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s AP I ER=VER ARB EITUNG B Buchgewerbe^ Berliner Typographische Gesellschaft Ständige Adresse: Berliner Buchgewerbesaal, Berlin SIV 11 Dessauer Straße 2 III Vorsitzender: G. Könitzer, Steglitz, Kassierer: C. Rinck, Schöneberg Arndtstr. 35 Bahnstr. 43 III Postscheck-Konto Nr. 11706 Wir benachrichtigen die verehrlichen Mitglieder davon, daß in Zossen eine größere Drucksachen-Ausstellung veranstaltet worden ist, zu deren Besuch unsere Oesellschaft vom Veranstalter, dem Maschinenmeister-Verein, eingeladen wurde. Mitgliedern, die dem Folge leisten wollen, bietet sich zugleich Gelegenheit, den Großbetrieb der dortigen Berliner Buch- und Kunstdruckerei G. m. b. H. zu besichtigen. Die Teilnehmer an der Exkursion benutzen am Sonntag, 10. März den vormittags 9,38 Uhr’vom Potsdamer Ringbahnhof (Vorort bahnsteig) abfahrenden Vorortzug. (Fahrpreis 70 Pf.) Wir bitten um rege Beteiligung. * * * Gleichzeitig wollen die Mitglieder davon Vormerkung nehmen, daß die Exlibris-Ausstellungen des Herrn Dr. Brendicke und des Herrn Kunstdruckereibesitzers S. Malz noch bis 9. März im Buchgewerbesaal zur Schau stehen und täglich von 11 bis 2 Uhr besichtigt werden können. Der nächste Vortragsabend ist am Dienstag, 12. März-, die Tagesordnung wird in nächster Ausgabe der Papier-Zeitung bekannt gemacht. Für Sonnabend, 16. März, ist ein Geselliger Abend (Eisbein essen) für Mitglieder vorgesehen. Eine besondere Einladung ergeht noch an die Mitglieder, doch sind Anmeldungen schon jetzt willkommen. Mit kollegialischem Gruß! Der Vorstand * * * Die Sitzung am 27. Februar war von 83 Mitgliedern und zwölf Gästen besucht. Im Buchgewerbesaal waren ausgestellt etwa 600 Exlibris aus den Sammlungen der Herren Dr. Brendicke und Stein druckereibesitzer Malz, sowie die Arbeiten eines Wettbewerbs der Leipziger Typographischen Vereinigung. An Eingängen waren zu verzeichnen ein Dankschreiben des Herrn Josef Klein für die ihm seitens der Gesellschaft aus Anlaß seines Geschäftsjubelfestes erwiesene Aufmerksamkeit; von der Firma Rockstroh & Schneidei' Nr. 1 der Viktoriahefte; von der Schriftgießerei D. Stempel A.-G. in Frankfurt a. M. ein reich haltiges Probenheft mit Neuheiten; vom Oesterreichischen Faktoren- verein in Wien eine Einladung zu der am 7. April 19.12 stattfinden den 10 jährigen Gründungsfeier. Als neue Mitglieder wurden bekanntgegeben die Herren Paul Röscher, Schriftsetzer, NW 6, Albrechtstr. 23, Anton Schumacher, Propagandist, NO 43, Georgenkirchstr. 30, und Ernst Semmler, Buchdruckfachmann im Betriebe der Siemens-Schuckertwerke, W 30, Hohenstaufenstr. 64. Zur Mitgliedschaft angemeldet wurde Herr Wilhelm Zimpel, Akzidenzsetzer bei August Scherl, Char lottenburg, Knobelsdorffstr. 46/47. Hierauf berichtete Herr Hans Altmayer über - Wettbewerbsarbeiten von Neujahrskarten der Typographischen Ver einigung] Leipzig. Der Wettbewerb umfaßt, so führte der Redner aus, haupt sächlich gezeichnete Arbeiten; es sei also der herrschenden Mode, die gezeichnete Schriften bevorzuge, ein Zugeständnis gemacht worden. Wenn man das Bestreben, die Akzidenzsetzer zum Schrift schreiben anzuleiten, auch als zeitgemäß und zweckmäßig an erkennen müsse, weil es zum Verständnis des Schriftwesens und der modernen Künstlerschriften beitrage, so werde es sich doch aus praktischen Gründen empfehlen, nicht geschriebene und ge setzte Arbeiten bei einem Wettbewerb* zuzulassen, weil die rein typographischen bei der Bewertung dann leicht unterschätzt würden. Dies beweise die Tatsache, daß bei dem vorliegenden Wett bewerb nur geschriebene Arbeiten preisgekrönt wurden. Auf die einzelnen Arbeiten und die Neujahrskarten überhaupt näher ein zugehen, erübrige sich, nachdem bereits in der vorigen Sitzung dieses Thema eingehend behandelt worden sei. Sodann hielt Herr Dr. Brendicke* den Vortrag über Exlibris, ihre Geschichte, Hersteller und Sammler. Der Redner erinnerte daran, daß er das gleiche Thema vor etwa 10 Jahren einmal in der Typographischen Gesellschaft behandelt habe. Seitdem aber habe sich vieles geändert; damals seien auch die Besitzer wertvoller Exlibris noch freigebig gewesen, und man habe auch einfachere Stücke gegen wertvolle ein tauschen können. Heute dürfe man niemandem mehr etwa einen Klischee-Abzug gegen eine Radierung anbieten. Vielfach seien die besseren Arbeiten Handelsartikel für Sammler geworden, und der eigentliche Zweck der Exlibris, das Einkleben in die Bücher, sei in den Hintergrund getreten, denn Blätter, die 8 bis 12M. Wert haben, klebe man nicht mehr in die Bücher; man sammle sie eben wie andere graphische Arbeiten. Auch der Exlibris-Verein habe in diesem Sinne seinen Namen geändert und trage jetzt die Bezeichnung „Verein für Buch kunst und angewandte Graphik“. Das Fremdwort „Exlibris“ (auf deutsch „Aus den Büchern") habe man in verschiedener Weise zu verdeutschen gesucht durch „Bibliothekzeichen“, „Bücherei zeichen“, „Bucheignerzeichen"; das erstere enthalte wieder ein Fremd wort, und das letztere sei ein zu allgemeiner Einführung ungeeignetes Wort. Das „Büchereizeichen“ dürfe man aber nicht verwechseln mit dem „Lese- oder Buchzeichen", das zum Auffinden einer be stimmten Stelle des Buches diene. Das Exlibris müsse vor allem deutlich sein; der Name des Eigners dürfe nicht verschnörkelt oder derart in einer Zeichnung versteckt sein, daß er schwer zu entziffern sei. Das Recht, sich ein Wappen dazu zeichnen zu lassen, stehe jedem zu, indessen müsse man darauf achten, daß die Zeichnung nicht mit einer bereits vorhandenen zu verwechseln sei, an der ein anderer Eigentumsrecht besitze. Ein Monogramm statt des Namens aufzunehmen, sei verfehlt. Die ältesten Exlibris seien keineswegs bei den alten Adelsgeschlechtern zu finden, sondern in den Klöstern, die ja überhaupt die Pflegstätten der Literatur gewesen seien. Die ersten bekannten Bücherzeichen stammten aus dem Jahre 1465; bei den in alten Büchern enthaltenen Zeichen dürfe man aber die Exlibris nicht mit den Donatorenzeichen verwechseln, das seien Eintragungen, die solche Personen, die Bücher verschenkten, darin anbrachten. In früherer Zeit habe man in den von Antiquaren und Straßenhändlern gekauften alten Büchern häufig wertvolle Büchereizeichen vorgefunden, heute aber würden diese Zeichen ihres Handelswertes wegen schon von den Bücherhändlern entfernt. Die umfangreichste Sammlung sei die des Grafen Westerburg- Leiningen, der auch ein Buch über das Exlibriswesen veröffentlicht habe, sie umfasse etwa 24 000 Exemplare; ein anderer eifriger Sammler und Förderer sei der Geheime Rechnungsrat Warnecke, der Begründer des Exlibrisvereins, gewesen, den er drei Jahre bis zu seinem Tode geleitet habe. Auch die Lipperheidesche Sammlung sei sehr reichhaltig. Lipperheide habe für seine Bücherei Exlibris in vier verschiedenen Größen herstellen lassen, entsprechend dem Format der Bücher; für den allgemeinen Gebrauch seien große Formate nicht geeignet. Aus den ersten sieben Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts seien nur wenige Exlibris vorhanden, zu jener Zeit habe man das Eigentumszeichen meist handschriftlich an gebracht. Zur Zeit der großen Meister der Renaissance sei der Holz schnitt viel verwendet worden, und Gubitz, J. J. Weber und Bong hätten ihn später wieder eingeführt. Chodowieckische Exlibris seien gesucht, obgleich jetzt nur von den alten Platten neue Abzüge hergestellt würden. Die wertvollsten seien die Radierungen, be sonders solche von Bastanier, Stahlstiche seien weniger gesucht, weil hier von einer Platte bis zu 20000 Exemplaren hergestellt werden können. Von den Künstlern der Neuzeit seien Barlösius, Döplerd. J., Otto Eckmann, Heroux, Hildebrandt, Georg Otto, Stassen, Joseph Sattler, Alois Kolb auf diesem Gebiete besonders tätig gewesen. Redner ging dann näher auf die Ausstellung ein, die u. a. Exlibris des Kaisers, der Kaiserin, Friedrich Wilhelm III., des Herzogs Albrecht zu Mecklenburg, des Fürsten Bismarck, des Magistrats der Stadt Berlin, der Reichsdruckerei, zumeist in einer größeren Zahl verschiedenartiger Ausführung enthält. Auch die oben genannten Künstler sind mit einer Anzahl von Exemplaren vertreten. Schließlich machte der Vortragende noch auf die sogenannten Supralibros, das sind in den Einbanddeckel eingeprägte Eigentumszeichen aufmerksam und schloß seine mit Humor gewürzten Ausführungen mit einem Hinweis darauf, daß typographisch hergestellte Exlibris zwar selten seien, weil sie als Tauschartikel nicht hoch bewertet würden, daß aber doch ein preußischer Prinz und zwar Prinz Adalbert ein typo graphisch hergestelltes Büchereizeichen besitze. Der Vortragende erntete lebhaften Beifall, und der Vorsitzende sprach ihm den Dank der Versammlung aus.