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269 PAPIER-ZEITUNG Nr. 8 Aus den Typographischen Gesellschaften Breslau. Typographische Gesellschaft. Die erste Sitzung im neuen Jahre war außerordentlich gut besucht. Der Vorsitzende Herr Karl Neugebauer verlas das Schlußwort aus einem Aufsatz des Kollegen Müller in den „Typographischen Mitteilungen“, welches zur regen Mitarbeit in den graphischen Vereinigungen auffordert. Es wurde dann eine lange Reihe von Eingängen gemeldet, haupt sächlich Neujahrskarten, sodann lagen mehrere Kalender und die Verlosungsliste des Schlesischen Kunstgewerbevereins vor; ferner ein Prospekt des Verlages Lautenbach über Kunstschrift und Schriftschreiben; ein Dankschreiben der Kölner Vereinigung für die Bewertung der Neujahrskarte, Hefte 3 und 4 der Zeitschrift des Vereins für Exlibriskunst, sowie das Weihnachtsheft der Viktoria- hefte. Nach einigen Neuanmeldungen widmete der Vorsitzende dem Verwaltungsdirektor Woernlein einen warmen Nachruf, und hob dabei dessen Verdienste um die Fortbildung der Gehilfenschaft besonders hervor. Die Besprechung der Lehrhefte für das Fach zeichnen, welche von Herrn Schultes, Lehrer an der Breslauer Handwerker- und Kunstgewerbeschule bearbeitet wurden, leiteten nunmehr zum technischen Teil über. Im Mittelpunkt desselben stand der Bericht des Herrn Schultes über „Unsere Neujahrskarte“. Redner schickte seinen Ausführungen das von der Kölner Bewertungskommission beigegebene Referat voraus, und bedauerte dabei, daß man in Köln gerade die Arbeiten, welche die eingehendste Besprechung erforderten, nur summarisch besprochen habe. Die Verfertiger dieser Arbeiten haben doch vor allen Dingen Belehrung notwendig. Aus diesem Grunde habe er seine Berichterstattung weiter ausgedehnt, als sie ursprünglich geplant war. Redner ging sodann an die Kritik der einzelnen Arbeiten und kam dabei zu einem wesentlich anderen Urteil, als die Kölner Bewertungskommission. In der auf das Referat folgenden Aus sprache traten mehrere Redner den Ausführungen des Referenten bei, doch wurde die Reihenfolge der Preisträger beibehalten. Da nach erhielt den 1. Preis Herr Wanner, den 2. und 3. Herr Günther, den 4. und 5. Herr Blaschke. Da bestimmungsgemäß jeder Ein sender nur einen Preis erhalten kann, rückte noch Herr Basler vor. Hierauf wurde eine große Anzahl der in dem nunmehr be endeten Schriftschreibekursus gefertigten Arbeiten ausgestellt, und der Vorsitzende widmete dem anwesenden Kursusleiter, Herrn Lehrer Hampel, einige Worte des Dankes und überreichte ihm ein Widmungsblatt zu dem ihm gespendeten „Modernen Buch“. Es folgte hierauf die Wahl einer Kommission zur Vorbereitung der Vorstandswahlen, und alsdann begann eine kleine Schlußfeier des Schriftschreibekursus. G—. Geschäftslage der Wiener Druckereien Dem Wiener „Morgen“ wird berichtet: Das abgelaufene Jahr brachte den großen Druckereien reichliche Beschäftigung, die auch im Jahre 1912 anzuhalten scheint. Es zeigt sich allenthalben starke Zunahme des Bedarfs an besser ausgestatteten Drucksachen, ins besondere an Katalogen, Preislisten, Packungen u. dgl. Auch der Verbrauch feiner und feinster illustrierter Postkarten steigt an haltend, und die Wiener Künstlerpostkarte ist ein starker Ausfuhr artikel geworden. Zur Belebung des Geschäfts trägt bei, daß mit der wachsenden technischen Ausgestaltung der Wettbewerb der reichsdeutschen Druckereien immer mehl’ ausgeschaltet wird. Ja einige hiesige Druckereien erhalten regelmäßige Aufträge von großen Berliner, Leipziger und süddeutschen Verlagsfirmen, insbesondere zur Her stellung großer illustrierter Buchanzeigen. Weniger erfreulich ist die Preisbildung, da infolge der äußerst mangelhaften Organisation Unterbietungen und Abschlüsse um jeden Preis noch immer häufig vorkommen. Die anhaltende Steigerung der Löhne und sonstigen Gestehungskosten konnte deshalb nur bei jenen Anstalten ausgeglichen werden, die in der Lage sind, für besonders hohe Leistungen angemessene Preise zu erzielen. Recht beträchtlich sind die Ausgaben gewesen, zu denen die Einführung der schnell und gut arbeitenden Zweitourenmaschinen Anlaß gegeben hat. Ursprünglich nur in Amerika gebaut, werden diese Maschinen jetzt auch von der Mödlinger Schnellpressenfabrik in guter Beschaffenheit hergestellt. Auf dem Gebiete der lithographischen Druckverfahren läßt die Einführung der Offset-Gummidruckpressen höchst beachtens werte Neuerungen erwarten. Eine hiesige Aktiendruckerei hat in kurzer Zeit drei Maschinen dieser Art aufgestellt und findet da für reichliche Beschäftigung. Allerdings stellen diese technischen Neuerungen erhebliche Ansprüche an die Kapitalskraft, so daß auch für dieses Gebiet, das bisher vorwiegend der Privatunternehmung vorbehalten war, die Tage der kapitalistischen Organisation ge kommen zu sein scheinen. und unter dem Block steht in goldner Schrift auf schwarzem Grund die Firma, und den weiteren Raum füllt ein Tapeten muster in Grau und Gold auf schwarzem Grunde. Das Ganze macht einen vornehm künstlerischen Eindruck. Kalenderschau Joseph Labin in Hamburg, Merkhof, sandte uns einen Ab reißkalender, dessen Rückwand von dem Maler Julius Klinger entworfen wurde. Als Hauptschmuck dient in Anlehnung an den Namen Labin das Bild einer Biene, die in brauner und grauer Farbe gedruckt auf leuchtend gelbem Untergrund recht auf fällig ist. Dies Sinnbild wurde in geschickter Weise auch für den Reklametext benutzt, so daß der Beschauer fast unwill kürlich zum Lesen veranlaßt wird. Ueber dem Bild der Biene steht in kräftigster Schrift das Wort Labin, so daß dies Wort nebst dem Bienenbild wohl stets im Gedächtnis haften wird. Berger & Wirth, Farbenfabriken in. Leipzig, haben einen der vielen wirkungsvollen Plakatentwürfe aus ihrem letzten Preisausschreiben ’ für die Rückwand eines Abreißkalenders benützt. Drei beinahe lebensgroße Eulen sitzen auf den Initialen der Firma, die über dem Abreißblock fast die ganze Breite des Kartons füllen. Die erste dieser Eulen ist gelb, die zweite blau, die dritte rot, und alle drei heben sich von glänzend schwarzem Hintergrund ab. Wie diese Rückwand für die Betrachtung aus größerer Entfernung bestimmt und eigentlich ein gelungenes Plakat darstellt, so hat man in Würdigung dieses Umstandes auch einen größeren Abreißblock gewählt, dessen große Ziffern sich ebenfalls von weither erkennen lassen. Der Wandkalender der Reichsdruckerei ist mit vier Original- Messerholzschnitten von Bruno Heroux geziert. Es sind Jahres zeitenbilder, welche die Vorgänge in der Natur allegorisch auf das menschliche Leben übertragen. Die gewählte Technik ist nun dem feinen Ausdruck nicht sehr förderlich, weiche Schattie rungen z. B. bei nackten Körpern erscheinen leicht hart oder lassen die dem Auge gewöhnten weichen Uebergänge vermissen, so daß dieser Versuch, den Holzschnitt auch bei vollständiger Schattierung anzuwenden, wohl nicht als besonders glücklich zu bezeichnen ist. Anderseits zeigt der Kalender große Ein heitlichkeit. Die Einfassung sowie das Schriftband mit dem Namen der Herstellerin sind ebenfalls in Messerholzschnitt hergestellt, und die Neudeutsch des Kalendariums sowie der matte gelb liche Karton passen vorzüglich zu den kräftigen dunklen Bildern. Die Kunstanstalt A. Trüb & Cie. in Aarau bringt auf ihrem Wandkalender wiederum ein Bild von schweizerischer, land schaftlicher Schönheit. Eine Partie aus dem Klöntal wurde in photolithographischem Farbendruck in der Bildgröße von 36x21 cm mustergültig vervielfältigt, und auch der unter dem Bild befestigte . Monatsblock trägt als Decke ein buntes Bild aus den Alpen, <las sich nach Abreißen des ganzen Blocks auch auf der bisher bedeckten Stelle der Rückwand zeigt. In Format, Größe und Gegenstand des Bildes entspricht dieser Kalender dem vorjährigen derselben Firma und kann als Gegenstück dazu dienen. Der Wochenabreißkalender der Vereinigten Kunstanstalten A.-G. in Kaufbeuren hat die seit einigen Jahren ständig, ge wählte praktische Form. Der Block ist so groß, daß an jedem Tage Schreibraum vorhanden ist, und bei Schluß jeden Viertel jahres ist ein Bilderdruck eingeschaltet, der dem Benutzer des Kalenders zugleich eine Arbeitsprobe der Herstellerin gibt. Stanzarbeit am Block und farbiger Ornamentdruck auf der Rückwand geben dem Kalender zierliches Aussehen. Die Druckerei zum Gutenberg, G. m. b. H. in Magdeburg hat einen Abreißkalender und einen Monats-Abreißkalender hergestellt, welche beide Anspruch auf eingehende Würdigung erheben können. Der Abreißkalender trägt auf starker Papp- rückwand von 46x30 cm Größe einen Block von 17x13 cm, dessen Deckblatt eine schöne Vignette ziert, die durch grauen Grund, von dem sich die Gestalt eines mittelalterlichen Buch händlers abhebt, noch wirkungsvoller gestaltet wurde. Da dies Deckblatt aber schon am ersten Gebrauchstage des Kalenders beseitigt wird, ist das Hauptgewicht des Schmuckes auf die Rückwand verlegt. Sie trägt eine farbenprächtige Darstellung von drei Fasanen, die in eigenartiger Weise stilisiert wurden. Die Art der zeichnerischen Behandlung läßt die drei Tier gestalten auf dem stark gemusterten Hintergrund nicht plastisch sondern nur farbig erscheinen. Sie bleiben in der Fläche, aber sie beleben die Fläche durch ihre kräftigen Farben. Die Firma bat unter dem Block Platz gefunden, sie wurde aus einer Schrift ähnlich der Kochschrift gezeichnet. Der Monats-Abreißkalender hat. eine 40x31 cm große Rückwand, die in der Mitte den 26 X 13 cm großen Block trägt, der außen mit derselben Vignette in kleinerem Maßstabe bedruckt ist, wie der Tagesblock, außer dem trägt er die Firma. Die einzelnen Blätter sind auf ihrer Rückseite mit Reklametext der Druckerei bedruckt. Ueber