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D)APIER=VERARBEITUNG M Buchgewerbe es Verein der Plakatfreunde Einladung zu der am Donnerstag, 14. März, abends 8 Uhr, im Berliner Buchgewerbesaal (Papierhaus, Dessauer Str. 2, vorn 3 Treppen) stattfindenden Sitzung. Vortrag des Herrn Dr. Hans Sachs : Die angewandten graphischen Künste im Dienst der Familie. Mit dem Vortrag ist eine größere Ausstellung aus den Sammlungen des Vortragenden verbunden, und zwar Menü-, Glückwunsch- und Bildpostkarten, Familiennachrichten, Brief papier, Besuchskarten usw., die vom 13. bis 26. März täglich von 10 bis 2 Uhr im obengenannten Saale bei freiem Eintritt zu besichtigen ist. Gäste sind willkommen und bedürfen keiner besonderen Einführung. Der Vorstand Entwicklung der Schrift Vorträge im Deutschen Buchgewerbehause in Leipzig Fortsetzung zu Nr. 18 S. 655 Herr Rudolf von Larisch aus Wien hatte den vierten Vortrag mit dem Thema ,,Der Schreibunterricht und die Entwickelung der künstlerischen Schrift" übernommen. Zu jeder Zeit, so führte* er aus, hat die Schrift ein dekoratives Aussehen gehabt, einmal mehr und ein andermal weniger, am meisten aber dann, wenn sich die Künstler daran betätigten und mit Geschmack und Geschick zur Vollendung beitrugen. Weniger dekorativ sind jene Erzeugnisse, die des Künstlers Hand vermissen lassen. Es fehlt jeder Fortschritt und jedes Leben in den Formen der Buchstaben. Ein deutlicher Beweis dafür ist in den Erzeugnissen der siebziger und achtziger Jahre zu finden, die im direkten Gegensatz zu der Flutwelle der letzten zehn Jahre stehen. Jedes rhythmische Aneinanderreihen der Buchstaben wird hier vermißt, und jetzt findet man es unbegreiflich, wie W’ortbilder entstehen konnten, die ohne jede Ausgleichung dastehen. Niemals ist der Versuch gemacht worden, die Buchstaben in die optische Mitte zu stellen. Erst neuerdings sind wir wieder bemüht, solche Mängel zu beseitigen und die Buchstaben individuell zu gestalten. Wir nehmen uns die ornamentale Schrift zum Vorbild, denn nichts ist leichter’ als diese und nichts einfacher als der Unterricht in der ornamentalen Schrift. Dies haben die Versuche mit den verschiedenartigsten Schülern bestätigt, die nach der ersten Unterrichtsstunde sehr gleichartig aussehende Buchstaben voll brachten, wenn unter den gleichen Verhältnissen und mit den selben Schreibuntensilien gearbeitet wird. Die mannigfaltigen Schreibwerkzeuge werden in drei Gruppen eingeteilt: erstens in solche mit griffelartigen (runden) Enden, zweitens in eckige (zu denen die Federn gehören) und drittens das Schneiden von Buchstaben aus einer Fläche durch Wegnahme einzelner Teile. Beim Unterricht im Schriftschreiben beginnt jeder Schüler mit den Groteskschriften, die in der Hauptsache mit dem Griffel und Quellstift hergestellt werden, und an denen er die Schwierig keiten lösen muß, gute Zusammenstellungen zu finden und korrektes Aneinanderreihen zu studieren. Gleiche Wirkungen können mit der Dauerfeder erzielt werden. Die zweite Art der Schriftwerkzeuge gestattet andere Schriftbilder. Ohne Schwierig keiten lassen sich hierbei breite Federn, breit geschnittene Hölzer, Pappstreifen und ähnliche Gegenstände verwenden, wenn sie eine eckige Form besitzen. Die Geschicklichkeit der Schüler hilft leicht über die Mängel des Handwerkszeugs hinweg und führt zu Unzialschriften, zu solchen mit Minuskeln und Ma juskeln und anderen. Zahlreiche Lichtbilder waren in den Vortrag eingeflochten und zeigten beispielsweise hier, nach welchen Methoden an den heutigen Schulen das Schriftschreiben ge pflegt wird. Wenn hierbei die historische Entwickelung berück sichtigt würde, dann müßte jeder Buchstabe auf Grund zahlreicher Zirkelschläge entstehen. So fließt er frei aus der Feder und kommt doch in seinen Urformen darauf zurück. Unsere jetzigen Schriften weichen wesentlich von den Erzeugnissen der sieb ziger und achtziger Jahre ab, und auch unsere Drucksachen werden vornehmer und einheitlicher ausgestattet. Aber es gab einen harten Kampf, um den Leuten glaubhaft zu machen, daß Druckarbeiten mit einheitlichem Schriftcharakter besser aus sehen als solche, bei denen oft mehr Schriftarten als Textzeilen vertreten waren. Man war sehr von dem Althergebrachten ein genommen und meinte damit Arbeiten, bei denen möglichst verschiedenartige Schriften benutzt wurden, ohne zu bedenken, daß man eigentlich etwas anderes darunter verstehen müsse. Bei den älteren Arbeiten waren solche Schriftmischungen nicht zu finden. Glücklicherweise treten in den folgenden Jahren verschiedene Künstler auf, die neue Wege einschlagen. Sie be nutzen die alten Schriften als Vorbilder und bauen auf diesen Grundlagen ihre Erfolge auf. Obgleich sie anfangs nicht ein wandfrei genannt werden konnten, war diese Stufe doch nötig zur Erzielung unserer heutigen guten Schriften. Durch ein gehendes rhythmisches Studium kamen sie zu kleinen aber wich tigen Aenderungen, die bewußt und willkürlich durchgeführt zur Läuterung der Schriftzeichen wesentlich bei trugen. Wenn auch einzelne Fälle zu geringen Unleserlichkeiten führten, so fällt dies bei der Wichtigkeit der Bestrebungen nicht in die Wag- schale. Sie haben im Laufe der Jahre eine Sammlung von Alpha beten, teils guter, teils absonderlicher Art geschaffen unter Be rücksichtigung der Grundbedingungen einer guten Raumver teilung. Die Formen entstanden durch fortwährendes Weiter ausbauen der ornamentalen Schriftzeichen unter Beifügung eines persönlichen Stils. Ehmcke, Delitzsch, Wyeink, Koch, Sütterlin und andere sind eifrige Künstler auf dem Gebiete der Schrift, eifrig bemüht, das Dekorative der geschriebenen sowie der gedruckten Schrift in den Vordergrund zu stellen. Hierzu gehörte große Ueberwindung der bis dahin bestehenden An sichten über den Wert der Schrift, ein Wiederbesinnen auf die Reiz der künstlerischen Schrift, ein Aufblühen des Kunstwerkes und eine Einführung in die alten guten Vorbilder. Wenn alle diese Bedingungen erfüllt werden, wenn die Einführung des Schriftschreibens in den Schulen die Resultate gebracht hat, die man erwartete, dann können wir getrost in die Zukunft blicken, denn die Zeit liegt nicht mehr fern, daß wir das Aschen brödel, die Schrift, als eine Prinzessin begrüßen, und darum ginge auch er, Redner, aus, dies Evangelium zu predigen. Die große Menge Lichtbilder, die der Vortragende in seine Ausführungen einflechten konnte, veranschaulichen seine Er folge auf dem Gebiete des Schriftschreibens und führten die vielseitige Verwendbarkeit der mannigfaltigen Schreibschrift utensilien vor Augen. Alle Versuche werden mit einfachen •Groteskbuchstaben begonnen, da diese die leichtesten Formen besitzt und alle anderen Schriften ohne Schwierigkeit aus ihnen entwickelt werden können. Sie besitzen die größte Klarheit und geben gleichzeitig genug Anregungen über den Ausbau der Schrift und ihre Anordnung' im Raum. Wenn auf diese Weise Hand und Auge genügend geschult sind, dann finden die anderen Schreibwerkzeuge Verwendung, und der Schüler kann seinem persönlichen Empfinden und seinem Geschmack Rechnung tragen. Lang anhaltender und starker Beifall folgte den Ausfüh rungen des Vortragenden, die bei den zahlreich Erschienenen volles Verständnis gefunden hatten, t. Tapezierer und Tapetenfabrikanten. Der Schwedische Maler meisterverein beauftragte in seiner Jahresversammlung am 27. Fe bruar in Stockholm den Hauptvorstand, von seinen Ortsvereinen Auskünfte über die Tapeten, welche sich als wenig gut erwiesen haben, einzuziehen. Dann soll der Hauptvorstand von den Fabri kanten dieser Tapeten Besserung begehren, sofern sie nicht wünschen, daß die Mängel sämtlichen Mitgliedern des Vereins bekannt ge macht werden, bg.