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Herr P. Tiedtke in der Firma Hermann Otto Nachfolger, Zelluloid- und Luxuswarenfabrik in Berlin C 25, sandte eine Kalenderrückwand von 22x28 cm in Hochformat, deren vordere Seite mit einer hoch geprägten Zelluloidtafel bedeckt ist. Die Tafel zeigt in ornamentaler Umrahmung ein Genrebild, zwei Kinder, die einen Wassereimer tragen. Die Prägung ist stellen weise 1 cm hoch und vorzüglich ausgeführt. Ein kleiner Abreiß block ist unten in der Mitte aufgeführt. Sein Deckblatt besteht gleichfalls aus Zelluloid und trägt den Glückwunsch. Die Firma Brühl’sche Universitäts-Buch- und Steindruckerei in Gießen hat den Maler Jungnickel mit dem Entwurf von Wand kalender und Glückwunsch betraut, der für den letzteren eine Kindergruppe im primitiven Stil, etwa wie Wilhelm Busch, entwarf. Der Kalender selbst ist 56 x 39 cm groß, das Kalendarium ist aus einer kräftigen Grotesk gesetzt, und die dazu gezeichnete Umrahmung nebst Titel und Firma ist so kräftig gehalten, daß sich die Schrift noch gerade behaupten kann gegenüber der Wucht dieser Verzierungen. Auch die Schrift ist entsprechend wuchtig, das Ganze wirkt aber einheitlich und künstlerisch. Die vorzügliche Druckausführung auf feinem weißem Karton trägt wesentlich dazu bei. Der Kalender von Heedt & Ganss in Darmstadt zeigt deutlich die Ausstattung von Künstlerhand. Marcel Richter hat als Hauptschmuck für die Rückwand eine landschaftliche Dar stellung gewählt, die in farbigem Steindruck ausgeführt wurde. In einer Einfassung von Schwarz und Gold sieht dies Bild mit seinen frischen Farben sehr wirkungsvoll aus und wirkt durch aus bildmäßig. Unter dem Bilde haben Firma und Abreißblock passenden und ausreichenden Platz gefunden. Das Ganze sieht einheitlich aus, und durch die für Einfassung gewählten Farben Gold und Schwarz auf grauem Grund wird es sich „wohl von jeder Wand gut abheben. Der Kalender der Chr. Hostmann-Steinberg'sehen Farben- Fabriken G. m. b. H. in Celle ist wie seit mehreren Jahren als Ab reißkalender eingerichtet, dessen einzelne Blätter je 14 Tage umfassen. Zwischen diesen Blättern sind 12 Probedrucke ein geschaltet, die sämtliche gebräuchlichen Buchdruckverfahren umfassen. Als erstes Bild ist das Porträt des alten Inhabers der Firma, Heinrich Steinberg, in Mezzotinto-Druck von F. Bruck mann A.-G. in München eingefügt; Dreifarbendrucke, Auto typien in einfachen, Doppelton- und mehrfachen Farben gedruckt auf glatten, matten und rauhen Papieren, Vierfarbendrucke usw. wechseln in bunter Folge und geben schöne Proben von der Leuchtkraft und Ergiebigkeit der von der Firma angebotenen Farben. N ^Schadenersatzklage gegen den Schwedischen Buchdruckerverband Eine größere Anzahl Zeitungsverleger und sucndruckerei- besitzer Schwedens hatten gegen den Schwedischen Buchdrucker gehilfenverband wegen seiner Teilnahme am allgemeinen Ausstand im-Jahre 1909 Schadenersatzklage angestrengt, die damit begründet wurde, daß der Verband durch die Arbeitsniederlegung den gel tenden Tarifvertrag, der jegliche Arbeitseinstellung ausschließe, gebrochen habe. Das Stockholmer Rathausgericht erkannte durch Urteil im Jahre 1910, daß der Buchdruckerverband nicht verpflichtet sei, Schadenersatz zu leisten. Das freisprechende Urteil wurde u. a. damit begründet, daß der Tarifvertrag mit seiner Streikklausel, selbst wenn diese auf jenen Sympathiestreik Anwendung finden könne, keine gesetzlich bindende Kraft besitze. Gegen dieses freisprechende Urteil hatten die Kläger Berufung eingelegt, und jetzt hat das Hofgericht in Svea, als Berufungsinstanz, sein Urteil gefällt. Der Schwedische Buchdruckergehilfenverband wurde auch von diesem Gericht von der Schadenersatzpflicht frei gesprochen. Das freisprechende Urteil dieses Berufungsgerichtes wird damit begründet, daß aus dem Wortlaut des Tarifvertrages nicht klar hervorgehe, ob das für die Tarifdauer festgesetzte Streik verbot sich auf alle Arbeitseinstellungen oder nur auf solche bezieht, die mit Tarif Streitigkeiten Zusammenhängen, Der Paragraph lautet nämlich: „Während der Geltungsdauer der Tarife dürfen Aus sperrung, Boykott, Sperre oder Streik, offen oder maskiert, nicht angeordnet werden, sondern es sind Streitigkeiten durch das Tarifamt oder die Tarifredaktion zu entscheiden". Um Streitigkeiten zwischen den Buchdruckergehilfen mit ihren Prinzipalen handelte es sich aber bei der Arbeitseinstellung im Jahre 1909 nicht, sondern lediglich darum, durch die Stillegung der Druckereibetriebe die Sympathie der Buchdruckergehilfen mit der übrigen Arbeiterschaft zum Ausdruck zu bringen. *** Bronzeprägung auf Leder oder Kunstleder Nachdruck verboten Vor der Prägung auf Leder oder Kunstleder muß man sich davon überzeugen, ob und mit welchem Lack diese überzogen sind, und es ist empfehlenswert, von den Lieferanten sich darüber Gewißheit zu verschaffen, weil nicht entsprechende Prägefarben keine feste Haltbarkeit ergeben und nach dem Trocknen stück weise abspringen. Ist das Leder mit Spirituslack überzogen, so muß die Kleisterprägefarbe mit Spiritus gemischt werden, damit die Lackschicht gelöst und eine innigere Verbindung mit der Farbe herbeigeführt wird; ist das Leder mit Terpentinlack überzogen, so sind die Prägefarben mit Damarlack als Terpentinharzlösung anzureiben. Kleisterwasser — welches öfter empfohlen wird — kann bei mit Terpentinlack lackiertem Leder oder Kunstleder über haupt nicht verwendet werden, da an eine Haltbarkeit solcher Prägefarben nicht zu denken ist, denn selbst auf Stoffen mit unlackierten, dafür aber harten, geglätteten, glänzenden Flächen ist die mit Damarlack vermischte Farbe unbedingt vorzuziehen, denn diese verbindet sich fest mit der Fläche und hält beim Bronzeprägedruck die Bronzen ebenfalls fest, ohne daß sie an Schönheit und Hochglanz geschädigt werden, was bei Kleister wasser nicht immer der Fall ist. Für die zu bronzierenden Prägedrucke muß eine gelblich braune und der Bronze in der Nuance völlig gleichende chrom gelbfreie Unterdruckprägefarbe gewählt werden, und besonders die aus den Druckfarbenfabriken fertig gemischte aber ungeriebene, also firnisfreie Bronzeunterdruckfarbe für den Golddruck ist sehr gut geeignet, während Chromgelb schon deshalb gefährlich ist, weil man nie sicher geht, daß diese Farbe säurefrei ist, und auch ein geringer Säuregehalt die Bronzen oxydieren läßt, so daß mindestens eine Trübung des Hochglanzes nach längerer Zeit eintritt. Will man die Goldprägefarbe selbst zusammenstellen, so wird hierzu etwas Terra di Siena, heller Ocker und Neapelgelb in Pulverform benutzt, wobei die möglichste Uebereinstimmung mit dem Aussehen der Bronze erstrebt werden muß. Diese Farben sind vorerst mit dem Farbläufer ganz fein zu zermahlen, daß kein Körnchen mehr vorhanden ist. Dann erst setzt man soviel Damarlack hinzu, daß nach gründlichem Durchreiben auf einem Farbstein eine gut verstreichbare, aber niemals zu dünnflüssige Farbe entsteht, die je nach dem zu prägenden Stoff zäher oder leichter gehalten werden muß. Zum Verdünnen dient nur Damarlack, kein Terpentinöl. Je feiner die Farben gerieben sind, umso glätter und reiner fallen die Prägungen und Bronzierungen aus, und umso reiner bleiben die Prägeplatten, in die sich andernfalls die Farbenkörner festsetzen. Um rascheres Trocknen und sehr festes Haften der Bronze zu erzielen, kann den Farben etwa ein bis zwei Tröpfchen reines Drucksikkativ beigemischt werden; doch darf damit nur die Menge Farbe ver sehen sein, welche in etwa einem halben Tage bei ununterbrochener Arbeit verbraucht wird. Der Hauptteil der Farbe wird ohne Sikkativ in einem gut verschlossenen Behälter verwahrt. Die Prägestempel müssen vor längeren Arbeitspausen mit etwas Terpentin und weichen Lappen oder einem Bürstchen gut von Farbe gereinigt werden, um das Antrocknen der mit Sikkativ vermischten Farbe zu verhindern, was hauptsächlich in den feinsten Stellen, Punkten usw. der Gravierungen leicht ge schieht. Als Bronzen sollen nur die feinsten, d. h. schmierig gemahlenen Hochglanzsorten, niemals die geringeren Etiketten bronzen Verwendung finden, denn wenn eine nicht ganz ein wandfreie Prägefarbe, z. B. Chromgelb, gebraucht wird, dann kann sich das Blindwerden der billigen Bronzen sehr rasch ein stellen, was jedoch auch bei unreiner Luft ebenfalls geschehen kann. Das Aufträgen der Bronze auf die Prägedrucke geschieht möglichst sofort nach dem Prägen mittels größeren weichen Pinsels, weil die Farbe ziemlich rasch vertrocknet. Nach etwa % Stunde ist der Bronzeüberschuß vorsichtig abzustauben und die Prägung mit einem ganz weichen Tuche durch gelindes Reiben nachzupolieren, wodurch erst der eigentliche Hochglanz erreicht wird, doch ist statt dessen das Hochprägen mit der mit Stanniol überdeckten Platte vorzuziehen. Ist dagegen das Leder mit Spirituslack überzogen, dann ist das Kleisterwasser in ziemlich verdünntem Zustande anzuwenden und darf nur aus frisch zubereitetem Kleister hergestellt sein, da sauer gewordener alter Kleister die Bronze ungünstig be-