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646 PAPER-ZETUNG Nr. 18 mag bei ordinärem, holzhaltigem, schwerem Karton zutreffen, aber bei gutem holzfreiem Elfenbeinkarton, auch bei leichteren Sorten sogar bei lediglich aus Zellstoff und Abfällen hergestelltem gelblichem Postkartenkarton ist dies ausgeschlossen. Die Anforderungen, welche an einen guten Elfenbeinkarton betreffs Durchsicht, Aufsicht und Satinage gestellt werden, lassen sich ohne Feuchtung nicht erreichen, selbst matt satinierter oder einseitig rauher Karton erfordert dieselbe Behandlung. Es heißt übrigens in Nr. 98 von 1911 S. 3562 nicht, der erste und zweite Trockenzylinder sollen nur handwarm sein, sondern der erste Trockenzylinder soll nur handwarm Sein, der zweite dagegen nur soviel angeheizt werden, daß er wegen der feuchten Papier bahn nicht rostet. Durch das „nur handwarm machen“ des ersten Zylinders soll innigere Verbindung des Kleisters mit der Papierbahn ermöglicht werden. Hierbei muß, da die Papierbahn noch ganz feucht ist, dem Rosten des eisernen Mantels vorgebeugt werden, auch um Aus schuß zu vermeiden, was nur durch einen Kupfermantel erreich bar war. Aus dem Angeführten folgt nicht die Wertlosigkeit der beiden ersten Trockenzylinder an einer Klebmaschine für guten Elfenbein karton. Betreffs der Zweizylindermaschine verweise ich ebenfalls auf meine Ausführungen, wonach sich eine solche zur Herstellung von Elfenbeinkarton nicht eignet. W. Rohpflanzen für Papier in Brasilien Das österr.-ungar. Generalkonsulat in Rio de Janeiro berichtet: „Während die europäische und die nordamerikanische Papier industrie an empfindlichem Mangel an Rohstoff zu leiden beginnen, fehlt in Brasilien, das sein unermeßlicher Reichtum an Rohmaterial für diese Industrie geradezu prädestiniert, merkwürdigerweise das unternehmungslustige Kapital zur Gründung und Förderung der selben; und doch zeigt ein Blick auf die Statistik, daß ausländische Kapitalien in diesem Zweige der Industrie in Brasilien nur mit ganz bedeutendem Vorteil angelegt werden könnten. Der Wert der Papiereinfuhr in Brasilien beträgt rund 22 Millionen Kronen, und dabei zahlt z. B. satiniertes Packpapier an Einfuhrzoll 233 Prozent seines Wertes, andere Sorten 150—160 Prozent. Den Rohstoff liefern in Brasilien im Gegensatz zu Europa und Amerika nicht die Waldungen, die hier nach dem Urteil von Sach verständigen nur ein sehr mittelmäßiges Material abgeben, sondern die unermeßlichen Steppen, die große Teile des Landes bedecken und beinahe ausschließlich mit Pflanzen bedeckt sind, die ihr be deutender Gehalt an Zellulose zu Rohmaterialien für die Papier industrie stempelt. So bedecken Hydichium coronarium, deren Faser 48 v. H. und pri-pri 20 v. H. reine Zellulose enthält, Hunderte von Quadrat kilometern in Mittelbrasilien, in den sumpfigen Gegenden gedeiht besonders die Taboa, ebenfalls sehr reich an Zellulose, in sandigen Landstrichen die Gravatä. Außerdem wären noch viele Arten von Bambus, Bananen und Bromelien zu erwähnen, die sich in hervorragendem Maße zur Zellu losefabrikation eignen. Gegenwärtig existieren in Brasilien erst etwa 10 Papier- und Papiermassefabriken, die sämtlich mit sehr gutem Gewinn arbeiten, und daher erscheint die Annahme, daß diesem Fach im Interesse der Steigerung des Geschäftsverkehrs zwischen der Monarchie und Brasilien unsererseits die Aufmerksamkeit zugewendet werden sollte, sehr begründet“. 4 Das Generalkonsulat erwähnt nicht, daß sich die 22 Millionen für eingeführtes Papier und Papierwaren auf die verschiedensten Papiersorten verteilen, und daß der brasilische Bedarf nicht hinreichen würde, Fabriken für jede dieser Sorten zu beschäftigen. Auch sind die Schwierigkeiten zu bedenken, mit welchen Papier fabriken in dünn bevölkerten, industriearmen Gegenden zu kämpfen" haben. Die Beachtung ähnlicher Bedenken hatte zur Folge, daß in Britisch-Südafrika mit jährlich 40 Millionen Mark Papier-Einfuhr bisher keine Papierfabrik gebaut wurde. Schriftleitung. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Zum Mitglieder-Verzeichnis Siehe Nr. 14 S. 489 Als Mitglied hat sich gemeldet: Herr Julius Caesar in Krebsöge, Rhld. Herr Dipl.-Ing. Robert Naville, bisher in Benrath a. Rh., wohnt jetzt in Cham, Kanton Zug, Schweiz. Mitgliederzahl: 379. Verein Deutscher Pappenfabrikanten, E. V. Auszug aus dem Protokoll über die Sitzung des Vorstandes am Mittwoch, 24. Januar 1912, Vormittags lOUhr, in Berlin, Savoy-Hotel Auf der Tagesordnung stehen folgende Punkte: 1. Bericht über die Zahl der bisher beigetretenen Mitglieder. 2. Feststellung eines Arbeitsprogramms. 3. Einsetzung von Ausschüssen a) für Handelspolitik, b) für Frachtentarifierung, c) für Lieferungsbedingungen. 4. Diskussion über Bildung von Fachausschüssen über die verschiedenen Pappensorten. 5. Aufnahme der Werbetätigkeit. 6. Geschäftliche Mitteilungen. Zunächst wird mitgeteilt, daß der Verein bereits jetzt 101 Mit glieder hat. Unter diesen befinden sich die maßgebendsten Firmen und es ist anzunehmen, daß bei weiterer energischer Werbetätigkeit auch die in Betracht kommenden außenstehenden Firmen für den Verein gewonnen werden können. Zu den Punkten 2 und 3 der Tagesordnung führt der Geschäfts führer Herr Dr. Kubatz aus, daß die Frage der Handelspolitik die wichtigste Angelegenheit für den Verein ist. Mit den Verhandlungen über die Erneuerung der Handelsverträge wird voraussichtlich ziemlich früh begonnen werden. Herr Dr. Kubatz hält es für vor teilhaft, wenn in der Handelspolitik der bisherige Grundsatz der ausschließlichen Meistbegünstigung verlassen und die Reziprozität an seine Stelle gesetzt wird, wonach Gegenleistungen nur für die Ein räumung eines Zugeständnisses seitens eines anderen Staates von deutscher Seite gewährt werden sollen. Insbesondere darf also nur dann eine Herabminderung der Einfuhrzölle für Pappensorten nach Deutschland erfolgen, wenn der Ausfuhrzoll in das andere Land niedrig gestellt wird. Inwieweit hierbei zwischen den einzelnen Pappen sorten Unterschiede zu machen sind, läßt sich allgemein nicht sagen; das muß sehr genau festgestellt werden, und deswegen ist die Bildung eines Ausschusses für Handelspolitik unbedingt empfehlenswert. Es kann aber kein Zweifel obwalten, daß der Verein Deutscher Pappenfabrikanten allein nicht genügend Erfolge erreichen kann und sich an eine große Organisation anschließen muß. Mit Aus nahme des Vereins der Holzstoffabrikanten, der dem Bund der Indu striellen angehört, sind sämtliche Vereine unseres Faches dem Zentral verband Deutscher Industrieller angeschlossen. Das Prinzip dieses Zentralverbandes ist der Schutz der nationalen Arbeit; er tritt für weitgehendste- Sicherung der deutschen Industrien durch Schutz zölle ein. Die Ansicht, daß er nur die schwere Industrie vertritt, ist unzutreffend; allerdings müssen die Ansichten der anderen In dustriezweige ebenfalls zur Geltung gebracht werden. Herr Dr, Ku batz, der dem Zentralverband bereits als Delegierter des Vereins zur Wahrung der Interessen der Asphaltindustrie angehört, empfiehlt dringend, dem Centralverband Deutscher Industrieller mit einem Jahresbeitrag von 100 M. beizutreten, um ebenfalls einen besonderen Delegierten stellen zu können. In eingehender Aussprache schließt sich.der Vorstand dieser Ansicht an und beschließt einstimmig, dem Centralverband Deütscher Industrieller mit einem Jahresbeitrag von 100 M. beizutreten und Herrn Dr. Kubatz zum. Delegierten zu bestimmen. Der sofortige Eintritt schien deshalb zweckmäßig, weil der Beitrag für das laufende Kalenderjahr ohne Rückicht auf den Tag des Eintritts bezahlt werden muß. Die Vereinbarung von?L Lieferungsbedingungen und die Bear beitung von Fragen der Frachtentarifierung, die Herr Dr. Kubatz ebenfalls anregt, erschienen dem Vorstand nicht dringlich. Be züglich der Frachtentarifierung wurde darauf hingewiesen, daß nicht alle Firmen unbedingt für Ermäßigung der Frachtsätze eintreten möchten, wenigstens im Inlande nicht. Dagegen werden zweifellos alle Firmen die Einsetzung niedrigerer Ausfuhrtarife begrüßen. Hin sichtlich der Lieferungsbedingungen vertritt insbesonders auch Herr Lehmann den Standpunkt, daß selbst wenn solche vom Verein festgelegten Lieferungs- bzw. Verkaufsbedingungen nicht durchweg gehalten werden, sie doch eine Besserung der jetzigen Lage herbei führen könnten, da jetzt sehr oft ohne Grund ungünstige Verkaufs bedingungen angenommen würden. Besondere Ausschüsse werden für die Angelegenheiten der Lieferungsbedingungen und Frachtentarifierung nicht eingesetzt; der Vorsitzende will in Verbindung mit dem Geschäftsführer die Angelegenheiten verfolgen und geeignetenfalls dem Vorstand Vor schläge machen. Für die Handelspolitik wird ein Ausschuß, bestehend aus den Herren Lehmann, Buchholtz und Dr. Kubatz, eingesetzt. Zwecks Fühlungnahme mit dem Verein Deutscher Papier fabrikanten hat Herr Dr. Kubatz mit dem Generalsekretär des Vereins, Herrn Ditges gesprochen. Es scheint zweckmäßig, ein freundschaftliches Verhältnis mit dem genannten Verein herbeizu führen und insbesondere seine Erzeugungsstatistik zu unterstützen. Herr Lehmann weist mit Recht darauf hin, daß der vom Verein Deut scher Papierfabrikanten herausgegebene Fragebogen für die Pappen industrie nicht genügend spezifiziert ist. So müssen von den ein zelnen Pappensorten die Zahlen festgestellt werden für: Arbeits kräfte, Löhne und Gehälter, Größe der Erzeugung, benötigter Roh stoff, Absatz im Inland und im Ausland, Feuerversicherungswesen.