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Querschneiden der Zargen ist besonders bei niedrigen Kartonen, bei denen der Schmalschneider an der Pappschere benützt wird. Erst die Erfindung der Doppel- Zargenschneidmaschine, Bild 59, beseitigte diesen Uebelstand. Diese Maschine ist ausschließlich zum Schneiden von offenen oder geschlossenen Zargen ein gerichtet; auch die Böden für kleinere, hauptsächlich schmale Kartone können darauf geschnitten werden. Die Streifen können von 7 mm bis zu 14 cm breit sein und werden auf beiden Seiten zugleich geschnitten. Zwei selbsttätige Einpreßvorrichtungen vor den Messern dienen zugleich als Schutzvorrichtungen. Die Zuführung der Pappe läßt sich durch eine Person für beide Seiten bewerkstelligen. Bild 59 Je zwei Führungswinkel leiten das Material rechtwinklig unter die Messer. Vorn an der Maschine ist ein Millimeter-Maß angebracht, nach welchem sich die beiden Anschlagwinkel leicht einstellen lassen, so daß völlig gleichmäßiges Schneiden der Zargen möglich ist. Wenn schmälere Streifen als 7 mm Breite geschnitten werden sollen, wird die Anbringung einer Schmal schneide-Einrichtung notwendig. Diese verursacht jedoch ver hältnismäßig geringe Kosten. Die Maschine wird nur für Kraft betrieb und zwar mit fester und loser Scheibe und mit Hand- Ein- und Ausrückung geliefert. Einmal eingerückt, arbeitet die Maschine ununterbrochen, so daß wir bei Zargen von geringer Höhe an jeder Seite bequem 75 Stück, also zweiseitig 150 Stück minütlich schneiden können. Beim Ritzen muß man darauf bedacht sein, daß die Zargen nicht zu tief geritzt werden, weil sie besonders, wenn es sich um geringe Höhen handelt, sonst an den Seiten leicht aufplatzen. Häufigeres Schleifen der Messer ist sehr zu empfehlen, doch ist ein Hohlschleifen unter allen Umständen zu ver meiden. Die Messer müssen vielmehr ganz plan, d. h. gerade geschliffen sein. Welche großen Vorteile das Zuschneiden kleinerer Kar tonnagen mit Zargen bietet, ergibt ein Beispiel: Wenn der oben angegebene Karton aus einem Stück geschnitten würde, so würden bei 14 cm Länge, 10 cm Breite und 4,5 cm Höhe für das Unterteil ein Schnittmaß von 23 x 19 cm nötig sein. Aus einer Pappe im Format 70/100 cm könnten also 15 Unterteile geschnitten werden, so daß zu 1000 Stück 67 Pappen erforderlich wären. Mit Zargen geschnitten erhalten wir ein Schnittmaß von 48x4,5 cm — 30 Stück für den Bogen. Das Bodenschnittmaß ergibt 14x 10 cm = 42 Stück für die Pappe. Zu W00 Zargen ind demnach 34 Pappen nötig, zu 1000 Böden 24 Pappen, also zusammen 58 Pappen. Man erspart also, wenn man den Karton mit Zargen schneidet, allein bei 1000 Stück schon 9 Bogen Pappe. Wenn auch das Zuschneiden in diesem Falle etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, so wird anderseits wieder das Ausstanzen der Ecken sowie das Umbrechen und Nieten der Unterteile erspart. Bei größeren Posten fällt dies in der Berechnung sehr ins Gewicht; außerdem verschiebt sich das Verhältnis bei jedem cm, den der ’ Karton höher ist, noch weit mehr zu Gunsten des Zuschneidens mit Zargen. Das Zuschneiden von Kartonen mit eingeklebtem Hals ist ähnlich, nur mit dem Unterschied, daß Unterteil sowohl als Deckel dieselbe Länge und Breite, oft sogar auch ein und dieselbe Höhe aufweisen, also im Ritzmaß und Schnittmaß völlig gleich sind. Hier schneiden wir den Hals zuletzt, und zwar ist das Ritz maß je nach der Größe des Kartons und der Stärke der Pappe um 2 bis 5 mm kleiner als das Ritzmaß des Unterteils oder Deckels. Die Halsstreifen brauchen nach erfolgtem Ritzen nicht erst geschlossen zu werden, da der Hals ja stets in das Unterteil eingeklebt wird. Sogenannte Schiebkasten werden gleichfalls in der beschriebenen Art geschnitten. Der innere Teil, Schieber genannt, besteht aus Zarge und Boden. Der äußere Teil, die Hülse, ist nichts als eine Zarge ohne Boden, welche ihren Halt erst durch Einschieben des inneren Teils erhält. Um der Hülse, welche von innen geschlossen wird, mehr Halt zu geben, ver wendet man zum Schließen oft weißen Kattun oder Schirting. 4. Scharfkantig geschnittene Kartone Scharfkantig geschnittene Kartone zählen in der Regel zu den teureren Waren und müssen daher auch vom ersten Hand griff an bis zur Fertigstellung mit größter Sorgfalt behandelt werden. Ea Da sie äußerst haltbar sein sollen, werden sie meist aus starker Holzpappe oder grauer Pappe geschnitten. Wir unterscheiden: 1. Briefkassetten für Papierausstattungen, 2. bessere Kartone zur Verpackung feiner Parfümeriewaren, 3. Handschuhkasten und 4. Lagerkasten. Der Grund, warum wir diese Kartone scharfkantig, jedes Teil, Boden sowohl als Seitenwände, einzeln schneiden, liegt zunächst in der Stärke des zu verarbeitenden Materials. Ein aus starker Pappe gearbeiteter, etwa geritzter Karton, würde ein klobiges, unschönes Aussehen besitzen. Alle auf ihn ver wandte Arbeit und Mühe, selbst das beste Material, wäre nicht im Stande, diesen Uebelstand aus der Welt zu schaffen. Da alle angegebenen Maße derartiger Kartone meist Innen maße sind, beginnen wir mit dem Zuschneiden beim Boden. Briefkassetten, Kartone für Parfüm usw. werden meist mit Hals angefertigt. Eine etwa als Innenmaß angegebene Größe entspricht also der lichten Weite des Halses. Es folgt daraus, daß wir beim Zuschneiden des Bodens, dem vorgeschriebenen Maß soviel zurechnen müssen, wie die Stärke des für den Hals in Betracht kommenden Materials er fordert. Meist genügen 3 bis 4 mm. Zwei Seiten der Kartone werden genau so groß geschnitten wie der Boden, während die beiden anderen Teile, welche über fassen sollen, um 2 Pappstärken länger geschnitten werden. Wenn also der Karton nach seiner Fertigstellung die lange Seite vorn zeigt, lassen wir die langen Seitenwände überfassen, stellt die kurze Seite die Vorderansicht dar, müssen die kurzen Seitenwände überfassen. Das gilt für alle diese Kartone, be sonders aber für die, welche mit Abfallklappe oder mit festem, nach vorn zugeteiltem, überfallendem Deckel versehen sind. Zum Zuschneiden scharfkantiger Kartone brauchen wir an Ma schinen nur eine gute, genau im Winkel ausgerichtete, eiserne Pappschere. Bei größeren Lagerkasten, .deren Seitenwände aus Holz bestehen, werden die Seiten wände erst auf der Kreissäge zu geschnitten und an den Ecken durch Stifte miteinander ver bunden. Dann erst wird der Boden aus starker grauer Pappe passend zugeschnitten und aufgenagelt. Fortsetzung folgt. Papier- und Druckgewerbe in Lübeck. Nach dem Adreßbuch der Stadt Lübeck für 1912 (Verlag von Max Schmidt) sind vor handen 24 Buchdruckereien, davon gehören 15 der Innung der Buchdruckereibesitzer an, 11 Steindruckereien, 30 Buchbinder und Portefeuillearbeiter, hiervon sind 16 Mitglieder der freien Ver einigung der Buchbinder, 17 Buchhandlungen, davon sind 3 Mitglieder des Buchhändlervereins. —n.