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Nr. 7 PAPIER-ZEITUNG 225 Das, meine Herren, sind die Faktoren, die für das Natrium hypochlorit sprechen. Wir haben aber auch bei dem Calcium hypochlorit gewisse Vorteile: geringe Kosten, Beschwerung der Faser mit Kalksalzen, also Gewichtsvermehrung und Er höhung der Weiße durch Ablagerung von Gips und Kreide. Zum Schluß meiner Bleichbetrachtungen möchte ich in aller Kürze die Ursachen der Vergilbung aufzählen. Die Vergilbung wird immer gern auf die eine oder die andere Ursache zurückgeführt. Ich glaube, daß da eine ungeheure Mannigfaltigkeit besteht. Ich möchte zunächst nochmals die fettsauren Salze erwähnen. Ferner die Harzseifen, die vielleicht durch harzhaltigen Zellstoff erzeugt ■werden könnten. Ferner die organischen Chlorverbindungen und ganz besonders die Chloramine. Endlich ein schlechtes Auswaschen, und dann ein Ueberbleichen durch zu viel Bleich mittel, eine unvollendete Bleiche und zuletzt die eigentümliche Erscheinung, die bloß durch alkalische Reaktion hervorgerufen werden kann: daß nämlich bei etwas überschüssigem Alkali die Inkrusten in gelbgefärbte Bestandteile übergehen. Das ist es, meine Herren, was ich Ihnen über die Bleiche mitzuteilen habe. (Lebhafter Beifall. Klatschen) Vorsitzender: Ich möchte auch von dieser Stelle aus Herrn Prof. Schwalbe unseren verbindlichsten Dank aussprechen für seine lichtvollen, hochinteressanten Ausführungen, die uns eine Fülle von Stoff zum Nachdenken und zur Debatte geben. Ich möchte nur auf einige Punkte eingehen und daran er innern, daß die Gasbleiche ja immer mehr außer Anwendung gekommen ist, aber für bestimmte Zwecke in der Papierfabrikation auch heute noch angetroffen wird. Chlorgas in verflüssigter Form ist ein sehr bequemes Mittel zur Erzielung bestimmter Bleicheffekte. Ich habe erst kürzlich in einer Papierfabrik, welche ihren Zellstoff selbst herstellt, die Wiederaufnahme eines alten Gasbleichverfahrens angetroffen. Die von der Naßmaschine kommenden locker gewickelten Rollen mittleren Umfanges wurden in Stoffkästen aufgestapelt. Dann leitete man in die verschlossenen Kästen Chlorgas ein. indem die Menge unter Zuhilfenahme einer Dezimalwage, auf welcher die Chlorbombe stand, aufs einfachste genau abgemessen, d. h. gewogen wurde. Für feine Papiersorten genügte die erreichte Gleichmäßigkeit des Bleichgrades nicht, so daß Nachbleiche im Holländer folgen mußte, dagegen waren für viele Papiere die Rollen bis in den Kern genügend durchgebleicht, und es lassen sich ohne Zweifel bei geeigneter Veränderung des Arbeitsverfahrens weitergehende Effekte erzielen. Herr Professor Schwalbe ist dann auf die Nachbleiche des Stoffs in den Bleichkästen eingegangen und es wird ihn inter essieren, an die bewährte Methode der praktischen Papiermacher erinnert zu werden, welche darin besteht, daß der gebleichte Stoff eine Zeitlang mit der Bleichlauge im Stoffkasten verweilt, um möglichste Ausnutzung des Bleichmaterials zu erzielen, worauf die Lauge abgelassen wird, wodurch Luft in das Innere der Zellstoffasern eindringt. Schließlich wird zur Erzielung höchster Weiße ein einmaliges so schwaches Säurebad gegeben, daß die zum Abpumpen des Stoffes erforderliche Menge Verdünnungs wasser zur Beseitigung letzter Chlorreste genügt. Ferner ist von dem Herrn Vortragenden auf die außerordent lich schädliche Wirkung versalzter Flußwässer beim Bleichen . hingewiesen. Bei der Polemik gegen die Kaliwerke kann auf die unreparable Ausfällung gelöster Farbstoffe auf der Faser bei den Wasch- und Spülprozessen nicht ernstlich genug hin gewiesen werden. Der Schaden hohen Salzgehaltes von Fluß wasser ist ganz bedeutend. Ich glaube, es ist hier die Stelle, auf diese großen Schädigungen besonders hinzu weisen. Durch hohe Konzentration der Bleichlösung ist hier wenig zu tun. Man geht mit der Konzentration der Bleichlösung und der Stoffdichte im Holländer natürlich aus anderen Gründen so weit als möglich; aber die Wasch- und Spülwassermenge ist immer ganz enorm, und diese richtet den Schaden an. Ueber Erfahrungen mit Vakuumholländern wäre hier wohl gleichfalls Aussprache am Platze. (Zuruf: Der Gedanke ist ja nicht neu!) Meißner: Diese Holländer gibt es schon seit 30 Jahren. Neu ist aber die Vakuumpumpe. Lutz: Vor einiger Zeit ist ein Patent von Ehrhard Goßler in Frankeneck herausgekommen, der in den Bleichholländer auch seitlich Filterplatten einbaut. Durch Ziehen eines Ventils kann die Flüssigkeit dann abgelassen werden. Dorenfeldt: Ich möchte Herrn Prof. Schwalbe fragen, ob er die Ursache der sehr häufigen Erscheinung von Rostflecken ergründet hat, und warum im Holländer im ersten Stadium des Bleichens Harzflecke entstehen? Prof. Dr. Schwalbe : Es ist nur eine Vermutung von mir, daß z. B. die freien Harzsäuren im Stoff mit dem Erdalkali im Bleich wasser reagieren und dadurch harzsaure Magnesia oder harz saurer Kalk entstehen, die klebrige Beschaffenheit besitzen, und deren Partikel sich durch die Bewegungen des Propellers zu größeren Teilchen zusammenballen, die als Harzflecke im Papier sichtbar werden könnten. Schriftführer Ferenczi: Ich glaube, es wäre sehr interessant, wenn wir über diese Gasbleiche etwas Näheres hören könnten. Es liegt ja auf der Hand, daß, wenn man das flüssige Chlor, welches ein sehr billiges Abfallprodukt der chemischen Groß industrie ist, verwenden könnte, man sowohl der chemischen als der Papierindustrie einen Dienst erwiese. Aber es will mir scheinen, daß es unwirtschaftlich ist, wenn man das Chlorgas in Kammern leitet und dort postenweise den Stoff einträgt; denn das Chlor wird nicht vollkommen absorbiert, und man muß jedesmal lüften, um die gebleichten Rollen herauszunehmen und frische einzusetzen. Wenn sich diese Chlorgasbleiche bewährt, wie ich nach den Ausführungen des Herrn Dr. Müller annehmen muß, dann wäre es vielleicht zweckmäßig, wenn man das Chlorgas kontinuierlich auf die feuchte Zellstoffbahn, wie sie von der Zellstoff-Entwässerungsmaschine geliefert wird, einwirken lassen könnte. Fortsetzung folgt. Mehrlieferung Zum 988. Schiedspruch in Nr. 4 S. 116 Gegen die Entscheidung ist gewiß nichts einzu wenden. Es wäre aber sehr angebracht, einmal darauf hinzuweisen, daß ein Spielraum von 10 v. H., das sind bei 1000 kg = 100 kg, unter den heutigen Verhältnissen nicht mehr genügt. Es muß berücksichtigt werden, daß die Papierpreise von Jahr zu Jahr heruntergegangen sind, und der Papierfabrikant immer und immer wieder hat suchen müssen, zweckmäßiger zu arbeiten, um wenigstens einigermaßen auszukommen. Dazu gehört vor allen Dingen, daß die Maschinen breiten vergrößert und auch die sonstigen Maschinen für die Vor bearbeitung, namentlich Holländer und Bütten, in Verhältnis zu den großen Papiermaschinen gebracht werden mußten. Die großen Holländer bringen es aber mit sich, daß eine Menge auf einen Spiel raum von nur 100 kg nicht genau abgepaßt werden kann, wenn es sich um Sondersorten handelt, die hauptsächlich für einen einzigen Kunden hergestellt werden. Es wäre daher an der Zeit, daß die Ver kaufsbedingungen in bezug auf den Mengenspielraum bei Packpapier, für welches hauptsächlich die früheren Verhältnisse nicht mehr maßgebend sind, abgeändert würden. Solange dies aber nicht der Fall ist, ist dem Papierfabrikanten zu empfehlen, von vornherein bei Annahme und Bestätigung von Aufträgen sich einen größeren Mengenspielraum vorzubehalten. Papierfabrik Griechisches Harz Nach einem Bericht des österr. -ungar. Konsuls hat der Handel in griechischem Harz im Jahre 1910 wieder wesentlichen Aufschwung erfahren. Infolge der schlechten Harzernte in Amerika zogen die Preise stark an, infolgedessen zollte man dieser Ware größere Auf merksamkeit, und die Ausnützung bis dahin brachliegender Wälder wurde begonnen. Dies hatte aber zur Folge, daß die Pacht der Wälder durch Ueberbietung ungemein in die Höhe getrieben wurde, und da die Pachtverträge meistens für 5—10 Jahre abgeschlossen wurden, so dürften in späteren Jahren, wenn die Preise wieder ge sunken sein werden, die Folgen nicht ausbleiben. An Kolophonium wurden ausgeführt 4,3 Millionen Oka im Werte von 0,89 Millionen Frank gegen 1,6 Millionen Oka im Werte von 0,32 Millionen Frank im Jahre 1909. Deutschland bezog 1,8. England 0,5, Oesterreich-Ungarn 0,7, Italien 1,1, Holland 0,14, Rumänien 0,55 und Rußland 0,12 Millionen Oka. Diese für die griechischen Ver hältnisse hohen Ziffern wurden zum Teil dadurch erreicht, daß im Jahre 1910 infolge der schlechten Weinernte nur wenig Rohharz für die Weinbereitung verwendet und der größte Teil destilliert wurde. Neue Fabriken wurden nicht gegründet, dafür die bis jetzt bestehenden wesentlich vergrößert und verbessert. Die Destillation von Harz- und Terpentinöl ist noch sehr entwicklungsfähig, da noch sehr viele Wälder im Innern unbenutzt sind, so daß in späteren Jahren noch höhere Ziffern erreicht werden dürften. Achter internationaler Kongreß für angewandte Chemie in Washington und New York, September 1912. Die Regeln für Vor träge, deren Abhaltung, die darauf folgende Aussprache und Ver öffentlichung sind unserer Schriftleitung übersandt worden und können bei uns eingesehen werden. Auf Wunsch versenden wir sie auch leihweise.