister aufweist, viel eher, als dem stellenweise recht hohen Alkaligehalt gewisser Kaltleime. Wenn der Fragesteller von seinem Kaltleimlieferanten nicht absolut neu tralen Klebstoff unter Garantie erhalten kann, empfehle ich ihm, den für die Seitenklappcn benötigten Leim neutral selbst herzu- stellen. Dies haben früher die meisten derartigen Fabriken getan, und einige mögen heute noch bei dem bewährten Verfahren ge blieben sein. Sollte bei dem Steller der Frage 11830 in Nr. 13 nicht der gleiche Umstand bewirkt haben, daß die Anilinfarbe im Papier, welches fast ausnahmslos mehr oder minder Anilinfarben enthält, zertsört wurde, und daher der Druck auf der Klebestelle heller erscheint ? Die zertsörende Wirkung von Alkali auf fast alle Farben, mit Ausnahme der Erdfarben, die aber heute verhältnismäßig wenig ver wendet werden, berücksichtigen die Papierverbraucher viel zu wenig. Selbst die blauen Farben in Teigform werden davon nicht verschont. Die Tapetenfabriken, Bcklebcrcien, Kartonnagen-, Briefumschlag- und viele andere Fabriken tragen diesem Umstand zu wenig Rechnung. Bilden sich im Papier häßliche Flecke, so hatte es Säuren. Hat eine Bekleberei Strohkarton, der nicht genügend vom Kalk oder Alkali befreit wurde, und erhält das aufgeklebte farbige Papier häß liche Flecke, so hatte es überschüssige Säuren. Verwendet der Tapezierer stark alkalihaltige Klebstoffe, die die aufgeklebten Ta peten schon nach einem oder einigen. Tagen einer Landkarte zum Verwechseln ähnlich sehen lassen, kein Zweifel, das äußerst stark mit Anilinfarben gefärbte Papier enthielt Säuren! So könnte man ohne Ende Beispiele anführen In dem zuletzt angeführten Falle ist dem Kalkgehalt der womöglich neu verputzten Wand allerdings auch sorgsame Beachtung zu schenken und sie ist womöglich mit Asphaltpapier zu überziehen. Jedem Fachmanne sollte aber doch klar sein, daß die im Papier womöglich enthaltenen „Säuren“ bei der Herstellung des Papieres schon mit der Farbe lange Zeit sowohl im Papierbrei, wie in dem teilweise entwässerten und bei dem Trocknen so sehr erhitzten Stoffe in unmittelbare Berührung gekommen ist. Warum haben denn die „Säuren" während des ganzen Werdeganges des Papieres ihre zer störende Wirkung nicht ausgeübt ? Es ist Tatsache, daß besonders intensiv gefärbte Papiere stellenweise mit erheblichem Ueberschuß von schwefelsaurer Tonerde gearbeitet werden. Dies geschieht aber doch nur, damit die Farben — besonders satt rote und gelbe Farben — besser im Papier bleiben. Somit wirken Säuren nur vor teilhaft. Essigsäure verwendet der Papierfabrikant zum Lösen der Anilinfarben, Schwefelsäure zum Ausfällen des Harzleimes, stellen weise Chlorkalzium (ein saures Salz) zum Geschmeidigerhalten des Papieres. Somit kommen die Säuren fast alle in vielen Betrieben in mehr oder minder großem Prozentsatz zur Verwendung. Es ist daher doch die natürlichste Schlußfolgerung, daß diese Säuren, sofern sic verderbliche Wirkungen auf die Anilinfarben ausüben sollten, dies schon während der Herstellung und des Lagerns tun, nicht aber erst, nachdem die Papierverarbeitung auch schon fast oder ganz fertiges Material aus demselben Papier herstellte. Unter allen Umständen halte ich dafür, cs ist Sache aller Be teiligten, besonders aber auch eine dankbare Aufgabe der Papier- Zeitung, die großen Leserkreis in der Papierverarbeitung hat, darauf hinzuwirken, daß das Schreckgespenst der „Säuren" soweit das Papier- fach in Frage kommt, verschwindet oder höchstens nur den Platz einnimmt, der ihm zukommt. Was man sich nicht erklären kann Das sicht man sonst für „Säure" an. H. Stöcker. Daß Säuren gefärbtes Papier mitunter schädigen, beweisen die häufigen Klagen über das Violettwerden von Papier, das mit Metanilgelb gefärbt wurde. Schon Spuren von Säure im Kleister oder an der Luft rufen darin diese Verfärbung hervor. Daß aber im Papier selbst fast nie Säure vorhanden ist, wurde in unserem Blatt oft betont. Auch haben wir schon häufig auf die farbenzerstörende Wirkung alkalischer Klebstoffe hinge wiesen. Schriftleitung. P A PI E R - Z E I T U N G