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258 PAPIR-ZEITUNG Nr. 8 die Markengesetze sämtlicher Staaten sowie die diesbezügliche Rechtsprechung einem genauen Studium unterziehen und die Vor teile und Nachteile der verschiedenen Systeme gegeneinander ab wägen, um schlielslich aus allen das Beste herauszuschälen. Mancher, der diese Zeilen liest, wird vielleicht über die schein var utopistischen Pläne den Kopf schütteln. Es mag auch wohl etwas wunderlich anmuten, wenn gerade in diesen kriegerischen Tagen ernste Männer sich zusammenfinden, um ein Werk zu schaflen, welches nicht weniger bedeutet, als eine friedliche Vereinigung aller Staaten des Erdballs. Trotzdem muß und wird es gelingen, auch auf diesem Gebiete die mittelalterlichen Schranken niederzureißen, die noch heute die meisten Staaten voneinander trennen; denn sie hemmen den Handel und haben in unserem Zeitalter des weltum spannenden Verkehrs ihre Existentzberechtigung längst verloren. * * « Ehrenvorsitzender der „Gesellschaft für Weltmarkenrecht"" ist Geheimrat Prof. Dr. Josef Kohler, Berlin, während der Ver fasser obigen Aufsatzes ihr Schriftführer ist. Er nimmt beitritts-Mel- düngen entgegen. Mitgliedsbeitrag jährlich 20M. Jenes Mitglied erhalt die Monatsschrift „Markenschutz und Wettbewerb". Baisse-Klausel bei Papier-Abschlüssen Ich bemühte mich in letzter Zeit in verschiedenen Papier sorten um Abschluß-Aufträge und hatte Gelegenheit, den Schluß- Brief einer Fabrik zu sehen, nie holzhaltige Stolle fertigt, und welcher mir von dem Firmeninhaber, da ich mich weigerte, auf seine Vor schläge einzugehen, als Beweis dafür vorgelegt wurde, daß das An sinnen, das er an mich stellte, durchaus nicht so ungeheuerlich sei, wie ich es bezeichnete. Die erwähnte Fabrik hatte jener Papier-Großhandlung zum seinerzeitigen Marktpreise eine bedeutende Menge zur allmählichen Abnahme verkauft, und da die Abmachungen im Herbst 1 y 11, als großer Wassermangel herrschte, und die Preise für holzhaltige Fa brikate etwas angezogen hatten, getroffen waren, so hatte der Groß händler darauf bestanden, eine Baisseklausel in den Vertrag auf zunehmen. Diese war von ihm dahin abgefaist, daß die durch Schluß festgelegte Fabrik bei etwa eintretendem Preisrückgang ihren Preis der Marktlage gleichzustellen habe, womit sich mie Fabrik glatt einverstanden erklärte. Ob dies mit Absicht oder aus Unüberlegtheit erfolgt ist, kann ich nicht feststellen. Jedenfalls kann nun der urol- händler mit dem Fabrikanten machen, was er will, da er ihn voll kommen in der Hand hat. Vor Jahren wurde mir in einem ähnlichen Falle von einem Kunden, der große Mengen gebrauchte, derselbe Vorschlag gemacht, ich lehnte mich aber gegen niese Zumutung mit dem Bemerken auf, daß der Verpflichtung uer lielernden Fabrik keinerlei Gegenleistung des Großhändlers gegenüberstände, weil immer Mitbewerber auf dem Markt sind, die jedes Angebot unterbieten, um für ihre großen Maschinen Futter zu schaffen, oder die infolge eigener Konstoff- Herstellung und sonstiger günstiger Verhältnisse vorteithatter liefern können, als die oder jene anaere Fabrik. Nach langem Hin und Her wurde ich s. Zt. mit meinem Kunden dahin einig, daß ich mich zur Aufnahme einer begrenzten Baisseklausel einverstanden erklärte. Ich machte nämlich diejenigen Firmen namhaft, die ich als solide und auf normale Preise haltend, betrachtete, und er klärte mich bereit, mir deren Preise als maßgebend im Eaule der Schlußzeit gelten zu lassen. Wie gut diese Begrenzung war, konnte ich sehr bald feststellen, da ein Mitbewerber die Preise für denselben Stoff um 1 M. 50 Pfg. bis 2 M. die 100 Kilo warf, während die von mir aufgeführten Firmen ihren auch von mir festgelegten Preis während der Schlußdauer hielten. Mein Kunde machte mich wohl auf das billige Angebot jenes Schleuderers aufmerksam, konnte aber nicht zurück, da ich auf den festgelegten Abmachungen bestand. Ich bin überzeugt, daß diesem'oder jenem Fabrikanten ähnliche Fälle bekannt sind, und führe sie nur an, um zu zeigen, daß Baisse klauseln jederzeit ein gefährliches Spiel sind und gegebenenfalls große Verluste bringen können. Wenn nicht ganz ungewöhnliche Verhältnisse vorliegen, sollte man sich nicht darauf einlassen, da sie auch einem soliden Geschäftsgebaren nicht ganz entsprechen. Tiechs. Leimfestes chinesisches Streichpapier Um ein aus 80 v. H. und 20 v. H. Zellstoff bestehendes, kaum 32 grammiges Papier so zu leimen, daß mit einem Einsei darauf gestrichene rote Farbflüssigkeit nirgends durchschlägt, verfahre man wie folgt: 1. Beschaffenheit des Schliffes. Wird röscher splittriger Holzschliff verwendet, so wird das Papier locker und widersteht trotz noch so großer Leimzugabe der Feuchtigkeit nicht genügend. Man hat daher in neuester Zeit verschiedene Versuche gemacht, um die allemal nach der Steinschärfung eintretende Röschheit und Splittrigkeit des Stoffes zu vermeiden. So wurden sehr feinkörnige Grillenburger Steine mit gutem Erfolg versucht, und in neuerer Zeit haben die künstlich von Schmidt bereiteten Steine ganz vorzügliche Ergebnisse gebracht. Mit solchen Steinen geschliffener Stoff bleibt gleichmäßig und verfilzt sich gut. Aehnlich günstige Wirkung wurde dadurch erzielt, daß man eine steinbreite Schärfrolle mit wenig Unterbrechungen an die Stein fläche preßte. Hierdurch blieb die Schärfung gleichmäßiger als beim Schärfen mit schmalen Ringen, welche überdies durch die Rückwärtsbewegung beim Verschieben der Breite nach über den Stein die erzielte Schärfe zum Teil zerstören und an den Seiten der Steine Unregelmäßigkeiten ja nicht selten Absplitte rungen hervorrufen. Anderseits tragt der beim ununterbrochenen Sciiarfen sich ergebende Sand zur feineren Zerfaserung und Formung des Schliffes bei. Ich denke mir, daß sich bei dieser Verfeinerung ein ähnlicher Vorgang abspielt, wie beim Blank scheuern rostiger Eisenwaren in rotierenden, Sand oder Leder stücke enthaltenden Kisten. Freilich muß dann der stark ver dünnte Schliff recht langsam über große Sandfänge gehen, um wieder sandfrei zu werden. 2. Art der Leimung. Unter den von mir versuchten Leimungs verfahren bewährte sich folgendes am besten: Die stark frei harzhaltige Harzseife wird zuerst durch den Arledterschen Dampfstrahl-Emulgator auf 24 g im Liter Wasser und dann noch durch Zugabe von noch einmal soviel Wasser auf 12 g im Liter verdünnt. Ist der Ganzstoff im Holländer und durch die Stoffmühle gut gleichmäßig schmierig gemahlen, so wird die Verfilzung des Papierblattes so geschlossen, daß der Leim auch die kleinsten Poren schließt. 3. Ausschlufl von Erde. Nichts fordert das Durchschlagen der aufgepinselten Farbe mehr als ein Erdgehalt des Stoftes. Mancher nahm früher irrtümlich an, daß Erde und Leimstoff sich zu einer wasser- und farbundurchlässigen Kittmasse- ver binden. Und doch bewirkt schon der kleinste Erdgehalt in diesen dünnen Papieren das Durchscilagen der aufgestrichenen Farbe. Einen Beweis hierfür erhielt ich dadurch, daß einmal erdhaltige Papierspäne zugegeben wurden, und die Widerstandsfähigkeit des Papiers gegen das Durchschlagen von Flüssigkeit sofort versagte. 4. Stoff-Auflauf. Damit der Stoffbrei ohne Wellen auf das Sieb auflief, wandten wir mit gutem Erfolge drei etwa 10 cm voneinander abstehende Stellatten an, erweiterten den Raum vor der ersten Latte wesentlich und sorgten dafür, daß aus den rotierenden Knotenfängern der Stoff ruhig und von beiden Seiten in gleichen Mengen einlief. 5. Schüttelwerk. Sehr starke Schüttlung bei kurzem Hub und etwas gesenktem Siebe (10 cm von der Brust- zur untern Gautschwalze). 6. Trockner. Die möglichst stark und gleichmäßig ausge preßte Papierbahn muß auf dem ersten Trockenzylinder ganz allmähl.ch getrocknet werden, dafür sind die mittleren umso starker zu erhitzen. Chinesische Papiereinkäufer hoffen, daß nach Wiedereintritt ruhiger Verhältnisse in China der Bedarf an Papier und Papier stoff dort bedeutend wachsen wird, auch dürfte die Eröffnung des Panamakanals die Einfuhr nach China verbilligen. Papiertechniker Schwedische Wandpappe Vor einiger Zeit wurde ich gefragt, woher es komme, daß manche schwedische Wandpappe besonders geschätzt wird. Der Fragesteller betonte, daß er mit den besten Holländern aus gerüstet sei, trotzdem lieferten ältere Fabriken bessere Ware. Auch erreiche er auf seiner Langsiebpapiermaschine bei 500 g/qm schwerer Pappe kaum eine Geschwindigkeit von 4 m, während andere Fabriken über 5 m kämen. Ferner habe seine Pappe die üble Eigenschaft, daß sie, wenn durch Kleister naß geworden, sich beim Trocknen zu wenig dehne und infolgedessen mit unter zerplatze. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, empfahl ich die An wendung von Kingslandmühlen (beschrieben in Hofmanns Handbuch der Papierfabrikation, S. 467). Diese arbeiten so, daß der Stoff rösch bleibt, was die Entwässerung auf der Papier maschine erleichtere und der Pappe Elastizität und Geschmei digkeit verleihe. Wohl lasse sich ähnlich röscher Stoff auch mit dem Holländer erzielen, allein die Pappe fiele dann nie so gleich mäßig aus. Wichtig sei auch noch, daß das Holz langsam bei geringem Druck (40—50 Stunden bei höchstens 1—2 Atm. Dampf) gedämpft (nicht gekocht) und auf sehr grobem Stein — sogenanntem Reißer — geschliffen werde. A. L.