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726 PAPIER-ZEITUNG , Nr. 20 3. Unter Variierung von Zeit und Druckfaktoren ist die Aus beute an Schleifholz festzustellen und zwar bei Fichte und Kiefer nicht nur für Stamm-, sondern auch für Wipfelholz, für feste und schwammige Hölzer. Ueber den Standort dcr Hölzer, über die Schlag zeit, Lagerungsdauer, über das Verhältnis von Splint zu Kernholz, über Zahl und Weite der Jahresringe sind demgemäß Angaben zu machen. Die unter 2 genannten Untersuchungen sollen sich auch auf die obengenannten Holzarten erstrecken. 4. Die bei der Dämpfung und Kochung entstehenden Laugen und Dämpfe sind auf ihre technische usw. Verwertbarkeit zu prüfen. Es ist also z. B. festzustellen, ob Terpentinöl, Harz, Säme u. a. m. mit wirtschaftlichem Vorteil gewonnen werden kann. 5. Auf Grund der an genügend großem Versuchsmaterial ge wonnenen Erfahrungen sollen Vorschläge zur Verbesserung der bisherigen Dämpf- und Kochveriahren gemacht werden, Vorschläge, die Apparatur und Verfahren in Beziehung zur Ausbeute und Farbe betreffen. Der Geschäftsführer des Vereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker (gez.) Prof. Dr. Carl G. Schwalbe Darmstadt. * * * Bemerkungen über die heute in der Papier- und Pappenindustrie gebräuchlichen Verfahren der Holzdämpfung. Angaben über die Be schaffenheit des zu diesem Zweck zur Verfügung stehenden Holzes. Bei Herstellung eines guten, leicht verkäuflichen Braunholz- papieres oder ebensolcher Braunholzpappe aus reinem braunem Holzschliff kommt es darauf an, einen langfaserigen, in sich kräftigen, zähen Schliff von heller Farbe zur Verfügung zu haben. Zur Ge winnung des Schliffs wird außer Tanne oder Fichte in der Haupt sache die Kiefer aus Durchforstungsschlägen im Alter von 25-—40 Jahren in Stärken von etwa 8—10 cm Durchmesser verwendet. Um ein Verstecken oder Blauwerden des Holzes möglichst zu ver meiden und um die beim Schleifen lästige Rinde sowie den Bast zu entfernen, werden die Knüppelhölzer in der Regel bald nach er folgtem Abtrieb geschält. Die Durchforstungshölzer sind in Qualität sehr verschieden. Es ist als Erfahrungssatz hinzustellen, daß nicht mehr im Wachstum befindliches, abgestorbenes Holz niemals braunen Schliff gleicher Güte hergibt wie der grüngeschlagene, noch im Saft stehende Baum. Um den in der Fabrikation lästigen Gehalt an Harz, Terpentin usw. möglichst zu vermeiden, läßt man das Kiefernholz längere Zeit lagern. Es fragt sich nun, welche Behandlungsweise für das Dämpfen oder Kochen die zweckmäßigste ist, um gleichmäßig guten und hellen Schliff zu erzielen. Es werden verschiedene Verfahren ange wendet. Ein Teil der Schleifereien dämpfen das Holz mehrere (bis zu 10 und mehr) Stunden mit gesättigtem Dampf von etwa 4 Atm. Ueberdruck und schließen das Dämpfen mit Zusatz voll Wasser. Andere kochen das Holz unter Druck in Wasser. Die Dämpf dauer läßt sich durch höheren Druck in dazu geeigneten Dampf- fässem wesentlich, um die Hälfte und mehr, abkürzen. W 1 Man hat die Erfahrung gemacht, daß das Schleifen von sehr lange gedämpftem Holz sich in quantitativer Beziehung günstiger vollzieht als von Holz, das kürzere Zeit gedämpft ist. Man erhält bei langer Dämpfdauer eine sehr lange und weiche Faser, die aber leider den Fehler einer zu dunklen Farbe hat. Kürzeres Dämpfen ergibt den erwünschten hellen Schliff, die Faser wird aber kürzer und härter. Nur so gedämpfte Faser kommt für die heute ange fertigte Verkaufsware in Betracht. Londoner Papiermarkt London, Anfang März 1912 Der Geschäftsverlauf der vergangenen Wocheh hat sich nicht durch besondere Belebtheit ausgezeichnet, und wenn man auf den gesamten Zeitabschnitt seit Anfang des Jahres zurückblickt, so drängt sich die Wahrnehmung auf, daß die geschäftliche Tätigkeit langsam und allmählich abgenommen hat. Der Umsatz im Februar ist hinter dem des Januar zurückgeblieben. Immerhin ist noch kein Grund zum Klagen vorhanden, denn der Geschäftsgang ist gleich mäßig, das heißt, frei von Stockungen gewesen, die so gefährlich für die Marktlage sind. Es kommt ja viel darauf an, welche Art von Vergleich man zieht, und der nächstliegende mit der Geschäfts- fülle am Ende des letzten Jahres fällt allerdings zu Ungunsten der gegenwärtigen Geschäftslage aus. Man wird so gern und so leicht verwöhnt, und unwillkürlich werden dann die Erwartungen zu hoch geschraubt. Der Fehlbetrag an Aufträgen läßt sich hauptsächlich mit dem verringerten' Bedarf der Druckanstalten begründen. In diesem Gewerbe wird nämlich über Mangel an Beschäftigung geklagt. Druckereien mit großem Personal haben sich infolgedessen ge nötigt gesehen, die Arbeitszeiten so zu beschränken, daß dreiviertel und sogar nur halbe Arbeitstage angesetzt werden. Dies ist kein gutes Zeichen für den Handel, indessen mag bei der herrschenden Unruhe im Arbeiterstand selbst dieser Umstand wohltätigen Einfluß ausüben, indem dadurch weniger Ermutigung zu Ausständen geboten wird. In der Tat stehen wir wieder inmitten einer großen Arbeiter bewegung, die ernsteste Folgen nach sich zieht. Der befürchtete Aus stand in den Kohlenbergwerken hat sich verwirklicht, nachdem auch die mit Hülfe der Regierung unternommenen Versuche zur gütlichen Einigung gescheitert sind. Ein längeres Einstellen der Arbeit würde der ganzen Industrie des Landes einen Schlag ver setzen, der gleichbedeutend mit einem nationalen Unglück ersten Ranges wäre, und es ist kein anderer Ausweg ersichtlich, als daß durch sofortige Gesetzgebung das Verhältnis zwischen Geschäfts herren und Leuten geregelt wird. Auf anderen Gebieten ist die geschäftliche Tätigkeit im Papier handel verhältnismäßig gut. Der Bedarf in Pack- und Einwickel papieren ist lebhaft, und nach den oft erwähnten langen Verzögerun rungen in den Lieferungen ist jetzt neue Zufuhr teilweise reichlich eingetroffen, sodaß die notwendigen Vorräte zur Stelle sind und guter Gebrauch davon gemacht werden kann. Leider aber wird der Nutzen an diesem Geschäft immer geringer. Diese Papiere ge hören zu den Sorten, die man als Stapelartikel bezeichnen möchte, weil sie beständigen Absatz haben. Sie werden von allen Groß handlungen geführt, außerdem halten viele Vertreterfirmen und Einfuhrhändler große Läger an den Werften, sodaß der Wettbewerb ungemein vielseitig und infolgedessen verschärft worden ist. Es scheint fast übersehen zu werden, die Kosten für Lagerung und Miete sowie die Zinsen auf das verauslagte Kapital in Berücksichtigung zu nehmen, denn man kann sich sonst kaum erklären, daß hier der artig niedrige Preise für sofort lieferbare Ware an der Tagesordnung sind, die den Reinverdienst geradezu auf Null bringen müssen. Auch im Ausfuhrgeschäft haben zahlreiche und bedeutende Aufträge vorgelegen. Kunstdruckpapier englischer Herkunft ge winnt offenbar sehr an Beliebtheit, und die Ausfuhr dieser Sorte ist zu einem bedeutenden Geschäft geworden. Die Papiere haben die Eigenart des englischen Fabrikats, nämlich Weichheit mit dem Vorzug bester Druckfähigkeit. Auch im Preis sind die einheimischen Fabriken so leistungsfähig geworden, daß sie den Wettbewerb der Fabriken des Festlandes ohne Schwierigkeiten bestehen können. Der gegenwärtige Preis für echt Kunstdruckpapier lautet 2% p. das Pfund englisch weniger 5 v. H. Es gibt daneben bessere Sorten zu 25/8 und 2% p. Die Fabriken dieser Papiere sind so stark be schäftigt, daß es schwer hält, sie für neue Geschäfte zu gewinnen, obendrein muß man auf ungewöhnlich lange Lieferfristen gefaßt sein. Nachgeahmtes oder sog. ,,Natur“-Kunstdruckpapier ist gleich falls stark begehrt, und die hiesigen Fabriken zeigen auch hierin ihre Leistungsfähigkeit durch Erzeugung guter Sorten zu günstigen Preisen. Holzfreies Papier dieser Sorte wird zu 21/ p. das Pfund weniger 5 v. H. angeboten. Die Ausfuhrhäuser geben dem ein heimischen Fabrikat bereitwillig den Vorzug schon allein deshalb, weil britisches Erzeugnis in mehreren englischen Kolonien einen Vorzugszoll genießt. In der Preislage der auswärtigen Papiere ist keine nennens werte Aenderung eingetreten. Der gegenwärtige Stand ist fest und das Angebot nicht überstark. Es verlautet, daß einige nordische Fabriken größere Abschlüsse nach Rußland gemacht haben; dies hat zur Folge gehabt, daß deren Preisanstellungen wenigstens vor läufig von dem englischen Markt zurückgezogen worden sind. A Kartell für holzfreie Papiere! Schon längst hat die Oeffentlichkeit sich damit abgefunden, daß Syndikate und Kartelle bis in die kleinsten Erfordernisse eines Privathaushaltes einwirken, und wenn auch noch manche Vorein genommenheit ihnen gegenüber obwaltet, so ist doch schon mancher Kritiker unmerklich aus einem Saulus ein Paulus geworden, und in der Literatur haben die Kartelle immer mehr sachliche Würdi gung gefunden. Jedenfalls ist ihre wirtschaftliche Ersprießlichkeit nicht nur von wissenschaftlicher Seite immer mehr anerkannt worden, sondern auch staatlicherseits hat man sich ihnen — und gerade noch in neuester Zeit — immer mehr zugewendet. Die Geburtstage dieser Vereinigungen fallen meist in die Zeiten, wo eine Industrie in schmerzlichen Zuckungen am Boden lag, wo Ueberangebot der Aufnahmefähigkeit des Marktes und Ueber: erzeugung der Nachfrage vorausgeeilt waren, wo der Unterschied zwischen Herstellungskosten und Verkaufspreisen durch befehden den Wettbewerb und gegenseitige planlose Unterangebote aufs äußerste zusammengeschrumpft war. Dann fanden sich die leitenden Männer der Industrieunternehmungen zusammen, um durch Einig-