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Nr. 21 PAPIER-ZEITUNG 781 traten 2 Mitglieder der Vereinigung bei, so daß diese jetzt 26 Papier geschäfte in sich vereinigt. Die Vereinigung hat sich auch die Be kämpfung der Schundliteratur zur Aufgabe gemacht, und sie versorgt ihre sämtlichen Mitglieder mit Schreibheften, welche aus tadellosem Papier und genau den Vorschriften der königlichen Regierung ent sprechend einheitlich hergestellt sind. (Liegnitzer Zeitung.) Der Detaillisten-Verband von Rheinland und Westfalen hielt kürzlich seine diesjährige Generalversammlung in Elberfeld ab. Dem Verbände gehören 50 Ortsgruppen mit 3500 selbständigen Kleinhändlern und 400 Einzelmitglieder an. Nach Erledigung der Verbandsangelegenheiten hielt Kaufmann Grünebaum aus Elberfeld einen Vortrag über die Ausbildung der weiblichen Angestellten. Die Versammlung beschloß die Einführung von Pflichtfortbildungsschulen für weibliche Angestellte an Orten, wo dies notwendig erscheint, zu empfehlen. Ferner erachtet der Verband die Errichtung von Vorschulen mit einjährigem Voll unterricht, deren erfolgreicher Besuch von dem Besuche der Pflicht fortbildungsschule befreit, als empfehlenswert. Für kleinere Plätze, wo für eine gesonderte weibliche Fortbildungsschule und Vorschule nicht genügend Schülerinnen vorhanden sind, wird empfohlen, die Mädchen in die Knabenschulen zu schicken oder neue Schulen für beide Geschlechter zu errichten. Sodann wurde auch die von den Handlungsgehilfen angestrebte Erweiterung der Sonntagsruhe erörtert. Gegen diese Erweiterung in Ladengeschäften sprach Kaufmann von Bruch aus Solingen, weil viele Läden auf das Sonntagsgeschäft angewiesen seien. Die Versammlung erklärte einstimmig, daß von vollständiger Sonntags ruhe in den meisten Zweigen des Kleinhandels keine Rede sein könne, selbst wenn diese Frage reichsgesetzlich neu geregelt werden sollte. Die Regierung möge es für die offenen Verkaufsstellen bei den jetzigen richtigen gesetzlichen Bestimmungen über die Beschäfti gungsdauer an Sonn- und Feiertagen im Handelsgewerbe belassen, sonst würden die selbständigen Kaufleute und Gewerbetreibenden ohne Grund in ihrem Erwerb geschädigt. Auch erklärte die Versammlung die Einrichtung einer eigenen Berufsgenossenschaft für den Kleinhandel als unbedingt notwendig. —t. Leipziger Frühjahrsmesse Eine der glänzendsten und erfolgreichsten Messen liegt hinter uns. Mit Befriedigung werden ihrer die meisten Aussteller gedenken, weil sie außergewöhnlich großen Andrang von Käufern namentlich aus dem Auslande brachte. Frankreich, England, der Orient und Amerika stellten die meisten Käufer, — wie auf der Papiermesse, Petersstraße 44, festgestellt werden konnte. Die Aufzählung der Firmen, die ihre Waren auf der Messe vorführten, wäre zum großen Teil eine Wiederholung früherer Mitteilungen. Die wenigen wirk lichen Neuheiten sollen an die Schriftleitung unseres Blattes gesandt und unter „Probenschau" einzeln besprochen werden. Man merkte allgemein das Bestreben, gute Waren anzubieten, und nur für solche hatte das Ausland Wertschätzung. Postkarten und andere Waren aus dem Gebiete der Kunst traten diesmal nicht besonders vor, und hier fanden die wirklich künstlerischen Erzeugnisse besondere Beachtung und lebhaften Absatz. Die Papierausstattung war in bemerkenswerter Weise durch leistungsfähige Fabriken vertreten. Hier überwog die Mittelware in fein ausgestatteten Schachteln. Beliebt waren besonders die gefütterten Umschläge, die jetzt in glatter Klebung hergestellt werden. Die Schreibwaren in den ver schiedensten Formen, wozu auch Ordner und Geschäftsbücher gehören, waren sehr gut vertreten. Die Mannigfaltigkeit der Er zeugnisse war fast verwirrend, da für alle Möglichkeiten Gegen stände für die Schreibstube hergerichtet werden. Die Probenschau unseres Blattes gibt oft Gelegenheit, den Erfindergeist auf diesem Gebiet zu bewundern, und auf der Messe warben alle diese Neu heiten erfolgreich. Papierwaren wie Abortpapier, duftige Kreppapier- Erzeugnisse, geprägte, ausgestanzte Pappwaren, Wandtaschen, Kalenderrücken, Reklame-Ausstatt ungen zeusten durch gut ab gestimmte Farben und gefällige Formen von gebessertem Geschmack. Die Ausländer, besonders die Franzosen, erkannten willig den Fort schritt im deutschen Papier- und Schreibwarenfach an und ge standen zu, daß zu so mäßigen Preisen solche Waren in Frankreich nicht hergestellt werden könnten. Sic bestätigten diese Meinung durch Ausfuhraufträge namentlich für Südamerika, denn Paris beherbergt die meisten für Südamerika in vielen Waren maß gebenden Ausfuhrhäuser. Diese werden, wie viele ähnliche Unter nehmungen, in Antwerpen häufig von Deutschen geleitet, und so leiten zahlreiche Fäden von Deutschland über Paris nach den auf nahmefähigsten und zukunftsreichsten Absatzgebieten. Das Gedränge in der Peters-, Reichs- und Grimmaischen Straße sowie auf dem Neumarkt wirkte störend. Das Privatpublikum will, trotz Mahnung des Magistrats der Stadt Leipzig, nicht erkennen, wie überflüssig und schädigend es hier zur Meßzeit ist. Es bildet auch den Schrecken der Aussteller in den Kaufhäusern. Der Meß witz bezeichnet sie als „Sehleute“ im Gegensatz zu den Kaufleuten. Ob die Umzüge auf den Straßen zweckmäßig sind, kann bezweifelt werden, weil die Reklame-Männer die bunten Reklameblätter sinn los an Frauen und Kinder verteilen. Aermlich gekleidete Frauen und Kinder hielten oft dicke Lagen verschiedenfarbiger Reklame blätter in den Händen. F. M. Geschmacklose Ansichtskarte Reichsgerichts-Entscheidung. Nachdruck verboten Geschmacklos und unästhetisch aber nicht unzüchtig waren nach Ansicht des Landgerichts I in München zwei Ansichtspost karten, über deren Einziehung es am 28. Oktober 1911 zu befinden hatte. Entgegen dem Anträge des Staatsanwalts erkannte es auf Freigabe der „Kunstwerke". Es handelte sich um zwei Postkarten, welche aus drei zusammengelegten Teilen bestehen. Sie enthalten je zwei Bilder, eines auf der Außenseite der zusammengeklappten Karte, eines inwendig. Das äußere Bild zeigt keinerlei Andeutung von geschlechtlichen Dingen, kann aber zu der Vermutung führen, daß das innere Bild etwas „Pikantes" enthalte. Tatsächlich ent täuscht es aber gründlich und darin liegt der Jux. Die Revision des Staatsanwalts wurde am 26. Februar vom Reichsgericht ver worfen. Das Urteil hat einwandfrei festgestellt, daß die Karten das Scham- und Sittlichkeitsgefühl in geschlechtlicher Beziehung nicht verletzen. (1 D 1178/11) Probenschau Gummihalter, DRGM Nr. 149, von F. Soennecken in Bonn. Der zum Radieren von Schreibmaschinenschrift bräuchliche Scheibengummi wurde bisher größerer Festigkeit halber mit Blechscheiben versehen, was aber den bedeutenden Nachteil mit sich brachte, daß der Gummi nur zum Teil ausge nützt werden konnte. Dem ist nun abgeholfen. Die Innenseiten des Halters sind mit feinen Zähnen versehen, die auch das kleinste Stück Gummi festhalten und benutzbar machen. Der Gummi kann infolgedessen bis zum letzten Rest aufgebraucht werden, außerdem ist er gegen Beschmutzen geschützt. Diese neue Ware wird sich den Beifall der Maschinenschreiber erringen. Drucksachen zur Erleichterung des Vertriebes stellt Soennecken gern zur Verfügung. Kompaß-Malkasten von Max Rockenstein in Berlin SW 11, Hallesche Str. 4. Die Firma bringt für den Zeichen- und Mal- Unterricht an höheren Schulen einen Kasten in den Handel, der zur Aufnahme aller Zeichengeräte bestimmt ist. Bild 1 zeigt den geschlossenen Kasten. Er ist 33x21 cm groß und 4 cm hoch, sorgfältig aus Ebenholz gearbeitet und hell poliert; er wird durch zwei Klammern geschlossen gehalten und an einem Messingbügel getragen. In dem Kasten sind in genau passenden Gefachen die sämtlichen Bedarfsgegenstände für das Schul zeichnen untergebracht. Eine Schachtel mit Reißkohle, ein Dutzend Reißnägel, ein Tuschkasten mit 12 Farbstücken und einer Tube nebst Doppelpinsel, vier verschiedene Stücke Zeichen kreide nebst Lederlappen, ein Kästchen mit 12 Pastellkreiden, ein Radier- und ein Knetgummi und Zunderlappen, drei ver schiedene Bleistifte, eine zweiteilige Schmirgelfeile, sowie schließ lich ein Kohle-Anspitzer sind in der unteren Hälfte des Kastens so untergebracht, daß sie nicht durcheinanderfallen können (Bild 2). Die beiden Fächer, die für Radiergummi und Lederlappen bestimmt sind, werden durch an Scharnieren befestigte Deckel geschlossen. Im Deckel des Kastens ist ein Malblock hinter einem Lineal eingeklemmt, und die Verbindung von Deckel und Kasten ist durch zwei kräftige Gelenkscharniere gebildet, welche Oeff- nung des Deckels nur wenig über den rechten Winkel hinaus gestatten. Um in dieser Stellung den Kasten auch als Zeichen ständer benutzen zu können, sind zwei Klötzchen als Stütze für den Zeichenblock angebracht. Bild 3 zeigt diese Anwendung des Kastens. allgemein ge-