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Nr. 11 PAPIER-ZEITUNG 385 klagte auf die vom Kläger kundgegebene Bereitwilligkeit, die Ware in Verpackung mit Pappscheiben zu liefern, daß sie die Annahme einer so verpackten Ware jetzt und künftig verweigere, und hatte sie auf die Verpackung mit Holzscheiben • kein Recht, so befand sie sich in Annahmeverzug zunächst in Hinblick auf die angebotenen 10 Tonnen. Jedenfalls war, wie das Berufungsgericht zutreffend ausführte, nicht der Kläger in Verzug, sondern handelte verständig, wenn er bei dem Verhalten der Beklagten mit der Lieferung zurück hielt. Da die Beklagte aber weiter erklärte, auch künftighin die Abnahme der übrigen Sukzessivlieferungen mit Pappscheiben- Verpackung zu verweigern, machte sic sich zugleich einer positiven Vertragsverletzung schuldig. Und sie beging eine neue, als sie die berechtigte Zurückhaltung des Klägers benutzte, um aus diesem Grunde vom Vertrag zurückzutreten und Schadenansprüche zu er- heben. Diese doppelte schuldhafte Vertragsverletzung berechtigte H. nunmehr seinerseits zum Rücktritt vom Vertrag, ohne weiteres Angebot und ohne Setzung einer Nachfrist. M. M. Aus den Typographischen Gesellschaften Altenburg. Graphische Vereinigung. Die Sitzung am 20. Januar bot zunächst eine recht reichhaltige Auslage von Neujahrsdruck sachen und Kalendern, die uns von Schwestergesellschaften und graphischen Firmen zugestellt worden waren. Neben den umfang reichen Weihnachtsnummern der Fachpresse fand besonders der 12. Band von Klimschs Jahrbuch Würdigung. Die satztechnischc Ausstattung des Jahrbuches lag diesmal in Händen des bekannten Fachschriftstellers Friedrich Bauer. Sie hebt sich vorteilhaft von der des vorjährigen Bandes ab, die einem namhaften graphischen Künstler übertragen war und verschiedentlich in Buchdruckerkreisen auf Widerspruch stieß. Auch auf den Inhalt wurde seitens des Re ferenten eingegangen und besonders der Aufsatz über das Fort- bildungs- und Fachschulwesen hervorgehoben. Den recht lehrreichen Ausführugen des Verfassers kann man nur beipflichten; der Fach unterricht sollte nur von tüchtigen Fachleuten erteilt werden und nicht, wie es in vielen mittleren Druckorten und auch in Altenburg der Fall ist, von seminaristisch gebildeten Lehrern, die auf dem so weit vorgeschrittenen vielverzweigtem Gebiete der Graphik doch nur als Laien anzusprechen sind. Wir hatten am gleichen Abend Gelegenheit, die vorjährigen Schülerarbeiten der Münchener Fachschule für Buchdrucker in Augenschein nehmen zu können. Für den Fachmann wird es stets ein Genuß sein, sich in solche ab geklärte Arbeiten, wie sic unter Anleitung von berufenen ersten Kräften entstehen, vertiefen zu können. Unter den von Druckern und Aetzem beigesteuerten Blättern befinden sich prächtige Lei stungen. Am Schluß der Sitzung wurde deraVersammlung der vom Vorstand ausgearbeitete Arbeitsplan für 1912 unterbreitet und genehmigt. Neben dem noch laufenden Kalkulationskursus soll ein Skizzierkursus eingerichtet werden, um regere Beteiligung der Mitglieder an Wettbewerben zu erzielen. Die Besichtigung einer großen Fabrik ist für den Sommer in Aussicht genommen. A—z. Bremen. Typographischer Klub. Die erste Sitzung am 8. Januar hatte sich regen Besuches zu erfreuen; anwesend waren 43 Mitglieder, d. h. etwa 33 v. H. der Mitglieder. Dies ist der höchste Besuch einer gewöhnlichen Sitzung. Vor Eintritt in die Tagesordnung ehrte die Versammlung das Andenken des verstorbenen. Verwaltungs direktors vom Deutschen Buchgewerbeverein, Herrn Arthur Woernlein Unter großer Aufmerksamkeit der Teilnehmer verlas der Vorsitzende sodann eine „Plauderei aus Cincinnati“, die Herr Emil Schiele (Mitbegründer des Klubs) geschickt hatte; er ist dort Leiter der Hausdruckerei in einer großen Seifenfabrik. Als eifriger Freund und Förderer der Fortbildungsbestrebungen in unserem Gewerbe schildert er die dortigen Verhältnisse in anziehender und mit echtem Buchdruckerhumor gewürzter Weise. Unter seiner Mitwirkung ist dort ein Ben Franklin Club ins Leben gerufen, der neben der Fortbildung und Lehrlingsausbildung vornehmlich der Bekämpfung der Schmutzkonkurrenz dient. Auch die wirtschaftlichen Organi sationen streift er und sagt, daß dort die Rotationer, Zylinder- und Tiegeldruckpreßleute und die Setzer gesonderte Organisationen haben, und es so nach der letzten Achtstundenbewegung vorge kommen sei, daß in einem Betriebe die Setzer acht und die Drucker neun Stunden arbeiteten, da der Tarif der letzteren noch nicht abgelaufen war. Das Reklamewesen veranschaulichte er an mit gesandten Anzeigen seiner Firma und schildert die Kosten für die Zeitungsreklame; so bezahlt die Firma für einmalige Aufnahme einer ganzseitigen Anzeige auf dem Umschlag der „Saturday Evening Post“ — 12 000 M.! In einem besonderen Heft (das in der Sitzung gezeigt wurde) sendet die Firma eine Zusammenstellung aller Anzeigen, mit der Angabe, wo sic veröffentlicht sind, an ihre Kunden. Die Anzeigen selbst werden in der Hausdruckerei unter Mitwirkung eines eigenen Reklamebüros entworfen, gesetzt und klischiert und gelangen nun als Galvanos an die einzelnen Zeitungen. Auch eine Probe der Erzeugnisse dieser Firma „Violet Glycerine Toilet Soap“ konnten die Besucher betrachten und den aparten Geruch und die Durchsichtigkeit dieser dunkelgrünen Seife be wundern. Reichci - Beifall lohnte die interessanten Ausführungen. Folgende technische Fragen fanden durch die'Fragesteller referierende Beantwortung: l.’ Was ist beim Satz von Schreibmaschinenschrift zu beachten ? 2. Wie sperrt man Katalogseiten ? 3. Was ist ein Berechnungsschimmel und wie legt man einen solchen an ? Zur letzten Frage sei bemerkt, daß es sich hier um ein Schema bei der Berechnung von glattem Satz handelt, woraus man leicht ersehen kann, wieviel Buchstaben in eine Zeile gehen, ohne erst das Alphabet absetzen zu brauchen. Das Referat zum Preisausschreiben für die Neujahrskarte, aufgestellt von der Typographischen Vereinigung Hannover, wurde verlesen und genehmigt. Ferner wurde beschlossen, im Spätsommer 1912 eine Fahrt nach Hamburg zu unternehmen zur Besichtigung interessanter Betriebe. Am 22. Januar behandelte der Vorsitzende den Neujahrskarten- Austausch des Verbandes der D. T. G. und Herr Miller die Weih nachtshefte der graphischen Zeitschriften in einem Vortrag. Die Vorträge sowie die ausgestellten Drucksachen fanden gute Auf nahme. Unter Eingängen besprach der Vorsitzende ein Buch von Karl Matthies, betitelt „Sterne“, das von der Schriftgießerei Stempel A.-G. in Frankfurt a. M. als Privatdruck herausgegeben ist. Einige neue, mit Mertensdruck illustrierte Zeitungen waren eingetroffen. — o — Breslau. Typographische Gesellschaft. Am 24. Januar lagen unter Eingängen vor: ein Prospekt der Mäser’schen Buchhandlung über Schriftschreibekursus, ebenso einige Exemplare des Journals für Buchdruckerkunst mit Einladung zum Bezüge. Ein Zirkular der Papierwarenfabrik Poensgen & Heyer gefiel besonders durch seine neuartige Aufmachung. Ueber Verbesserungen beim Mertens- Tiefdruck berichtete Herr Neugebauer. Nach Erledigung einiger Aufnahmen teilte der Vorsitzende mit, daß am 11. Februar die Besichtigung der Universitäts-Bibliothek stattfindet. Die Führung hat Herr Direktor Dr. Milkau übernommen. Herr Neugebauer berichtete hierauf über „Neuerscheinungen der Schriftgießereien“. Als erstes Heft besprach er sodann das von der Gießerei Stempel herausgegebene Musterheft der Matthies- Kursiv.. Die Schrift ist für den Satz von Gedichten usw. sehr ge eignet. Die Ausstattung des Heftes war zwar sehr neuartig, für den Fachmann jedoch nicht immer einwandfrei, besonders die Stellung der Gedichtseiten. Von der Schriftgießerei Heinrich Hoffmeister lag die Probe der Deutschen Laufschrift vor. Diese Schrift von Engelhardt in Halle a. S. gezeichnet, eignet sich besonders für bessere Reklamearbeiten. Sehr effektvoll ist die Admiral von W. Woellmer und die Hermes-Grotesk, beides Anzeigen- und Re klameschriften. Die Universal-Antiqua stellt sich dar als eine An lehnung an die Scheiter- und König-Antiqua. Als eine Erweiterung der Salzmann-Fraktur brachten Scheiter & Giesecke die halbfette Salzmann-Fraktur sowie neue Versalien und Vignetten heraus. Weiter behandelte Herr Neugebauer die beiden bis jetzt er schienenen Hefte des Wettbewerbes „Dreißig und Drei“ der Schrift gießerei H. Berthold und gab dabei der Meinung Ausdruck, daß neben vereinzelten guten Arbeiten auch sehr viel Alltägliches in diesen beiden Heften enthalten sei. Unter „Graphische Weihnachten“ sprachen die Herren Basler, Hendel und Mai über die Weihnachtshefte des „Archivs für Buchgewerbe“, des „Deutscher Buch- und Steindruckers" und der „Schweizer Graphischen Mitteilungen“. Das „Archiv" und auch der „Steindrucker“ boten wie alljährlich eine Fülle guter Beilagen und Artikel. Die Freude über das „Archiv“ wird getrübt durch den Tod des Verwaltungsdirektors Herrn Woernlein. Der „Buch- und Steindrucker“ brachte diesmal als Titel eine Künstlerzeichnung, die wohl einen sehr schönen Gesamteindruck erweckt, bei näherer Prüfung jedoch verschiedentlich Grund zu Einwendungen gibt. Der übrige Inhalt ist wie beim „Archiv" tadellos. Die „Schweizer Graphischen Mitteilungen“ sind zwar nicht so umfangreich wie die vorgenannten Fachzeitschriften, jedoch von gleicher Güte. G—e. Stuttgarter Brief nimum für männliche Hilfsarbeiter bis M. M. Männliche Hilfsarbeiter, die bis zu 10 v. H. über das beträgt jetzt 17 Jahren 18 10 10 11 11 14 18 19 20 20 10 Pf. 70 „ 80 „ 80 „ .. 85 „ alte Mini- für das Alter von 16 17 18 19 20 22 .. ., .. ,, über Für weibliche Hilfsarbeiter: Bogenfängerin-Lehrlinge Anlegerin-Lehrlinge Bogenfängerinnen Glätterinnen Anlegerinnen Hilfsarbeitertarif. Mit dem Lohnzahlungstag am 27. Januar sind die neuen tariflichen Vereinbarungen mit den Buchdruckerei- Hilfsarbeitern und Arbeiterinnen in Kraft getreten, nach denen .6, 714, 10 und 12 v. H. Lohnaufbesserungen erfolgten. Das Mi- über 16 Jahre „ 16 „ „ 16 .. 16 .. 16 „ 15 Pf. 25 .. 50 ,, 95 .. 60 ., mum verdienten und im Alter von 16—18 Jahren stehen, erhielten 7% v. H. und diejenigen im Alter von 18 bis über 20 Jahre 6 v. H. Lohnaufbesserung. Weibliche Hilfsarbeiter, die über das alte Mini mum ihrer Lohnklasse entlohnt wurden, erhielten 1 M., und die jenigen, welche länger als fünf Jahre in ein und demselben Geschäft tätig waren, erhielten 1 M. 50 Pf. Lohnaufbesserung Die Lohn erhöhungen wurden vom 1. Januar ab nachbezahlt. Mit den neuen tariflichen Vereinbarungen wurde auch das Städtische Arbeitsamt beiderseitig als „paritätisch“ anerkannt.. Ausstellung gegen die Schundliteratur. Im Ausstellungsgebäude des Königl. Landesgewerbemuseums in Stuttgart wurde am Sonntag