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500 PAPIER-ZEITUNG Nr. 14 der billige Verkaufspreis der Zeitungen eine solche nicht zu läßt. Um nun den Bilderdruck nicht vom Textdruck abhängig zu machen, griff man zu dem Ausweg, die Bilder vor oder während des Textdruckes durch besondere Apparate einzudrucken. Es wurde dadurch möglich gemacht, auch andere Verfahren als den Hochdruck zur Hilfe zu ziehen. Wenn auch derzeit erst einige der größeren Zeitungsunternehmen sich dieser Mittel zur Aus stattung ihrer Blätter bedienen, so wurden deren Erfolge doch genug bekannt, um ein Verlangen nach allgemeiner Einführung dieser Technik wachzurufen, welche wahrscheinlich auch nicht lange auf sich warten lassen wird. Das einfachste und billigste Verfahren des Bildereindruckes ist das Fabersche Verfahren, so bezeichnet, weil es in der gleich namigen Druckerei des Magdeburger Zentral-Anzeigers zuerst bei Tageszeitungen benutzt wurde. Der Eindruck geschieht hier von Buchdruckklischees, und die dazu benutzte Einrichtung ist ähnlich dem Apparat für Eindruck letzter Nachrichten, der Grundgedanke derselbe, der an der Zweifarben-Rotationsmaschine Verwirklichung gefunden hat. Der Eindruckapparat besteht hier ebenfalls aus einem Formzylinder, welcher aber für die Befestigung von Rundklischees berechnet ist. Dieser besitzt ein eigenes Farbwerk mit möglichst guter Verreibung und Ein färbung. Ein selbständiger Druckzylinder wird auch hier nicht unbedingt notwendig, weil der Druck ebenso auf den vom Text freigelassenen Stellen des Widerdruckzylinders geschehen kann. Es empfiehlt sich, einen besonderen Bilderdruckzylinder anzu wenden, der in kleinerem Durchmesser gehalten sein kann, in jedem Falle jedoch Härterdrucken der Bilder und Verwendung des im Illustrationsdruck vorzüglich bewährten Gummituches zuläßt. Die Befestigung der Klischees — als solche werden ent sprechend gebogene Galvanos am besten verwendet — kann an beliebiger Stelle des Formzylinders geschehen, da dieser mit diagonal laufenden Rillen versehen ist, was auch das Einpassen sehr erleichtert. Den ganzen Apparat bringt man am Wider druckwerk der Maschine an, so daß die Bilder gleichzeitig mit dem Widerdruck gedruckt werden, und dadurch kein Ab schmutzen herbeigeführt wird. Dieses Verfahren ermöglicht, Autotypien mit engerem Raster als bisher im Zeitungsdruck üblich war, und zwar jetzt bis zu 40 Linien zu drucken, man kann ferner unter den Klischees leicht Zurichtungen anbringen und zum Druck der Bilder bessere Farbe als die gewöhnliche Zeitungsschwärze verwenden. Wird von schwarzer Farbe abgegangen und an deren Stelle eine andere von angenehmer Tonung verwendet, so ist die Wirkung leicht zu erhöhen. Alle diese Vorteile sichern eine bemerkenswerte Verbesserung der Zeitungsillustration. Großes Aufsehen erregte es, als zu Ostern 1910 die Frei burger Zeitung mit prächtigen Bildern geschmückt erschien, deren Druck nach einem ganz neuen Verfahren ausgeführt worden war. Mit diesem Ereignis kam Kunde von dem so erfolgreichen Rotations-Tiefdruckverfahren, dem Mertensdruck, einer Er findung des Dr. Eduard Mertens in Freiburg i. B. Diese wert volle Neuerung hat bereits zahlreiche Besprechungen in der Fachliteratur und in Vorträgen erfahren und wird auch schon, bei großen Blättern, wie „Frankfurter Zeitung” und „Ham burger Fremdenblatt” benutzt. Wenn auch dieses Verfahren nicht so einfach und billig ist, wie der typographische Bilder druck, so sind doch die mit dem Mertensdruck erzielten Erfolge unvergleichlich schöner. Tönreichtum der Bilder, besonders zarte, weiche Wiedergabe der Halbtöne sind die Vorzüge dieses Verfahrens. Wirkungen, die dem Halbton-Tiefdruck stets eigen sind, kommen auch beim Massendruck der Zeitungsbilder zur Geltung und erregen hier gerechte Bewunderung. Zur Verwertung aller auf den Mertens-Tiefdruck sich beziehenden Patente hat sich eine Gesellschaft gebildet, die Deutsche Mertensgesellschaft G. m. b. H. in Freiburg i. B., welche alleinige Vergeberin von Lizenzen für die Ausnützung dieser Patente im Auslande ist, in Deutschland teilen sich dieses Recht die in Interessen gemeinschaft stehende Rotogravur G. m. b. H. in Berlin und Mertens-Tiefdruck G. m. b. H. in Mannheim. Das Mertensverfahren besteht aus zwei getrennten Arbeits prozessen, der Herstellung der Bilderformen am Tiefdruck zylinder und dem darauffolgenden Rotationstiefdruck. Das Verfahren beginnt mit der Anfertigung der photographischen Filmpositive. Diese entstehen durch Kopieren der Tonnegative durch einen autotypieartigen Linienraster. Nach entsprechender Behandlung der Diapositive folgt deren Kopieren auf dem Tief druckzylinder. Als solcher wird ein eiserner Vollzylinder ver wendet, auf welchen ein nahtloses Kupferrohr aufgezogen wurde, das man durch ein Kupferniederschlagverfahren in einer Stärke von 3—4 mm erzeugt. Das Aufziehen des Kupferrohres geschieht in einer hydraulischen Presse, da es bei dem not wendigen festen Aufsitzen des Rohres am Eisenkern große Kraft erfordert. Die vorher sorgfältig polierte Kupferoberfläche des Zylinders muß nun lichtempfindlich gemacht werden. Zu diesem Zwecke spannt man den Zylinder in eine Drehbank und läßt aus einem am Support derselben befindlichen Behälter durch ein Gummirohr mit Glasspitze Chromleim in ganz dünnem Strahl auf den Zylinder fließen. Die Lösung wird dabei in feinen, in einander fließenden Spiralen auf den Zylinder so aufgetragen, daß dieser vollkommen gedeckt ist. Als nächstes kommt nun das Auflegen der Films und die Belichtung des in steter Drehung gehaltenen Zylinders unter Quecksilberdampflampen. Die weitere Reihenfolge des Verfahrens ist das Entwickeln und Aetzen Bild 49 des Zylinders in besonders vorgesehenen Trögen, letzteres ge schieht durch Eisenperchlorid. Mittels Transportwagens wird der Zylinder zur Tiefdruckmaschine geführt und hier durch Hebevorrichtungen eingehoben. Der Druckvorgang ist folgender: Der rotierende Form zylinder wird durch eine mit dicker Schicht einer dünnflüssigen Farbe bedeckten Filzwalze so satt eingefärbt, daß sich alle Vertiefungen, welche die Bildpartien enthalten, mit Farbe füllen. Zwischen Einfärbung und Druckstelle ist ein an dem Zylinder pressendes Messer, die Rackel, angebracht, welche durch ihre stetige wechselweise seitliche Bewegung alle Farbe von der Zylinderoberfläche wegnimmt und letztere ganz blank wischt. Das von der Rolle sich abwickelnde, endlose Papier wird zwischen dem Bilderzylinder und dem Gegendruckkörper, einer Gummi walze, die unter Belastung eines. mehr als tausend Kilogramm schweren Eisenzylinders steht, durchgeführt. Durch den weichen Druck preßt sich das Papier in die Vertiefungen des Form zylinders, hebt hier die Farbe heraus und empfängt so den Bilder druck. Die Tiefdruckmaschine ist an die Zeitungsmaschine gekuppelt, das Papier läuft in diese ein, erhält den Textdruck und kommt als fertige Zeitung heraus. Um genaues Passen der Bilder im Text zu sichern, stehen beide Maschinen durch