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f Georg Kück Wir wandten uns mit der Bitte um eine Lebensbeschreibung dieses verdienten Papiermachers ah Herrn Prof. Dr. E. Kück in Friedenau, einen Neffen des Verstorbenen. Dieser entsprach in liebenswürdiger Weise der Bitte und stellte uns folgenden Auf satz, der wegen seiner Ausführungen über die vier alten Gewerke auch geschichtlichen Wert hat, zur Verfügung. Schriftleitung * * ♦ Blankenese gegenüber mündet in die Elbe die Este, ein aus der Lüneburger Heide kommender kleiner Nebenfluß, der aber zu der deutschen Papiermacherei in. bemerkenswerter Beziehung steht. Nämlich an seinem oberen Laufe, zum Teil auch an Bächen, die in ihn münden, lagen die sogenannten ,,vier alten Gewerke”, vier Papiermühlen, die einst die Berufungs stelle für alle Hand werksstreitigkeiten der gesamten deutschen Papiermacher bildeten. Dies waren: Starsbeck (die früher so genannte „Starkbeker Mühle”), Appelbeck, Moisburg und das etwas nörd licher gelegene Alt kloster. Wie sich dieses eigenartige Vorrecht herausgebildet und wann die Gründung dieser vier nord- hannövrischen Papier mühlen stattgefunden hat, bedarf wohl noch der näheren Auf klärung, für die ver mutlich die - Kirchen bücher von Hollen stedt, Moisburg und Buxtehude mancherlei Stoff liefern würden. Daß die Starsbecker Mühle wenigstens schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bestanden hat, schließe ich aus zwei in meinen Besitz übergegangene Schmuckstücke des alten Innungs bechers, einem silbernen Schilde, das 1646 Samuel Stoß von Werningeiode, jedenfalls ein neuernannter Geselle, gestiftet hat, und einem 1617 von der Stadt Magdeburg geprägten Refor mationstaler mit den Bildnissen von Johann Huß und Luther. In diesem Starsbeck nun wurde Georg Kück am 15. Mai 1837 geboren. Seine Mutter, Charlotte, geb. Gestefeld, stammte aus der Moisburger Mühle; sie war in erster Ehe mit dem früheren Besitzer der Starsbecker Mühle, Schmidt, verheiratet gewesen, dann aber durch den frühen Tod ihres Mannes und ihres einzigen Kindes selbst Herrin von Starsbeck geworden und nun in zweiter Ehe mit Georg Kück aus Bremervörde verheiratet. Dieser Ehe entstammte als ältester unter einer Reihe von Söhnen Georg Kück; nur die einzige Tochter, Charlotte, war älter als er. Nach der Einsegnung wurde er nach „der Hasenburg” bei Lüneburg gegeben, um in der dortigen Mühle in üblicher Weise (4 Jahre und 14 Tage) die Papiermacherei zu erlernen. Als 18 jähriger übernimmt er dann infolge des inzwischen erfolgten Todes seines Vaters] Starsbeck und' verheiratet sich im September 1862 mit Marie, geb. Otto, aus Fintel (Kr. Rotenburg). * . „Nichts Neues einzuführen •— nichts Altes abzubringen”, das mußte neben andern Dingen"der junge Papiermacher, wenn er ausgelernt hatte, im Kreise der festlich geschmückten Gesellen dem Meister in die Hand geloben. Gewiß ein gut gemeinter Grund satz, aber die neue Zeit war stärker als die alte Papiermacherei mit ihren schönen,’ehrwürdigen Innungsbräuchen. Die Papier fabriken kamen auf, und die Papiermühlen blieben stehen, sie waren der neuen’Konkurrenz nicht gewachsen. Nur Altkloster vollzogden Anschluß ‘an die ‘neue’ Zeit; die drei andern Papier mühlen hörten allmählich zujarbeitenfauf. ] Anderes beschleunigt« noch diesen Niedergang, z. B. ist die Appelbecker Mühle einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen. So verkaufte Georg Kück denn 1864 Starsbeck, das, nachdem dort einige Jahrzehnte eine von dem damaligen Käufer (Heyse) gegründete Kunstwoll fabrik bestanden hatte, von seinem jetzigen Besitzer, dem Kom merzienrat Otto Winter in Buxtehude, in einen prächtigen Land sitz umgeschaffen worden ist. Aber mit ungebrochener Tatkraft wußte Georg Kück sich in die neuen Verhältnisse einzuarbeiten. In der Winterschen Papierfabrik zu Wertheim bei Hameln er lernte er die Papierfabrikation, leitete später die Papierfabrik zu Höcklingsen bei Hemer (Westfalen) und war dann seit 1872 27 Jahre lang als technischer Direktor an verschiedenen fin- ländischen und russischen Papierfabriken tätig. Zuerst in Tammer- fors, dann in Walkiakoski, hierauf in Annolowo bei Petersburg, die letzten 18 Jahre wieder in Finland, in Kymmene Bruk. 1899 kehrte er nach Deutschland zurück und kaufte sich bald darauf in Lüneburg an, wohin ihn wohl neben dem Andenken an seine Mutter, die dort ihren Lebensabend zugebracht und ihre letzte Ruhe gefunden hatte, die Erinnerung an die eigenen Jugend- jähre zog. In Lüneburg ist der 75 jährige, der in seinem Tätig keitsdrang immer noch von Zeit zu Zeit als Vertreter verschiedener Häuser des Papierfaches größere Reisen unternahm und gerade zu einer Reise nach Finland aufgebrochen war, am 6. Januar nach kurzer Krankheit gestorben, nach langer, glücklicher Ehe (im September hätte er seine goldene Hochzeit feiern können) und einem arbeitsreichen Leben und sonnigen Lebensabend. Ein Neffe des Verstorbenen, der Superintendent und Konsistorial- rat Cohrs (Ilfeld), ein Sohn der oben erwähnten Charlotte Kück, hielt ihm die Leichenrede. Außer der Witwe und einer verwitweten Tochter betrauern seinen Heimgang zwei Söhne, die den schönen Beruf des Vaters fortsetzeh. Genau nach 10 Jahren ist Georg Kück seinem jüngeren Bruder Ferdinand, der als Generaldirektor der Winterschen Papierfabriken im Januar 1902 starb und dem damals ebenfalls diese Zeitung einen Nachruf gewidmet hat, im Tode gefolgt. Der Verstorbene hat mit richtigem Blick zu rechter Zeit ;das Unhaltbare der alten Papiermacherei erkannt, aber selbst das Herz des Greises hing immer noch an ihr, und wenn er von der alten Paniermacherkunst und ihren Bräuchen erzählte und mit gutem Humor das „Papiermacherlied” anstimmte, dann leuchteten seine Augen. Prof. Eduard Kück, Friedenau Matrizenpappe Zur Frage 11787 in Nr. 6 In keiner der Papierfabriken, in denen ich als Papiertechniker arbeitete, hatte ich selbst bei Anfertigung der heikelsten Fein- papiere so viele Schwierigkeiten zu bekämpfen, wie bei der Er zeugung des Matrizen-Feinkartons. Deren Anfertigung ist ungemein schwierig. Als Rohstoffe dienen weniger Zellulosen und baumwollene Hadern, als leinene Lumpen, Manilataue und Drillich, die neben Strohstoff, Natronzellulose und besonders chemisch behandeltem Altpapier die Hauptrohstoffe bilden. Alle diese werden nicht mit den in der Papierfabrikation sonst üblichen Chemikalien gekocht, sondern mit anderen, denn die Stoffe müssen eine besondere Um wandlung erfahren. Auch wird eine bestimmte Mahlart im Holländer angewandt, wo dem Ganzstpff ganz bestimmte Füllstoffe zugeteilt werden. An die Matrizen werden zwei Hauptansprüche gestellt: sie sollen einerseits sehr weich, plastisch und prägefähig sein, damit das teure Schriftmaterial bei der Kalander- oder Pressenprägung geschont wird, wozu also bestimmte weiche Rohstoffe erforderlich sind, aber anderseits soll die Mater dabei so fest sein, daß man in sie (z. B. in der sog. Autoplate-Materngießmaschine) bis zu 50 Mal Blei gießen kann. Dazu braucht man wieder feste Rohstoffe. Die Kunst des Papiermachers ist es nun, einen Stoff zu schaffen, der zwei ganz gegenteiligen Ansprüchen genügt. Dazu gehört u. a. eine von der üblichen Bauart wesentlich abweichende Entwässerungs- maschine. M. N. Amerikanischer Papier- und Papierstoff-Verein. Die Jahres versammlung dieses Vereins, welcher die Interessen der amerika nischen Papier- und Papierstoff-Fabrikanten vertritt, findet am 14. und 15. Februar im Waldorf-Astoria-Hotel zu New York’statt. Am ersten Tage werden die verschiedenen Gruppen des Vereins, welche die Hersteller der einzelnen Papier- und Papierstoffsorten umfassen, getrennte Versammlungen abhalten, und die dort gefaßten Beschlüsse über Handelsbräuche usw. sollen der tags darauf ab zuhaltenden Versammlung des Gesamtvereins zur Genehmigung vorgelegt werden. Am Abend des zweiten Tages um 7 Uhr wird das Festmahl der Gesellschaft stattfinden, an welchem auch Gäste teilnehmen können. Die Zahl der Teilnehmer ist auf 500 beschränkt Hervorragende Tischredner sind gewonnen. Das trockene Gedeck kostet 40 M.