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36 PAPIER- ZEITUNG Nr. 2 filtriert, dampft wieder ein, nimmt auf mit wenig heißem Essig säureanhydrid und läßt erkalten. War Paraffin in dem Papier vor handen, so scheidet es sich jetzt aus. Das Ausgeschiedene kann man dann eventuell chemisch und physikalisch noch weiter prüfen. Dies der analytische Nachweis; man wird aber vielleicht in den meisten Fällen mit einem weit einfacheren Versuch auskommen, indem man feststellt, ob das Papier durch die Behandlung mit Aether seinen Glanz und seine Transparenz verliert. Pergamyn- papiere verändern sich hierbei nicht; nach wie vor zeigen sie ihr charakteristisches Aeußeres. Papiere aber, denen die genannten Eigenschaften durch Behandeln mit Paraffin verliehen wurden, verlieren Glanz und Durchsicht bei der Aetherbehandlung und zeigen ihr ursprüngliches Aussehen wieder. Sieht also ein mit Aether behandeltes Pergamynpapier aus wie das ursprüngliche Material, so kann es nicht mit Paraffin glänzend und durchsichtig gemacht worden sein. 2. Erkennungsmerkmale für echtes Pergamentpapier a) Man kocht ein handgroßes Stück des zu untersuchenden Papiers tüchtig in verdünnter (2 — 3 v. H.) Natronlauge und rührt hierbei kräftig um. • Nicht pergamentiertes Papier zerfällt und liefert einen mehr oder weniger feinen Faserbrei; echtes Pergamentpapier behält seine Form, gibt keine Fasern ab und kann aus der Lauge so wieder heraus genommen werden wie es hineingclcgt wurde. b) Noch einfacher und schneller kann man die Entscheidung mit Hülfe der „Kauprobe" fällen. Ein kleines Stück des Papiers kaut man tüchtig durch; nicht pergamentiertes Papier kann man zu einem Faserklumpen zerkauen, der sich leicht zerflücken läßt; Per gamentpapiere lassen sich nicht so zerkauen. Wer diesen Kauversuch einigemale mit Pergamentpapier und nicht pergamentierten Papieren durchgeführt hat, wird später bei der Prüfung von Papier nicht mehr im Zweifel sein, ob er es mit pergamentiertem oder nicht pergamentiertem Material zu tun hat. (Mitteilungen aus dem Kgl. Materialprüfungsamt zu Groß-Lichter felde-West. Jg. 1911, 7. u. 8. Heft.) Papier-Erzeugung in Nordböhmen Eigenbericht Ich brachte jetzt zwei Monate in einer Zellstoff- und Papier fabrik in Böhmen zu und hatte Gelegenheit, die Verhältnisse dieser Gegend kennen zu lernen. Die Fabrik, welche in bezug auf Bahn- und Wasserfracht sehr günstig gelegen ist, erzeugt Sulfitzellstoff und Zcllstoffpapiere für Packzwecke. Die größte Schwierigkeit, mit der man hier zu kämpfen hat, ist der fortwährende Arbeiter-Wechsel. Trotz guter Bezahlung ist es schwierig, sich einen Stamm von eingearbeiteten Leuten heran- zuziehen. Die Ursache davon ist, daß in dem sogenannten böhmi schen Industriegebiet, das ist die Gegend von Bodenbach bis Aussig, Teplitz, Dux, Brüx, eine Fabrik neben der andern liegt. Es gibt darunter Betriebe aller Art, Spinnereien, Webereien, Farbenfabriken, Kohlenbergwerke, Zucker- und Papierfabriken, sodaß der Arbeiter ohne viel Ueberiegen seine Arbeitsstätte verläßt, wenn er weiß, daß er in der benachbarten Fabrik einige Kronen mehr Lohn erhält. Dies erschwert natürlich das Arbeiten ungemein und führt oft zu Schwierigkeiten in der Bedienung der Maschinen. Ich unternahm einige Reisen in das Innere Böhmens, um mit den Forstämtern wegen des Kaufs von Zellstoffholz zu verhandeln. Im Jahre 1911 schwankten die Preise für geschältes Holz.von 1 oder 2 Meter Länge von 8 cm Zopfstärkc aufwärts zwischen 13 und 13 1 Kronen für den Raummeter frei Fabrik. Für 1912 aber wurden von allen Seiten höhere Preise verlangt und Angebote von 13 Kr. 80 h bis 14 Kronen für den Rm. nicht angenommen, da dieser Preis seitens einer sächsischen, am Wasser sehr günstig gelegenen Fabrik überboten wurde. Auch die Prager, Brünner und Pilsener Holzhändler gehen nächstjährige Schlüsse nicht unter 141, Kr. f. d. Rm. frei Fabrik ein und halten an diesen Preisen so fest, daß nicht einmal ein Nachgeben von 10 Hellern auf den Rm. zu erreichen ist. Den meisten Fabriken bleibt infolgedessen nichts anderes übrig, als wenigstens einen Teil ihres nächstjährigen Bedarfes zu diesen ungemein hohen, seit Jahren nicht dagewesenen Preisen zu decken. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürften aber im Laufe des nächsten Jahres die Preise nachlassen, wofür jetzt schon begründete An zeichen vorhanden sind. E” Die Trockenheit des verflossenen Jahres hat auch hier ihre Spuren zurückgelassen. Eine große Anzahl Holzschleifereien kamen teilweise, einige sogar ganz außer Betrieb und mußten monatelang wegen Wassermangels stillstehen. Ich besuchte Mitte November eine winzige Holzschleiferei im sächsich -böhmischen Erzgebirge, welche für eine Erzeugung von 4 — 6 Doppelladungen nassen Schliffs im Monat eingerichtet ist, und konnte mich an Ort und .Stelle davon überzeugen, daß sogar in den Gebirgstälern, welche sonst immer über fließendes Wasser verfügen, die Wasserkräfte sehr stark zurückgegangen sind. Die erwähnte Schleiferei hat in den Sommer-Monaten statt 4 Doppel ladungen nur mit größter Anstrengung eine fertig stellen können. Als dann im Oktober im Gebirge Schneefall cintrat, waren die Leute überglücklich Schneewasser zu erhalten, um etwas flotter arbeiten zu können; doch auch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch, da fast gleichzeitig Frostwetter eintrat, so daß sich der Wasserstand nicht um einen Zentimeter änderte. Bei meiner Anwesenheit konnte ich sehen, daß sich die Leute bemühten, mit dem wenigen vorhandenen Wasser mit zwei Pressen zu schleifen. Auf der Abpreßmaschinc mit 150 cm breiter Format walze lief der Stoff 50 cm breit, was einer Erzeugung von etwa 150 kg nassen Stoffs in 24 Stunden gleichkam. Einer benachbarten, wesentlich größeren Schleiferei erging es nicht viel besser, auch sic konnte seit Anfang November wegen Wassermangels den Betrieb noch nicht aufnehmen. Unter diesen Verhältnissen stiegen die Preise für Schliff rasch, und man hat für Holzpappen 16 M. die 100 kg bezahlt., was seit Jahren nicht dagewesen ist. Aeußerst ungünstig gestaltete sich in diesem Jahre der Wasser verkehr auf der Elbe, weshalb viele Fabriken gezwungen waren, ihre Rohstoffe statt zu Wasser mit der Bahn hereinzunehmen, was mit erheblicher Mehrfracht verbunden war. So hatte eine nord- böhmische Zellstoffabrik eine Ladung von 400 Tonnen spanischen Schwefelkieses unterwegs, welche in Hamburg auf der Elbe nicht verladen werden konnte, weil infolge des niedrigen Wasserstandes kein Schiffer die Gewähr dafür übernehmen wollte, daß die Ladung vor dem Eintreten von Frostwetter ihren Bestimmungsort erreicht. Diese 400 Tonnen Kies gingen infolgedessen mit der Bahn, und dadurch entstanden rund 2000 M. Mehrfracht. Folgende Begebenheit beweist, daß hier in Oesterreich die Be hörden oft nicht genügend auf Handel und Verkehr Rücksicht nehmen. Anfang Dezember, als die Elbe in Nordböhmen 74 cm unter dem normalen Wasserspiegel stand, war die Schiffahrt sowohl tal- als auch bergaufwärts nicht nur durch diesen tiefen Wasser stand, sondern auch durch den im Herbste herrschenden starken Nebel fast vollständig lahmgelegt, und in Aussig lagen Hunderte von Kähnen, welche Steigen des Wassers und Aufgehen des Nebels erwarteten, um die Talfahrt antreten zu können. Da wurden plötz lich in der Nacht vom Samstag auf Sonntag die Moldauschleusen, welche seit Wochen Stauwasser gesammelt hatten, geöffnet, und am Sonntag früh stieg der Wasserspiegel zur allgemeinen Ueber- raschung in wenigen Stunden auf 1 Meter bis 1,50 Meter über das Normale. Hätten die Schiffer von der Oeffnung der Schleusen Kenntnis gehabt, so hätten sich wohl viele für die Fahrt mit diesem Wasser vorbereitet. So kam dies aber unerwartet, außerdem herrschte gerade an diesem Sonntag ein derart starker Nebel, daß ein Ab schwimmen unmöglich war. Am Montag früh, als sich der Nebel etwas lichtete, war aber auch das gesamte Schleusenwasser weg- geschwommen, der Pegel zeigte wieder 60 cm unter Null, die vielen Kähne lagen immer noch im Hafen und warten jetzt noch auf gün stigen Wasserstand. Dieses rücksichtslose Ablassen des Schleusen wassers wurde sofort zum Gegenstand einer lebhaften Aussprache im österr. Parlament gemacht, doch ist damit dem Verkehre wenig geholfen. Ein weiterer Uebelstand, welcher sich speziell in den Herbst monaten in Nordböhmen bemerkbar macht, ist der Wagenmangel, welcher in diesem Gebiete darauf beruht, daß zur Zeit der Zucker- Kampagne alle verfügbaren Wagen für die Zuckerfabriken zurück behalten werden, und die anderen oft viele Tage lang warten müssen, bevor sic die rechtzeitig bestellten Wagen von den Stationen erhalten. Für deutsche Industrien, gleichviel welcher Art, welche sich in Oesterreich anzusicdcln gedenken, liegt das böhmische Industrie gebiet äußerst günstig, sowohl in bezug auf Lohn als auf Wasser. Grundstücke sind hier noch billig zu haben. Arbeitskräfte ebenso. Außerdem ist das böhmische Kohlenrevier in nächster Nähe, wes halb sich auch Kohlen äußerst billig beschaffen lassen. Eine der neuesten Gründungen sind die österr. Bergmann-Werke, welche ein Riesenwerk in Bodenbach a. E. anlegten. Diese sind bereits in allen Abteilungen in Betrieb, und sic beschäftigen eine Menge reichs deutscher Arbeiter und Beamter. E. A.